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Filmtipp: "Max Manus"

Nach dem politisch korrekten, aber vielleicht ein klein wenig überdrehten Tarantino Streifen "Inglourious Basterds" zieht mich ein etwas realistischer Film ins Kino. Via "alternative Dresden News" gibt es eine Empfehlung für den Film “Max Manus-. Selbiger "dreht sich um eine der schillernsten Figuren des norwegischen Widerstandes. Erzählt wird die Geschichte des 1996 in Spanien gestorbenen norwegischen Widerstandskämpfers Máximo Guillermo Manus der im Zweiten Weltkrieg in Norwegen zusammen mit Gunnar Sønsteby einer der führenden Köpfe der so genannten Oslogjengen (Oslobande) war. Er war beteiligt an zahlreichen Sabotageaktionen und Spezialist für Anschläge auf Kriegsschiffe."

Der Film startet ab 11.02.2010, also passend.

Howard Zinn ist tot

"Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt drauf an, sie zu verändern." Karl Marx,  Frühjahr 1845

Nach dieser bekanntesten, der 11. These über Feuerbach lässt sich Leben und Werk von Howard Zinn,  Historiker an der Bostoner Universität und politischer Aktivist, früher Gegner des US - "Engagements" in Vietnam wohl beschreiben.

Er starb gestern während einer Reise in Santa Monica, Kalifornien mit 87 Jahren an einem Herzinfarkt. Sein hierzulande bekanntestes Buch "Eine Geschichte des amerikanischen Volkes" brachte für viele Licht in das Dunkel des sogenannten "American Way of Life".

Noam Chomsky würdigte gestern seinen "wichtigen Beitrag zur amerikanischen intellektuellen und moralischen Kultur". Er habe in "unvergleichlich und in positiver Hinsicht das Gewissen von Amerika" repräsentiert.

Howard Zinn betrat mit "A People's History of the United States" Neuland in der Geschichtsschreibung der Vereinigten Staaten, die auch außerhalb der USA oft nur als von Kriegs- und Heldengeschichten geprägte Geschichtsschreibung erscheint.

Dem setzte er bewusst seine Geschichte des amerikanischen Volkes entgegen. Es geht um die Indianer, die Schwarzen, die Frauen, die Einwanderer -“ kurz: die Unterdrückten und Benachteiligten der Geschichte. Diese waren vom Beginn der Kolonialisierung an bis heute mit harten und blutigen Klassenauseinandersetzungen konfrontiert.

Im Kapitel “Die "Umsiedlung" der Indianer und der Krieg gegen Mexiko” beleuchtet er deren historische Hintergründe: "(...) Ende des 18. Jahrhunderts wächst die Bevölkerung der Vereinigten Staaten immer schneller. Weiße Siedler und reiche Spekulanten begehren das Land der Indianer. Howard Zinn erzählt in Band 3 der Geschichte des amerikanischen Volkes, wie die Vereinigten Staaten die Stämme der Creek, Cherokee, Choctaw und Seminolen immer weiter in den Westen vertreiben. Mit falschen Versprechungen, Betrug und Gewalt zwingen Präsident Jackson und die Regierungen der einzelnen Staaten die Indianer, Abkommen zu ihrer Umsiedlung zuzustimmen. Das neue Land soll ihnen gehören, "so lange Gras wächst und Wasser fließt", doch diejenigen, die unterwegs nicht an Hunger oder Krankheit sterben, müssen auch dort Baumwollplantagen, Industrie und Eisenbahnlinien weichen. (...)"

Keine Spur Wildwestromantik also, sondern materialistische Analyse, die zudem spannend geschrieben und übersetzt wurde. In dem 690 Seiten starken Buch wird der Bogen der amerikanischen Geschichte von Columbus bis zur Ära Clinton gespannt. Eine kurze Zusammenfassung des Buches gibt der von Viggo Mortensen gesprochene und mit Grafiken von Mike Konopacki versehene Video:



Es gehört auf jeden Fall in die Hände all derjenigen, die hinter die Kullissen blicken wollen und vor allem einen etwas anderen Blick auf die amerikanische Gesellschaft und wie diese funktioniert (oder auch nicht) werfen wollen. Und welche Perspektiven sich daraus ergeben.

