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Blogkino: "Millions of Us" (1936)

Im Rahmen unserer Reihe "Blogkino" zeigen wir heute den 1936 entstandenen Film "Millions of Us".

Im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise und ihren katastrophalen Folgen vor allem für die Arbeiterklasse und die Landbevölkerung entwickelte sich in den USA eine schnell wachsende radikale Sozialfilm- und Fotobewegung, die sich unter anderem in der Film and Photo League organisierte.

Damals wie heute waren die Massenmedien in der Hand von Medienkonzernen und publizierten nicht nur hinsichtlich der sozialen Kämpfe vor allem ein Gemisch aus Halbwahrheiten, Verdrehungen und desorganisierenden Beiträgen. Dagegen sollten mit selbstproduzierten und mit damals erstmals erhältlichen, relativ günstigen Handkameras diese Kämpfe aus der Sicht der beteiligten Arbeiter nicht nur dokumentiert sondern auch als Beitrag zur Selbstorganisierung genutzt werden. Ein Beispiel ist der halbdokumentarische Film "Millions of Us" in dem ein verzweifelter Arbeitsloser beinahe zum Streikbrecher wird, aber sich aufgrund der Auseinandersetzung mit einem Gewerkschafts "Organizer" eines besseren besinnt.

Die Wirkung dieser Filme war übrigens nicht zu unterschätzen, wer sie zeigte wurde im Auftrag des Kapitals von "Union Busters" und anderen verfolgt. So wurde der Sozialist Herbert Harris in Dallas wegen der Vorführung des Films geteert und gefedert.

Auch wenn die Tonspur bei dem Film fehlt, ist er doch ein einzigartiges historisches Dokument. Daher zeigen wir heute die Fassung mit dem passenden und vor allem in Teil 2 unbedingt hörenswerten Soundtrack von "The Blairs"

Teil 1:

Teil 2:

Karlsruhe - 19. Mai : Entscheidung wurde vertagt

Nach der bundesweiten Demonstration in Karlsruhe im Vorfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm erhielt der Anmelder einen Strafbefehl über 4800 Euro, weil er nicht ausreichend für die Durchsetzung der Auflagen gesorgt haben soll.

Zur Fotoserie : Demonstration in Karlsruhe am 19.05.2007

Die Anklage ist ein weitreichender Angriff auf das Demonstrationsrecht. Wer würde in Zukunft es noch wagen, eine Demonstration anzumelden? Gestern fand in Karlsruhe der erste Verhandlungstag in der juristischen Auseinandersetzung um diese Frage statt. Das Bündnis Kampagne 19. Mai veröffentlicht dazu die folgende Presseerklärung:

Entscheidung wurde vertagt - weiterer Prozesstag am 19.6.08

Karlsruhe, 2. Juni 2008. Das Interesse war groß: Bereits um 9 Uhr versammelten sich ca. 40 UnterstützerInnen des Angeklagten bei einer Kundgebung vor dem Amtsgericht. Schon zu Prozessbeginn gegen 9.30 Uhr war der Saal III des Amtsgerichts überfüllt und zusätzliche Stühle mussten besorgt werden.

Um die Anklage zu stützen (im Widerspruch zur damaligen Presseerklärung der Polizei und der Einschätzung ihres Einsatzleiters), zeichneten die Polizei-Zeugen das Bild einer gewalttätigen Versammlung. Zusätzlich zur Demonstration im vergangenen Jahr versuchen Teile der Polizei nun offenbar auch noch den laufenden Prozess zu eskalieren.

Die als Zeugen geladenen DemonstrationsteilnehmerInnen vermittelten dem Richter jedoch ein anderes Bild der Versammlung von vor einem Jahr. Sie bestätigten die Schilderungen des Angeklagten, er habe sich für die Einhaltung der Demo-Auflagen eingesetzt. In der Folge deutete Richter Neuberth an, dass eine mögliche Strafe weit unterhalb der von der Staatsanwaltschaft geforderten 160 Tagessätzen liegen wird.

