Skip to content

Bakunin zu Parlamentarismus und Lohnsklaverei

"Da die bürgerlichen Interessen denen der arbeitenden Massen unbedingt entgegengesetzt sind, so ist gewiß, daß ein bürgerliches Parlament nie etwas anderes wird tun können, als die Lohnsklaverei des Volkes gesetzlich zu machen und alle Maßnahmen zu bewilligen, die darauf ausgehen, sein Elend und seine Unwissenheit zu verewigen. Man muß wirklich sehr naiv sein um zu glauben, ein bürgerliches Parlament könne aus freien Stücken für eine geistige, materielle und politische Befreiung des Volkes stimmen." (Bakunin)

Bukowski über Traumjobs

Charles Bukowski
Zeichnung von Commonurbock23
Lizenz: GFDL via Wikimedia Commons

“„Übrigens, das ist so eine Sache, die ich immer machen wollte, außer Boxer werden: in Bestattungsunternehmen rumlungern. Ich wollte einer von diesen Typen sein, die die Tür aufmachen und sagen: Herzliches Beileid.“

Charles Bukowski

Was mir heute wichtig erscheint #404

Unruheherd: Die Osterunruhen 1968 in Esslingen, zu denen der SDS aufgrund des Attentats auf Rudi Dutschke landesweit aufgerufen hatte, werden vorwiegend mit Material aus Tübingen dargestellt, während aus Heidelberg derzeit nur über die Folgen in Form von Prozessen und Berufsverboten berichtet wird. Dokumente bei Materialien zur Analyse von Opposition (MAO).Jürgen Schröder bittet ausdrücklich um Ergänzungen.

Bündnispolitik: “Wir sind das Volk-? -“ AfD: Partei der faschistischen Option - und wie wir gegen sie (nicht) vorgehen können. Ausführlicher Beitrag von Hans-Christoph Stoodt zur Notwendigkeit, sich abzugrenzen, bevor man gemeinsam um eine Perspektive kämpfen kann.

Wirkungsvoll: Internationale Organisationen bestätigen Tod von bis zu 500 Flüchtlingen im Mittelmeer. Bundesinnenminister: "Das Abkommen mit der Türkei wirkt"

Scheinalternativen: (...) Es wäre falsch, die Zusammenarbeit mit bürgerlichen Parteien grundsätzlich abzulehnen. Wie breit oder eng Bündnisse sein sollten, hängt von der konkreten Situation, dem gemeinsamen Ziel und vor allem von den Machtkonstellationen ab. Um es vorweg zu nehmen: Angesichts des gesellschaftlichen Hintergrunds, vor dem sich der Aufstieg der Rechten abspielt, droht die Linke in breiten Bündnissen gegenwärtig vom Machtblock absorbiert zu werden. (...) Ein Beitrag von Sebastian Friedrich in Analyse und Kritik zur Diskussion um mittel- und langfristige Perspektiven gegen die sich etablierende AfD.

Geschichtstarbeit: Sehr lesenswert, die "Archäologische Detektivarbeit am Beispiel Çatal Hüyük. - Part I - Vorgeschichte; Klassenlose Gesellschaften" sowie der 2. Teil: Ursprung der Klassengesellschaften, der Staaten und des Privateigentums. Fortsetzung folgt...

Aufstockung: Wie befürchtet ist die Konsequenz aus dem NSU Skandal nicht die Abschaltung des Verfassungsschutzes sondern dessen Stärkung, auch auf personeller Ebene, so berichtet die Zeit: "Verfassungsschutz und Bundespolizei planen mit Tausenden neuen Stellen. Gleichzeitig wirft der Umgang der Behörden mit der rechtsterroristischen Szene neue Fragen auf."

Verbunden: So wächst einmal mehr zusammen, was zusammen gehört - Die AfD-Jugend und Putin-Jugend verbünden sich.

Scheunentor: Drum prüfe, wer sich lange bindet. Die c't berichtet über Sicherheitslücken im kürzlich veröffentlichten Ubuntu 16.04, das die nächsten 5 Jahre als sog. LTS (Long Term Support) gepflegt werden soll.

Verschiebung: "(...) Schäuble möchte, dass das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung gekoppelt und damit automatisch heraufgesetzt wird, wenn diese im Durchschnitt steigt. Dieser Konnex sollte seiner Ansicht nach in die "Rentenformel" aufgenommen werden. (...)" Zusammenfassung von Peter Mühlbauer bei telepolis

Kommunikationsempfehlung: Via Linksnet gibts ein Interview mit Anne Roth über den BT-Untersuchungsausschuss zur NSA-Affaire. Danke für den Hinweis an die Amazonas Box!

