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14. Jahrestag des Mordes an Alexandros Grigoropoulos

Grafitty mit dem Bild von Alexandros
Grafitty mit dem Bild von Alexis
Am 6. Dezember 2008 wurde der 15-jährige Alexandros Grigoropoulos (griechisch ΑÎ"έξανδρος ΓρηγορόπουÎ"ος) in Athen durch den Polizisten Epaminondas Korkoneas getötet. Zeugen sagen aus: weil sich der Streifenbeamte von einem Wurf mit einer Plastikflasche provoziert gefühlt hatte. Die Polizisten stiegen aus dem beworfenen Auto aus, und eröffneten nach allerlei obszönen Drohungen das Feuer. Danach fuhren sie weiter und ließen den Jungen liegen...

Umweltskandal in Mexiko? Zug durch den Regenwald

Fortschritt oder Ökozid? In dieser Doku geht es um einen geplanten Zug mitten im Regenwald auf der Halbinsel Yucatan im Südosten von Mexiko. Aktivist:innen wehren sich gegen den Bau einer Trasse für den Maya-Zug, den Tren Maya, der bald die Küstenorte mit den anderen Dörfern abseits des Meeres besser miteinander verbinden soll -“ und der den vielen Tourist:innen eine ökologisch vertretbarere Anreise zu den Badeorten ermöglichen soll. Nur: Der Bau der 90 Meter breiten Trasse durch den Regenwald, die Auswirkungen auf die Pflanzen und Tiere dort, auf das Leben in den dort einzigartigen Grotten, den so genannten Cenoten, halten Umweltschützer:innen für dramatisch.

Nachts schlafen die Ratten doch

Wolfgang Borchert, letztes Foto als Zivilist im Sommer 1941
Wolfgang Borchert, letztes Foto als Zivilist im Sommer 1941
Das hohle Fenster in der vereinsamten Mauer gähnte blaurot voll früher Abendsonne. Staubgewölke flimmerten zwischen den steilgereckten Schornsteinresten. Die Schuttwüste döste.

Er hatte die Augen zu. Mit einmal wurde es noch dunkler. Er merkte, daß jemand gekommen war und nun vor ihm stand, dunkel, leise. Jetzt haben sie mich! Dachte er. Aber als er ein bißchen blinzelte, sah er nur zwei etwas ärmlich behoste Beine. Die standen ziemlich krumm vor ihm, daß er zwischen ihnen hindurchsehen konnte. Er riskierte ein kleines Geblinzel an den Hosenbeinen hoch und erkannte einen älteren Mann. Der hatte ein Messer und einen Korb in der Hand. Und etwas Erde an den Fingerspitzen.

"Du schläfst hier wohl, was?" fragte der Mann und sah von oben auf das Haargestrüpp herunter. Jürgen blinzelte zwischen den Beinen des Mannes hindurch in die Sonne und sagte: "Nein, ich schlafe nicht. Ich muß hier aufpassen." Der Mann nickte: "So, dafür hast du wohl den großen Stock da? Ja," antwortete Jürgen mutig und hielt den Stock fest.

"Worauf paßt du denn auf?"

"Das kann ich nicht sagen. Er hielt die Hände fest um den Stock. Wohl auf Geld, was?" Der Mann setzte den Korb ab und wischte das Messer an seinem Hosenboden hin und her.

"Nein, auf Geld überhaupt nicht," sagte Jürgen verächtlich.

"Auf ganz etwas anderes."

"Na, was denn?"

"Ich kann es nicht sagen. Was anderes eben."

"Na, denn nicht. Dann sage ich dir natürlich auch nicht, was ich hier im Korb habe." Der Mann stieß mit dem Fuß an den Korb und klappte das Messer zu.

"Pah, kann mir denken, was in dem Korb ist," meinte Jürgen geringschätzig; "Kaninchenfutter."

"Donnerwetter, ja!" sagte der Mann verwundert; "bist ja ein fixer Kerl. Wie alt bist du denn?"

"Neun."

