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Adorno zum Zen-Buddhismus

Theodor W. Adorno (vorne rechts) mit Max Horkheimer (links) und Jürgen Habermas (hinten rechts) in Heidelberg, 1964 Foto: Jeremy J. Shapiro / CC-BY-SA-3.0

"Licht fällt auf die restaurativen Philosphien von heutzutage vom kitschigen Exotismus kunstgewerblicher Weltanschauungen her, wie dem erstaunlich konsumfähigen Zen-Buddhismus. Gleich diesem simulieren jene eine Stellung des Gedankens, welche einzunehmen die in den Subjekten aufgespeicherte Geschichte unmöglich macht. Einschränkung des Geistes auf das seinem geschichtlichen Erfahrungsstand Offene und Erreichbare ist ein Element von Freiheit; das begrifflos Schweifende verkörpert deren Gegenteil. Doktrinen, die dem Subjekt unbekümmert in den Kosmos entlaufen, sind samt der Seinsphilosophie mit der verhärteten Verfassung der Welt, und den Erfolgschancen in ihr, leichter vereinbar als das kleinste Stück Selbstbesinnung des Subjekts auf sich und seine reale Gefangenschaft."
Theodor W. Adorno: Negative Dialektik


Die dunkle Seite der Reformation. Oder: "...Schwert und Zuchtrute zur Quintessenz des Evangeliums"

Am morgigen Montag, dem Reformationstag, eröffnet die Evangelische Kirche in Deutschland offiziell das bis zum eigentlichen Jahrestag, dem 31. Oktober 2017 gehende Gedenkjahr zum 500. Reformationsjubiläum. Dazu haben wir natürlich auch etwas beizutragen, was in diesem Zusammenhang viel zu oft unerwähnt bleibt. Aus Gründen.

"Die Herrschaft über die Natur reproduziert sich innerhalb der Menschheit. Nie hat die christliche Zivilisation, welche die Idee, den körperlich Schwachen zu schützen, der Ausnutzung des starken Knechts zugute kommen ließ, die Herzen der bekehrten Völker ganz zu gewinnen vermocht. Zu sehr wurde das Prinzip der Liebe vom scharfen Verstand und den noch schärferen Waffen der christlichen Herren desavouiert, bis das Luthertum den Gegensatz von Staat und Lehre tilgte, indem es Schwert und Zuchtrute zur Quintessenz des Evangeliums machte. Es hat die geistige Freiheit unmittelbar mit der Bejahung der realen Unterdrückung gleichgesetzt."

Theodor W.Adorno - Dialektik der Aufklärung


"Dass man ihre Synagoga oder Schule mit Feuer anstecke... dass man auch ihre Häuser desgleichen abbreche oder zerstöre... dass man ihnen nehme all ihre Betbüchlein... dass man ihren Rabbinern bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren... dass man ihnen Geleit und Straße ganz und gar aufhebe... dass man ihnen nehme alle Barschaft und Kleinod an Silber und Gold und lege es beiseite zum Verwahren... dass man ihnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Spaten, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nasen."

Martin Luther - "Von den Juden und ihren Lügen"

"Der Esel will Schläge haben, und der Pöbel will mit Gewalt regiert sein. Das wußte Gott wohl; drum gab er der Obrigkeit nicht einen Fuchsschwanz, sondern ein Schwert in die Hand."

Martin Luther, Ein Sendbrief von dem harten Büchlein wider die Bauern, 1525

Siehe dazu: Martin Luthers Judenschriften. Die dunkle Seite der Reformation, Beitrag von Kirsten Serup-Bilfeldt in Deutschlandradio Kultur.

Bukowski über Staat, Religion und das Bildungssystem. Und Bier.

Charles Bukowski
Zeichnung von Commonurbock23
Lizenz: GFDL via Wikimedia Commons

“For those who believe in God, most of the big questions are answered. But for those of us who can't readily accept the God formula, the big answers don't remain stone-written. We adjust to new conditions and discoveries. We are pliable. Love need not be a command nor faith a dictum. I am my own god. We are here to unlearn the teachings of the church, state, and our educational system. We are here to drink beer. We are here to kill war. We are here to laugh at the odds and live our lives so well that Death will tremble to take us.-

Charles Bukowski

Der Zweck und die Mittel (oder Religion als Politik und Politik als Religion)

Erich Kästner 1961
Foto: von Basch
Lizenz: [CC BY-SA 3.0 nl]

Die Zeitlosigkeit der Gedichte des heute leider meist als Kinderbuchautoren wahrgenommenen Erich Kästner ist unglaublich. Wir hatten darauf ja schon in "Das Führerproblem, genetisch betrachtet" und anderen Texten Kästners hingewiesen. Heute nun ein weiteres aktuelle Gedicht:

Der Zweck und die Mittel

(oder Religion als Politik und Politik als Religion)

Der Zweck, sagt ihr, heiligt die Mittel?
Das Dogma heiligt den Büttel?
Den Galgen? Den Kerkerkittel?
O schwarzumflortes Kapitel!
Fest steht trotz Schrecken und Schreck:
Die Mittel entheiligen den Zweck!

