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Stuttgart: Gemeinsam aktiv werden! Vortrag & Diskussion mit Natascha Strobl

In ganz Europa müssen wir ein Erstarken rechter Strukturen erleben. Bereits seit einigen Jahren feiern FPÖ, Front National & Co parlamentarische Erfolge, spätestens seit dem Einzug der AfD in Kommunal- & Landesparlamente ist dieser Trend auch in der BRD nicht mehr zu leugnen.

Auch außerparlamentarische rechte Gruppierungen wie etwa die sogenannte „Identitäre Bewegung“ treten öffentlich stärker in Erscheinung.

Diese Phänomene sind nicht isoliert zu betrachten. Die öffentliche Debatte verschiebt sich damit insgesamt nach rechts. In unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Themenfeldern suchen die rechten Gruppen Anschlusspunkte an konservative Kräfte, die sich von den Rechten treiben lassen und somit selbst Akteure der aktuellen Rechtsentwicklung werden.

Durch Zusammenarbeit zum Beispiel bei der sogenannten „Demo für Alle“ findet ein direkter Schulterschluss mit etablierten konservativen Kräften aus Parteien und Kirchen statt.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen stehen wir vor der Frage, wie mit diesem Rechtsruck umzugehen ist. Vielerorts bekommt er starken Gegenwind, indem sich viele Menschen rechten Umtrieben in den Weg stellen. Dazu gibt es viele verschiedene Ansätze und die unterschiedlichsten Arten der Umsetzung.

Als neu gegründetes Aktionsbündnis "Stuttgart gegen Rechts" stellen wir uns vor und wollen über unterschiedliche Strategien im Kampf gegen Rechts diskutieren.

Zu Gast ist dazu Natascha Strobl, Politikwissenschaftlerin aus Wien und Sprecherin des Bündnisses "Offensive gegen Rechts". Sie wird uns einen Einblick in die Arbeit gegen Rechts in Österreich geben.

Freitag, 11. November 19:30 - 21:00
Gewerkschaftshaus Stuttgart
Willi-Bleicher-Str. 20, 70174 Stuttgart

Erklärung der VVN-BdA Esslingen zu den Angriffen der AfD auf Frau Prof. Dr. Gabriele Fischer

Die AfD Jugendorganisation „Junge Alternative“ hat beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Esslinger Professorin Dr. Gabriele Fischer eingereicht. Diese hatte im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Ethische Aspekte aktueller Zeitfragen“ am 18. Oktober 2016 zum Vortrag „Aufstieg der AfD und Möglichkeiten der Kritik“ des Sozialwissenschaftlers Sebastian Friedrich eingeladen.

Moritz Brodbeck, Landesvorsitzender der JA betrachte diese Äußerung als eine „Verletzung des für Beamte geltenden Neutralitätsgebotes“ sowie als „Indoktrination“.

Dass es tatsächlich die AfD ist, die versucht zu indoktrinieren zeigt sich darin, dass diese sich damit wohl wissend gegen das Grundrecht, „Art. 5 GG zur Freiheit von Lehre und Forschung“, stellt, während sie in ihrem Grundsatzprogramm verlogen fordert, dass „dem deutschen Grundgesetz ausnahmslos Folge geleistet wird“.

Die AfD entwickelt sich zunehmend zu einem Sammelbecken für Rassismus, Hass, Antisemitismus. Sie trägt und verbreitet diese Positionen zunehmend in den Parlamenten.

Sie bildet zunehmend in vielen Orten das organisatorische Zentrum, in dem sich vermeintliche „WutbürgerInnen“ und ihre Wortführer mit den extremen Rechten verbinden. So werden Naziparolen und öffentliche Hetze gegen Andersdenkende immer gesellschaftsfähiger.

Der Kampf gegen AfD, Pegida und sonstige rechte Bewegungen ist somit auch ein Kampf um die kulturelle Hegemonie in den Betrieben, Vereinen, an Schulen und Universitäten. Menschen müssen überall dort Widerspruch anmelden, wenn sie mit antisemitischem und antimuslimischem Rassismus konfrontiert werden.

