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1. Anarchistische Buchmesse Mannheim vom 8. bis 10. April 2011

1. Anarchistische Buchmesse in Mannheim am 09. und 10. April 2011

Programm zur 1. anarchistischen Buchmesse Mannheim vom 8. bis 10. April 2011 - Schlafplatzbörse uvm. auf der Webseite zur Buchmesse.


Freitag, 08.04.11
Jugendzentrum „Friedrich Dürr“ in Selbstverwaltung
Käthe-Kollwitz-Straße 2-4 (am Neuen Meßplatz)

Eröfnungskonzert mit:
Guts Pie Earshot
The Aliçka Problem

Außerdem wird vor Ort die Schlafplatzbörse organisiert. Schlafsäcke und Isomatten mitbringen!

Samstag, 09.04.11
Jugendkulturzentrum FORUM
Neckarpromenade 46, 68167 Mannheim

Beginn der Messe:
09.00 Uhr
Programm:

10.00 Uhr
Raum 1:
„Von Jakarta bis Johannesburg -” Anarchismus weltweit“
Lesung mit Sebastian Kalicha

11.30 Uhr

Raum 1:
„Abel Paz. Biographie“
Lesung mit Andreas W. Hohmann
Raum 2:
„Radikal Mutig“
Lesung mit Hanna Poddig

13.00 Uhr
Raum 1:
„Politik oder Klasseninteressen? Zum Verhältnis von Anarchismus und
Marxismus“
Vortrag mit Roman Danyluk
Raum 2:
„Beruf: Hure“ von Lily Zografou
Lesung mit dem Übersetzer Ralf Dreis

14.30 Uhr
Raum 1:
„Kritik an Knast und Strafe -“ von einem frisch Entlassenen“
Vortrag mit Jörg Bergstedt
Raum 2:
„Staudamm oder Leben! Indigene gegen großindustrielle Anlagen am Beispiel
von 30 Jahren Kampf an der Narmada/Indien“

Lesung mit Ulrike Bürger

16.00 Uhr
Raum 1:
„Abend in der Stadt. Der Kampf um Wohnraum im Kapitalismus“
Diskussionsveranstaltung der „Direkten Aktion“
Mit Holger Marcks & Sebastian Frei
Raum 2:
„Lebensunwert? Paul Wulf und Paul Brune
NS-Psychiatrie, Zwangssterilisierung und Widerstand“

Lesung mit Bernd Drücke

17.30 Uhr
Raum 1:
„Anarchie und Tierrechtsbewegung“
Vortrag mit Lou Marin
Raum 2:
„90. Jahrestag des Mitteldeutschen Aufstandes“
Vortrag mit Bernd Langer

19.00 Uhr
Raum 1:
„Ja! Anarchismus“
Lesung mit Bernd Drücke
Raum 2:
„Das Frauenkommunebuch: Alltag zwischen Patriarchat und Utopie“
Lesung mit A. Glenk, B. Hapke-Kerwien, A. Kraus, D. Krutisch

Ab 20.00
Abendprogramm:
„Die Wirklichkeit zerreißen wie einen misslungenen Schnappschuss!“
Anarcho-Poetry mit Michael Halfbrodt und Ralf Burnicki
Danach: LIVEMUSIK mit:
Berlinska Dróha

Sonntag, 10.04.11
Jugendkulturzentrum FORUM
Neckarpromenade 46, 68167 Mannheim

Beginn der Messe:
09.00 Uhr
Programm:

10.00 Uhr
Raum 1:
„Ausgewählte Schriften Gustav Landauers. Band 4: Nation, Krieg, Revolution.“
Lesung mit Siegbert Wolf

11.30 Uhr
Raum 1:
„Anarchie und Sex“
Vortrag mit Rudolf Mühland
Raum 2:
„Die Füchse der Ramblas“
Lesung mit Oliver Steinke

13.00 Uhr
Raum 1:
„Kollektivarbeit“
Vortrag mit dem Café Libertad Kollektiv
Raum 2:
„Die Situation der Flüchtlinge in Calais“
Vortrag mit CalaisMigrantSolidarity

14.30 Uhr

Raum 1:
„Anarchie -“ ein Update ist nötig!“
Thesen zu einem noch nicht veröffentlichten Buch mit Jörg Bergstedt
Raum 2:
„Woher der Wind weht“
Lesung mit Guido R. Schmidt

Westerwelle: Napoleonische Rückkehrphantasien?

Dr. Philipp Rösler
Foto: Fdp NDS
Lizenz: Creative Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported.
Sie sind so einig bei der FDP. Sie haben den Ältesten unter den Jungen ausgeguckt. Der soll wieder aufwärts führen. Aus den Engen der Fünfprozent. Rösler, der Grüß-Gottsager. Der Allversteher. Der Schulterklopfer. Girlandenflechter aus verwelkten Blüten der Freiheitslyrik.

Bei der FDP kommt es schon lange nicht mehr auf überprüfbare Veränderungsabsichten an. In irgendeine Richtung. Wie beim Fernsehen - nur noch auf Optik. Optische Erfüllung verbreiteter Wünsche. Westerwelle hatte vor allem die Aggressiven zu befriedigen. Optisch, versteht sich. Zu mehr reicht es nicht. Heiser geröchelt: Ihr kauft mir den Schneid nicht ab! Tausend Zuschauersessel erbebten zum letzten Mal. Dagegen kommt eine Lachlerche wie Rösler niemals an.

Warum dann diese Wahl zulassen? Die Kumpel im Parlament haben alle nichts gelernt außer Selbstdarstellung. Der Arsch auf Grundeis träumt Frühling - die Augen voller Sorgentränen.