In Anbetracht der präventiv-repressiven Signalwirkung, die eine Verurteilung auf künftige VersammlungsleiterInnen hätte, kann dem Grundrecht auf Versammlungsfreiheit nur ein Freispruch gerecht werden.

Nächster Verhandlungstag und Urteilsverkündung am 19.6.2008, 13 Uhr, Saal IV im Amtsgericht Karlsruhe.

ein traum, ein leben

wie ein traum
würde ich zwischen den sternen
fliegen mit den wolken,
zu einem stern werden
und licht streuen,
zu einer wolke werden
wie der regen regnen,
zu flüssen werden
klar und rein
in die meere
fließen,
und dann ein ozean werden,
heran brausen
wie neue epochen,
ein neuer mensch,
mit dem feuer einer neuen kultur,
als neue menschen,
die unter demselben himmel
denselben himmel anblicken,
wie ein traum
würde ich in den himmel fliegen,
dieser traum,
ist ein leben
eine liebe
eine neue welt.

(Mustafa Atalay, 16.05.2007)

4. Internationale Gewerkschafterkonferenz in Gönen/Balýkesir abgeschlossen

Mehrere hundert Gewerkschaftsaktivisten aus zahlreichen europäischen, lateinamerikanischen und osteuropäischen Ländern, vom Vertrauensmann über Shopstewards, Betriebsräte bis hin zu Gewerkschaftsvorsitzenden kamen zwischen dem 23. bis 25. Mai 2008 zur inzwischen 4. internationalen Gewerkschafterkonferenz zusammen.

Das auf Initiative von türkischen und griechischen Gewerkschaftern entstandene Treffen fand zum 4. Mal statt. Tagungsort der ca. alle 2 Jahre stattfindenden Konferenz war diesmal die Bildungsstätte „Kemal Türkler“ der Gewerkschaft „DISK“ in Gönen/Balýkesir.

Bilderserie: Die Bildungsstätte „Kemal Türkler“ der Gewerkschaft „DISK“

Aufgerufen zum dem Treffen wurde unter anderem durch eine von zahlreichen Unterstützern unterzeichnete Erklärung. Beschäftigt werden sollte sich mit den Herausforderungen an die Gewerkschaftsarbeit unter den Bedingungen der „neuen Weltordnung“ und der „Globalisierung“. Durch die neoliberale ideologische Begleitmusik für die Organisierung der Arbeiterbewegung zur Durchsetzung ihrer Interessen entstehen für die international kaum vernetzte internationale Gewerkschaftsbewegung neue Probleme. Insbesondere die allgegenwärtige Propaganda der angeblichen Alternativelosigkeit des Kapitalismus dient der Zersetzung des Klassenbewußtseins der Arbeiter. Dabei wirft die gegenwärtige Finanzkrise und verschiedene Krisenerscheinungen ein Licht darauf, wie es wirklich um das einzig wahre Gesellschaftssystem steht.

Die gegenwärtige Gewerkschaftspolitik kann keine ausreichenden Antworten auf diese Probleme geben. Das war die Erfahrung der meisten Teilnehmer. Der Wunsch, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu helfen, kam daher auch im Motto „Wir müssen zusammenkommen“ zum Ausdruck.

Prägend für zahlreiche der gehaltenen Beiträge waren die konkreten Erfahrungen, die die Gewerkschafter in ihren jeweiligen Ländern machen. Die Maßnahmen des internationalen Monopolkapitals zur Umsetzung der „Lissabon Strategie“ gleichen sich. Die Hauptlast für die Konsequenzen dieser Politik tragen weltweit insbesondere die Frauen, die Jugend und die Migranten.

Hinsichtlich der Privatisierung vormals öffentlichen Eigentums, sozialen Kahlschlags im Bildungs-, Renten- und Gesundheitssystem wie auch gegen die Angriffe auf die Arbeitslosenversicherungen erwarteten die meisten Arbeiter eine konsequente Haltung ihrer Gewerkschaften. Auch in den meisten außereuropäischen Ländern haben es die Belegschaften mit internationalen Konzernen zu tun.