Der AfD geht es mit der Dienstaufsichtsbeschwerde ganz offensichtlich um die Einschüchterung all jener, die für eine kritische Auseinandersetzung mit der Ideologie der AfD eintreten.

Die Kreisvereinigung Esslingen der VVN-BdA weist dies zurück und erklärt sich solidarisch mit Prof. Dr. Gabriele Fischer und allen, die diese Veranstaltungsreihe ermöglicht haben.

Wir begrüßen, dass mit dem Vortrag von Sebastian Friedrich an der Hochschule jungen Studierenden die Möglichkeit gegeben wurde, sich qualifiziert mit den gesellschaftlichen Wurzeln der rassistischen, im Kern neoliberalen und bildungsfeindlichen Politik der AfD auseinanderzusetzen. Dass dafür ein großes Bedürfnis und auch eine Offenheit für die Frage der praktischen Auseinandersetzung mit der AfD besteht, zeigte die lebendige Diskussion im Anschluss an den Vortrag des Referenten.

Wir hoffen deshalb, dass man sich auch an weiteren Bildungseinrichtungen dementsprechend mit rechten und reaktionären Strömungen auseinandersetzt und dieser Einschüchterungsversuch der AfD damit auf ihre eigenen Füße zurückfällt.

Kreisvorstand der VVN-BdA Esslingen, 24. Oktober 2016

Gedenken 9. November 2016

Wir laden alle dazu ein, am Mittwoch, den 09. November 2016 um 18.00 Uhr am Platz der ehemaligen Synagoge in Cannstatt gemeinsam mit uns der Progromnacht zu gedenken.

Gedenken an die Opfer der Pogromnacht

Am 9. November 1938 brannten in ganz Deutschland Synagogen, organisiert, vorbereitet und angestiftet von Partei, Regierung und Behörden des faschistischen Staates. Am nächsten Tag wurden jüdische Geschäfte geplündert, zehntausende jüdische Menschen gejagt, in KZs verschleppt, über 100 ermordet -“ Millionen sollten folgen...

Ernst Reichenberger -“ jüdisches Opfer aus Cannstatt

Die Synagoge in Cannstatt wurde in dieser Nacht von der Feuerwehr angezündet. Zwei Tage später am 12. November wurde Dr. Ernst Reichenberger, der in der König-Karl- Straße 24 eine Zahnarztpraxis hatte, ins KZ Dachau verschleppt. Nach seiner Rückkehr im Dezember erhielt er den Bescheid über die am 12. November 1938 erlassene „Judenvermögensabgabe“. Damit ließ sich das Deutsche Reich von den jüdischen Opfern das als „Reichskristallnacht“ beschönigte Verbrechen bezahlen. Im Januar 1939 verlor er seine Approbation, was seinen wirtschaftlichen Ruin bedeutete. 1943 wurde Ernst Reichenberger nach Auschwitz deportiert, wo er umgebracht wurde. Die Deutsche Bank überwies sein Restvermögen in Höhe von 11.247,73 Reichsmark an die Oberfinanzkasse, der Oberfinanzpräsident von Württemberg stellte mit deutscher Gründlichkeit die Flurgarderobe Reichenbergers mit einem Wert von 18.- Reichsmark sicher.

Die Pogromnacht war erst der Anfang

Nach der Pogromnacht wurden etliche Erlasse und weitere Gewaltmaßnahmen gegen JüdInnen umgesetzt, so erließ Hermann Göring neben der „Judenvermögensabgabe“ auch die Verordnung „zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ sowie „- über den Einsatz des jüdischen Vermögens“. Das Geld wurde dringend benötigt, um das Aufrüstungsprogramm der Wehrmacht zu finanzieren. Nach den Erlassen finanzierten die Großbanken die zu erwartende Milliarde Reichsmark vor, um die drohende Zahlungsunfähigkeit des Deutschen Reiches abzuwenden. Die Erlasse stießen in großen Teilen der Bevölkerung auf Zustimmung. Mit Terror und dem Anheizen von Antisemitismus gelang es, die jüdische Bevölkerung immer stärker von der restlichen Bevölkerung zu isolieren und sie als Sündenböcke für wirtschaftliche Probleme hinzustellen.

