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Solidaritätsfest bei Panasonic wird vorbereitet - Panasonic verweigert Platz für das Fest

Beim heutigen Treffen des Solidaritätskreises mit 14 Teilnehmern standen neben dem Austausch von Informationen und Erfahrungen zum gestrigen Vorort Termin des Arbeitsamtes die Vorbereitung des Solidaritätsfestes am Sonntag den 16.7. im Mittelpunkt.


Bilderserie : Treffen des Solidaritätskreis Panasonic

Inzwischen haben Panasonic Kollegen zum Teil 4 Briefe bekommen, in denen wiederholt die Eintrittsfrist in die Transfergesellschaft "Refugio" verlängert wurde. Aktuell ist es so, daß diese Frist erneut (bis Montag 17.07.2006) verlängert wurde. Allerdings erhalten diejenigen Kollegen, die jetzt in die "Refugio" gehen, keine Kopfprämie von 1750 Euro mehr.

Kollegen die in der Transfergesellschaft sind, berichteten von ihren Erfahrungen: "Mir haben sie gesagt, “Du kannst 8 Wochen Urlaub machen, das ist uns völlig egal. Wir können Euch sowieso nur einen Deutschkurs anbieten”."

Keine Spur also von irgendeiner weitergehenden auch fachlichen Qualifikation! Das zeigt: Es geht hier nicht um irgendwelche minderqualifizierten Arbeiter, sondern der Zweck der Transfergesellschaft war es , den Kampf der Kollegen zu zersetzen.

Doch das ist auch jetzt nur zum Teil gelungen. Die Versuche eines Teils des Betriebsrates, darauf zu orientieren, Mehrheiten dafür zu bekommen, daß der Sozialplan gekippt werden kann, scheitert nicht nur an den aktuellen Kräfteverhältnissen der Befürworter, die mit 6:4 Stimmen in der Minderheit sind. Es gibt auch Kritik daran, daß dies wiederum einen Sozialplan zum Ziel des Kampfes machen würde statt neue Arbeitsplätze. Daß diese erkämpft werden können und daß die Forderung nach der 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich die Kernforderung dabei sein muss wurde von wurde mehrfach in die Diskussion eingebracht.

Ebenfalls wurde angeprochen, daß die Demonstrationen von DGB und der Montagsdemobewegung genutzt werden müssen, um die Erfahrungen der Kollegen zu verbreiten. Bereits im Gespräch ist dazu die Ausarbeitung einer Dokumentation des Kampfes der Kollegen.

Es entbrannte eine Diskussion über die Frage, ob es einen Anlaß zum Feiern gibt. Einige Kollegen verbinden mit Feiern einen greifbaren und unmittelbaren Erfolg für den Kampf der Kollegen. Da der Kampf um die Arbeitsplätze vorerst nicht zum Erfolg führte, sehen sie keinen Anlaß zum Feiern.

"Ich bin 46 Jahre alt, wer soll mich noch einstellen, ich bleibe den Rest meines Lebens arbeitslos. Ich kann nicht feiern, wir haben verloren." Mit dieser Ansicht war ein türkischer Kollege nicht alleine.

Bilderserie : Treffen des Solidaritätskreis Panasonic

Es gibt hierzu aber auch die Meinung, daß die Kollegen stolz auf den geleisteten Kampf sein können, sie haben gezeigt, daß man mehr als 3 unter einen Hut bringt. Es ist jetzt auch wichtig, diese Erfahrungen zu verbreiten, was in der Verantwortung der Kollegen liegt. Dazu gehört auch, die schmerzlichen Schwächen des Kampfes zu verarbeiten, wie das einseitige Verlassen auf den Betriebsrat. Es wurde dazu angemerkt, daß in Deutschland aufgrund des Betriebsverfassungsgesetzes Betriebsräte einen selbständigen Kampf überhaupt nicht organisieren und führen können. Selbst wenn sie das wollen, stehen sie doch mit einem Bein im Gefängis. Daraus folgte bekanntlich das Fehlen einer selbständigen betrieblichen und einer gewerkschaftlichen Organisation, es gab zum Zeitpunkt des Kampfes bei Panasonic keinen gewerkschaftlichen Vertrauenskörper, was auch immer wieder Chancen vergab, die gewerkschaftliche Einheit zu fördern.

Vorhanden war zwar eine relativ breite überbetriebliche Solidarität, die aber noch nicht unmittelbar zu Solidaritätsaktionen innerhalb des Konzernes, aber auch anderen Betrieben usw. geführt hat. Besonders in der Türkei war der Kampf ein Medienereignis. In Deutschland, ja der Region Esslingen / Stuttgart - einem Zentrum der Automobilindustrie - begann und endete die Aufmerksamkeit der bürgerlichen Medien mit dem Beginn und dem Ende des Hungerstreiks.

Darüber hinaus zeigt sich einmal mehr die Notwendigkeit, das in der heutigen kapitalistischen Gesellschaft unlösbare Problem der Massenarbeitslosigkeit in einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu lösen. Dafür warben auch die mit den Panasonic Kollegen solidarischen Vertreter der MLPD.