Bilderserie: Plenum

Vor allem diese sind die Profiteure der Lissabon Strategie und kombinieren ihre Maßnahmen zur Profitmaximierung durch Flexibilisierung und Verlängerung der Arbeitszeit mit Lohnraub und einer Verschärfung der Ausbeutung. Sie lassen diese Maßnahmen politisch und juristisch durch die jeweiligen Regierungen flankieren.

Meistens bekamen sie es jedoch mit einer geradezu reflexartigen Defensivhaltung des bürokratischen Gewerkschaftsapparates vieler Gewerkschaften zu tun. Statt die Kämpfe als Bestandteil des Klassenkampfes zu verstehen und zu führen erschöpfte sich deren Widerstand in der Regel in symbolischen Aktionen, dem Verzicht auf die Mobilisierung der Masse der Bevölkerung und dem Verzicht auf bzw. die Verhinderung der Entwicklung gemeinsamer Kämpfe der verschiedenen betroffenen Bevölkerungsgruppen. Ein international aufgestellter und agierender Gegner braucht jedoch international koordinierte und geführte Kämpfe.

Bilderserie: Arbeitsgruppe

Die Teilnehmer der Konferenz verarbeiteten ihre Erfahrungen neben der Diskussion im Plenum auch in mehreren Arbeitsgruppen zur Koordinierung internationaler Gewerkschaftkämpfe, der Rolle der Frauenarbeit in den Gewerkschaften usw.

Iranische Teilnehmer berichteten in der Arbeitsgruppe: „Internationale Gewerkschaftsarbeit und Klassenkampf“ von ihrer Arbeit unter illegalen Bedingungen. Beispielsweise werden Arbeitsverträge in einer Bekleidungsfabrik, die bisher auf 1 Jahr befristet wurden nur noch für einen Monat gelten. Proteste dagegen wurden durch die Polizei gebrochen, die Streikführer nicht mehr eingestellt. Aktuell am Laufen ist ein Streik für die Auszahlung der Löhne in der Rohrzuckerfabrik Haft Tapeh, wo über 3000 Arbeitern seit 3 Monaten der Lohn vorenthalten wird. Neben der Forderung nach Bezahlung des Lohnes steht die nach dem Recht für die Gründung einer Gewerkschaft. Siehe auch den Aufruf des “Committee for re-launching the Haft Tapeh Sugar Cane Company-™s trade union-.

Tunesische Kollegen berichteten von der zunehmenden Einschränkungen grundlegender demokratischer Rechte und Freiheiten, die die Regierung im Verein mit dem nationalen und internationalen Kapital und oft mit Unterstützung der Gewerkschaften durchzusetzen versucht. Post und Telekommunikationsunternehmen wurden auch hier privatisiert. Nach 5 Jahre andauernden Widerstand wurden Kämpfe dagegen nach dem Motto: „Kommunist = Atheist = Terrorist“ diffamiert, kämpferische Gewerkschafter, die führend an den Auseinandersetzungen beteiligt waren, inhaftiert. Während das Land von einer auf über 30% gewachsenen Arbeitslosigkeit geprägt ist gibt es im Süden in den Phosphorminen breite Proteste gegen steigende Preise, die ebenfalls gegen die Gewerkschaftsbürokratie durchgesetzt werden mussten.

Bilderserie: Kollege von Yörsan

Besondere Aufmerksamkeit richtete sich auf die leidenschaftlich vorgetragenen Berichte kämpfender Belegschaften, wie beispielsweise des Milchproduktherstellers „yörsan“. Dort wurden 400 Beschäftigte entlassen, weil sie sich in ihrem Unternehmen gewerkschaftlich organisiert hatten. Da die betroffenen Arbeiter weiterhin Mitglieder der Lebensmittelgewerkschaft Tek Gida-Is bleiben wollen protestieren sie seit mitlerweile über 172 Tagen mit Hilfe der Bevölkerung für ihre gewerkschaftlichen Rechte.