Undeutsch: Vor 100 Jahren im Reichstag versuchte Karl Liebknecht, über das Kartenhaus der Kriegsfinanzierung zu sprechen. Deutsche Patrioten unterbinden das.

Folterstaat: "Den spanischen Sicherheitskräften geht die im Baskenland losgtretene öffentliche Diskussion über Folter ziemlich auf den Geist, oder auch „auf die Eier“ wie gestandene spanische Machos sagen würden. Deshalb werden wieder einmal die Zügel angezogen. Einmal wegen eines Graffitis, das Folter beklagt; zum anderen gegen einen (spanischen) Richter, der öffentlich bestätigt hat, dass in spanischen Kommissariaten gefoltert wird. (...)" Mehr dazu bei BaskInfo

Geschichtsarbeit: Ein Projekt der Universität Mainz hat sich mit der Frage beschäftigt, ob und wie eine wissenschaftliche Bewertung des Konflikts um die Frankfurter Startbahn West heute möglich ist, obwohl es sich um einen immer noch „heissen“ Konflikt handelt, in dem mensch schnell Bestandteil werden kann. Mehr dazu im Blog der Kelsterbacher WaldbesetzerInnen

Horkheimer zum Thema Erbschaften

Horkheimer (links) mit Theodor W. Adorno (vorne rechts) und Jürgen Habermas (hinten rechts) in Heidelberg, 1964
Foto: Jeremy J. Shapiro / CC-BY-SA-3.0

"Glück ohne Verdienst. - Einer erbt viel Geld. Wie schön, daß er ohne "Verdienst" so im Leben gehalten wird, ohne Arbeit, ohne Schmerz! Da kreischen sie: "Wie ungerecht!" Ahnt ihr denn, daß dies das bißchen Gerechtigkeit ist, das auf dieser Welt übrigbleibt? Glück -” ohne Verdienst?"

Max Horkheimer, Notizen 1950 bis 1969

kritisch-lesen.de Nr. 39: Linke EU- und Europakritik

Foto: Manuel Heinemann (Eigene Aufnahme)
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Manche meinen, es brauche ein anderes Europa, ein erneuertes Europa, das diesem Europa entgegensteht, ein Europa von unten. Doch kann es ein solches überhaupt geben? Und ist das überhaupt erstrebenswert? War nicht Europa von Beginn an ein exklusives und imperialistisches Projekt, und sind somit nicht alle Versuche, dieses Europa zu transformieren, im Kern schon falsch ausgerichtet?

Für eine grundsätzliche EU-Kritik von links bieten die aktuellen Entwicklungen prinzipiell genügend Anknüpfungspunkte. Die Europäische Union und ihre demokratische Ideologie befinden sich in einer grundlegenden Krise. Dies wird unter anderem am Umgang mit Griechenland deutlich: Die deutsche Bundesregierung hat in einem offen autoritären Akt die sozialdemokratische Syriza-Regierung in Griechenland zu einem unsäglichen Sparkurs zu Lasten der prekarisierten Bevölkerung erpresst − und kam damit durch. Auch in der Türkei zeigt sich die vermeintlich demokratische Interessenspolitik der EU aktuell in Höchstform: Recep Tayyip ErdoÄŸan soll für Milliardenbeträge die Grenzen zu Syrien sichern und fliehende Menschen davon abhalten, Europa zu erreichen. Dabei wird über den Bürgerkrieg gegen die kurdische Bevölkerung, die Repression und Verfolgung linker Strukturen und Oppositioneller und den militärischen Ausbau des totalitären türkischen Staatsapparats eilig der Mantel des Schweigens geworfen -“ oder anders ausgedrückt: des Bedauerns ob der Unabänderlichkeit aufgrund beidseitiger Interessenslagen.

Für uns ist deutlich: Dieses Europa gibt vor, das Leben der Menschen zu verbessern. Doch es ist im Kern ein Klassenprojekt von oben, welches die Ungleichheit zwischen Zentrum und Peripherie innerhalb seiner Grenzen aufrecht erhält. Dieses Europa gibt vor, demokratisch zu sein. Doch die Union des Kapitals, insbesondere die von nationalen Interessen dominierte, duldet keinen Widerspruch. Dieses Europa gibt vor, ein Friedensprojekt zu sein. Doch es externalisiert den Krieg nach außen und mischt weltpolitisch kräftig mit. Dieses Europa gibt vor, ein Vorreiter der offenen Grenzen zu sein. Doch es versucht permanent, die Bewegungsfreiheit der Menschen zu kontrollieren und schottet seine Grenzen nach außen ab. Dieses Europa gibt vor, ein fortschrittliches Projekt zu sein. Doch es baut auf kolonialen Herrschaftsverhältnissen auf, die immer noch bis weit in die Gegenwart hineinreichen.