"There is no act too small, no act too bold. The history of social change is the history of millions of actions, small or large, coming together at points in history and creating a power, that governments cannot surpress." (Via "Antagonista Propaganda Collective")

Welche Folgen der Tod von Zinn für die fortschrittlichen Kräfte in den USA haben wird, lässt sich noch nicht absehen.

In seinem beim Verlag Schwarzer Freitag erhältlichen Buch wird sein Werk weiterleben. (Leider existiert der Verlag nicht mehr, das Buch ist ab und zu antiquarisch erhältlich).

Howard Zinn presente!

Mehr über Howard Zinn:
• Das Zinn Education Project führt die Arbeit Howard Zinns fort.
• Webseite des Autors
Voices of a people's history
• People Speak bei History
• Die New York Times mit einer Würdigung
• Bill Moyers führte ein Interview mit Howard Zinn
"Widerstandschronik" eine Besprechung bei der "jungen Welt"
• Ein älterer kurzer Buchtipp: Howard Zinn - Eine Geschichte des amerikanischen Volkes

Buchvorstellung: Stuttgarter NS-Täter. Vom Mitläufer bis zum Massenmörder

Hermann G. Abmayr und Karl-Horst Marquart stellen das Buch "Stuttgarter NS-Täter" vor

Donnerstag, 28.01.2010, 20.00 Uhr

Stuttgart | Infoladen-Ost (Falken-Büro), Wagenburgstr. 77

Die Liste der NS-Täter mit Stuttgart-Bezug ist lang. Mit Ausnahme von Ferdinand Porsche sind fast alle in diesem Buch vorgestellten Männer nahezu unbekannt. Es sind Richter, Ärzte, Unternehmer, Gemeinderäte, Gestapo-Leute, KZ-Aufseher oder Denunzianten. Viele von ihnen waren nicht nur lokal bedeutsam, sondern auch reichsweit oder in den von Deutschland besetzten Gebieten.

Herausgeber Hermann Abmayr stellt das Buch vor. Karl-Horst Marquart, Arzt am Gesundheitsamt in Stuttgart und Mitglied des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen “Euthanasie- und Zwangssterilisation, stellt den Fall Karl Lempp dar, verantwortlich für Zwangssterilisierungen und “Kindereuthanasie-.

Zu Anfang zeigen wir den Dokumentarfilm “Spur der Erinnerung-. Der 30-minütige Film dokumentiert die großartige Bürgeraktion vom Oktober 2009, die mit zehntausenden Leuten eine 70 km lange “Spur der Erinnerung- von Grafeneck nach Stuttgart zog als Gedenken an die Ermordung zehntausender behinderter Menschen im Nationalsozialismus.

Gemeinsame Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung BW und des Infoladen Stuttgart-Ost

Siehe auch:

Was mir heute wichtig erscheint #184

Komiker: Die Staatsanwalt Dresden meinte das mit dem Abschalten der Internetseite http://www.dresden-nazifrei.de anscheinend gar nicht so. "In diesem Videobericht des “Dresden Fernsehen- erklärt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden, dass es sich bei dem Vorgehen gegen die Internetseite um “eine Bitte- der Staatsanwaltschaft gehandelt habe." (Via Netzpolitik) Komisch. Ich kann nicht lachen. Die NPD haut auch drauf und stellt Anzeige gegen dresden-nazifrei. Morgen ab 16 Uhr wird die beklagte "kriminelle Vereinigung" bundesweit Verbrechen begehen.

Feindbild: Millionen Euros gegen Links und den Islam. Prof. Albert Scherr im Gespräch

Einstellung: Aufgrund der schwachen Beweislast wurde das "Knastspaziergang Verfahren" gegen einen Studenten, der sich dem Tatvorwurf  „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“  konfrontiert sah, eingestellt. Anlass war ein Vorfall im Zusammenhang mit dem „Knastspaziergang“ um die JVA Stuttgart-Stammheim am 31.12.2008.