Von der Schließung der Selah-Werft in Tuzla betroffene Arbeiter berichteten von ihrem Kampf gegen die mörderischen Arbeitsbedingungen, denen in den letzten Jahren 92 Arbeiter zum Opfer fielen. Um die Solidarität zu zersetzen und zu spalten wird die Gewerkschaft Limter-Is als "verlängerter Arm" der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK bezeichnet. Dabei spielen die Medien auch hier eine wesentliche Rolle. Hauptsächliches Sprachrohr zur Zersetzung und Spaltung ist für die streikenden Kollegen dabei die weltweit vertriebene türkische Tageszeitung „Hürriyet“, die laut dem Vorsitzenden der Werftarbeitergewerkschaft Limter-Ä°ÅŸ, Cem Dinc, hierbei auch eine wesentliche Rolle spielt: "Sie versucht mit allen Mitteln unsere Arbeit zu torpedieren", zieht Dinc einen aktuelles Fazit der derzeitigen Lage.

Trotz dieser schwierigen Bedingungen bereiten die Arbeiter aktuell einen Streik und Protestaktionen am 16. Juni vor. Von der Konferenz geht der Aufruf zum Durchbrechen der Medienzensur ebenso wie zur Entwicklung einer weltweiten Solidariät mit den Kollegen an diesem Aktionstag aus.

Das Problem der nationalen und ethnischen Spaltung durch Staat und Unternehmer wurde nicht nur in Bezug auf die Frage des Rechtes des kurdischen Volkes auf Selbstbestimmung, die vom türkischen Staat und Unternehmen zur Spaltung der Arbeiterklasse genutzt wird, erörtert.

Herausgearbeitet wurde, daß diese Spaltungsmethode auch in anderen Ländern gemacht wird, aber auch, daß jegliches Zurückweichen vor einem konsequenten antifaschistischen und antirassistischen Kampf fatale Folgen haben kann. Das wurde sowohl anhand des Beispiels des Thüringer ver.di Aktivisten Angelo Lucifero, der von seinen zuständigen Gewerkschaftsführern im Stich gelassen wurde sowie am Beispiel Hamburgs, wo die örtliche DGB Führung lange Zeit die geplante NPD Demonstration nicht einmal gegenüber der Mitgliedschaft bekannt machte diskutiert.

Bilderserie: Präsidium

Der 2. Tag wurde von einem Bericht des Vorsitzenden der griechischen kommunistisch orientierten Gewerkschaftsfront PAME unter anderem von Erfahrungen aus dem Kampf gegen die Zerschlagung des seitherigen Rentensystems, vom Kampf gegen die Privatisierung der Containerterminals in Häfen Piräus und Thessaloniki aber auch von dem der Saisonarbeiter auf den Erdbeerplantagen eingeleitet.

Ein irakischer Gewerkschaftsaktivist verarbeitete -“ unterbrochen von Rufen: „Mörder USA -“ raus aus dem mittleren Osten!“ „Irakische Menschen -“ Ihr seid nicht allein!“ die Erfahrungen, die dort vor allem auf den Ölfelden vor dem Hintergrund der U.S. Besatzung von den Kollegen gemacht werden. Die Ölkonzerne verdrängen auch dort bewußt die Arbeiter durch phillipinische Arbeiter. Auch im Irak wird versucht, die Gründung kämpferische Gewerkschaften zu verhindern.


Von der Entwicklung neuer Methoden in der Gewerkschaftsarbeit berichtete ein britischer Gewerkschaftsaktivist. Anhand der Erfahrungen bei der Organisierung von Beschäftigten in der Nahrungsmittelindustrie, wo die Gewerkschaftsaktivisten durch Sprachprobleme der internationalen Zusammensetzung der Belegschaften konfrontiert und durch teilweise völlige Rechtlosigkeit der Beschäftigten herausgefordert sind waren neue Wege gefragt. Neben der Beratung bei Behördengängen, Sprachkursen, Hilfe bei der Formulierung von Forderungen usw. geht es darum den teilweise unter Sklavenhalterbedingungen gehaltenen Beschäftigten zu Würde zu verhelfen. Beispielsweise durch „No Bullying“ Aktionen, bei dem es darum geht, dem Chef die rote Karte zu zeigen, wenn diese versuchen, Beschäftigte durch Mobbing gegenseitig auszuspielen.

