Skip to content

Kriegsmunition gut abgelagert: Gegen Gaddafi aufzubrauchen!

Aufständische auf einem Panzer in Bengasi
Foto: Maher27777
Lizenz: Gemeinfrei
Die Propagandisten rechnen offenbar mit einem Gedächtnisverfall beim Publikum, der noch schneller fortschreitet als die Natur es fordert. Nicht nur durch Plaque-Ablagerung  im Hirn, sondern durch Dauerschüttung in den Medien. Die jeweils neueste Schicht lässt Rückgriffe nach unten nicht mehr zu.

Dagegen ein paar kleine Nachhilfen. So brachte ein hoher US-Vorkämpfer noch einmal die ausgelagerten Leichen aus Totenhäusern ins Gespräch, die auch schon über die von der NATO zu verantwortenden Friedhöfe in Jugoslawien gewandert waren. Angeblich hatten Gaddafis Vorläufer und dieser selbst immer wieder Tote aus Tiefkühlkellern in Vorrat, die flugs immer dort niedergelegt wurden, wo vorher die NATO ihr Tagewerk verrichtet hatte. Also: Kollateralschäden Null! Tote nur aus Gegnerbeständen.

Die Theorie ist inzwischen verschwunden.  Den drei oder vier noch denkfähigen Empfängern der Botschaft fiel doch zu schnell auf, dass in allen arabischen Ländern darauf bestanden wird, dass Tote, in Leintuch gehüllt, so schnell wie möglich, spätestens am nächsten Tag, zur letzten Ruhe geführt werden. Wo sollten da- bitte schön- die gekühlten Vorräte herkommen? Und mit welchen Mitteln konnte Gaddafi vorauswissen, an welchen Stellen nach einem NATO-Angriff Opfer zu vermuten und niederzulegen wären? Vom Protest der Angehörigen,die wenigstens auf ein anständiges Begräbnis Wert legten, gar nicht zu reden.

Oder die Söldner!- Vor zwei, drei Wochen sollte Gaddafis Armee nur noch aus solchen bestehen. Deshalb das Flugverbot: dass nicht dauernd neue eingeflogen würden.

Ich habe nicht gedient! Aber wie einzeln eingekaufte Nigerianer oder Kenianer schnell in eine bestehende Organisation eingegliedert werden könnten- ohne Training- habe ich schon damals nicht verstanden. Auch scheinen die Milizen aus Tripolis doch zäher durchzuhalten als man seit dem dreißigjährigen Krieg von Söldnern erwartet. (Dort wurden nach gehöriger Zahlung oft auf dem Schlachtfeld die Fronten gewechselt). Also mussten auch die Söldner das Feld  der Phantasie räumen.

Gaddafis Giftgas stammte  aus den Flüsterzeitungen des Irak. Nachdem die halbe NATO die Abräumaktionen überwacht hatte, war mit den Resten irgendwo in der Wüste nicht mehr viel aufzustellen.
Dafür aber mit den menschlichen Schutzschilden. Einfach zu wertvoll, um sie zu verschwenden. Diese Schutzschilde wurden bei den kriegerischen Einmärschen Israels im Gaza-Land von den schamlosen Eingeborenen dort auch immer aufgestellt - und zwangen die Angreifer, immer viel mehr "Unschuldige" abzuknallen als vorgemerkte "Fällige". So macht das Gaddafi auch.

Allerdings - ich habe nicht gedient, aber ein gutes Gedächtnis an die Tage vor 1945 - fällt einem auf, dass - sobald bewohnte Siedlungen angegriffen werden - von wem auch immer, die Chance außerordentlich steigt, Unbeteiligte mit vor's Schuss-Feld zu bekommen. Oder unters Flächenbombardement. Mit Recht hatten damals die Israelis argumentiert, dass man dann gleich Beschuss und Bombardierung zur "Verteidigung" ganz verbieten müsse, woran die jetzt angreifenden Mächte und ihre Schutz-Journalisten am wenigsten denken.

Schließlich das bevorstehende Blutbad in Bengasi oder irgend welchen anderen Städten, die die Rebellen räumen mussten. Wenn dieses Blutbad wirklich Hauptziel Gaddafis wäre, warum wurde kein einziges Wort darüber gemeldet aus all den Gemeinden, die seine Milizen inzwischen wieder erobert haben? Da hätte sich doch zigmal die Gelegenheit zum Metzeln ergeben, wenn das angestrebt worden wäre.
Bleibt als letztes Kriegsargument einfach die Unterstützung eines Freiheitskampfes. Unbestreitbar gibt es das Recht, sich gegen eine militärisch-bürgerliche Regierung zu erheben, um eine fortgeschrittenere Form der Selbstverwaltung zu erreichen. Wenn man es kann!

Der besonders gedächtnisgeschädigte Cohn-Bendit fährt deshalb mit seinen Erinnerungen an den spanischen Bürgerkrieg immer wieder neu auf- und  ins Irre. Es gab damals eine klar sozialistische Regierung, die von Franco angegriffen wurde. Die Aufrufe zur Unterstützung dieser Regierung richteten sich in keinem Fall an den eigenen Staat, Franco den Krieg zu erklären, sondern an Einzelne, unter Einsatz des eigenen Lebens mitzukämpfen. Möglich, weil die Prinzipien des Sozialismus als allgemeine jedermann bekannt waren. Jeder konnte entscheiden, wofür er eintrat. Was von alle dem gilt für die Freiheitskämpfer der NATO in Libyen? Wer nicht auch zeitweise Niederlagen in den Kalkül miteinbezieht, Rückzüge,  der sollte das Wort "Revolution" gar nicht in den Mund nehmen. Als im Sommer 1917 Lenin vor Kerenskis Polizisten und Richtern ins finnische Bahnwärterhäuschen fliehen musste, da brüllte zwar die Konterrevolution  möglicherweise: Sieg, die Bolschewiki  aber verloren kein Wort von "Blutbad" oder "Verlusten", sondern bereiteten die Rückkehr vor.

Das Leiden der einzelnen Menschen an allen Fronten mag furchtbar sein.

Es wird vor allem vom ZDF zum Herzerweichen gezeigt. Und ist nicht wegzudiskutieren. Nur: Mitleid allein kann als Kriegsgrund niemals ausreichen. Ein paar Zusatzgedanken müssen schon sein. Vor allem der eine: Wird ein Eingriff von außen es besser machen? Der Anblick Afghanistans, des Kosovo, des Irak und vieler anderer befreiter Gebiete gibt eine klare Antwort: Beiß die Zähne zusammen! Bleib draußen! Wer Revolution machen will, mag es  ausprobieren. Aber aus eigener Kraft! 

Und deshalb mit besonders gutem Gewissen: Auf zum Ostermarsch! Kriegstreiber aller Länder, einschließlich des eigenen: DIE WAFFEN NIEDER!
cronjob