Anwerbeversuch: Die Rote Hilfe München berichtet von einem sogenanntnen "Anquatschversuch" und stellt klar, wie das richtige Verhalten in so einer Situation aussieht: "Am Diens­tag, den 19.-‹1.-‹2010 wurde eine Per­son aus der lin­ken Szene Mün­chens von Be­am­ten des Ver­fas­sungs­schutz an­ge­spro­chen. Dabei wurde ex­pli­zit die im Fe­bru­ar statt­fin­den­de „Si­cher­heits­kon­fe­renz“ er­wähnt. Der An­ge­spro­che­ne liess sich je­doch auf kein Ge­spräch mit den Ge­heim­dienst­mita­bei­tern ein. (...)"

Neuerscheinung: Bei der arbeiterfotografie sind einige neue Bilderserien erschienen: Soldatengottesdienst im Kölner Dom und der Protest am 21.01. dagegen, Eröffnung der Ausstellung 'Berliner Bilder - Radierungen und Fotografien aus den Achtzigern' von Monika Meiser in der 'Hellen Panke' vom 19.01., Protest anläßlich der gemeinsamen Sitzung der Regierungen Israels und Deutschland am 18.01. im Bundeskanzleramt, Gaza-Benefizveranstaltung des Frauennetzwerks für Frieden, sowie Fotos von der Liebknecht - Luxemburg Demo, dem Gedenken und der Rosa Luxemburg Konferenz am Abend zuvor. Bilder von der am 04.01. stattgefundenen Attac-Aktion "Stoppt die Krisenköche! Vermögen umverteilen!" schließen die bisherigen Veröffentlichungen ab.

Sprachtalent: Günter Oettinger wird zukünftig wohl in einem Atemzug mit Guido Westerwelle genannt werden. Zumindest, was seine Englischkenntnisse betrifft. Ok, ist alt. Genau so wie das hier: اوتنجر؟ حتى البيرة كان Aber Oettinger's Kernkompetenz gehört sowieso eher der Ausrufung von antifaschistischen Helden.

Eindeutig: "Ein von der SPD in Auftrag gegebenes Gutachten bewertet Äußerungen des früheren Berliner Finanzsenators und jetzigen Vorstandes des Deutschen Bundesbank, Thilo Sarrazin (SPD), als „eindeutig rassistisch“. (...)" Via Der schwarze Blog

Erfolg: "In Prag hat heute ein Bezirksgericht das seit 2007 bestehende Verbot des tschechischen Kommunistischen Jugendverbandes (KSM) aufgehoben. Bei einer Berufungsverhandlung hoben die Richter ein Urteil von 2008 auf, dass den Einspruch der KSM gegen das Verbot durch das tschechische Innenministerium abgelehnt hatte. "Das ist für die KSM eine sehr wichtige Entscheidung, denn sie legalisiert die KSM wieder. Die KSM kann wieder offen als legale Organisation arbeiten", freut sich der KSM-Vorsitzende Milan Krajca in einer Erklärung. (...)" Weiter bei redglobe

Das leckere Ergebnis
Sauerkrautauflauf: Eine Dose Sauerkraut, 4 mittlere gekochte Pellkartoffeln, eine Dose weisse Bohnen, 4 Esslöffel Tomatenmark, 2 Scheiben Kasseler, 50 Gramm Butterkäse, etwas Petersilie, Pfeffer: Erst die Hälfte des Sauerkraut in eine Auflaufform einschichten, dann die in dünne Scheiben geschnittenen Kartoffeln darauflegen. Die abgetropften Bohnen darauf verteilen, mit dem Tomatenmark bestreichen. Darüber das restliche Sauerkraut geben. Obendrauf die in ca. 1 Zentimeter große Würfel geschnittenen Kasseler und den gewürfelten Käse verteilen, die Petersilie darüber streuen, ebenso den Pfeffer aus der Mühle. 25 Minuten in den auf 220° vorgeheizten Backofen stellen. Veganer / Vegetarier lassen das weg, was sie nicht mögen. Wer es pikanter mag, kann etwas Cayenne oder la Chinata reingeben. Man kann natürlich vorher das Sauerkraut auch zu Tode garen, Schinkenwürfel oder Hackfleisch nehmen etc. Das ganze gab es bei uns heute abend. Siehe Foto.

