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Antikommunistische Kommunisten

Das Schwarzweissfoto zeigt eine Menschenmenge, die einem nicht sichtbaren Ereignis folgt. Im Vordergrund ein Geländer, auf dem junge Menschen hocken und sich ältere Personen abstützen.Es kommt mir vor, als wäre es erst zwei Jahre her, aber es waren wahrscheinlich fünf. Ich fuhr von einer Seite North Carolinas zur anderen, weil die "Neokonföderierten" eine Art bewaffneten Marsch durch eine Kleinstadt planten und wir so viele Leute wie möglich brauchten, um ihnen entgegenzutreten. Es hat funktioniert, wir waren in der Überzahl und die Menschen in der Stadt schienen dankbar für unsere Anwesenheit zu sein.

Nach ein paar Stunden artete es in ein seltsames Geschrei an einer Landstraße aus. Die Konföderierten auf der einen Straßenseite, die Antifaschisten auf der anderen. Wir nannten sie wahrscheinlich Nazis. Sie nannten uns Kommunisten.

"Es ist kompliziert!", rief mein Freund zurück.

Denn ... das ist es.

Der andere Ort, an dem ich mich an Wortgefechten mit meinen ideologischen Gegnern über den "Kommunismus" beteiligt habe, ist natürlich das Internet. Ich werde regelmäßig des Antikommunismus beschuldigt, wenn ich über die Geschichte des Autoritarismus und die von den Bolschewiki in Russland angeführte Konterrevolution spreche.

Die harte Wahrheit ist, dass ich antikommunistisch bin. Ich bin aber auch, wenn es hart auf hart kommt, Kommunist.

In diesem Fall ist das große K von großer Bedeutung.

Wörter haben je nach Kontext, in dem sie verwendet werden, mehrere Bedeutungen, und eines der am häufigsten missbrauchten Wörter in der Geschichte ist das Wort "Kommunist". Ich möchte nicht einmal sagen, dass es eines der am häufigsten "missverstandenen" Wörter ist, denn das würde implizieren, dass es eine einzige richtige Bedeutung des Wortes gibt, und das gibt es nicht.

Wenn ein Kommunist jemand ist, der eine Staaten-, Klassen- und Geldlose Gesellschaft anstrebt, in der Entscheidungen auf lokaler Ebene von verschiedenen Räten getroffen werden und dann größere Verbände diese dezentrale Sozialstruktur organisieren, dann bin ich ein Kommunist. Das ist die ursprüngliche Bedeutung des Wortes. Etwa einmal im Jahr überlege ich, mir die Worte "nach Fähigkeit/nach Bedarf" auf meinen Körper tätowieren zu lassen, bevor ich mich entscheide, dass ich schon zu viele Worte auf meinem Körper tätowiert habe.

Wenn ein Kommunist jemand ist, der die Einparteienherrschaft und totalitäre Regierungen unterstützt, die versprechen, das Richtige für "die Arbeiter" zu tun, dann bin ich absolut dagegen. Wenn ein Kommunist jemand ist, der glaubt, dass nur die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten zu Bösem fähig sind und dass jede Regierung, die sich den USA widersetzt, daher von Natur aus gut ist, dann bin ich absolut dagegen. Wenn ein Kommunist jemand ist, der Befehle von seiner Partei und nicht von seinem Gewissen entgegen nimmt, dann bin ich absolut dagegen.

Die Vermischung dieser beiden Konzepte, kommunistisch (kleines K) und Kommunismus (großes K), hat viele Linke im 20. Jahrhundert offen gesagt in die Scheiße geritten und richtet auch heute noch Schaden an. Diese Verquickung begann, soweit ich das beurteilen kann, im März 1918, als die bolschewistische Partei in Russland ihren Namen in Russische Kommunistische Partei änderte. Von diesem Zeitpunkt an implizierte die Aussage, man sei Kommunist, dass man ein Kommunist war. Das heißt, man war Parteimitglied oder stand dieser Partei nahe.

Einer der größten Betrugsfälle, der jemals an der Menschheit verübt wurde, wurde von beiden Seiten des Kalten Krieges begangen – als sie die Menschen davon überzeugten, dass Kapitalismus und Kommunismus die einzigen Optionen seien, die der Menschheit zur Verfügung stünden. Der Westen überzeugte die Menschen davon, dass Kapitalismus gleichbedeutend mit Freiheit und Demokratie sei. Der Sowjetblock überzeugte die Menschen davon, dass die Kommunistische Partei gleichbedeutend mit Arbeitermacht und Gleichheit sei.

Beide Seiten arbeiteten jedoch zusammen, um die Menschen davon zu überzeugen, dass Autoritarismus gleichbedeutend mit Kommunismus sei. Wenn Sie Autoritarismus hassen, akzeptieren Sie den Kapitalismus. Wenn Sie den Kapitalismus hassen, akzeptieren Sie den Autoritarismus.