Für die Vernichtung des Nazismus mit all seinen Wurzeln

Im „Schwur von Buchenwald“ wird formuliert, dass der Nazismus mit allen seinen Wurzeln vernichtet werden muss. So leitete selbst die CDU 1947 ihr „Ahlener Programm“ mit folgenden Worten ein: „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen.“ Es sind also nicht nur die NSDAP und Adolf Hitler verantwortlich für die unglaublichen Verbrechen, sondern vor allem Banken und Großindustrie. Das kapitalistische Streben nach Profitmaximierung führte 1933 zur brutalen Zerschlagung der Arbeiterbewegung und zur Vernichtung von allen, die nicht in ihr Weltbild passten. Es folgten der Überfall auf Polen am 1. September 1939 und am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion. Am Ende des gigantischen Raub- und Eroberungsfeldzuges standen Auschwitz und 60 Millionen Tote.

Nie wieder Faschismus -“ nie wieder Krieg! -“ Oder doch?

Wenn wir den Schwur von Buchenwald ernst nehmen, so müssen wir erkennen, dass unsere Gesellschaft sich immer weiter vom Ziel des Aufbaus „einer neuen Welt der Freiheit und des Friedens“ entfernt. Mit der AfD sitzt eine rechtspopulistische Partei in vielen Parlamenten, auch im baden- württembergischen Landtag mit 15,1%. Sie ist für Nazis offen und in der Lage, in größerem Umfang Menschenmengen zu mobilisieren. Vor allem ihre Forderungen in der Flüchtlingsfrage werden von den Regierungsparteien oftmals umgesetzt, somit ist ihr Einfluss auf die gesellschaftlichen Verhältnisse größer als auf den ersten Blick erkennbar. In dem so erzeugten gesellschaftlichen Klima sind rassistische Angriffe auf Flüchtlinge an der Tagesordnung. Vielen ist unklar: Die Armut in Deutschland nimmt zu. So gelten in Stuttgart 14% aller Kinder als arm. Prekäre Arbeitsverhältnisse sind für immer mehr Menschen Realität, Wohnen ist für viele unbezahlbar. Dazu kommen soziale Abstiegsängste der noch nicht direkt Betroffenen. Und wieder werden Sündenböcke präsentiert. Flüchtlinge werden benutzt, um von den wahren Ursachen abzulenken -“ keiner soll auf die Idee kommen, die schreiende Ungerechtigkeit auf der Welt und schon gar nicht die Profitlogik des Kapitalismus in Frage zu stellen. Immer offener werden die Forderungen aus der Politik nach der Durchsetzung weltweiter deutscher Wirtschaftsinteressen -“ auch mit militärischer Gewalt. Die Bundeswehr soll logistisch, personell und ausrüstungstechnisch dazu befähigt werden. Kriegsministerin Ursula von der Leyen fordert ein Aufrüstungsprogramm in Höhe von 130 Mrd. Euro. Russland dient wie einst die Sowjetunion als Feindbild. Schon jetzt befindet sich die Bundeswehr in zahlreichen militärischen Einsätzen. In der beschlossenen „Konzeption Zivile Verteidigung“ wird im „Krisenfall“ die Unterordnung ziviler unter militärische Belange gefordert, die Bevölkerung soll an den Gedanken gewöhnt werden.

Wehret den Anfängen!