Übergabe: Begleitet von Protesten im eigenen Land und auf internationaler Ebene, übergibt das seit Ende Juni herrschende Putschregime in Honduras am heutigen Mittwoch die Regierungsmacht an den konservativen Politiker Porfirio Lobo. Beigelegt ist die tiefe politische Krise damit jedoch mitnichten. Mehr Information bei Chiapas98

Skandal:
Polizei verbietet Demo gegen WKR-Ball

Der Tod ist ein Meister aus Deutschland...

Zum heutigen 65. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee: Die Todesfuge von Paul Celan, gelesen von ihm selbst:



via entdinglichung

Siehe auch:

"Herausforderung "Auschwitz"" / jW 27.01.2010
• TV-Tipp: Birkenau und Rosenfeld Bayerisches Fernsehen, Mittwoch, 27. Januar 2010, 23.50 Uhr (Via Gonorrea)

Gerda Taro - Krieg im Fokus

Bewaffnete der Republikanischen Truppen beim Waffentraining Foto: Gerda Taro, Quelle: WikiMedia
Eine sehr empfehlenswerte Ausstellung zur Arbeit von Gerda Taro, Lebensgefährtin und Kollegin von Robert Capa, findet vom 30. Januar bis 16. Mai 2010 in Stuttgart statt. Begleitend dazu gibt es in Kooperation mit Stuttgarter Kulturinstitutionen ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Vorträgen Führungen und Lesungen. Aus dem Einladungstext:

"Lange stand sie im Schatten ihres Kollegen und Lebensgefährten Robert Capa. Heute gilt Gerda Taro als Pionierin der Kriegsfotografie. Die Jüdin Gerda Taro, 1910 in Stuttgart geboren, war vor der existenziellen Bedrohung durch die Nationalsozialisten nach Paris geflohen. Zusammen mit Capa bricht sie 1936 nach Spanien auf, um über den Kampf der Republikaner gegen Francos Faschisten zu berichten. Auf der Suche nach authentischen Bildern entstanden Aufnahmen, die das Leid, aber auch das Leben der spanischen Bevölkerung in und mit dem Krieg aus beeindruckender Nahsicht dokumentieren und insofern einen neuen Weg in der Kriegsberichterstattung beschreiten. Gerda Taro starb als erste weibliche Kriegsfotografin 1937 durch einen Unfall während eines Rückzugsgefechtes in der Nähe von Brunete.
Im Jahr ihres 100. Geburtstages zeigt das Kunstmuseum Stuttgart als einzige Station in Deutschland die vom ICP New York zusammen mit der Taro-Biografin Irme Schaber konzipierte Retrospektive. Sie umfasst 85 Exponate und begleitende Materialien."

(Via Kunstmuseum Stuttgart)

Programmpunkte zum Werk von Gerda Taro, das nicht nur im Rückblick, sondern gerade auch angesichts der heutigen politischen Entwicklung von brandaktueller Bedeutung ist:

• Dienstag, 9. Februar, 19:30 Uhr, Max-Bense-Saal: "Von Stuttgart nach Madrid." Eine Hommage zum 100. Geburtstag der Fotografin Gerda Taro Vortrag mit Bildern von Irme Schaber (Eintritt 5 € / 3 €)

• Donnerstag, 11. Februar, 18 Uhr, Vortragsraum: "Die bewaffnete Kamera. Krieg und Fotografie" Vortrag von Dr. Anton Holzer, freiberuflicher Fotohistoriker und Herausgeber der Zeitschrift -ºFotogeschichte-¹. Veranstalter: Bibliothek für Zeitgeschichte in Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg (Eintritt frei)

• Donnerstag, 18. Februar 19 Uhr: Filmvorführung, 20 Uhr: "Freiheit fällt nicht vom Himmel" Lesung und Gespräch mit Irme Schaber, Joe Bauer u.a. Veranstalter: Literaturhaus Stuttgart In Zusammenarbeit mit dem Forum jüdischer Bildung und Kultur e. V. (Eintritt 8 € / 6 €)