Ehrlich gesagt, hat es funktioniert. Ich bezeichne mich fast nie als Kommunist. Die ursprüngliche Definition trifft zwar auf mich zu, aber das Wort ist für mich zu sehr vom 20. Jahrhundert geprägt. Vielleicht liegt es daran, dass ich vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion geboren wurde, dass ich mit Freunden aufgewachsen bin, die dem Totalitarismus entkommen sind. Oder daran, dass ich antikommunistische Propaganda zu hören bekam und sie mich geprägt hat.

Meiner Meinung nach hat es wenig Sinn, das Wort Kommunismus wiederzubeleben. Andere Freunde von mir sind anderer Meinung.

Das Wort "autoritär" hat negative Konnotationen, und das sollte es auch, aber es ist auch nur eine technische Unterscheidung. Seit etwa hundertfünfzig Jahren wird der Sozialismus in "autoritäre" und "libertäre" Elemente unterteilt. Zwischen den Kommunisten und den Anarchisten. (Sozialdemokraten bilden dabei eine Art dritte Position, was insofern kompliziert ist, als frühe Marxisten eher Sozialdemokraten waren, was man heute als "orthodoxen Marxismus" bezeichnet, um es mit den später entwickelten bolschewistischen/leninistischen Methoden zu vergleichen, aber moderne Sozialdemokraten sind nicht unbedingt so in dieser Tradition gefangen. Ehrlich gesagt weiß ich jedoch weniger über diese Kontinuität.)

Wenn ich Kommunisten als autoritär bezeichne, meine ich das sowohl im technischen als auch im abwertenden Sinne. Ich finde es beschämend, so zu sein.

Ich mag es nicht, mich als Antikommunist zu bezeichnen, aber es ist technisch gesehen wahr. Technisch gesehen bin ich ein antikommunistischer Kommunist.

Marx behauptete immer wieder, dass sein Ansatz wissenschaftlich sei. Natürlich bedeutete "wissenschaftlich" auch in seiner Zeit etwas anderes als heute, aber lassen Sie uns trotzdem einen Moment dabei bleiben. Marx stellte eine Hypothese auf: "Wenn eine Avantgardepartei die zentralisierte Macht ergreift, um die Diktatur des Proletariats zu schaffen, wird sie in der Lage sein, den Staat zum Verschwinden zu bringen und eine kommunistische Gesellschaft zu schaffen – das heißt eine staatenlose, klassenlose Gesellschaft." Er hatte natürlich noch einige verrücktere Ideen als diese. Er glaubte, dass man nicht direkt zur kommunistischen Revolution übergehen könne, sondern dass man zuerst eine bürgerliche Revolution durchführen müsse, um die Kapitalisten zu stärken und die Gesellschaft zu industrialisieren, damit man später eine kommunistische Revolution durchführen könne, um die Arbeiterklasse zu stärken.

Aber diese erste Hypothese, dass die Eroberung des Staates diesen letztendlich verkümmern lassen wird? Das gesamte 20. Jahrhundert ist die Geschichte dieses Experiments, das immer wieder durchgeführt wurde. Die Ergebnisse sind natürlich in jedem Fall unterschiedlich, aber zu keinem Zeitpunkt ist der Staat verkümmert. Macht, so stellt sich heraus, ist eine höllische Droge.

Das ist natürlich genau das, was die Anarchisten schon immer gesagt haben. Ich persönlich bevorzuge die Kritik von J. R. R. Tolkien: Macht kann nicht ausgeübt werden, sie muss zerstört werden.

Das soll nicht heißen, dass jedes "kommunistische" Land gleich ist oder dass keines von ihnen in bestimmten Bereichen Fortschritte gemacht hat. Nur, dass keines von ihnen sich in Richtung Kommunismus bewegt hat. Der Pedant in mir würde es vorziehen, wenn diese Kommunisten einfach aufhören würden, so zu tun, als wären sie für ein zentral geplantes Wirtschaftssystem. Staatskapitalismus, wenn man so will.

Mit dem Fall der Sowjetunion tendierten der Sozialismus und die Linke im Allgemeinen jahrzehntelang viel stärker zum Antiautoritären. Ein Teil davon kam im Aufschwung der anarchistischen Bewegung zum Ausdruck, ein Aufschwung, der mich mit 19 Jahren erfasste und seitdem nicht mehr losgelassen hat. Ein Teil davon kam im Wachstum einer sozialdemokratischen Bewegung zum Ausdruck. Ein Teil davon wurde durch neue Ideen ausgedrückt (die, offen gesagt, wahrscheinlich die vielversprechendsten sind), wie die Verschmelzung von antiautoritärem Sozialismus und indigenen Praktiken in Mexiko, die zum Zapatismus führte, oder die Verschmelzung von Kommunismus, Anarchismus und indigenen Praktiken in Kurdistan, die zum Demokratischen Konföderalismus führte.

