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Linke: Nicht nur weitermachen! Tiefer graben!

Dass die LINKE in gleich beiden Wahlländern so viel tiefer gefallen ist, als ihnen selbst die missgünstigeren Prognosen zubilligten, kann nicht mit Ernsts "Weitermachen" abgetan werden. Auch nicht mit der These von der "Überlagerung". Dass die Frage nach dem Weiterbetrieb mörderischer KKWs die Wählerinnen und Wähler ganz entscheidend bewegt hat, ist unbestreitbar. Nur offen bleibt: Warum sollte das kein Problem sein, bei dem LINKE von vornherein als Gegner des Mordwesens nicht in Frage kommen? Schließlich sterben bei einem Unfall - wie Tschernobyl und jetzt Japan zeigen - nicht nur alle Menschen, sondern vor allem die mehr oder weniger angekarrten und geknechteten Mitglieder der Arbeiterklasse,denen großzügig das Aufräumen überlassen wird. Das wenigstens sollte von Tschernobyl her noch in den Köpfen stecken.

Von der Parteispitze herunter hieß es, dass "unsere" Themen - Hartz IV, Leiharbeit usw. - gegen das grüne Leib-und Magenthema nicht durchgedrungen seien. Als Liebknecht sich gegen das Kriegstreiben 1914 wandte, war Krieg auch kein Sonder- und Spezialthema der Sozialisten gewesen. Es ging - wie Kaiser Wilhelm das sah - schließlich "uns" alle an. Nur dass Liebknecht und Luxemburg es verstanden, den Krieg als besonderes Problem der Arbeiterklasse zu verstehen und zu erklären als ein besonderes der Eingezogenen im Schützengraben wie das der Munitionsarbeiterinnen in den Fabriken wie das der rübenmusfressenden Familien in den Mietskasernen. Allgemeiner gesagt: Er zeigt in Wort und Tat, dass das Menschheitsproblem "Krieg" eines ist, das nur von der Mehrheit der unmittelbar Betroffenen her - durch Streiks und Widerstand- bekämpft werden kann. Was Mao Zedong immer in dem Satz zusammenfasste: "Es ist Aufgabe der Arbeiterklasse, sich selbst und damit die ganze Menschheit mit zu befreien".

So gesehen ist Beseitigung der KKWs eine Aufgabe, die in erster Linie auch die angeht, die solche errichten, reparieren, unterhalten und - leide r- ihr Leben an sie hängen. Um Biblis herum, aber auch fast um jedes andere florierende KKW, sitzt in der Regel eine Gemeinde von Bestochenen, die sich durchaus für ihre Kerne einsetzt. Gerade die müssten kritisiert werden - zu der Einsicht gebracht, dass sie die zugeschobenen Wohltaten einmal bitter bezahlen werden, wenn erst der Unfall über sie kommt. Dann wird es nämlich gar kein bewohnbares Dorf um Biblis herum mehr geben.

Solange man der LINKEN gewisse Spezialitäten zuschreibt, um die sie sich ruhig kümmern darf, wenn sie nur dabei die Spezialisten für anderes- z.B. die GRÜNEN- nicht stören, solange wird es nicht gelingen, eine einheitliche Front um sie herum aufzubauen. Sozialisten müssen Spezialisten für alles sein. Sonst wird die Krise, die üblicherweise als Erntezeit der Linken gilt, die Stunde ihres Untergangs einläuten.

Sicher sind LINKE mindestens so zahlreich wie andere gegen S21 und gegen die KKWs angestürmt. Aber es gelang ihnen nicht, gerade den proletarischen Charakter ihres je eigenen Widerstands herauszustellen. Zu verbreiten. Es muss ein Klassenbegriff erarbeitet werden, der nicht nur die Arbeitenden in den Fabrikhallen ins Auge fasst, sondern genau die gleichen Arbeitenden, wie sie den Rest des Tages verbringen. Lebenssicherheit selbst muss noch stärker als bisher zum Thema werden. Bewegungsmöglichkeiten. Was hilft uns eine Bahn, die Gewinne in Kanada investiert, um dort Logistikzentren zu errichten, wenn bei uns in den Zügen im Winter gebibbert und im Sommer geschmort wird?

Solche Fragen sind sicher immer wieder in der Presse und in Flugblättern der LINKEN behandelt worden. Sie müssten aber -denke ich- stärker und allgemeiner benutzt werden, um einen neuen Klassenbegriff zu entwickeln.Einen, der kein Abschieben und Heranziehen von Spezialisten für irgendetwas mehr erlauben wird.

PS: Ich bin zu alt, um viel zu einem solchen Um- und Weiterdenken beitragen zu können. Trotz allem die paar Anmerkungen, die hoffentlich nicht besonders schlautuerisch wirken - angesichts des schmerzlichen Vergehens so lange betriebener und so leidenschaftlicher Anstrengungen an vielen Orten unseres Landes...