• Dienstag, 23. Februar, 18 Uhr, Vortragsraum: "Gerda Taro" Vortrag von Irme Schaber, freiberufliche Kulturwissenschaftlerin und Ausstellungskuratorin. Veranstalter: Württembergische Bibliotheksgesellschaft e. V. in Zusammenarbeit mit dem Forum jüdischer Bildung und Kultur e. V. (Eintritt 3 € / 1,50 €)

• Freitag, 26. März, 18 Uhr / Mittwoch 28. April, 18 Uhr: "Gerda Taro. Zwischen Vergessen und Erinnerung" Ein Gang durch die Ausstellung mit der Taro-Biografin Irme Schaber Freitag,

Quelle und weiterführende Literatur:
Flyer zur Veranstaltungsreihe
Anton Holzer: Die Frau in Robert Capas Schatten

Blogkino: "The Ritchie Boys"

Heute in unserer Reihe Blogkino: Der Film “The Ritchie Boys-. Als solche bezeichnete man die Absolventen des Military Intelligence Training Center oder Camp Ritchie genannten Ausbildungszentrums der US-Army während des Zweiten Weltkriegs. Die Teilnehmer waren vorwiegend junge Deutsche, meist Juden, die in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat gefunden hatten. Der Film erzählt ihre Geschichte.


Wieder tausende bei Montagsdemo gegen Stuttgart 21. Und neues Ungemach für das Pleiteprojekt

Jeden Montag sind inzwischen über 3.000 StuttgarterInnen auf den Beinen, um gegen das Projekt Stuttgart 21 zu protestieren. So auch gestern wieder. Über 60% der Einwohnerinnen lehnen das Milliardengrab ab. Die SPD hat bei der letzten Kommunalwahl gemeinsam mit der CDU eine deutliche Abfuhr für ihre PRO S21 Haltung bekommen - beide Parteien haben zusammen 10 Sitze verloren.



Bahnchef Grube und Wolfgang Drexler (SPD), Sprecher für das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm, sowie all die anderen politischen Angestellten der Banken und Bau- und Immobilienkonzerne hat dies bisher offenbar noch nicht genügend beeindruckt. Sie reden das Projekt weiterhin schön und halten am anvisierten Baubeginn für den 02. Februar fest.

Die Erde ist eine Scheibe. Die in Baden-Württemberg übrigens in weiten Teilen aus so genanntem Gipskeuper, einem Mineralgips der aufquillt wie Hefeteig, besteht. Was für den Weinbau gut ist, lässt die Kosten für Stuttgart 21 wahrscheinlich weiter anschwellen. Das verdeutlichen die Erfahrungen aus Staufen. Aber egal. Entscheidend ist allein die Konsequenz: "Dass gleich unter der Erde die Hölle lauert, weiß man in dieser Stadt allerdings schon seit 500 Jahren. Denn der Sage nach lockte der Teufel den Doktor Faustus ausgerechnet in Staufen hinab in die Unterwelt."

Von mir aus kann er die ganzen Grubes, Schusters, Drexlers, Oettingers und Mappus gleich mitnehmen.



Roland Hägele hat wieder jede Menge Fotos von der Montagsdemo gestern gemacht, besonders auffällig dabei ist dieses, das auf die nächsten Aktionen hinweist:



Weitere Termine:
Freitag, 29. Januar 2010, 19 Uhr, Nordeingang des Kopfbahnhofs: Bahnchef Grube kommt nach Stuttgart und wird lautstark von den Freunden und Freundinnen des Kopfbahnhofs empfangen. Eine Swingerparty gibt es auch!
Montag, 1. Februar 2010, 18 Uhr, Nordeingang des Kopfbahnhofs: Montagsdemo
Dienstag, 2. Februar 2010, 13 Uhr, Kleine Schalterhalle im Hauptbahnhof: "Symbolischer Baubeginn"

Feindbild Moslem: Kay Sokolowskys Buch über neusten deutschen Rassismus

Buchcover
Der Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini in Dresden, die rassistischen Äußerungen des Bundesbankers Thilo Sarrazin, das Minarettverbot in der Schweiz: Die drei Beispiele aus dem letzten halben Jahr zeigen, wie sich Rassismus aktuell ausdrückt. Der Journalist Kay Sokolowsky zeigt in seinem Buch "Feinbild Moslem", daß es sich um ein altes Phänomen in neuem Gewand handelt.