Aber zumindest in den USA hat die Wahl 2016, die einen mehr oder weniger Faschisten an die Macht brachte (ich meine "Faschist" auch hier wieder im technischen Sinne und nicht nur als "jemand, den ich nicht mag"), eine Rückkehr der autoritären Linken gebracht. Sie sind zwar immer noch im Wesentlichen marginalisiert, aber weniger als früher. Die modernen Tankies bieten einfache Antworten auf komplizierte Probleme. Die USA sind schlecht und daher ist jede Regierung, die sich gegen die USA stellt, gut.

Das ist natürlich eine unsinnige Idee. "Mehr als eine Sache kann gleichzeitig schlecht sein" sollte keine kontroverse Aussage sein. Aber die Denkweise der Tankies ist von starrem Schwarz-Weiß-Denken geprägt.

Ich lebe nicht im 20. Jahrhundert. Ich betreibe einen Geschichtspodcast, daher verwende ich einen Großteil meiner Energie darauf, die Schrecken der Bolschewiki (und des US-Imperiums und jeder anderen autoritären Einheit) zu erklären. Aber es sind die autoritären Elemente innerhalb der Linken hier und jetzt, die das größte Problem darstellen.

Wenn man weiß, wonach man suchen muss, sind Tankies leicht zu erkennen. Als Russland zum ersten Mal in die Ukraine einmarschierte, unterstützten Tankies Russland, was sie unbeliebt machte. Während der aktuellen Eskalation des Völkermords in Palästina durch den israelischen Staat unterstützen die Tankies Palästina (wie ich, wie jeder, der auch nur den Anschein von Ethik hat), aber sie geben sich zu erkennen, wenn sie dabei den Iran verteidigen.

Nur weil ein Staat gegen die westliche Hegemonie ist, ist er nicht gut und ethisch. Aber wenn man das sagt, wird man des Antikommunismus beschuldigt. Auch wenn man für eine staaten- und klassenlose Gesellschaft kämpft.

Ich versuche, mich nicht an eine Parteilinie zu halten, an keine Parteilinie. Es gibt Dinge, bei denen ich mit dem "klassischen Anarchismus" nicht einverstanden bin. Ich weiß, worüber ich mit fast jedem historischen Anarchisten in einen Streit geraten würde. Ich versuche, jede Situation zu betrachten, und anstatt die Welt in ein Schachspiel zwischen Staaten zu zerlegen, schaue ich auf die Arbeiterklasse, die Unterdrückten, und versuche, mich auf ihre Seite zu stellen. Normalerweise kämpfen sie gegen ihren Staat. Schließlich braucht es einen Staat, um Unterdrückung in großem Maßstab zu organisieren.

Wir nennen sie Tankies, weil die Menschen in den Staaten des Ostblocks immer wieder versuchten, sich vom sowjetischen Einfluss zu befreien. Verschiedene Koalitionen, größtenteils aus Linken, wollten demokratische Systeme, und die Tanks aus Russland rollten heran, um zu erobern und zu verwüsten. Als dies 1956 in Ungarn geschah, stellten viele westliche Kommunisten ihre Unterstützung für die UdSSR ein, da sie erkannten, dass sie grundsätzlich antidemokratisch war.

Aber nicht alle spalteten sich ab. Einige Leute unterstützten die Panzer. Sie wurden Tankies genannt.

Unterstütze keine Unterdrückung, unter keiner Flagge.

Das ist alles nur Semantik, bis Panzer die Straße entlangrollen und Arbeiteraufstände niederschlagen. Stell dich auf die Seite der Arbeiter. Stell dich auf die Seite der Arbeiterklasse. Stell dich auf die Seite der Revolution. Scheiß auf die Panzer, scheiß auf die Tankies.

Quelle: 29. August 2024 –  Margaret Killjoy – Antikommunistische Kommunisten aus The Anarchist Library

Übersetzung mit freundlicher Genehmigung: Thomas Trueten.

129. Todestag: Friedrich Engels

Das Foto zeigt Friedrich Engels im Jahr 1877 mit langem Vollbart
Friedrich Engels, 1877
Foto: William Hall (1826-ca. 1898)
„Alles, was die Menschen in Bewegung setzt, muss durch ihren Kopf hindurch; aber welche Gestalt es in diesem Kopf annimmt, hängt sehr von den Umständen ab.“

Friedrich Engels, Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, Erstdruck in: Die Neue Zeit (Berlin), 4. Jg., Nr. 4 und 5, 1886. Gedruckt via Dietz Verlag erhältlich.

Eine Perle des Arbeiterkinos: Der Jobkiller

Frank, 22 Jahre und Student an einer großen Pariser Handelsschule, wird als Praktikant im Vorstand des Unternehmens eingestellt, in dem sein Vater als kleiner Arbeiter seit dreißig Jahren an der Maschine steht. Seine Aufgabe: die Einführung der 35-Stunden-Woche. Schnell gerät Frank zwischen die Fronten ...

"das Kapital [ist] von Kopf bis Zeh, aus allen Poren, blut- und schmutztriefend"

Karl Marx als Student in Bonn 1836, Ausschnitt aus der Lithographie von D. Levy

"(...) Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. (...)"