Dass Westerwelle unter gleicher Kurzatmigkeit leidet, ist kaum anzunehmen. Er hat bei Möllemann gelernt. Das heißt bei einem, der auch Katastrophen in den Kalkül miteinbezieht.

Westerwelle ist zuzutrauen, dass er den Untergang seiner Partei miteingerechnet hat. Nicht nur der seinen. Anne Will am Sonntag hat gezeigt, dass auch Seniorchef Henkel nicht weiter weiß als: Weitermachen. Positionen behaupten, so lange es eben geht. Ich Brücke - Du Krücke - wir alle: Lücke. Oder auch umgekehrt.

Es ist Westerwelle zu unterstellen, dass er mit dem grausigen Untergang beider Koalitionsparteien rechnet. Spätestens 2013. Dann - jetzt beginnt der Phantasie-Teil - wird er wiederkommen. Napoleon, schnaubend aus Elba zurück. Dann voll auf Möllemann-Kurs. Im Bund mit abgesprungenen Rechten aus CDU/CSU. Mappus - Messer-im-Maul - immer voran. Er wird behaupten, den Liberalismus neu zu erfinden. Es wird zwar nur zum uralten der National-Liberalen reichen - aber immerhin. Eigentum plus Staatsgewalt. Staatsgewalt in Vollformat. Für Andersdenkende dann machtgeschützte Innerlichkeit - oder eins in die Fresse. Dann noch einmal: Ihr-kauft-mir-den-Schneid-nicht-ab. Aber mit Stiefelgetrappel im Hintergrund.

Könnte bei der zu erwartenden verschärften Krise 2013 schon klappen. Die jetzige Wirtschaftsblüte besteht ja nur im Differentialgewinn zwischen dem einen Prozent Schuldzins bei GEZ - und den bis zu zehn Prozent Ausleihkrediten bei anderen. Muss wegen Inflation beim Grundzins was geändert werden, bläst sofort ein eisiger Wind - und alle Sonnenblumen sind Pusteblumen geworden.Dann ist die Stunde des Zähnefletschers gekommen.

Wahrscheinlich nur kurz. Bei Nap nach Elba reichte es auch nur für hundert Tage. Mal gucken, wie lange dieses Mal. Und was danach kommt?

Solche Fragen darf sich freilich der Schlaue unter den Mitläufern im Trappelgalopp nicht stellen. Hauptsache erstmal: Voran. Den zweiten Schritt nach dem ersten oben behalten, wo bei anderen der Kopf sitzt.

"Leidenschaft"- Keuschwort für Bereitschaft zu Überstunden und politischem Vorfühlen

Die "Berliner Zeitung" gedenkt, die Hauptteile der Redaktionsarbeit in Berlin zu bündeln und entsprechend Stellen in Frankfurt bei der dortigen "Rundschau" einzusparen. Angeblich wegen der Finanzkrise, die oben bei Merkel immer schon erledigt ist, unten für allerlei immer noch herhalten muss.

Die bedrohten Redakteure versuchen sich zu wehren. In jener schamhaften Weise, wie das in gebildeten Kreisen heute zu geschehen hat. Sie sehen die "Leidenschaft" in Gefahr. Ihre Leidenschaft, die sich nicht wie früher bei Goethe mehr privat libidinös auszuleben hat, sondern angeblich unaufhörlich in die Berufsarbeit eingedrungen ist.

"Leidenschaft" - inzwischen eine Zugabe, die wir bei jedem Einkauf zu erwarten haben. Meine  Tüten aus der Backstube "peters.gutebackstube" enthalten zum Beispiel immer die Mitteilung, dass dort mit "Qualität und LEIDENSCHAFT" gearbeitet wird. "Unsere Leidenschaft", heißt es weiter auf der Tüte, "spiegelt sich wider in der Liebe zum traditionellen Backhandwerk...So geben wir unseren Teigen viel Zeit zum Reifen..."

Die Anspielungen auf den  überlieferten Bildungsroman sind unübersehbar.

Woher die Herzwärme? Der Überschwang? Karl Kraus wehrte sich schon gegen die Werbung von Cafés mit ihrer Gemütlichkeit. Gemütlich wollte er schon aus eigener Kraft bleiben, so weit möglich. Gemütlich reicht für den heutigen Kunden nicht mehr aus. Ohne Leidenschaft geht gar nichts. Nur Ware ist zu wenig. Ein wenig Einwickelpapier fürs Gemüt ist unerlässlich.

Real bedeutet es leider für die Hervorbringerinnen und Hervorbringer von Käsestrudeln und Kleinartikeln Bereitschaft zu unbezahlten Überstunden. Und vorwegeilender Gefälligkeit in der Beurteilung der Lage.

Warum das dann nicht gleich sagen? Als die dju noch selbständiger war als heute - als Teilbetrieb in anderen Gewerkschaften - wurde noch offen gefordert: Keine Kündigungen! Gegen unbezahlte Mehrarbeit!
 
Es wirkte auch damals nicht immer. Aber es trug bei zu etwas, das jeder Medienkritik vorausgehen muss: zum Willen zur Klarheit. Zum offenen Aussprechen dessen, was Leserinnen und Leser als ihre, unsere, gemeinsame Angelegenheit verstehen können. Überstunden kennt jeder. Sie bedrohen alle. Bei Leidenschaft ist man am müden Feierabend schon ziemlich aufgeschmissen. Persönlich würde ich gerne tauschen zwei Kilo Leidenschaft gegen zehn Gramm Genauigkeit.
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