Er beginnt seine Untersuchung Anfang der 1990er Jahre, als bei rassistischen Pogromen etliche Menschen ihr Leben verloren. Politiker zeigten sich geschockt, verurteilten die Morde pflichtgemäß, forderten aber im gleichen Atemzug eine Verschärfung des Asylrechts. 1993 beschloß der Bundestag mit den Stimmen von Union, FDP und SPD die faktische Abschaffung des Menschenrechts auf Asyl. In dieser Atmosphäre entstand damals eine heute längst vergessene Expertise von Eckart Schiffer aus dem Bundesinnenministerium, in der unter anderem eine homogene Kultur der "Heimat" postuliert wurde. Hier sieht Sokolowsky die Konturen eines Feindbildes, das zehn Jahre später deutlicher sichtbar werden sollte.

Auf die Vorläufer folgten -“ wie Sokolowsky formuliert -“ die "Feindbildhauer". Eine wichtige Rolle spielte in den letzten Jahren der Spiegel unter seinem Chefredakteur (bis 2008) Stefan Aust. Bis einschließlich 2007 erschienen beinahe ein Dutzend tendenziöser Titelgeschichten wie "Allahs rechtlose Töchter -“ Muslimische Frauen in Deutschland", "Papst contra Mohammed" und "Mekka Deutschland -“ Die stille Islamisierung". Sokolowsky meint, man könne Aust zwar nicht unterstellen, den Islamfeinden die Fackeln in die Hand gedrückt zu haben, aber "er stand auch nicht im Weg, als sie nach Feuerzeugen suchten."

Im folgenden Kapitel befaßt sich Sokolowsky mit den "Kronzeugen" für die moslemische Gefahr, von denen die Publizisten Ralph Giordano und Henryk M. Broder die bekanntesten sein dürften. Sie stehen nicht in Verdacht, Neonazis zu sein. Sie bedienen sich aber -“ jenen ähnlich -“ rassistischer Argumentationsmuster, in denen "die Muslime" zumeist per se als frauen-, demokratie-, und judenfeindlich dargestellt werden. Gedanklich in unmittelbarer Nähe zu ihnen befinden sich die Blogger rund um die Internetseite Politicially Incorrect (P.I.). Die Seite steht im Zentrum antimoslemischer Blog-Aktivitäten. P.I.-Artikel werden nicht nur munter von anderen Seiten übernommen, es werden überdies ständig Beiträge von nicht primär-rassistischen Publikationen verlinkt. Sie werden dann von der nicht großen, dafür im Haß zielsicheren P.I.-Szene in hoher Taktung kommentiert. Das kann manchmal zu dem Eindruck führen, eine überwiegende Mehrzahl der Leser von Online-Portalen großer Tageszeitungen sei stramm rassistisch. Offiziell bezeichnet sich Politicially Incorrect als "proisraelisch", doch Diskussionen etwa um deutschen "Schuldkult" zeigen exemplarisch, daß der Antisemitismus hier nicht verschwunden ist, "der Moslem" aber momentan als das vitalere Feindbild erscheint. Der Angriff auf den Islam eignet sich deshalb hervorragend als Vorwand, weil Islamkritik nicht tabuisiert ist, nur die Parole "Ausländer raus". So kann alter Rassismus in neuem Gewand auftreten.

Ein bißchen einfach macht es sich Sokolowsky, wenn er nach den Ursachen für den aktuellen Rassismus sucht. Nach ihm steht am Anfang von Rassismus die (irrationale) Angst vor dem Fremden und der Unwille, den Fremden als Gleichen zu akzeptieren. Doch zeigen gerade die zahlreichen Beispiele in seinem Buch, daß Rassismus im Gewand der Islamkritik eher ein kalkuliertes Spiel mit der Angst und somit etwas sehr Rationales zu sein scheint. Die Gefahr bei Sokolowsky Betrachtungsweise liegt auf der Hand: Rassisten werden pathologisiert, Rassismus wird so durch die Hintertür still und heimlich entpolitisiert. Es muß bei der Ursachenforschung also tiefer angesetzt werden, etwa bei der Frage: Wie und warum wird Fremdheit konstruiert? Die Antworten sind mannigfaltig. Dabei findet ein Mittel zur Erzeugung von rassistischer Haltung bei Sokolowsky zuweilen wenig Beachtung: Die Sprache. Sehr häufig verwendet er die Begriffe Fremdenfeindlichkeit, Ausländerfeindlichkeit und Xenophobie als Synonym für Rassismus. An keiner Stelle des Buches wird auf die seit Jahren geführte Diskussion eingegangen, inwieweit diese Begriffe nicht nur unpräzise sind, sondern -“ schlimmer noch -“ Fremdheit reproduzieren und somit ein Zahnrad bei der Erstellung und Verfestigung rassistischer "Wirklichkeit" sind.

