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500 Kollegen demonstrieren in Stuttgart gegen Arbeitsplatzvernichtung bei der Allianz

500 Kollegen der "Allianz" Versicherung sowie der "Commerzbank" und der "Zürcher" und "Württembergischen" Versicherungen demonstrierten gestern gemeinsam mit Kollegen aus der Metallindustrie, u.a. Daimler - Chrysler und Bosch Feuerbach in Stuttgart auf dem Marktplatz gegen die geplante Arbeitsplatzvernichtung bei der Allianz Versicherung. Aufgerufen hatte ver.di.


Bilderserie: Gemeinsame Kundgebung von Kollegen der Versicherungen und der Metallindustrie gegen Arbeitsplatzvernichtung

Mehrere Redner aus den Standorten der Allianz, der Commerzbank, der Zürcher und anderer Betriebe setzten sich mit den Hintergründen der Kahlschlagspläne auseinander und forderten den Erhalt der Arbeitsplätze. "Wir fordern die Konzerne auf, mit ihrem Arbeitsplatzabbau aufzuhören", sagte der Verdi-Bezirksgeschäftsführer Bernd Riexinger. Die Unternehmen, die die Streichung tausender Stellen in der Region planten, hätten "auch eine Verantwortung für die Beschäftigten", zumal es sich um Konzerne handle, "die schwarze Zahlen schreiben", kritisierte Riexinger.

Nach ver.di-Schätzungen sind rund 10.000 Familien von den Umstrukturierungsplänen des Unternehmens durch Stellenabbau und Standortschließungen betroffen. Dazu kommen weitere rund 2.500 geplante Stellenstreichungen bei der Dresdner Bank.

Ein Schreiben von Oberbürgermeister Wolfgang Schuster an die Betriebsratsvorsitzenden von Allianz Sach und Allianz Leben wurde gestern ebenfalls verlesen. Er äußerte darin seine "Sorge über mögliche betriebsbedingte Kündigungen am Allianz-Standort Stuttgart"

“Die Stadt wolle alles tun, dass der Allianz-Standort stark bleibe. Dafür habe er sich in Gesprächen mit Vorständen der Allianz AG eingesetzt. Wichtig sei, dass der Standort für die Allianz nicht zur Disposition stehe und "die meisten Arbeitsplätze" langfristig erhalten werden könnten. Allerdings sei auch er der Auffassung, "dass ein Unternehmen, wenn es ihm relativ gut geht, auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten sollte", so Schuster. "Daher bin ich beim Einsatz für die Arbeitsplätze an Ihrer Seite."”


(Stuttgarter Zeitung 27.7.2006)



Bilderserie: Pfeifkonzert für OB Schuster für dessen - nach Ansicht von Kollegen - vorauseilendes Einknicken

Als Folge der Gesundheitsreform sind bei den Krankenkassen 30.000 Arbeitsplätze gefährdet.


Bilderserie: ver.di Betriebsgruppe bei der Wüttembergischen Leben

In der Metallindustrie in der Region Stuttgart sollen tausende Arbeitsplätze vernichtet werden.


Bilderserie: Grund genug also, gemeinsam zu kämpfen!

Dieser Kampf gehört auch auf die geplanten Aktionen der Montagsdemobewegung am 16.9.2006 bzw. des DGB am 20.10.2006

Änderungen:
Veröffentlichung im StattWeb

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Kommentare

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Thomas Trüten am :

junge Welt vom 29.07.2006


»Allianz will Arbeitsbereiche umstrukturieren«



Ver.di protestiert gegen Stellenvernichtung trotz Rekordgewinnen. Ein Gespräch mit Roman Eberle



Roman Eberle ist Gewerkschaftssekretär und bei ver.di in Dortmund zuständig für die Finanzdienstleistungsbranche


Im Rahmen eines bundesweiten Allianz-Aktionstages sind die Beschäftigten der Versicherung in Dortmund am Montag zum Warnstreik aufgerufen. Zusammen mit Beschäftigten der Dresdner und der Commerzbank gibt es außerdem eine Demonstration und Kundgebung. Worum geht es?