Bilderserie: Aktivist aus London

Es wurden auch Aktionen entwickelt, in denen mit „Flashmob“ ähnlichen Aktionen die Kunden der Restaurants, Hotdogbuden usw. auf die Zustände aufmerksam gemacht wurden. Die Aktionen gehen so lange, bis der Chef klein beigibt und beispielsweise „Equal Payment for equal Jobs“ - gleichen Lohn für gleiche Arbeit zahlt. Die weitgehend rechtlosen Migranten geraten so nicht so sehr in die Gefahr, ihren Job zu verlieren. Aber auch hier gibt es besondere Probleme: Tarifverhandlungen, die von „gelben“ Gewerkschaften unterboten werden, sind ebenso wie die „Union Busters“ mit denen die Gewerschaften zerschlagen werden sollen ein Problem, das gelöst werden muss.

Russische Teilnehmer berichteten von den Erfahrungen, die die Kollegen mit dem Aufbau der Gewerkschaften, die sich von denen in der ehemaligen Sowjetunion unterscheiden. Nach Angaben der Kollegen sind über 10 Millionen Arbeiter organisiert, jedoch gibt es Betriebe, in denen mehrere Gewerkschaften gegeneinander arbeiten. Gleichzeitig ringen 50-60 Parteien mit kommunistischem Anspruch um Einfluß bei den KollegInnen, was oft für Probleme bei der Orientierung sorgt.

Bilderserie: Olaf Harms, Hamburg

Gewerkschaftsaktivisten aus Deutschland berichteten neben aktuellen Kämpfen bei ver.di und um die Rente mit 67, gegen die Vernichtung von Arbeitsplätzen auch von den konkreten Erfahrungen, die sie mit dem neuen Entlohnungssystem ERA gemacht haben. Dieses wird in einem Teil der Betriebe von den Unternehmern als Lohnsenkungsprogramm genutzt. Zunehmend werden feste Arbeitsplätze durch Leiharbeiter und Subunternehmen ersetzt. Auch hier entwickeln sich Gewerkschaftsfunktionäre oft als „Bremse in der Organisierung des Protestes“ der Kollegen. Als Negativbeispiel galt Nokia, wo der Kampf der KollegInnen abgewürgt wurde, obwohl sich sofort eine weltweite Solidaritätswelle entwickelte und mit den Kollegen bei Opel eine kampferprobte Belegschaft in den Startlöchern stand.

Diese verlorenen Kämpfe werden weltweit genutzt zur Demoralisierung der Arbeiter. Die Konsequenz, nicht auf die Gewerkschaftsführungen zu vertrauen, sondern diese womöglich in die Pflicht zu nehmen und vor allem selbst aktiv zu werden wurde auch hier gezogen.

Verschiedene Beiträge gab es zum 1. Mai in der Türkei, der dort kein arbeitsfreier Feiertag ist. Mit Panzerwagen, Tränengas und Knüppeln hatte die Polizei in Istanbul Demonstrationen zum 1. Mai aufgelöst. Eine Versammlung auf dem zentralen Taksim Platz wurde verboten - die Gewerkschaften wollten trotzdem demonstrieren. Empörung gab es darüber, daß der TURK-IS Vorstand den Polizeiangriffen nichts entgegensetzte. Trotzdem nahmen tausende von KollegInnen an Maiaktivitäten teil.

Abgeschlossen wurde der 2. Tag mit der Diskussion einer Abschlußerklärung, in der die Erfahrungen der Konferenzteilnehmer zusammengefaßt und erste Konsequenzen gezogen wurden. Wir dokumentieren die Erklärung, sobald sie in einer authorisierten Fassung vorliegt.