Trotz diesen Schwächen ist "Feindbild Moslem" ein lesenswertes Buch, das vor allem durch ausgezeichnete Recherche besticht. Es gibt wohl aktuell kaum ein Buch auf dem Markt, das journalistisch und somit für ein breiteres Publikum zeigt, wie sich der rassistische Diskurs in den letzten zwei Jahrzehnten geändert hat.



Hinweise:

Das Interview wurde zuerst in der Tageszeitung "junge Welt" und bei "StattWeb" veröffentlicht.

Siehe auch: Gespräch mit Kay Sokolowsky: "Der alte Rassismus in neuem Gewand"

Kay Sokolowosky: Feindbild Moslem. Rotbuch Verlag, Berlin 2009. 16,90 Euro.
[Eine Leseprobe gibt es unter: http://www.rotbuch.de/images/medien/9783867890830-Leseprobe.pdf]

Kay Sokolowksy: Islamhass? Alles halb so wild - Wie die deutschen Medien mit dem Mord an Marwa El-Sherbini umgehen.
http://www.migration-boell.de/web/diversity/48_2318.asp

Auf dem Weg zum Luzerner Volkshaus

Salle Modulable: Bericht und Vision der IKU Boa

Die IKU Boa präsentiert mit der Vision Luzerner Volkshaus eine Diskussionsgrundlage für die Erneuerung des Kulturkompromisses in Luzern und macht einen konkreten Vorschlag für die zukünftige Nutzung des Theaterhauses an der Reuss für den Fall, dass das Projekt einer Salle Modulable realisiert werden sollte.

Die allfällige Realisierung der Salle Modulable und die damit verbundenen Beiträge der öffentlichen Hand machen es notwendig, dass das kulturelle Gleichgewicht in der Stadt Luzern neu austariert wird. Dies umso mehr als die seit längerem andauernde Verdrängung der nicht-etablierten Kultur weiter geht und sich sogar verschärft. Das Kulturzentrum Boa musste dieser Entwicklung bereits weichen, die nächsten Opfer sind mit dem Theater La Fourmi, der Blues Bar und weiteren NutzerInnen des Frigorexareals bereits bestimmt, aber u.a. auch das Treibhaus, die Industriestrasse und die Schüür sind mittel - bis längerfristig bedroht.

Es geht nicht an, dass einseitig nur die etablierte Kultur gefördert und die nicht-etablierte Kultur verdrängt wird. Deshalb ist für uns klar: Ohne Erneuerung des Kulturkompromisses wird die geplante Salle Modulable nicht mehrheitsfähig werden! Die Vision Luzerner Volkshaus zeigt einen gangbaren Weg für diese Erneuerung auf. Ausserdem würde so sichergestellt, dass das heutige Gebäude des Luzerner Theaters auch in Zukunft im Dienste der Öffentlichkeit genutzt wird.

Obwohl dieser Vorschlag von der IKU Boa lanciert wird, ist es klar, dass das Luzerner Volkshaus keine Neuauflage des Kulturzentrums Boa sein wird. So sind denn auch bereits erste Bemühungen zur Gründung eines unabhängigen und breit abgestützten Vereins im Gange, der fortan die Vision Luzerner Volkshaus weiter verfolgen, konkretisieren und umsetzen soll.

Vision Luzerner Volkshaus [PDF-Datei]

Erstveröffentlichung auf gonorrea.ch
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