Natürlich ist die gesellschaftliche Situation 2016 in Deutschland eine andere als 1933. Doch es gibt Parallelen: Der Rassismus in der Mitte der Gesellschaft, die umfassende Krise des kapitalistischen Weltwirtschaftssystems, die Präsentation von außen- sowie innenpolitischen Feindbildern und Sündenböcken und die Bereitschaft die Wirtschaftsinteressen militärisch durchzusetzen. Es ist festzustellen, dass die politischen Strukturen autoritärer werden. Wir müssen gemeinsam entschlossen dafür eintreten, dass die vorherrschenden Krisen mit sozialen Antworten bekämpft werden, dann ist es möglich eine neue Welt der Freiheit und des Friedens aufzubauen.

Deshalb werden wir jeglichem Antisemitismus entgegentreten und Rassisten und Faschisten konsequent bekämpfen. Und wir wehren uns gegen Prekarisierung und Sozialabbau, um rechten Ideologien den Nährboden zu entziehen. Wir solidarisieren uns mit Geflüchteten und Unterdrückten. Wir wollen offene Grenzen und ein bedingungsloses Bleiberecht -“ es müssen Fluchtursachen bekämpft werden, nicht Menschen.

Wir setzen uns ein gegen Abschottung, Aufrüstung und Krieg.

Wir stehen für ein solidarisches Miteinander!

UnterstützerInnen:

Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart
Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart & Region (AABS)
Arbeit Zukunft Stuttgart
Cannstatter gegen Stuttgart 21
DIE LINKE OV Bad Cannstatt
DIE LINKE Stuttgart
DKP (Deutsche Kommunistische Partei) Stuttgart
Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba Regionalgruppe Stuttgart
Friedenstreff Stuttgart Nord
GRÜNE JUGEND Stuttgart
Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V.
Linksjugend [`solid] Stuttgart
Revolutionäre Aktion Stuttgart
SÖS (Stuttgart Ökologisch Sozial)
ver.di Bezirk Stuttgart
Verein Zukunftswerkstatt e.V. Zuffenhausen
VÖS (Vaihingen Ökologisch Sozial)
VVN-BdA: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes -“ Bund der Antifaschisten
Waldheim Gaisburg; Waldheim Stuttgart e.V. / Clara Zetkin Haus
Zukunftsforum Stuttgarter Gewerkschaften

Via VVN-BdA Esslingen

Der anachronistische Zug

Foto: Monika v. Wegerer / Umbruch Bildarchiv Berlin
"Der anachronistische Zug" ist ein politisches Strassentheater, das seit vielen Jahren durch Deutschland zieht. Als Vorbild diente Bertolt Brechts Gedicht "Der Anachronistische Zug oder Freiheit und Democracy" von 1947. Darin prangert Brecht die personelle und teilweise auch ideologische Kontinuität zwischen Nazi-Deutschland und der Bundesrepublik an. Im Jahr 1979 brachten die Autoren Thomas Schmitz-Bender und Helge Sommerrock das Spektakel erstmals auf die Straße. Der Protest richtete sich gegen die Wahl Carl Carstens als ehemaliges NSDAP Mitglied zum Bundespräsidenten. Er richtete sich auch gegen andere Politiker, Lehrer, Richter und Journalisten, die von ihrer Nazi-Vergangenheit profitierten, in dem sie wieder in hochrangige Ämter zurückkehrten.

Monika v. Wegerer nahm im September 1994 am anachronistischen Zug teil, der mit ca. 40 Wagen aus Anlass der bevorstehenden Bundestagswahl durch Berlin zum Brandenburger Tor zog.

Rückblick: 1980 fährt der Zug durch Münchens Straßen. Diesmal war es die Kanzlerkandidatur von Franz Josef Strauß (CSU) während des Bundeswahlkampfes, gegen die protestiert wurde. Das Straßentheater bestand aus einem Zug mit mehreren Wagen, wie man sie aus der Faschingszeit kennt. Bei der Aktion war auch die Brecht-Tochter Hanne Hiob dabei. Auf dem letzten "Plagenwagen" wurden sechs Figuren in Gestalt von Nazigrößen dargestellt. Franz Josef Strauß war eine von ihnen. Immer wenn ein Stichwort genannt wurde, z.B. "Unterdrückung", erhob sich eine Figur, die dann von Franz Josef Strauß zurückgedrängt wurde. Zum Schluss erhoben sich alle sechs Nazigrößen und blickten auf den gedoubelten Franz Josef, sodass nur noch das von ihm hochgehaltene Schild mit "Freiheit und Democracy" sichtbar blieb. Übrigens: Die Person, die Franz Josef Strauß darstellte, wurde später wegen Beleidigung des bayrischen Ministerpräsidenten, der Strafanzeige gestellt hatte, verurteilt. .