"Oha, denk mal an, neun also. Dann weißt du ja auch, wieviel drei mal neun sind, wie?"

"Klar," sagte Jürgen, und um Zeit zu gewinnen, sagte er noch: "Das ist ja ganz leicht." Und er sah durch die Beine des Mannes hindurch. "Dreimal neun, nicht?" fragte er noch mal, "siebenundzwanzig. Das wußte ich gleich."

"Stimmt", sagte der Mann, "und genau soviel Kaninchen habe ich."

Jürgen machte einen runden Mund: "Siebenundzwanzig?"

"Du kannst sie sehen. Viele sind noch ganz jung. Willst du?"

"Ich kann doch nicht. Ich muß doch aufpassen", sagte Jürgen unsicher.

"Immerzu?" fragte der Mann, "Nachts auch?"

"Nachts auch. Immerzu. Immer. "Jürgen sah an den krummen Beinen hoch. "Seit Sonnabend schon", flüsterte er.

"Aber gehst du denn gar nicht nach Hause? Du mußt doch essen."

Jürgen hob einen Stein hoch. Da lag ein halbes Brot. Und eine Blechschachtel.

"Du rauchst?" fragte der Mann, "hast du denn eine Pfeife?"

Jürgen faßte seinen Stock fest an und sagte zaghaft: "Ich drehe. Pfeife mag ich nicht."

"Schade", der Mann bückte sich zu seinem Korb, "die Kaninchen hättest du ruhig mal ansehen können. Vor allem die Jungen. Vielleicht hättest du dir eines ausgesucht. Aber du kannst hier ja nicht weg."

"Nein", sagte Jürgen traurig, "nein nein."

Der Mann nahm den Korb hoch und richtete sich auf. "Na ja, wenn du hierbleiben mußt - schade." Und er drehte sich um. "Wenn du mich nicht verrätst", sagte Jürgen da schnell, "es ist wegen der Ratten."

Die krummen Beine kamen einen Schritt zurück: "Wegen der Ratten?"

"Ja, die essen doch von den Toten. Von Menschen. Da leben sie doch von."

"Wer sagt das?"

"Unser Lehrer."

"Und du passt nun auf die Ratten auf?" fragte der Mann.

"Auf die doch nicht!" Und dann sagte er ganz leise. "Mein Bruder, der liegt nämlich da unten. Da." Jürgen zeigte mit dem Stock auf die zusammengesackten Mauern. "Unser Haus kriegte eine Bombe. Mit einmal war das Licht weg im Keller. Und er auch. Wir haben noch gerufen. Er war viel kleiner als ich. Erst vier. Es muß hier ja noch sein. Er ist doch viel kleiner als ich."

Der Mann sah von oben auf das Haargestrüpp. Aber dann sagte er plötzlich: "Ja, hat euer Lehrer euch denn nicht gesagt daß die Ratten nachts schlafen?"

"Nein," flüsterte Jürgen und sah mit einmal ganz müde aus, "das hat er nicht gesagt."

"Na," sagte der Mann, "das ist aber ein Lehrer, wenn er das nicht mal weiß. Nachts schlafen die Ratten doch. Nachts kannst du ruhig nach Hause gehen. Nachts schlafen sie immer. Wenn es dunkel wird, schon."

Jürgen machte mit seinem Stock kleine Kuhlen in den Schutt. Lauter kleine Betten sind das, dachte er, alles kleine Betten. Da sagte der mann (und seine krummen Beine waren ganz unruhig dabei): "Weißt du was? Jetzt füttere ich schnell meine Kaninchen, und wenn es dunkel wird, hole ich dich ab. Vielleicht kann ich eins mitbringen. Ein kleines oder, was meinst du?"

Jürgen machte kleine Kuhlen in den Schutt. Lauter kleine Kaninchen. Weiße, graue, weißgraue. "Ich weiß nicht", sagte er leise und sah auf die krummen Beine, wenn sie wirklich nachts schlafen.

Der Mann stieg über die Mauerreste weg auf die Straße. "Natürlich", sagte er von da, "euer Lehrer soll einpacken, wenn er das nicht mal weiß."