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Kommentare

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Paul Bauer am :

Lieber Fritz, da bin ich ganz deiner Meinung wenn ich das mal so sagen darf. Es gibt noch viel zu tun, vor allem Bildungsarbeit in den eigenen Reihen
Herzliche Grüße aus Kehl
Paul

Dieter Rudelt am :

Dem Beitrag von Fritz Güde könnte ich nur dann zustimmen , wenn ich gegen besseres Wissen, die Partei "Die Linke" für das halten würde, was sie nicht ist, eben eine linke Partei.

Ebensowenig wie die Grünen und die Sozialdemokraten.

Aus der Distanz von 1200 km ist es für mich weniger irritierend als belustigend, wie in den Medien die Landtagswahlen zur Katastrophe für unsere Kanzlerin gepuscht wurden.

Da haben ehemalige Wähler der CDU, FDP und SPD mit erheblichen Stimmen einen ausgewiesenen Biedermann der Grünen gewählt.
Sozusagen die passende Krone des deutschen Einfallsreichtums.

Da kann doch die Partei "Die Linke" froh sein, dass ihr ein solcher Offenbarungseid erspart geblieben ist.

Viel Spass mit der angeblichen Wendezeit !

Fritz Güde am :

Grüne, CDU usw. haben nie den Anspruch erhoben, "links" zu sein- das heißt, sich in die Tradition derer zu stellen, die ab 1918 in Deutschland die Umwälzung aller Verhältnisse betreiben wollten, die den Menschen zum Unmenschen zu machen trachten.

Ganz lehrermäßig nehme ich mir die Leute ihrem eigenen Anspruch nach vor , und überprüfe, in welchem Umfang sie dem entsprechen und wenn nicht, warum nicht.
Wobei die Vorwürfe gegen Loetzsch am kindischsten am Ziel vorbeischießen. Die Verluste kamen nicht her von zuviel, sondern von zuwenig "Kommunismus", wenn man darunter versteht, die einheitliche und durchdringende Erkenntnis der proletarischen Lage unter den gegebenen Verhältnissen. Aus der müsste umfassend auf sämtlichen Lebensgebieten ausnahmslos abgeleitet werden, worin jeweils die Unterdrückung und Ausbeutung der "Proletarierinnen und Proletarier" besteht- und welche Forderungen daraus abzuleiten sind.

Die Forderung nach Ausweitung des Forderungskatalogs der LINKEN ist in kritischen Beiträgen zur Wahlkatastrophe oft erhoben worden. Die bloße Addition der Angebote im Kaufladen der Politik reicht aber nicht aus. Über das Additive hinaus muss eine vereinheitlichende Sicht auf die bestehenden Verhältnisse entwickelt werden. Nicht Angebotsvermehrung, sondern Forderungsvereinheitlichung sind nötig.

Ein Siegesgeheul über die Niederlage von Mappus und Co habe ich auf der Seite von www.trueten.de nirgends gefunden. Jedenfalls ist sie nirgends als endgültiger Sieg über die Verhältnisse behandelt worden. Vergleiche etwa "Nach Entlarvung der Mappuzen...". Oder die Aufforderung, auch nach der Versenkung von Mappus die Waffen nicht vorzeitig zu strecken. Der Kampf geht weiter! Daran darf kein Zweifel bestehen...

Jazariel am :

Hecklar und Koch ist doch in Baden Württemberg ansäßig, hier hätte die Linke eigentlich auch Wahlkampf machen müssen, schliesslich werden deren Waffen in die gesamte Welt verkauft, auch in Ländern in denen mit Verbrechen zu rechnen ist. Aber soetwas traut man sich nicht.

Es ist schon verwunderlich warum nicht auch die Linke von den Protesten gegen S21 profitiert hat. Die Reaktionen der staatlichen Macht haben eigentlich linken Vorstellungen in die Hände gespielt. Offenkundig möchte die Linke diesen kapitalistischen Staat regieren anstatt ihn durch den "demokratischen Sozialismus" zu ersetzen. Vermutlich gibt es hier etliche Denkfehler und Illusionen, aber ich kann als Unbeteiligter kaum nachvollziehen was in der Partei so gedacht wird.

Es ist jedenfalls völlig falsch den Erfolg oder Misserfolg der Linken anhand von Wahlkampfergebnissen zu messen, denn es geht nicht darum zu gucken wie man die Wähler am ehesten mit irgendwelchen Sprüchen zur Wahl der Linken überzeugt, sondern darum die Gesellschaft Jahr für Jahr aufzuklären über die tatsächlichen Zustände dieses Landes. Das kann eine Partei leisten und sie kann dabei authentisch bleiben, wenn sie sich nicht von Macht korrumpieren lässt.

Ich befürchte aber, letzteres ist längst geschehen sonst würde man nicht so dämliche Ausreden und Ausflüchte bedienen um das Wahlergebnis ertragen zu können.

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