Nachdem die Revision des Urteils vom bayrischen obersten Landesgericht verworfen wurde, entschloss sich der Verurteilte zu einer Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht. Diese hatte im Juli 1984 endlich Erfolg. Zuvor gab es jedoch einen jahrelangen Rechtsstreit um die Definition der Kunstfreiheit (Art. 5, Abs.3, Satz 1 GG) und ihrer Grenzen z.B. durch Verletzung von Persönlichkeitsrechten. Das Urteil hatte auch für künftige Verfahren richtungsweisende Bedeutung.

1990 zog der anachronistische Zug ein weiteres Mal mit der Warnung vor nationalistischen Tendenzen angesichts der Wiedervereinigung in Deutschland innerhalb von 14 Tagen von Bonn aus nach Berlin und kam genau am Wahlabend an.
Nach langer Pause zog das Straßentheater dann wieder im Jahr 1994 und im Jahr 2000 zum Millenniumswechsel durch Berlin. Auch dieses Mal war die Brechttochter Hanne Hiob wieder dabei. In darauf folgenden Jahren zog der anachronistische Zug durch verschiedene Orte in Deutschland. So 2009 durch Regensburg und 2013 durch Bayreuth.
Zuletzt fand das Straßenspektakel im Jahr 2015 zum 70. Jahrestag des Kriegsendes wieder in Berlin statt. Der 8.Mai sollte nicht nur gefeiert, sondern auch als Mahnung dafür verstanden werden, dass die Gespenster des Nationalismus und Militarismus heute wie damals wirken.

Zur Fotoserie beim Berliner Umbruch Bildarchiv.

Weitere Informationen:

Einer sitzt im Knast - Freiheit für Beni

-Aufruf zur Prozessbegleitung-

Seit den Protesten gegen die Veranstaltung der “Alternative für Deutschland- am 3. Oktober 2016 am Cannstatter Kursaal befindet sich ein Antifaschist in Untersuchungshaft (dazu die Rote Hilfe & Stuttgart gegen Rechts). Der Vorwurf lautet “versuchter Diebstahl-. Angeblich soll er versucht haben, einem Polizisten das Pfefferspray zu entwenden. Tatsächlich gab es an diesem Tag viele Provokationen durch die Einsatzkräfte. Dabei hat der noch junge Polizist dem nun in U-Haft Sitzenden ins Gesicht geschlagen. Auf der Anklagebank sitzt jedoch nicht der Polizist, sondern Beni. Wieder einmal versucht die Justiz auf diese Art Entgleisungen von Polizeikräften im Nachhinein zu rechtfertigen.

Fakt ist, dass die Strategie der Polizei an dem Tag eindeutig auf Eskalation angelegt war. Wie auch bereits bei früheren Protesten sowohl gegen die „AfD“ als auch gegen die selbsternannte „Demo für Alle“ wurde versucht, die Demonstrierenden gezielt zu provozieren und im Nachgang zu kriminalisieren. Der Kampf gegen rechte und reaktionäre Kräfte soll in Stuttgart offensichtlich mit allen juristischen und polizeilichen Mitteln unterbunden werden. Um andere AktivistInnen abzuschrecken, werden gezielt einzelne AntifaschistInnen abgestraft. In diesem Fall wird erneut auf einen gezielt, dem auf Grund einer noch laufenden Bewährungsstrafe Knast droht.

