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90 Jahre Novemberrevolution: ALLE MACHT DEN RÄTEN!

Vor 90 Jahren wurde in Deutschland unter der Losung "Alle Macht den Räten!" in der Novemberrevolution die Macht der herrschenden Klassen gebrochen. Wenige Wochen nach der Verkündung der „freien sozialistischen Republik Deutschland“ durch Karl Liebknecht wurden er und Rosa Luxemburg am 15.1.1919 brutal ermordet - die Revolution wurde blutig niedergeschlagen.

Karl Liebknecht, Berlin 1917 via redblog

Einige Lesebefehle zum Thema:

"Die Novemberrevolution im Herbst 1918 bringt das Ende des Ersten Weltkriegs und stürzt die Monarchie. Der erfolgreiche Auftakt findet in München statt: In der Nacht von 7. auf 8. 11. proklamiert Kurt Eisner den Freistaat Bayern. Er wird der erste bayerische Ministerpräsident. Dennoch ist er weitgehend vergessen und die Räterevolution wird bis heute meist als blutige Unruhezeit diskreditiert –“ obwohl es die einmarschierenden "Weißen" waren, die ein Blutbad anrichteten." Beitrag von Andrea Naica-Loebell

"Die Revolution in München brach zwei Tage vor der Berliner aus, am 7. November 1918, dem Jahrestage Eures Sieges. Ihre –“ im Sinne der politischen Wirkung –“ Gründlichkeit ging weit über die von Eisner mit dem konterrevolutionären Sozialpatrioten Auer verabredeten Vorsätze hinaus. Geplant war nur nach einer Massendemonstration die Erzwingung einer »rein demokratischen« Verfassung unter Beibehaltung der Monarchie und die Einsetzung eines »sozialistischen« oder doch von soidisant-Sozialisten garnierten Kabinetts nebst den üblichen Zusagen, als Erbschaftssteuer, Aufhebung der 1. Kammer, Wegsteuerung der Kriegsgewinne etc. Erst als –“ einige Stunden nach Auflösung des Meetings auf der Theresienwiese –“ die Volksbewegung mächtig anschwoll, sich ihr die gesamte Garnison unter Sprengung der Kasernen-Internierung anschloß und aus der Demonstration offensichtlich eine Revolution geworden war, zog Eisner daraus die Konsequenz, nachdem schon am Nachmittag von mir zuerst die Republik ausgerufen und zur Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten aufgefordert war, am späten Abend die Wahl eines Soldaten- und Arbeiterrats vornehmen zu lassen und in der Nacht als dessen Vorsitzender im Landtagsgebäude die »sozialistische Republik« zu proklamieren, während Auer noch in derselben Nacht bei den militärischen Stellen fünfhundert »zuverlässige« Mannschaften anforderte, um die Bewegung zu unterdrücken." Erich Mühsam via entdinglichung

"Es sind nicht die siegreichen, es sind die erstickten und unterdrückten, die verratenen und verleugneten Revolutionen, die ein Volk krank machen. Deutschland krankt an der verratenen Revolution von 1918 noch heute." Sebastian Haffner in „Der Verrat“ via redblog

"Die größte aller Revolutionen«  –“ die heute fast vergessen ist" ("junge Welt", 06.11.)

"Die Geschlagenen von heute werden die Sieger von morgen sein. Denn die Niederlage ist ihre Lehre. Noch entbehrt ja das deutsche Proletariat der revolutionären Überlieferung und Erfahrung. Und nicht anders als in tastenden Versuchen, in jugendhaften Irrtümern, in schmerzlichen Rückschlägen und Mißerfolgen kann es die praktische Schulung gewinnen, die den künftigen Erfolg gewährleistet.
Für die lebendigen Urkräfte der sozialen Revolution, deren unaufhaltsames Wachstum das Naturgesetz der Gesellschaftsentwicklung ist, bedeutet Niederlage Aufpeitschung. Und über Niederlage und Niederlage führt ihr Weg zum Siege."
Karl Liebknecht in "Trotz alledem!"

• "Ihr stumpfen Schergen! Eure »Ordnung« ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon »rasselnd wieder in die Höh' richten« und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden: Ich war, ich bin, ich werde sein!" Rosa Luxemburg: "Die Ordnung herrscht in Berlin"

Friedrich Ebert: "Ich hasse die Revolution wie die Sünde" (Freitag, 06.11.)

• Revolution in Deutschland - Chancen und Grenzen des gesellschaftlichen Aufbruchs vor 90 Jahren. Dossier im "Neuen Deutschland"

"Im Oktober 1917 war aus Russland ein entscheidendes Signal gekommen: die russischen Arbeiter hatten den Krieg durch die Revolution beendet und eine neue Ära der Menschheitsgeschichte eingeleitet. Die Führung der SPD, die 1914 dem Kaiser die Kriegskredite bewilligt hatte, um "das Vaterland zu verteidigen", konnte die Massen nicht mehr kontrollieren. Die Zeit war reif für die Revolution."  rf-news zur Verkündung der freien sozialistischen Republik Deutschland

• Revolution ist tanzbar: "Bullet With Butterfly Wings" via gonorrea

Heute vor 70 Jahren: „Reichskristallnacht“

Heute vor 70 Jahren (bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November) fanden die Novemberpogrome statt. Diese wurden auch „Reichskristallnacht“ oder „Reichspogromnacht“ genannt. Dies, vom faschistischen Regime organisierte und gelenkte Zerstörung von Leben, Eigentum und Einrichtungen der Juden im gesamten “Deutschen Reich” kostete zwischen dem 7. bis 13. November 1938 etwa 400 Menschen das Leben. Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, wo nochmals Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben. Fast alle Synagogen und viele jüdische Friedhöfe in Deutschland und Österreich wurden zerstört.

Die Pogrome markierten für alle Zeitzeugen sichtbar den Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust an den europäischen Juden mündete.

Leseempfehlung zum Thema: "Neue Stufe des Terrors - Die deutschen »Reichsbürger« und der antijüdische Pogrom des 9. November 1938", Artikel von Kurt Pätzold bei der "jungen Welt"
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