Der Allianz-Konzern hat 2005 ein Nettoergebnis von fast viereinhalb Milliarden Euro erwirtschaftet. Trotz des Rekordgewinnes hat der Vorstand beschlossen, 8200 Stellen bei der Allianz und der Tochtergesellschaft Dresdner Bank zu streichen. Betroffen von diesem Kahlschlag sind vor allem die Arbeitnehmer in Nordrhein-Westfalen. Setzen sich Allianz, Dresdner und auch die Commerzbank mit ihren Plänen durch, hätte das für Dortmund verheerende Folgen: Fast 1000 Arbeitsplätze stehen dann in dieser Stadt auf dem Spiel.

Gab es bereits Proteste in den vergangenen Wochen?

Ja, bei der Allianz gab es Ende Juni schon einen Warnstreik und bei den Banken Kundgebungen. Wir verteilen zur Zeit Postkarten vor Bankfilialen, die die Kunden an die Konzernvorstände schicken können, und sammeln Unterschriften. Wir wollen, daß die Beschäftigten von Allianz und Dresdner Bank zusammen mit denen der Commerzbank, die nicht zum Allianz-Konzern gehört, protestieren, um Einzelkämpfertum zu verhindern.

Wie waren die Reaktionen in der Öffentlichkeit?

Zu unserem Motto: »Arbeitsplatzvernichtung trotz Rekordgewinnen - wir sagen nein« gibt es eine breite Zustimmung. Über die reine Frage der Arbeitsplätze hinaus versuchen wir zu politisieren und zu fragen, ob es gesellschaftlich akzeptabel ist, daß Konzerne mit solchen Gewinnzahlen Arbeitsplätze vernichten. Das funktioniert ganz gut. Wir haben an Infoständen in der Dortmunder City innerhalb von vier Stunden 1600 Unterschriften für den Erhalt der Arbeitsplätze sammeln können.

Gibt es von seiten der Gewerkschaft ver.di auch entsprechende Forderungen?

Wir fordern ein gesetzliches Kündigungsverbot bei ertragreichen Unternehmen. Weiterhin muß es in der Steuerpolitik eine völlig andere Akzentsetzung geben. Durch die Unternehmenssteuerreform werden ja Unternehmen um Milliarden entlastet, während diese gleichzeitig Leute rausschmeißen. Es ist völlig unakzeptabel, daß gut verdienende Konzerne ihre Beschäftigten entsorgen und die gesellschaftlichen und sozialen Folgekosten dem Rest der Republik aufhalsen.

Steckt hinter dem Arbeitsplatzabbau der Finanzdienstleister nur das Ziel kurzfristiger Kosten­einsparung oder eine längerfristige Strategie?

Neben dem vordergründigen Argument der Wettbewerbsfähigkeit geht es um die Durchsetzung einer für diese Branche völlig neuen Arbeitsorganisation mit allen sozialen und kulturellen Folgen für die betroffenen Beschäftigten. Die Bereiche sollen umstrukturiert werden. Abwicklungsarbeiten, die nicht unmittelbar mit dem Kunden im Vertrieb stattfinden, werden an wenigen Orten konzentriert. Die Arbeiten werden dort fabrikmäßig organisiert, in kleine Teile zerlegt und die Arbeitsvorgänge insgesamt entwertet. Dazu kommt eine massivere Konzentration auf den Vertrieb. An der sogenannten Kundenfront soll der schon vorhandener Erfolgs- und Leistungsdruck noch mal gesteigert werden, um die letzten Reserven aus den Leuten rauszuquetschen. Dabei gibt es auch das Bestreben, in bestimmten Geschäftsbereichen durch die Ausgliederung in eigenständige GmbH aus den Tarifverträgen auszusteigen.

Erwarten Sie bei den Protesten am Montag auch Delegationen anderer Branchen?

Wir werden sicherlich eine Delegation des von der Schließung bedrohten Versorgungsamtes begrüßen sowie Delegationen aus anderen Finanzdienstleistungsunternehmen und von der IG Metall. Es gibt in Dortmund die gute Tradition, daß sich die anderen auch blicken lassen, wenn es nicht gerade bei ihnen selbst brennt. Wir profitieren von der Situation, daß der Fall der Allianz aufgrund ihres Bekanntheitsgrades als Nummer Eins der europäischen Versicherungswirtschaft besonders spektakulär ist. Für die weitere Politisierung ist es wichtig, den Blick auch auf andere Industriebereiche zu werfen, wo sich ähnliche Prozesse abspielen.

Interview: Nick Brauns

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