Dieser Strategie werden wir mit unserer Solidarität entschieden entgegen treten und lassen uns nicht einschüchtern. Solidarität ist unsere Waffe gegen ihre Repression -“ Wir gehen gemeinsam gegen Rechts auf die Straße und stehen gemeinsam vor Gericht, weil wir der Überzeugung sind, dass unser Protest notwendig und legitim ist.

Deshalb rufen wir dazu auf, Benis Prozess am 24. Oktober 2016 ab 10 Uhr gemeinsam zu begleiten. Wir treffen uns dazu um 9 Uhr vor dem Amtsgericht Stuttgart (Hauffstraße 5/Haltestelle Neckartor).

Getroffen hat es einen -“ gemeint sind wir alle!

Für eine solidarische Perspektive!

Quelle: Stuttgart gegen Rechts & Rote Hilfe OG Stuttgart

Wer Beni schreiben möchte, bekommt die Kontaktdaten über die Rote Hilfe (stuttgart[ät]rote-hilfe.de).

Blogkino: Die Stadt ohne Juden (1924)

Wir setzen in unserer Kategorie Blogkino heute die Reihe mit Filmen des expressionistischen Kinos fort mit dem dem Aufruf, die Restauration des 1924 unter der Regie von H. K. Breslauer entstandenen Film "Die Stadt ohne Juden" zu unterstützen. Der aus heutiger Perspektive oft prophetische Weitsicht in Bezug auf die Geschehnisse im Faschismus zugeschrieben Film, die sich auch in den filmischen Bildern der Vertreibung der Juden widerspiegelt, basiert auf der Romanvorlage von Hugo Bettauer die auf satirische Weise die Konsequenzen des grassierenden Antisemitismus zu Ende dachte. Nur wenige Monate nach der Uraufführung am 25. Juli 1924 in Wien wurde der Autor der Romanvorlage von dem Nationalsozialisten Otto Rohstock in seinem Büro erschossen. Die Restaurierung und Wiederaufführung des vollständigen Werks sind nach dem Fund der bislang fehlenden Teile des Films auf einem Pariser Flohmarkt in Planung, jedoch aufgrund fehlender finanzieller Mittel noch nicht gesichert, FörderInnen und private SponsorInnen werden derzeit gesucht.

Themenabend zum 100. Geburtstag von Peter Weiss: "Trotz der Schwere ein Optimismus"

Einladungsflyer
Der am 8. November 1916 geborene Peter Weiss schrieb Theaterstücke und Romane. Bekannt wurde er mit dem dreibändigen Roman „Die Ästhetik des Widerstands“. Hier schildert er unter anderem am Beispiel der „Roten Kapelle“ die Bedingungen, unter denen Widerstand gegen Hitler möglich war. Im Theater wurde vor allem sein Stück „Die Ermittlung“, in dem er Ausschnitte aus dem Auschwitz-Prozess auf die Bühne brachte, berühmt.

Anlässlich des 100. Geburtstags von Peter Weiss erinnert Janka Kluge an Leben und Werk des deutsch-schwedischen Schriftstellers, Malers und Dokumentarfilmers. Sie berichtet über seine Zeit im Ausland in den 1930er Jahren, seine Erfolge als politischer Dramatiker in der Nachkriegszeit und über das vielseitige literarische und künstlerische Schaffen des Antifaschisten, der am 10. Mai 1982 in Stockholm starb.

Janka Kluge erinnert an den Schriftsteller Peter Weiss und sein Werk.

KOMMA Jugend und Kultur
Dienstag, 6. Dezember, 19 Uhr
Maille 5-9, Esslingen

Eine gemeinsame Veranstaltung von:
• KOMMA Jugend und Kultur
• VVN-BdA Kreisvereinigung Esslingen
• Rosa Luxemburg Stiftung



Via VVN-BdA Kreisvereinigung Esslingen

Alfred-Hausser-Preis 2016 geht an „Geraubte Kinder“

Alfred Hausser

Die Wanderausstellung des Vereins „Geraubte Kinder -“ vergessene Opfer“ des gleichnamigen Vereins aus Freiburg erhält den Alfred-Hausser-Preis 2016.