Karl Marx, MEW, Bd. 23, S. 788, Fußnote 250

Heute vor 210 Jahren: Geburt von Michail Bakunin

Michail Bakunin auf einer Fotografie von Nadar,
Michail Bakunin auf einer Fotografie von Nadar,
Am heutigen 30. Mai 1814 wird der russische anarchistische Aktivist und Philosoph Michail Bakunin geboren. In den 1840er Jahren lernt er in Paris Marx und Proudhon kennen, die ihn schon früh beeinflussen. Später wurde er aus Frankreich ausgewiesen, weil er sich der russischen Besetzung Polens widersetzte. 1849 verhafteten ihn die Behörden in Dresden wegen seiner Teilnahme am tschechischen Aufstand von 1848. Sie deportierten ihn zurück nach Russland, wo die Behörden ihn einkerkerten und 1857 nach Sibirien verbannten. Während seiner Gefangenschaft verlor er aufgrund von Skorbut alle seine Zähne. Schließlich konnte er jedoch fliehen und gelangte nach England.

1868 trat er der Internationalen Arbeiterassoziation bei und führte die schnell wachsende anarchistische Fraktion an. Er plädierte für Föderationen von selbstverwalteten Betrieben und Kommunen, die den Staat ersetzen sollten. Damit stand er im Gegensatz zu Marx, der dafür plädierte, dass der Staat zur Verwirklichung des Sozialismus beitragen sollte. Dennoch stimmte er mit Marx' Klassenanalyse überein. Dennoch wurde Bakunin 1872 aus der Internationale ausgeschlossen.

Bakunin starb 1876 in Bern, Schweiz. Er beeinflusste anarchistische Bewegungen in der ganzen Welt, insbesondere aber in Italien und Spanien. Er beeinflusste auch die IWW, Noam Chomsky, Peter Kropotkin, Herbert Marcuse und Emma Goldman.

Die "Proletenpassion" reloaded? Leider weit gefehlt...

Das Foto zeigt das Plakat der WLB zum Stück unter einem Wegweiser, im Hintergrund das alte Esslinger Rathaus, dazwischen sitzen Menschen in einem Straßencafe
Richtungsweisend? Leider nur unter den Wegweisern am Esslinger Marktplatz.
Foto: © Thomas Trueten
Gestern sind wir mit Freunden im Theater gewesen: „Die Proletenpassion“ in Esslingen in der Neuauflage basierend auf der 2015er Fassung angeschaut. Meine Kritik: Oje. Extremismusquatsch und Hufeisentheorie gaben sich die Hände, Zitat von Dimitroff zum Thema unterschätzter Faschismus von 1935, der bei der Premiere noch genannt wurde, auf Druck von Medien anonymisiert. Fazit der Fassung des Stücks: „Wir wollen mehr Demokratie!“. Seinerzeit als Demokratielied eher im mittleren Teil des Epilogs der Passion, als eine Schlußfolgerung im jahrhundertelangen Reigen im Kampf gegen die Machtergreifung immer neuer Klassen, während das Proletariat immer das Nachsehen hatte, angesiedelt, nun als entscheidende Konsequenz, die mehr Fragen schuldig bleibt, präsentiert.

Denn das war eigentlich nicht die Schlußfolgerung, die die Schmetterlinge in den 70ern aus der Geschichte des Proletariats zogen. Gezeigt wird eher eine entpolitisierte Hülle des Originals: Sozialismus, der fällt nicht vom Himmel und Wir lernen im Vorwärtsgehn waren im Original die im Epilog zu lösenden Herausforderungen, die aus den Klassenkämpfen zu ziehen war und ist. Und die Frage, wie die "Machtfrage" zu lösen ist. In dem Moment fällt das neue Stück leider weit hinter die Pariser Commune (1) zurück, die zwar als frühes Projekt der Diktatur des Proletariats präsentiert wird, das vor allem aufgrund fehlender revolutionärer Konsequenz und der militärischen Übermacht Preußens scheiterte, jedoch nicht wirklich weiter verfolgt wird. Schaler Beigeschmack entstand für mich bei der Aufaddierung und  letztlichen Gleichstellung der Opfer des Faschismus (55 Millionen Tote) und derer Stalins (60 Millionen Tote) (Kommentar aus der Sitzreihe hinter mir: "Nicht zu vergessen die Millionen, die Mao auf dem Gewissen hatte!") , auch inhaltlich: "Man kann auch so links sein, daß man rechts wieder raus kommt" (Gelächter im Publikum) und kommentarlose Nennung des "RAF Terrorismus" - der im Original nicht erwähnt wurde. Aus diesen Irrungen und Wirrungen, die sich aus einer immer mehr auf die Spitze getriebenen Machtelite, letztlich in Form einer Partei oder einer militarisierten und marginalisierten Stadtguerilla ausdrückten wird nicht die Frage gestellt, wie eine solche Entwicklung im Kampf um die Befreiung des Proletariats verhindert werden kann.