Erich Kästner, aus "Wir haben der Welt in die Schnauze geguckt"
Via Horizontverschmelzung

Wüste Verdächtigungen: Terroranschlag in Frankfurt purer Fake

Es gibt doch tatsächlich Verdächtigungen gegen BND, Polizei und den insgesamt so hilfreichen amerikanischen Geheimdienst. So sollen allen Ernstes nach einer Äußerung bei "Anne Will" am letzten Mittwoch sich sofort die amtlichen Riegel zum Gegenbeweis gelockert haben. Bei "Anne Will" hatte einer der Gäste sich nämlich erfrecht, dem Geheimdienst jede Gefahrenabwehr für die deutschen Bürger abzusprechen.

Da traf es sich doch hervorragend, dass ein paar Tage später ein fremdländisches Ehepaar sich erwischen ließ, eine gebrauchsfertige Rohrbombe bei sich gehortet zu haben. Wie Zeitungsberichten zu entnehmen war, hatten die Behörden keineswegs erst am Vortag von den Fabrikationen erfahren, sondern seit längerer Zeit darüber gebrütet. Volkspädagogisch überaus wertvoll soll es dabei gewesen sein, dass diesesmal wirklich ein Hinweis einer Verkäuferin der Polizei auf die Spur geholfen hatte.

Auffällig war im Laufe des Tages, dass zunächst von Streitigkeiten zwischen Staatsanwaltschaft und der Polizei die Rede war. Die Staatsanwaltschaft wollre zunächst von einer sicheren Anklage nichts wissen. Gottseidank änderte sich das bis zu den Abendnachrichten, wo alle Behörden sich über den Fall einig waren. Vielleicht hatte auch der Glückwunsch des hessischen Innenministers dazu beigetragen.

Das Verbot des alljährlichen Radrennens war dann die logische Folge. Zwar ist bis jetzt nirgends erwiesen, dass die Anschläge gerade gegen das Radrennen gerichtet waren. Trotzdem: Nach amerikanischem Vorbild konnte schließlich auch das möglich sein.

Wichtig auf jeden Fall: Dem andächtigen Volk war einmal mehr eingeprägt worden, dass es ohne die enge und feste Zusammenarbeit zwischen deutschen und amerikanischen Diensten einfach nicht geht.

PS:Besonders eindrucksvoll die Hinweise auf frühere Erfolge des bekannten Duos. So vor allem die Vereitelung sämtlicher Pläne der Sauerland-Gruppe. Diese - eine besonders unbegabte Azubi - Terrorgruppe - war damals den allzeit Wachsamen ins Auge gefallen.

Und gilt seither als als das Wahrzeichen echter Polizeiarbeit.

Germania: Im Schleppgang nach unten

Angela Merkel
Bildquelle:
Armin Linnartz
Dieses Foto ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland) lizenziert.
Der CDU-Parteitag floss vorbei. Am spannendsten muss der zehnminütige Applaus gewesen sein, der Frau Merkels langerwartete Rede belohnte. Es war, wie zu erwarten, der Abklatsch der Rede vom letzten Jahr.

Auffällig allenfalls, dass die SPD etwas schärfer rangenommen wurde. Wegen verfehlter Bündnispolitik. In Thüringen. Wo doch die SPD sich nicht kleiner machen konnte als sie als Bündnispartner der CDU schon war.

Darin lag nichts Erschreckendes. Auffällig nur, dass die von Merkel fast gelobten GRÜNEN eine Woche vorher im Grunde genau denselben Choral ausstießen. Mit viel Getöse machte die Partei sich klar, dass sie nun völlig frei geblieben sei - und sich jedermann anschließen dürfe. Dass diese Freiheit allerdings notwendig und zwangsläufig dazu führen musste, dem Stärksten zuwillen zu sein, wurde verschwiegen. Wie schön wäre es doch, wenn ein paar Minister sich um Merkel gruppieren dürften. Und mit ihr den großen Bottich auslecken - der ja, nach allen Voraussagen,noch lange, lange,bis zum Überlaufen gefüllt sein würde.

Die einzigen, die sich dem Sog noch widersetzen, dürften die LINKEN sein. Wenigstens diejenigen, die sich nicht im Erfolgsbett räkeln, weil es in Thüringen so toll geklappt hat.

Blieb alles an der Rede hängen, die Wagenknecht feurig geäußert hat - als Merkel ihre Triumphgefährte vorholte und wieder einmal beschrieb, wie alles so toll geworden ist. Und dass der Verzicht auf neue Schulden alle anderen Länder Europas in eine Mischung aus Verzweiflung und Bewunderung versetze. Natürlich ist klar, dass zumindest unser Finanzminister wenigstens Keynes verstanden hat. Und deshalb weiß, dass es beim vernünftigen Haushalten am wenigsten auf die gehorteten Pfennige ankommt. Sondern auf das Gesamtvermögen. Gerade die jetzige Technik, Straßen, Schulen usw. verfallen zu lassen, wird nach nicht sehr langer Wartezeit dazu führen,dass alle Verluste ersetzt werden müssen. Mit umso größerem Aufwand, je länger die Verfallszeit dauerte.