Am 5. November 2016 im Esslinger Gewerkschaftshaus wird die Auszeichnung des Preisträgers erfolgen. Dies beschloss der Landesvorstand der VVN-BdA auf Empfehlung seines Beirats. Die 1947 von Überlebenden der Naziverfolgung gegründete überparteiliche antifaschistische Organisation vergibt den Preis seit 2006 alle zwei Jahre für Projekte, die in besonderer Weise die Erinnerung an den Widerstand gegen den Faschismus, die Verfolgten und die Opfer des Naziregimes bewahren helfen.

Die Wanderausstellung behandelt das Schicksal von Menschen, die von den Nazis als Kinder aus Polen, Russland, Slowenien, der Tschechoslowakei und Norwegen wegen ihres vermeintlich „arischen“ Aussehens nach Deutschland verschleppt wurden, woran in nicht geringem Maß die Deutsche Reichsbahn mitwirkte. Viele dieser geraubten Kinder konnten nach dem Krieg nicht in ihre Heimat zurückgebracht werden, weil deutsche Jugendämter bei der Verschleierung des Menschenraubs mitwirkten und die Kinder mit einer fremden Identität „einbürgerten“. So haben die meisten von ihnen nach 1945 ihre Eltern nicht wiedergesehen. Und wenn sie in zurückkehren konnten, traten schwere Probleme auf Das Leid dieser Menschen wurde nie als Verbrechen anerkannt. Nie erhielten sie eine Entschädigung. Von der Wanderausstellung über diese kaum bekannte Opfergruppe und dem dazu gehörenden Film, der sich auch mit der Uneinsichtigkeit der heutigen Deutschen Bahn beschäftigt, waren die Vergabegremien für den Alfred-Hausser-Preis berührt und beeindruckt

„Die Auswahl fiel unserem Beirat nicht leicht“, erklärte Lothar Letsche, das zuständige Vorstandsmitglied. „Auch die drei anderen nominierten Projekte waren ohne Zweifel preiswürdig und wurden von einzelnen Beiratsmitgliedern an die erste Stelle gesetzt. Aber wir können den Preis eben leider nur einmal vergeben.“ Im Auswahlverfahren befanden sich:

Die (inzwischen auch als Buch dokumentierte) Ausstellung „Nazi-Terror gegen Jugendliche“ -“ Verfolgung, Deportation und Gegenwehr in der Region Freiburg -“ unter Leitung der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg zwischen 2008 und 2015 weitgehend durch Jugendliche erarbeitet, die bei ZeitzeugInnen in aller Welt und in Archiven recherchierten
Eine (filmisch dokumentierte) Serie von Aktivitäten in Offenburg unter den Titel „KZ in der Nachbarschaft“. Zwei Schulen in Offenburg-Nord befinden sich auf einem ehemaligen Kasernengelände, das zeitweise als Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof (Elsass) diente. Diese Tradition wird nicht verdrängt, sondern von den Schülerinnen und Schülern für beeindruckende Formen des Gedenkens und Erinnerns aufgegriffen.
Das Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis erarbeitete als Teil seiner vielfältigen Aktivitäten eine Broschüre und einen Vortrag über den als Vorbild verstandenen Widerstandskämpfer Fritz Birk (1894-1956), Verteidiger der Spanischen Republik, der auch nach dem 2. Weltkrieg in seiner Heimat versuchte und es schwer hatte, diese Welt zu einer gerechteren zu verändern.

VVN-BdA Baden-Württemberg

Geraubte Kinder -“ vergessene Opfer

Nazi-Terror gegen Jugendliche“

Buntes Haus Offenburg

Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis


Quelle: Pressemitteilung VVN-BdA LV Baden-Württermberg

So, Ihr #Trachtenzombies, morgen ist #FckWsn endlich vorbei.

