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Ein Interview mit Jess Hurd

Während meines Besuches als WASG G8 Kampagnenmitglied - auf Einladung von “Globalise Resistance” - zur G8 Mobilisierung im Chadwick Lecture Theatre der Universität und des College London, konnte ich ein kurzes Interview mit Jess Hurd führen. Jess Hurd wurde weltweit durch das Photo des erschossenen Demonstranten Carlo Giuliani beim Sozialforum in Genua bekannt. Das Bild von Carlo Giuliani wurde für die Ausstellung des „John Kobal Photoprotrait Preises 2002“ ausgewählt und wurde „Abbildung des Jahres“ der Ausgabe Januar 2003, des britischen Journals der Photographie sowie Sieger der Gewerkschaftspresse und des Fotorezeptors 2000 u.v.m.

Jess Hurd bei der Arbeit in den Favelas von Sao Paulo | Foto: © Sergio Alberti

Sie haben Sozialforen weltweit besucht. Wodurch unterscheiden sie sich?

Ich habe nur 3 Welt-Sozialforen besucht. Das erste und auf viele Arten beeindruckendste war in Mumbai. Indien war ein solcher Gefühls-Taumel, der Verkehr, die Umweltverschmutzung, der Lärm..... und trotz der entsetzlichen Armut reisten Delegierte voller Lebendigkeit und Enthusiasmus Hunderte von Meilen um an diesem Event teilzunehmen. Von den Anti-Kindersklaverei-Aktivisten, den Dalits (Kastenlose) bis zu den Bankangestellten war dieses Event wirklich eine Inspiration und ich bin stolz, daß ich dort Freunde gewinnen konnte.

Das zweite Sozialforum hatte einen ganz anderen Charakter mit viel politischerer Richtung. Mittelpunkt war der Kontrast zwischen dem schnell schwindenden Beistand von Lula und den Besuch von Präsident Hugo Chavez, welcher stürmisch empfangen wurde.

Im Jahr darauf folgte ich dem Kampf gegen Neo-Liberalismus in die Boliviarische Republik Venezuela.

Großdemo der G8 Proteste in Genua | Foto: © Jess Hurd

Obwohl das Welt-Sozialforum in Caracas stattfand, verbrachte ich die meiste Zeit in Barrio's, der Slum-Region in den Bergen, wo die radikalen Reformen stattgefunden haben - Ausrottung des Analphabetismus, Bildung auf jedem Level offen für alle, kostenlose medizinische Versorgung, Kinderkrippen, subventionierte Märkte, all das machte für das Leben durchschnittlicher Menschen einen großen Unterschied.
Das erstaunlichste war die Beteiligung im Ablauf zu sehen, die Besetzung der Produktionsstätten, die Barrio Organisation und die Programme zur politischen Bildung von Arbeitern.

Ist das G8 Treffen ein Thema in England?

Leider ist es derzeit nicht oft in den Nachrichten. Es wird Tony Blair-™s letzter G8-Gipfel sein, es wird also einige Spalten in den Kolumnen hergeben. Aber allgemein wird es auf die unabhängigen politisch orientierten Journalisten und Fotografen ankommen. Die Masse wird lediglich die Tumulte wahrnehmen, nicht die Sache an sich.
Sehen Sie sich doch den Artikel im Guardian über gewalttätige Angriffe in Deutschland an.

Was änderte sich für Sie, nachdem Sie das Foto des erschossenen Demonstranten Carlo Giuliani während der G8-Proteste in Genua veröffentlichten?

Carlo Giuliani bei den G8 Protesten in Genua | Foto: © Jess Hurd

Der G8-Gipfel in Genua war die bedeutendste Europäische Bewegung bis heute, nicht nur wegen ihrer Mischung aus Gewerkschaftern, sozialen und politischen Aktivisten. Tragischerweise wurde der junge Aktivist Carlo Giouliani von der italienischen Bereitschaftspolizei erschossen. Doch die soziale Bewegung wuchs durch diese Gewalttat zu einer wirklichen Kraft, die Änderungen bewirken konnte.

Was erwarten Sie vom Protest in Rostock im Juni?

Ich erwarte nicht weniger als von allen anderen EU, WTO oder G8-Gipfel Protesten über die ich berichtet habe. Einzelne und Gruppen leidenschaftlicher Menschen kämpfen für eine oder mehrere Sachen. Solche Veranstaltungen sind immer aufregend wegen der Vielfalt und des Einfallsreichtums der Aktionisten, mit welcher sie ihren Glauben und ihre Wünsche für eine bessere Welt Ausdruck verleihen.

Was denken Sie und erwarten Sie von der Neuen Linken in Deutschland?


Um ehrlich zu sein, ich bin nicht so informiert über die Neue Linke in Deutschland, aber ich hoffe sie wird zusammenhalten und die Bewegung ohne zu viele Kompromisse vorantreiben.

Was meinen Sie, wird sich nach Blair-™s Ära in England ändern?

Leider verspricht uns die Aussicht auf Gordon Brown als Premierminister keine bessere Zukunft hier in UK. Alle Hinweise lassen vermuten, dass er mit Tony Blair-™s neo-liberalem Programm und seiner kriegstreiberischen Strategie fortfährt.

Wir können lediglich den Widerstand von unten bestärken und versuchen, eine wirkliche Alternative zu entwickeln.

Vielen Dank für das Gespräch

Thomas Mitsch ist Kreisvorstandssprecher der WASG Esslingen, BaWü und G8 Kampagnenmitglied und führte das Kurzinterview mit Jess Hurd in London

Hier eine weitere Dokumentation von Arbeiterfotografie über die Geschehnisse in Genua.

Die abgebildeten Fotos erscheinen mit freundlicher Genehmigung von Jess Hurd und Sergio Alberti, bei denen das Copyright für die Bilder liegt.

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