Da stand Jürgen auf und fragte: "Wenn ich eins kriegen kann? Ein weißes vielleicht?"

"Ich will mal versuchen", rief der Mann schon im Weggehen, "aber du mußt hier so lange warten. Ich gehe dann mit dir nach Hause, weißt du? Ich muß deinem Vater doch sagen, wie so ein Kaninchenstall gebaut wird. Denn das müßt ihr ja wissen."

"Ja", rief Jürgen, "ich warte. Ich muß ja noch aufpassen, bis es dunkel wird. Ich warte bestimmt." Und er rief: "Wir haben auch noch Bretter zu Hause Kistenbretter", rief er.

Aber das hörte der Mann schon nicht mehr. Er lief mit seinen krummen Beinen auf die Sonne zu. Die war schon rot vom Abend und Jürgen konnte sehen, wie sie durch die Beine hindurch schien, so krumm waren sie. Und der Korb schwankte aufgeregt hin und her. Kaninchenfutter war da drin. Grünes Kaninchenfutter, das war etwas grau vom Schutt.

Wolfgang Borchert, * 20. Mai 1921 in Hamburg; -  20. November 1947 in Basel

Berlin: Fight back!

Transparent des Fight Back Bündnisses: Damals wie heute: Antifa bleibt Handarbeit Foto: © neukoellnbild via Umbruch Bildarchiv Berlin
Foto: © neukoellnbild via Umbruch Bildarchiv Berlin
Anlässlich des Todestages von Silvio Meier, der vor 30 Jahren auf dem U-Bahnhof Samariterstraße von Neonazis erstochen wurde, demonstrierten am 26. November in Berlin 800 Menschen gegen rechte Gewalt und Neonazistrukturen. Aufgerufen hatte das Bündnis „Fight back“. Die Demonstration führte vom damaligen Tatort an der Samariterstraße zum Lichtenberger Weitlingkiez, der lange mit Kneipen, Läden und Wohnungen der Neonazis als die Hochburg der rechtsextremen Szene in Berlin galt. So wollte man eigentlich am Neonazi-Lokal „Sturgis“, einem der letzten verbliebenen Treffpunkte der extrem rechten Szene in Berlin vorbeiziehen. Dies wurde allerdings bereits im Vorfeld von der Berliner Versammlungsbehörde verboten.

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Berlin: PKK Verbot aufheben!

Foto © heba / Umbruch Bildarchiv Transparent: PKK Verbot aufheben - Krieg beenden - politische Lösung fördern!
Foto © heba / Umbruch Bildarchiv
Rund 2.000 Menschen demonstrierten am 26.11.2022 in Berlin gegen das Verbot der kurdischen Arbeiterpartei PKK in Deutschland und die massiven türkischen Luftangriffe auf die kurdischen Autonomieregionen in Syrien und Irak.

Vor 29 Jahren hatte das Bundesinnenminsterium das Betätigungsverbot für die PKK erlassen mit weitreichenden Konsequenzen für politisch aktive Kurd*innen und ihre Vereine. Wegen vermeintlicher Werbung oder Unterstützung für die PKK werden ihre Räume durchsucht, Plakate, Fahnen oder Spendengelder beschlagnahmt. Nicht selten werden kurdische Demonstrationen von der Polizei angegriffen, wie beispielsweise letztes Jahr in Berlin, nur weil (vermeintlich) verbotene Symbole oder Fahnen mitgeführt werden. Daraus resultierende Auseinandersetzungen mit der Polizei dienen wiederum als Beleg für eine latente Gewaltbereitschaft der PKK-Anhänger*innen. In kaum einem anderen EU-Land wird dies so rigide wie in Deutschland gehandhabt. Im Januar 2020 entschied das belgische Kassationsgericht, die PKK sei keine terroristische Organisation. Berliner Anwälte haben im Mai dieses Jahr beim Bundesinnenministerium den Antrag eingereicht, das Verbot der PKK in Deutschland aufzuheben.

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