Zum Kotzen. Zum Glück für die Menschheit ist der Dreck am morgigen Sonntag vorbei. Bis nächstes Frühjahr. Unbegreiflich bleibt bis zuletzt, warum sich Menschen allen Alters und Geschlecht diesen Inbegriff an Spießbürgerlichkeit hingeben und sich dabei selbst verunstalten. Vermutlich ist das ein Ventil für den ganzen Frust, den das ganze Restleben so mit sich bringt und die Unfähigkeit, dies zu ändern. Oder dies überhaupt ändern zu wollen??

Es wird zwar kaum einer von den Trachtenzombies lesen, für alle anderen empfehle ich:

Wasokalypse now in der Kontext Wochenzeitung
Nazierfindung Wiesndirndl via telepolis
"Stuttgart kotzt"
"München kotzt"
Wasn Free Youth (Facebook Gruppe)

Dann wurde mir noch was aus dem Fernsehen empfohlen, leider nur der erste Teil, aber das reicht bereits:

Hinter der Fassade

Horkheimer (links) mit Theodor W. Adorno (vorne rechts) und Jürgen Habermas (hinten rechts) in Heidelberg, 1964
Foto: Jeremy J. Shapiro / CC-BY-SA-3.0

"Daß die Demokratie or whatever you may call it in Deutschland keine Tradition hat als verlorene Kriege und re-education, erzählen die Deutschen selber. Hinter dieser Beschönigung ihrer Rancune gegen die droits de l'homnie aber steht die Bereitschaft, in jenen fanatischen Patriotismus auszubrechen, der sich vor dem anderer Völker dadurch auszeichnet, daß er keine Idee hat, daß er in bloßer kollektiver Barbarei besteht. Nichts von Liebe ist darin, das beweist allein schon der offenkundig zum schamlosen Kitsch herabgesunkene Heimatrummel von landsmannschaftlichen pressure groups und Edelweißromanen. Nichts ist wahr als Machtgier und Aggression. Wie sollte denn ein Volk Selbstbewußtsein aufbringen, das in der jetzt lebendigen Generation auf Befehl eines zugleich schlauen und wahnsinnigen Demagogen zwölf Jahre lang den Mord als Handwerk übte, das die Nachbarn überfiel und die Welt unterjochen wollte, ein Volk, das nach der Niederlage sogleich die Feinde, weil sie jetzt die Herren waren, als Befreier begrüßte, nach dem ersten Schrecken jedoch den Haß gegen die Befreier entdeckte und mit jedem Tag, an dem es ihm auf Grund der fremden Hilfe besser geht, sich zu neuen Taten rüstet. Nirgendwo in zivilisierten Ländern ist so wenig Grund zum Patriotismus wie in Deutschland, und nirgendwo wird von den Bürgern weniger Kritik am Patriotismus geübt als hier, wo er das Schlimmste vollbracht hat. Berlin, die Wiedervereinigung, die Gebiete jenseits der Oder des zu Recht besiegten Deutschlands werden zu Stimulantien der neuen patriotischen Gesinnung, die von einem unheimlichen Willen gegen inneren, ja gegen äußeren Widerspruch sich ausbreitet. Unansprechbar, weil unreflektiert und von keinem vernünftigen Grund gestützt, vom Westen schlau die Reputation erborgend, man sei ein liberales Volk, man teile die politische Geschichte mit der freien Welt, schickt man sich an, der Freiheit den nächsten Streich zu spielen. Die Kotaus vor den Widerstandskämpfern, die offiziellen Absagen an den Antisemitismus, von den Synagogenbesuchen der Bürgermeister bis zum Schweigen bei Anne Frank, all dieses bereits kleinlaut und formell gewordene Schuldgetue hat bloß die Funktion, sich zum rechten Patriotismus wieder das gute Gewissen zu machen, sofern es nicht bloße Reklame für amerikanische Foundations ist. Der Patriotismus in Deutschland ist so furchtbar, weil er so grundlos ist."

Max Horkheimer - Notizen 1950 bis 1969 und Dämmerung

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