Trotzdem zeigte das Jahr 2015, dass Migrationsbewegungen immer wieder vermeintlich unüberwindbare Grenzen ins Wanken bringen können und für Situationen sorgen, welche die Herrschenden dazu zwingen, diese immer wieder neu unter Kontrolle zu bringen. Die vergangenen Monate machten uns aber auch klar, dass es an linken Konzepten in einer Umbruchsituation fehlt. Es mangelt uns nicht nur an anschlussfähigen Alternativen, sondern auch an Ansätzen, eine grundlegende linke Kritik an der EU und Europa zu formulieren. Die Kritik an der mangelnden Demokratie der EU darf allerdings nicht den rechten Kräften überlassen bleiben. Dass eine linke Alternative zu den bestehenden Verhältnissen unsichtbar war und ist, liegt an uns. Wir haben uns daher in dieser Ausgabe diesem Thema gewidmet und greifen mit den Beiträgen vielfältige Dimensionen linker EU-Kritik auf.

Gleichzeitig ist diese Ausgabe auch eine Jubiläumsausgabe für kritisch-lesen.de: Wir feiern unseren fünften Geburtstag! Das sind fünf Jahre Gegenöffentlichkeit mit dem Versuch, linke Positionen sichtbar und zugänglich zu machen. Die (Produktions-)Bedingungen auf dem linken Buchmarkt haben sich in den letzten Jahren weiter verschlechtert, und viele interessante und kritische Veröffentlichungen bleiben unbemerkt. Umso unerlässlicher ist es gerade heute, die aktuellen Debatten nicht kampflos anderen Kräften zu überlassen. Wir bleiben dran, lassen nicht nach und hoffen, dass sich auch in Zukunft unsere Leser_innen, Autor_innen und Genoss_innen gemeinsam mit uns der Aufgabe stellen, hier und da einzugreifen, Breschen zu schlagen und Aussichten zu schaffen.

Und um es zu diesem Anlass ordentlich krachen zu lassen, haben wir frisch dekoriert und unsere Seite neu gestaltet. Damit sagen wir danke an alle Leser_innen und Autor_innen und alle Unterstützer_innen. Und machen klar: wir bleiben am Ball!

Zur Ausgabe 39

Zur Lehre vom Ressentiment

Horkheimer (links) mit Theodor W. Adorno (vorne rechts) und Jürgen Habermas (hinten rechts) in Heidelberg, 1964
Foto: Jeremy J. Shapiro / CC-BY-SA-3.0
"Zur Lehre vom Ressentiment. - Ein feiner Trick: das System zu kritisieren soll denen vorbehalten bleiben, die an ihm interessiert sind. Die anderen, die Gelegenheit haben, es von unten kennenzulernen, werden entwaffnet durch die verächtliche Bemerkung, daß sie verärgert, rachsüchtig, neidisch sind. Sie haben "Ressentiment".

Demgegenüber sollte niemals vergessen werden, daß man ein Zuchthaus in keinem Fall und unter gar keinen Umständen kennenlernen kann, wenn man nicht wirklich und ohne Verkleidung als Verbrecher fünf Jahre dort eingesperrt war mit der Gewißheit, daß die goldene Freiheit, nach der man sich in diesen fünf Jahren sehnt, in einem nachträglichen Hungerleben besteht. Es wirkt wie ein stillschweigendes Abkommen der Glücklichen, daß man über diese Gesellschaft, die weitgehend ein Zuchthaus ist, nur diejenigen als Zeugen gelten lassen will, die es nicht verspüren."

Max Horkheimer - Dämmerung. Notizen in Deutschland. (unter d. Pseud.: Heinrich Regius). Oprecht und Helbling, Zürich 1934

Was mir heute wichtig erscheint #403

Verweigert: Heute wird es in Frankreich einen -ªGeneralstreik-¬ geben um das sogenannte -ªEl Khomri-¬ Gesetz zu Fall zu bringen. Das Gesetz sieht eine Lockerung des Kündigungsschutzes und weitere Flexibilsierung des Arbeit vor. Seit Wochen gibt es dagegen massenhafte Proteste auf der Straße. Hier z. B. am 24. März in Paris.