So gerade den im Stück herausgearbeiteten Erfahrungen widersprechend und dadurch um seinen revolutionären Kern beraubt, verkommt das Stück letztlich zu einem Vehikel für die bürgerliche Demokratie und kann so auch problemlos an einem gutbürgerlichen Theater aufgeführt werden.

An diese Mängel schließt dann auch die recht unterschiedliche Darstellung durch die Schaspieler:*Innen an, die teils holprig mit Versprechern „Es geht ein Gespenst um in Europa, das Gespenst des Kapitalismus!“ zum Ausdruck brachten, daß sie im Grunde mit dem Inhalt des Stückes nicht viel anzufangen wissen und sich nicht "drangeben". Teils waren die gesungenen Texte nur schwer zu verstehen, vor allem für Menschen, die das Stück das erste Mal sehen.

So sehr ich es gut finde, daß sich des Werkes angenommen wird und es wertschätze, daß die Württembergische Landesbühne es auf ihren Spielplan gesetzt hat: Ich bezweifle, daß den Machern und Darsteller:*Innen die Bedeutung einer „Passion“ klar ist. So blieb das Stück vor allem ab der Pariser Commune blass und ohne Antwort auf die Fragen unserer Zeit, die sich aus der Geschichte des Kämpfe zwischen den Klassen ergeben. Oder ohne die Frage nach der Antwort auf unsere Zeit zu stellen, wodurch sich das Original ja auszeichnete.

Schade eigentlich, aber vermutlich auch zuviel verlangt für ein Landestheater.


1 Sechsteiliges Video der Schmetterlinge im Original zur Pariser Commune

Revolutionäre 1. Mai-Demonstration 2024

Das Foto zeigt ein Fronttransparent mit dem Text: "Es lebe der evolutionäre 1. Mai! - Konzerne enteignen - Kriegstreiber entwaffnen - Kapitalismus zerschlagen" Dahinter ein Hochtransparen mit dem Text "Krieg dem Krieg - Sozialismus oder Barbarei" dazwischen lauffen teils vermummte Personen mit roten Fahnen
Foto: © heba / Umbruch Bildarchiv
Rund 15.000 Menschen beteiligten sich an der revolutionären 1. Mai-Demonstration durch Berlin-Neukölln, die zum ersten Mal seit Jahren ohne größere Zwischenfälle bis zum Ende durchgeführt werden konnte.

Zu den Fotos beim Umbruch Bildarchiv.

Die diesjährige 1. Mai-Demonstration wirkte wie eine Anti-Kriegs-Demonstration. In fast allen Blöcken, die vom Südstern aus durch Berlin-Neukölln führte, wurde speziell Freiheit für Palästina und ein Ende des Krieges in Nahost gefordert. Ausdruck der Solidarität angesichts zehntausender ziviler Opfer, hunderttausender Menschen, die derzeit ohne ausreichende Nahrung und Versorgung in Gaza vom Hungertod bedroht sind und einer - trotz weltweiter Warnungen - drohenden militärischen Intervention der israelischen Armee in Rafah.

Unübersehbar war jedoch auch die einseitige Ausrichtung der diesjährigen Demonstration: Mietenkämpfe, Klimapolitik, Rechtsruck, Abbau des Sozialstaats oder soziale Spaltung  kamen so gut wie nicht vor. Viele linke, autonome und linksradikale Gruppen, Mieter*initiativen und Stadtteilgruppen, die bei früheren 1. Mai-Demos das Bild bestimmten, haben sich aus der Demonstration herausgehalten - Ausdruck der derzeitigen Spaltung innerhalb der Linken angesichts einer zumindest undeutlichen Abgrenzung vieler bisheriger Pro-Palästina-Demos zu den Gewalttaten und Politik der Hamas.
Banner wie: „Weder Hamas noch Netanjahu - Freiheit für Palästina und Israel!“, die z.B. auf der Pro-Palästina-Demonstration am 4. November 2023 gezeigt wurden, waren dieses Mal nicht zu sehen.

Weitere Ereignisse zu diesem Thema
Weitere Fotos im alten Bildarchiv (1980 - 2018)Links

70 Jahre Schlacht um Điện Biên Phủ: Niederlage Frankreichs

Gestern vor 70 Jahren endete die Schlacht um Điện Biên Phủ. Sie "gilt als die entscheidende Schlacht des Französischen Indochinakrieges zwischen den Streitkräften Frankreichs einschließlich der Fremdenlegion und den Truppen der vietnamesischen Unabhängigkeitsbewegung Việt Minh. Der Kampf um die französische Festung im Kreis Điện Biện nahe der damaligen Kreisstadt Điện Biên Phủ begann am 13. März 1954 und endete am 8. Mai mit der Niederlage der Franzosen, die das Ende des französischen Kolonialreiches in Indochina besiegelte (ehemals Französisch-Indochina, heute Vietnam, Laos und Kambodscha). Den Việt Minh gelang es vor allem durch menschliche Arbeitskraft, die notwendige Logistik für eine Artillerieüberlegenheit gegenüber den aus der Luft versorgten Franzosen herzustellen. Dadurch konnten sie die Franzosen, die mit einer solchen Leistung ihrer Gegner nicht gerechnet hatten, größtenteils von der Luftversorgung abschneiden und nach wenigen Monaten die Befestigungen um Điện Biên Phủ einnehmen. Ein großer Teil der in Gefangenschaft geratenen Soldaten starb in Gewahrsam der Việt Minh." Wikipedia