Die Teilnehmer aus Deutschland haben vereinbart, in Kontakt zu bleiben und die Durchführung einer der nächsten Konferenzen in Deutschland zu überlegen.

München: "Black is beautiful" - Demonstration für Versammlungsfreiheit

Weit über 2000 Menschen haben gestern in München ideenreich, lautstark und kämpferisch gegen gegen die geplante Verschärfung des bayerischen Versammlungsrechtes demonstriert.

Bilderserie: Antikapitalistischer Block

Mit diesem neuen Gesetz werden Versammlungen noch stärker polizeilicher Kontrolle und Schikane unterworfen und zugleich bisher rechtswidrige Praktiken der Polizei und Behörden gesetzlich verankert. Dazu fasst das Wiki Demorecht zusammen:

• Eindringen des Staates bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen.

• Polizei darf bei allen Versammlungen „Übersichtsaufnahmen“ erstellen, die auch ausgewertet und beliebig lange gespeichert werden dürfen.

• VersammlungsleiterInnen und OrdnerInnen werden zu „Hilfspolizisten“ gemacht und können von Behörden und Polizei sogar als „ungeeignet“ oder „unzuverlässig“ abgelehnt werden.

• Zukünftig ist ein Versammlungsverbot auch möglich, wenn „Rechte Dritter unzumutbar beeinträchtigt“ werden.

• Der neu eingeführte Begriff des „Militanzverbots“ gibt der Polizei die Handhabe, gegen Demonstrationen oder TeilnehmerInnengruppen vorzugehen, wenn sie den „Eindruck von Gewaltbereitschaft“ vermitteln und “einschüchternd- wirken.

• Durch die Einführung neuer Straftatbestände wird die Leitung von Versammlungen zum unkalkulierbaren persönlichen Risiko.

Der Demoaufruf des Bündnisses stellt heraus:
Das neue Versammlungsgesetz, das die Bayerische Staatsregierung noch vor der Sommerpause im bayerischen Landtag abstimmen lassen will, liest sich wie die Erfüllung aller polizeistaatlichen Wunschträume.

Dieses Gesetz fügt sich nahtlos ein in eine ganze Reihe von Gesetzen, die der Überwachung und Bespitzelung dienen, wie dem polizeirechtlichen Lauschangriff, der Kennzeichenerfassung und der Speicherung und Aufzeichnung der Telekommunikation.

Sollte das "Versammlungsgesetz" durchgewunken werden, befürchteten verschiedene Redner, daß es nicht lange dauern wird, bis diese und ähnliche Repressionsinstrumente auch in anderen Bundesländern ausgebaut werden. So erhielt in Baden - Württemberg der Anmelder der friedlich verlaufenen Demonstration gegen die mittlerweile vom Bundesgerichtshof als rechtswidrig eingestuften Ermittlungen und Razzien der Bundesanwaltschaft im Vorfeld des G8 -Gipfels in Heiligendamm einen Strafbefehl von 160 Tagessätzen zu je 30 Euro. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe wirft ihm vor, gegen das Versammlungsgesetz verstoßen zu haben, weil einzelne TeilnehmerInnen die Auflagen nicht ausreichend beachtet hätten.

Zu der Demonstration rief ein breites Bündnis unterschiedlichster Organisationen "links von der CSU" auf.

Daß in den bürgerlichen Medien der Eindruck erweckt wurde, die FDP sei eine oder gar die führende Kraft bei den heutigen Protesten kommt eher einem krampfhaften Versuch gleich, eine bestimmte Einheit unterschiedlichster politischer Kräfte in dieser einen Frage zu spalten. Daß es in anderen politischen Bereichen genügend Widersprüche unter den beteiligten Kräften gibt, ist hinreichend bekannt. Daß die Einheit in der Frage der Beurteilung verschiedener Seiten des Versammlungsrechtes sich auch auf andere politischen Themen übertragen könnte - genau das wird von den Urhebern des reaktionären Versammlungsgesetzes befürchtet. Diese Berichterstattung sollte daher nicht zu einem absoluten Maßstab für die zukünftigen Proteste gemacht werden.