Tiefsinning: "Der Weltraum, unendliche Weiten... -“ Vor 50 Jahren wurde eine der heute berühmtesten TV-Serien erstmals ausgestrahlt. Anfänglich beinahe ein Flop, entfaltete sich in den folgenden Jahren mit dem von Gene Roddenberry erfundenen Star-Trek-Universum eine faszinierende Utopie, die Generationen von Menschen begeistert und inspiriert hat -“ und dies bis heute tut. (...)" Weiter bei diesseits.de

Getreten: Im Februar dieses Jahres schlugen Erdogans Bodyguards brutal auf eine Gruppe von Frauen ein, die in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito gegen Erdogan demonstrierten. Der Minenarbeiter Erdal Kocabiyik, den der Berater Yusuf Yerkel getreten hatte, wurde erst zu einer Geldstrafe und kürzlich wegen Beschädigung öffentlichen Eigentums zu zehn Monaten Haft verurteilt. Derweil legt extra3 nach und erklärt Erdogan zum Mitarbeiter des Monats. Überhaupt nicht lustig ist die in den Medien leider nicht derart breitgetretene Strategie der Vertreibung im Südosten der Türkei, die im Zentrum der Kritik der IPPNW steht und sich auch gegen die EU richtet.

Empatielos: Das millionenfache Schreddern von männlichen Küken soll weitergehen. Den, so weiß es Agrarminister Christian Schmid (CSU): Wenn wir es nicht machen, dann macht es jemand anderes.

Geknackt: "Das FBI hat bekannt gegeben, dass das San-Bernardino-iPhone nun geknackt werden konnte und man jetzt Zugriff auf die Daten des mutmaßlichen Attentäters Syed Farook hat. Damit würde man Apples Dienste nicht länger benötigen. Damit ist auch der Streit zwischen dem FBI und Apple vor Gericht beendet." Mehr dazu z.B. bei heise oder gulli

Mörderisch: Vor 75 Jahren vereinbarten Wehrmacht und SS für den Überfall auf die UdSSR den Einsatz besonderer Verbände. Gemeinsam sollten Kommunisten, "­staatstragende" Sowjetbürger und Juden vernichtet werden. Beitrag von Martin Seckendorf in der "junge Welt" von heute.

Ultrareaktionär: Donald Trumpp kotzt sich über Abtreibungen aus und will die Frauen bestrafen.

Gentrifizierungspleite: Lumières dans la nuit hat das sehenswerte Video Geschichten aus dem Ihmezentrum bei sich verlinkt. (Und das ist nicht das einzige Video zum Thema, siehe bei youtube)

Beispielhaft: "Ab dem 19. Juli 1936 kam es zeitgleich mit dem Kampf gegen den faschistischen Franco-Putsch, in weiten Teilen Spaniens zu einer sozialen Revolution, deren stärkste Kraft die AnarchistInnen waren. Sie war, historisch gesehen, aufgrund ihrer Radikalität und ihres hohen Grades an Freiwilligkeit, eines der größten Beispiele für die Realisierbarkeit anarchistischer Ideen, womöglich das bis heute weltweit größte anarchistische Experiment, in dem u.a. Katalonien, die Region Barcelona, der Landesteil Aragon nahezu komplett unter Selbstverwaltung standen. (...)" ausführlicher Beitrag bei Syndikalismus

Verfassungsbeschwerde: Gegen die Vorratsdatenspeicherung wird eine Verfassungsbeschwerde vorbereitet.g

Kontaktpflege: "Ein Berliner LKA-Beamter heult sich im Zentralorgan der Neuen Rechten über fehlende Mittel im Kampf gegen „Linksextremismus“ aus. Einzelfall ist das keiner, das Team Green pflegt mittlerweile an vielen Stellen enge Kontakte zum Team Brown. ..." Mehr beim LowerClassMagazine

Bukowski über Staat, Religion und das Bildungssystem. Und Bier.

Charles Bukowski
Zeichnung von Commonurbock23
Lizenz: GFDL via Wikimedia Commons

“For those who believe in God, most of the big questions are answered. But for those of us who can't readily accept the God formula, the big answers don't remain stone-written. We adjust to new conditions and discoveries. We are pliable. Love need not be a command nor faith a dictum. I am my own god. We are here to unlearn the teachings of the church, state, and our educational system. We are here to drink beer. We are here to kill war. We are here to laugh at the odds and live our lives so well that Death will tremble to take us.-

Charles Bukowski

Den Ewiggestrigen ins Stammbuch geschrieben

„Ein unsichtbarer Feind ist-™s, den ich fürchte,
Der in der Menschen Brust mir widersteht,
Durch feige Furcht allein mir fürchterlich.

Nicht, was lebendig, kraftvoll sich verkündigt,
Ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz
Gemeine ist-™s, das ewig Gestrige,
Was immer war und immer wiederkehrt
Und morgen gilt, weil-™s heute hat gegolten!“

Friedrich von Schiller, Wallensteins Tod

cronjob