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Zur ergänzenden Lektüre empfehlen wir den Artikel "Die größte Schlacht. Vom Kriegsschauplatz zum Gedenkort und Touristenmagnet. Dien Bien Phu vor 70 Jahren und heute" von Hellmut Kapfenberger. Er war zwischen 1970 und 1973 für den Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst (ADN), der Nachrichtenagentur der DDR, und für Neues Deutschland Korrespondent in Hanoi. Er ist Autor des Buchs "Vietnam 1972. Ein Land unter Bomben. Mit Notizbuch und Kamera im Norden unterwegs", das im vergangenen Jahr im Verlag Wiljo Heinen erschien.

"In der Sozialistischen Republik Vietnam wird schon seit Anfang März in vielfältiger Weise des Sieges in der Schlacht von Dien Bien Phu am 7. Mai 1954 gedacht. Nicht nur am Schauplatz jenes dramatischen Geschehens nahe der Grenze zu Laos, sondern auch an vielen anderen Orten des gebirgigen vietnamesischen Nordwestens, die seinerzeit als Hinterland eine wichtige Rolle beim Sieg über ein kampfstarkes französisches Expeditionskorps spielten, wie überhaupt im ganzen Land lebt die Erinnerung daran, dass vor 70 Jahren die 1945 errungene, von Frankreich sofort in Frage gestellte Unabhängigkeit der einstigen indochinesischen Kolonie unter großen Opfern bewahrt werden konnte.

Nach 55 Tagen und Nächten schwerer, für beide Seiten verlustreicher Kämpfe mit Artilleriekanonaden, Bombenangriffen und erbitterten Gefechten am Boden, schwiegen an jenem Tag Anfang Mai auf der Hochebene der Gebirgsprovinz Lai Chau die Waffen. Der extrem dünn besiedelte Landstrich etwa 200 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Hanoi mit dem kleinen Ort Dien Bien Phu als Zentrum war von Granaten und Bomben umgepflügt, mit Leichen bedeckt, von Kriegsschrott aus Stahl und Beton übersät. Ruhe lag nun über dem Ort wochenlangen Gemetzels. An drei Seiten von schroffen, dicht bewachsenen Bergen gerahmt, nur zur nördlichsten laotischen Provinz Phongsali hin halbwegs problemlos zugänglich, war das Terrain zum Schauplatz der entscheidenden und schwersten Schlacht zwischen dem französischen Expeditionskorps und der vietnamesischen Volksarmee geworden. Ihr Ausgang markierte das Ende des französischen Rückeroberungsfeldzugs.

70 Jahre später ist Dien Bien Phu ein Touristenmagnet. Heute kommen jährlich Hunderttausende einheimische und ausländische Besucher, im vorigen Jahr waren es schon fast eine Million, auch hochbetagte vietnamesische und französische Kriegsveteranen. Die stetig wachsende Stadt Dien Bien Phu ist zum Hauptort der seit 2003 bestehenden wirtschaftlich prosperierenden Provinz Dien Bien geworden. Deren nunmehr rund 630.000 Einwohner setzen sich zu mehr als 80 Prozent aus Thai, Hmong (Meo), Dao und 16 weiteren ethnischen Minderheiten zusammen und siedeln auf einer Fläche von rund 8.500 Quadratkilometern.
Frankreichs Festung

Frankreichs Präsident Charles de Gaulle hatte Ende 1946 mit logistischer Unterstützung Großbritanniens ein von den USA ausgerüstetes Expeditionskorps formiert und in Marsch gesetzt. Die Militäroperation erfolgte in der Absicht, die 1945 verlorene, im Gefolge der siegreichen Augustrevolution zur Demokratischen Republik Vietnam (DRV) gewordene indochinesische Kolonialdomäne zurückzuerobern. Allmählich tief in das Land vorgestoßen, geriet die auch aus afrikanischen Kolonialtruppen und etlichen deutschen Fremdenlegionären bestehende Streitmacht nach einigen Jahren in eine äußerst prekäre Lage. Den jungen, von der Bevölkerung tatkräftig unterstützten und stetig erstarkenden Streitkräften der DRV gelang es im Laufe der Zeit trotz deutlicher materieller Unterlegenheit mehr und mehr, den Eindringlingen Kämpfe aufzuzwingen und Niederlagen zu bereiten. Immer größere Teile des Landes von den Küstenebenen bis in die Tiefen des nördlichen Hochgebirges an der Grenze zu China und nahe der Grenze zu Laos konnten sie freikämpfen. Auch große Gebiete des angrenzenden laotischen Nordens gingen für die Aggressoren verloren. Das am Ende fast gänzlich von den USA finanzierte Vorhaben einer neokolonialen Rückeroberung drohte zu scheitern. In dieser für Frankreich bedrohlichen Lage rückte Dien Bien Phu ins Zentrum, gelegen in einer Region allerdings, die für die Eindringlinge auf dem Landweg nur noch von Laos aus erreichbar war.