Bilderserie: Clownarmy in Aktion

Bei meinen Vorschaubildern zeige ich eigentlich immer gerne die Aktivitäten vieler Menschen. Das obere Bild soll ausdrücken, daß es auch auf jede(n) einzelne(n) ankommt, demokratische Rechte, die nicht vom Himmel gefallen sind, zu verteidigen.

Aus Protest gegen drohende Abschiebung und Lagerzwang, gegen die Kriminalisierung der kurdischen Befreiungsbewegung und für das Recht auf freie politische Betätigung für alle politisch aktiven MigrantInnen ging Mahmut Yilmaz mit Freunden zur Demonstration. Am 28. Juni findet ab 13:00 ab dem Stachus zum Innenministerium eine Demonstration gegen Abschiebungen statt.

Bilderserie: Mahmut Yilmaz

Karlsruhe: Kundgebung für Demonstrationsrecht am 2.6.2008

Nach der bundesweiten Demonstration in Karlsruhe im Vorfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm erhielt der Anmelder einen Strafbefehl über 4800 Euro. Er soll nicht ausreichend für die Durchsetzung der Auflagen gesorgt haben. Die Anklage treibt die Deformierung des Demonstrationsrechts auf die Spitze. Bei einer Verurteilung wäre jede Demoanmeldung ein unkalkulierbares Risiko!
Wir wehren uns gegen die zunehmende Praxis der Behörden, Demonstrationen bereits im Vorfeld mit schikanösen Auflagen zu belegen und durch das Auftreten von Polizeihunderschaften zu kriminalisieren.

Für selbstbestimmte Protestformen!
Gegen die Anklage!
Für das Demonstrationsrecht!


Weitere Informationen

Unser Bericht und Fotos von der Demonstration

Studie: Wissenschaft und Behörden von Gentechnik-Lobby unterwandert

Bei Lobbycontrol wird auf die Studie "How public are the public research lobbyists of PRRI?" der Nichtregierungsorganisation Corporate Europe Observatory hingewiesen, in der aufgedeckt wird, wer hinter der angeblich wissenschaftlich unabhängigen "Public Research and Regulation Initiative (PRRI)" steckt. Die PRRI gibt an, tausende Forscher unterschiedlichster Einrichtungen zu repräsentieren. Sie ist auch bei der 9. Vertragsstaatenkonferenz des UNO-Übereinkommens über die biologische Vielfalt und der wissenschaftlichen Vorkonferenz vertreten. Führendes Mitglied der PRRI ist Gerard Barry, der früher für den Gentech-Konzern Monsanto arbeitete. Willy de Greef, Vorstandsmitglied von PRRI, wurde kürzlich zum Generalsekretär des Lobbyverbandes EuropaBio gewählt, der in Europa die Interessen der Gentechnik-Industrie vertritt. Finanziert wird die Initiative u.a. von Monsanto, CropLife International und der Organisation ISAAA, die in Entwicklungsländern für die Verbreitung von Gensaatgut wirbt.

Siehe auch:
"Earth Negotiations Bulletin" Vol.9 Nummer 440 vom 16.5.2008
"Planet Diversity and the Convention on Biodiversity. An Impression" Beitrag von Johan Diels vom 21.05.2008

Via Attac-Agrarnetz

Samstag, 31.5.2008: "Black is beautiful"



Via http://versammlung.blogsport.de


Weitere Informationen

Der kommentierte Gesetzesentwurf befindet sich bei verdi München.

Links gekapert beim Piratenblog:

Erstklassig

Ich muss mal wieder Werbung für die CDU machen:
“Diejenigen, die den deutschen Wohlfahrtsstaat finanzieren und stützen, müssen in diesem Land wieder mehr Einfluss bekommen. Die Lösung könnte ein doppeltes Wahl- und Stimmrecht sein.-
(Laut NTV ein "origineller Vorschlag"von Gottfried Ludewig, RCDS)

Bei fakt gibt es die passende Grafik dazu.
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