"Wir wollen den Kontakt nicht verlieren" ist ein weiterer Grund, die Kollegen, ihre Familien und Unterstützer nach dem Ende der Mahnwache nochmals zusammenzubringen.

Bilderserie: Zum Bericht zur am 8. Juli geräumten Mahnwache

Das Treffen des Solidaritäskreises kam darüber überein, auf der morgigen Betriebsversammlung eine Abstimmung und Unterstützung für das Solidaritätsfest zu organisieren. Es soll dabei auch ein Protestbrief veranschiedet werden, der an die Geschäftsleitung gerichtet ist, mit der Aufforderung, den Platz für das seit Wochen geplante Fest freizugeben:

Noch heute hatte sich Ewald Dürr, Personalchef des Bildröhrenwerks, mit dem Verweis "Privatgrundstück" geweigert, das Fest auf dem Parkplatz vor Tor 1, wo schon der Aktionstag vom 15.6. durchgeführt wurde, stattfinden zu lassen. Das zeigt die tiefsitzende Angst vor den Kollegen, denn: Was wäre dabei, die Kollegen ihr voraussichtlich letztes Fest feiern zu lassen?

Gleichzeitig wird neben diesem Antrag auf Genehmigung des Platzes dies ebenfalls bei der Stadt Esslingen beantragt. Im Verweigerungsfall werden rechtliche Schritte erwägt.

Entscheidend ist aber auch gerade bei dieser Aktion, ob es gelingt, möglichst viele Kollegen für die Unterstützung und aktive Teilnahme am Fest zu gewinnen. Dazu wollen einige Kollegen aus dem Solikreis auch morgen beim Fest der Stuttgarter Kickers im GAZÄ° Stadion (auf der Waldau, Guts-Muths Weg 4, 70597 Stuttgart) Einladungen an die Teilnehmer dieser regionalen Großveranstaltung verteilen.


In dem Sinne sind aber auch alle FreundInnen und KollegInnen der Panasonic Arbeiter aufgefordert, praktisch zum Gelingen des Festes beizutragen, mit Essens-, Getränke- Geld oder Zeitspenden für das Fest oder kulturelle Beiträge. Diese können bei Heike Knauer vom Solidaritätskreis, Hellerweg 23, 73728 Esslingen, Tel.: 0711 3508250 gemeldet werden.

Weitere Informationen auf der Seite des Betriebsrates und beim Solidaritätskreis für die Panasonic Kollegen


Dieser Bericht erschien ebenfalls bei:
Stattweb - Zeitung für Südbaden
IndyMedia NewsWire - soziale Kämpfe

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Kommentare

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Klaus Staudt am :

Das bei Refugio nur ein Deutschkurs gemacht werden kann ist schlichtweg eine LÜGE.

Thomas Trüten am :

Hallo Klaus Staudt,
Danke für den Kommentar!

Sicherlich bietet eine Transfergesellschaft mehr als nur Deutschkurse. Aber der Kampf der Mehrheit der Kollegen, die bis heute nicht in die Refugio eingetreten sind ging nie um eine Transfergesellschaft.

Denn Arbeitsplätze können durch keine Beschäftigungsgesellschaft auf dieser Welt geschaffen werden.

Wir sind uns sicherlich darin einig, daß Panasonic das Werk nicht schließt, weil Panasonic am Hungertuch nagt, sondern weil Panasonic nach Höchstprofiten jagt, die im Sektor der Flachbildschirmer wohl eher winken als bei Röhrenmonitoren.

Dafür wurde das Esslinger Werk - einstmals bekanntlich eines der modernsten in Europa - bis zuletzt herhalten und wurde ausgequetscht wie eine Zitrone.

Warum sollte daher die Profitgier einiger Monopolkonzerne über den Wunsch der Mehrheit der Menschen, sich selbst würdig aus eigener Arbeit zu ernähren, gestellt werden?

Die Arbeitszeit - bei vollem Lohnausgleich - zu verkürzen und die vorhandene Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen erscheint mir daher auch sinnvoller, als um die längsten Arbeitszeiten und die niedrigsten Löhne zu konkurrieren. Wenn wir uns darauf einlassen würden, hätten wir verloren.

In dem Sinne verstehe ich auch den tieferen Sinn des Zitates des Kollegen: als Kritik an der Aussichtslosgikeit einer Transfergesellschaft für den Kampf um Arbeitsplätze.

Im Übrigen möchte ich noch folgendes anmerken: Eine der wichtigen Erfahrungen beim Kampf der Kollegen war es, darauf zu achten, eine sachliche und solidarische Streitkultur zu pflegen.

Dazu gehört für mich, bei Meinungsverschiedenheiten, die normalerweise meistens auftreten, andere nicht zu beschimpfen und auch praktische Erfahrungen von Kollegen erst mal anzuerkennen. Diese habe ich zitiert. Die Bezeichnung als "LÜGE" halte ich für sachlich unrichtig, unangebracht, und - beleidigend.

Mit freundlichem Gruß,
Thomas Trüten

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