Die Gegend mit einem Anfang der 1940er Jahre von den Japanern nach der Eroberung Indochinas angelegten kleinen Feldflugplatz war bis dahin vom Krieg unberührt geblieben. Gemäß strategischer Überlegungen auf beiden Seiten sollte dieses Terrain mit einer Ausdehnung von etwa 20 mal acht Kilometern - erst seit November 1953 mit der Landung von Fallschirmjägern in französischer Hand - nun zum Austragungsort einer möglichst entscheidenden militärischen Auseinandersetzung werden. Aus französischer Sicht gab es für den Plan, Vietnams Truppen einen vernichtenden Schlag zu versetzen, in den wenigen noch selbst kontrollierten Gebirgsgebieten keinen besser geeigneten Ort mehr. Zudem meinte man, so die Kontrolle zunächst über Vietnams Nordwesten und den laotischen Norden zurückgewinnen zu können, um darauf aufbauend allmählich wieder in die Offensive zu gelangen. Das Kommando des Expeditionskorps und hochrangige US-amerikanische Berater im noch okkupierten Hanoi entschieden, im Raum Dien Bien Phu mit demonstrativer Offenheit eine waffenstarrende Stützpunktfestung zu errichten und die Vorbereitung einer Offensive vorzutäuschen. Das Kalkül war, wie später aktenkundig wurde, Vietnams Armeeoberkommando unter General Vo Nguyen Giap zur Verlegung der Hauptkräfte der Volksarmee in dieses Gebiet zu verleiten. In der nur schwer zugänglichen, wilden, teils von undurchdringlicher Vegetation überwucherten Gebirgswelt, die kaum Manövriermöglichkeiten bot, wollte man sie mit konzentriertem Artilleriefeuer und massiven Luftschlägen zermalmen, davon überzeugt, an diesem Ort die weitaus besseren Karten zu besitzen.

Über eine Luftbrücke, wie sie Indochina noch nie erlebt hatte, wurden ab Dezember 1953 gewaltige Mengen Baumaterial und -gerät, schwere Waffen und Tausende Soldaten herangeschafft. Auf der Hochebene entstand der größte Stützpunktkomplex in Indochina mit zwei leistungsstarken Feldflugplätzen. Die französischen Militärs und amerikanische Berater schätzten ihn als uneinnehmbar ein. Ende März waren in den mit Bunkern gespickten, von Grabensystemen durchzogenen, mit Minenfeldern und kilometerlang mit Stacheldraht gesicherten drei inneren Sektoren und in den stark befestigten Außenforts auf umliegenden Bergen 17 Infanterie- und drei Artilleriebataillone, Pioniertruppen, Panzereinheiten, Kampf-, Transport- und Aufklärungsflugzeuge konzentriert. Das Expeditionskorps hatte rund 20.000 Mann seiner schlagkräftigsten Einheiten zusammengezogen. Sein Chef General Henri Navarre tönte: "Nur in Dien Bien Phu und nirgendwo sonst werden wir den Sieg erringen." Bei einer Blitzvisite vor Ort zeigte sich der Oberkommandierende der US-Streitkräfte im pazifischen Raum, General John O’Daniel, hinsichtlich der Perspektiven der geplanten Schlacht "enthusiastisch". US-Vizepräsident Richard Nixon und Außenminister John Foster Dulles kreuzten in Hanoi auf. Im Golf von Bac Bo (Tonkin) gingen auf der Höhe der Hafenstadt Haiphong zwei Flugzeugträger vor Anker. (...)"

Weiterlesen in "junge Welt" vom 07. Mai 2024

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1. Mai: Versammlungsfreiheit abgeschafft? Polizei greift 1. Mai Demonstration in Stuttgart an, 97 Verletzte

Das Foto zeigt das Fronttransparent mitbedenkende Text: „Gegen Krieg, Faschismus und "Ausbeutung: Sozialismus und Revolution“
Foto: Demosanitäter
Stuttgart, den 1. Mai 2024: Auch in diesem Jahr sicherten wir die Demonstrationen zum Kampftag der Arbeiterklasse bzw. Tag der Arbeit in Stuttgart und Karlsruhe ab.

In Stuttgart begleiteten wir zunächst die Demonstration der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di mit einer vierstelligen Anzahl Teilnehmer*innen durch die Innenstadt. Bei der bunten Demonstration kam es zu keinen Zwischenfällen.