Wird die Rede einer einzigen Frau aber ausreichen,um die Chance einer Umkehr zu erblicken? Es sollte nicht in gräßlicher Wiederkehr des Gleichen erneut ein Todesopfer geben. Damit Jahrzehnte später alle verstehen, wie recht die Unglückspredigerin gehabt hatte.

Flasch: Untergrabung des christlichen Glaubens!

"Warum ich kein Christ bin". Flasch, hochgelehrter Kenner aller Bücher der Antike und des Mittelalters, bekennt in einer seiner letzten Aussagen, dass er trotz intimster Kenntnisse des Christentums diesem nicht mehr angehören möchte. Und das ohne jeden sichtbaren Hass. Aber mit durchsichtiger Verachtung all jener, die sich für Christen halten, aber keine sind.

Das Buch könnte die entsetzlichsten Aufregungen verursachen, wenn es bekannter wäre. Denn Flasch weist mit Schärfe nach, dass alle angeblichen Glaubensbekenntnisse der "bekennenden" Gläubigen auf nichts beruhen. Auf nichts? Dann nämlich, wenn wir uns auf die Beweise einlassen, die es sonst auf der Welt gibt für alle gewöhnlichen Kenntnisse, die wir alle gleichermaßen auf der Welt erkennen.

Flasch geht den Zeugnissen nach, die gerade Augustinus und Thomas v. Aquin herantragen, also solche, die sich den Ergebnissen der Wissenschaft ihrer Zeit am meisten nähern. So führen beide einen Hauptbeweis an: die Ausdehnung der christlichen Lehre. Konnten beide mit einer gewissen Oberflächlichkeit behaupten, dass Christentum sich über die Welt hin ausbreite, so ist von diesem Argument nichts mehr übrig geblieben. Das gleiche gilt von der Definition des Wissens an sich. Beide gehen aus von der Übereinstimmung des Gewussten mit dem Wissen an sich. Nur was wäre das im konkreten Fall? Was ist die Natur der Sache? Wenn sie am Ende nur im Bewußtsein des Schöpfers zu finden ist, also Gottes, wie kommen wir dann an dieses Bewußtsein heran? Ist dieses selbst nur letzte Einbildung, ist die ganze weitere Darlegung des Beweises hinfällig.

Flasch argumentiert sehr sorgfältig. So zeigt er auch, wie die nachaugustinischen Gelehrten mit ihrer Rede vom Sprung in den Glauben nur scheinbar mehr sagen als die Alten. Denn dieser Sprung setzt immer wieder voraus, dass wir schon wissen, was sich ja eben verbirgt. Bleibt am Ende nach den Lehren der Romantiker einfach das Gefühl der schlechthinnigen Abhängigkeit von einem Anderen, dem wir uns hingeben müssen. Gerade das, sagt Flasch, reicht aber allenfalls für den jeweils Einzelnen selbst. Nicht aber für eine ganze Gemeinschaft.

So enthüllt Flasch mit immer neuen philosophischen Versuchen, dass die katholischen und evangelischen Denker sich immer neu selbst betrügen. Wie intensiv ihre Haltung auch sein mag.

Wozu dies hochgelehrte Buch? Es dient wohl der letzten Selbstbefreiung des Autors. Darüber hinaus - und das ist für uns das Wichtigste - erweist es, dass die gesamte katholische und evangelische Glaubenslehre auf nichts gegründet ist. Auf keinen Fall auf einer Grundordnung der Welt, die jetzt endlich in Ordnung gebracht werden sollte. Wenn wir uns nur den diversen Kirchenvätern unterwerfen könnten. Es ist in Wirklichkeit nichts daran - genaugenommen: dahinter - als Schein. Grausames Munkeln eines Herdengefühls, das immer weiter treibt. Aber nie an ein Ende kommen kann.

Flasch hat hier ein letztes Buch verfasst, das schärfer ins Fleisch schneidet als viele andere, verbittertere. Es zerstört alte Gewissheiten. Und führt zur entscheidenden Frage: Was denn dann sein soll?

Kurt Flasch: Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation.
3. Auflage 2013. 280 Seiten
Gebunden 19,95 €
15,99 € Kindle-Ausgabe
C.H.BECK ISBN 978-3-406-65284-4

Gottlos, aber nicht Rechtlos!

Gläubige Christen dürfen sich an besonders geschützten Feiertagen zu Gottesdiensten und Prozessionen öffentlich versammeln. Allerdings verbieten die meisten Bundesländer an diesen Feiertagen öffentliche Veranstaltungen jeglicher Art, sofern diese nicht dem „Charakter“ des christlichen Feiertags entsprechen. Dazu gehören neben Sport- und Tanzveranstaltungen sogar politische Demonstrationen! Eines der wichtigsten Grundrechte ist damit in Bezug auf kirchenkritische Themen tageweise faktisch ausgehebelt!

Mehr bei hasenfest.org. Bei der Gelegenheit gleich mal austreten.

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