Im Anschluss sicherten wir die dieses Jahr ungewöhnlich große revolutionäre 1. Mai Demonstration ab, die von der Innenstadt zum Marienplatz laufen sollte. Nach einer Auftaktkundgebung auf dem Karlsplatz liefen über 1000 Teilnehmer*innen die Hauptstättenstraße Richtung Süden und bogen über die Eberhardstraße in die Tübingerstraße ein. Dort griff ein Großaufgebot der Polizei die Demonstration ohne Vorwarnung von vorne mit Pfefferspray und Schlagstöcken an. Auch Polizeipferde wurden eingesetzt. Es kam unmittelbar zu einer größeren Zahl verletzter Demonstrant*innen. Im Verlauf kesselte die Polizei ca. 100 Personen an der Demonstrationsspitze ein und drängte die restliche Demonstration unter Anwendung weiterer Gewalt ab.

Zu den Hintergründen:
Vor Ort begründete die Polizei ihre massive Gewaltanwendung mit dem Entrollen von Seitentransparenten. Seit geraumer Zeit werden Seitentransparente in Auflagen in Stuttgart stark beschränkt. Dabei sind nur noch kleine Seitentransparente von weniger als 1,5 Metern Länge erlaubt, die mindestens 2 Meter auseinander getragen werden müssen. Nach uns vorliegenden Informationen war erst vor Kurzem gegen diese Auflagen bei einer anderer Demonstration erfolgreich geklagt worden. Seitentransparente sind Teil des inhaltlichen Ausdrucks einer Demonstration und tragen die Forderungen der Demonstration sichtbar nach Außen. Trotz des eindeutigen Gerichtsurteils halten die Stuttgarter Behörden an der rechtswidrigen Praxis fest.

Wir kritisieren die massive und unverhältnismäßige Gewaltanwendung der Polizei, die auch durch leichte Auflagenverstöße nicht zu rechtfertigen ist - schon gar nicht, wenn sie aufgrund rechtswidriger Auflagen erfolgt. Die Polizei ist rechtlich verpflichtet das mildeste geeignete Mittel anzuwenden und verhältnismäßig zu handeln. Stattdessen erfolgte ohne Vorwarnung direkt ein gewaltsamer Angriff auf friedliche Demonstrierenden.

Mit dieser Pressemitteilung möchten wir unsere Besorgnis über diesen Vorfall zum Ausdruck bringen. Im Sinne einer Prävention hoher Verletztenzahlen möchte wir daher zu einer öffentlichen Diskussion anregen.

Verletztenstatistik:
1.) 0 Versorgungen auf der Ver.di-Demonstation in Stuttgart
2.) 97 Versorgungen auf der revolutionären 1. Mai Demonstration in Stuttgart, davon
- 74 Pfefferspray
- 9 chirurgisch
- 14 psychisch
(Glücklicherweise mussten wir für niemanden den öffentlichen Rettungsdienst hinzuziehen.)

Quelle

Die "Proletenpassion" in Esslingen

Das Foto zeigt das Plakat der WLB zum Stück, im Hintergrund das alte Esslinger Rathaus, dazwischen sitzen Menschen in einem Straßencafe
Foto: © Thomas Trueten
Vermutlich sehenswert, nicht nur für junge Linke: Die "Proletenpassion" in der Württembergischen Landesbühne in Esslingen:

„Unsere Geschichte ist die Geschichte von Kämpfen, Verteilungskämpfen zwischen den Klassen, eine wütende Chronologie. Doch gelehrt wird uns eine lange Reihe von Thronen und Kronen ...“ Die „Proletenpassion“ erzählt nicht von den glanzvollen Siegen, sondern von den Abermillionen, die den Preis für diese Siege zahlten - vom Scheitern, von den Opfern. Eine Revue von den Bauernkriegen über die bürgerliche Revolution, die Pariser Kommune, Oktoberrevolution und Faschismus bis geradewegs hinein ins Heute. Durchsetzt mit Originalzitaten revolutionärer Persönlichkeiten von Martin Luther über Thomas Müntzer bis Karl Marx. Thyssen und Krupp lachen sich ins Fäustchen, während Hitler den Blues kriegt. Eine Geschichte der entbehrungsreichen Kämpfe Europas - dabei immer lehrreich, nie belehrend. Ein humoristisches, bissiges Plädoyer für Demokratie und Solidarität in eingängigen Reimen.

Kurze Stücke, flotte Wechsel, variantenreich intoniert - schwelgerisch und schmeichelnd, zugleich ätzend und aggressiv ist die Musik. Die „Schmetterlinge“, 1969 in Wien gegründet, waren eine Folk- und Politrock-Band. Ihre kritisch-politischen Texte wurden größtenteils von Heinz Rudolf Unger geschrieben. Der österreichische Literat verfasste außerdem Romane, Lyrik, Theaterstücke, Drehbücher, Hörspiele sowie Kinder- und Jugendbücher und arbeitete mit verschiedenen Kabarettgruppen zusammen.

Quelle, Termine und weitere Informationen: Württembergische Landesbühne

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