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Prozessauftakt in Halle - Zeugin und Nebenklägerin blickt zurück

Der Prozess gegen den Attentäter von Halle begann am 21. Juli 2020. Eine Zeugin und Nebenklägerin spricht von dem Tag selber, dem medialen Umgang danach und ihren Perspektiven auf den Anschlag, die Hintergründe und den anstehenden Prozess.



Stuttgart: Matinee zum 110. Geburtstag von Gerda Taro

Im Spanischen Bürgerkrieg revolutioniert die Fotografin Gerda Taro zusammen mit Robert Capa die Kriegsfotografie und verändert die Sicht auf den Krieg für immer.

Als erste Frau der Welt fotografiert die junge Jüdin aus Nazideutschland direkt im Gefecht. Der Kampf gegen den Faschismus, dessen lebensbedrohliche Ideologie sie bereits am eigenen Leib erfahren hat, ist ihr ein existentielles Anliegen. Diese Nähe zum Geschehen setzt neue Maßstäbe für die fotografische Kriegsberichterstattung und kostet die Stuttgarterin das Leben.

Am 1. August 1910, vor 110 Jahren, war Gerda Taro in Stuttgart zur Welt gekommen. Nach einer Flugblattaktion gegen Hitler und ihrer Verhaftung in Leipzig floh sie 1933 nach Paris, wo sie den Fotografen Robert Capa kennenlernte und zu fotografieren begann. Der Spanische Bürgerkrieg bedeutete für das junge Fotografenpaar einen dramatischen Wendepunkt.

Samstag, 1. August 2020,
11:00 Uhr,
Gerda-Taro-Platz
Stuttgart

Mit Exilforscherin und Taro-Biografin Irme Schaber, dem Autor und Kolumnisten Joe Bauer und der Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger
Grußwort: Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle
Musikalische Begleitung: Hörmal Vokal

Livestream + Aufzeichnung
wir wollen auf dem Platz die geltenden Bestimmungen zum Infektionsschutz einhalten. Für alle, die nicht vor Ort dabei sein können, wird die Taro-Matinee am 1. August ab 11 Uhr live gestreamt und aufgezeichnet. Zu sehen hier ohne Anmeldung.

Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau



Foto: © heba / Umbruch Bildarchiv Berlin
Am 7. Januar 2005 verbrannte Oury Jalloh an Händen und Füßen gefesselt in einer Zelle im Keller des Polizeireviers Dessau-Roßlau. 15 Jahre lang haben Polizei, Justiz und Politik die Aufklärung seiner Todesumstände sowie die Aufklärung von zwei weiteren Todesfällen im Dessauer Polizeirevier verweigert und behindert. Wir möchten dazu auf den hörenswerten Beitrag von Margot Overath beim WDR hinweisen.

"Ein Asylbewerber aus Afrika verbrennt 2005 im Polizeigewahrsam. Der an Händen und Füßen Gefesselte habe sich selbst angezündet, behaupten die Beamten. 15 Jahre lang scheitert die Justiz trotz mehrfacher Anläufe daran, den Fall aufzuklären - und macht ihn damit zum Politikum.

Die fünfteilige Feature-Serie dokumentiert die mühsame Suche nach der Wahrheit - über den Tod von Oury Jalloh und zwei weiterer Dessauer Bürger. Er zeigt auch, warum Opfer von Polizeigewalt häufig wenig Chancen haben, und wie Korpsgeist und falsch verstandene Loyalitäten in Strafverfolgungsbehörden zur Gefahr für den Rechtsstaat werden können. Die Autorin erzählt, wie aus einem Polizei- ein Justizskandal wurde, der mittlerweile die politische Ebene erreicht hat. Noch gibt es hierzulande Hoffnung auf späte Aufklärung. Sonst könnte sich bald der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit der Frage befassen, ob es in Deutschland eine zivilisatorische Lücke gibt, wenn es um "Opfer minderer Bedeutung" geht."

Quelle: WDR

Update: Dossier zum "Zentrum Automobil"

Es ist nicht erst 5 vor 12, sondern allerhöchste Zeit für mehr Antifaschismus in der Gewerkschaftsarbeit!
Ein Update unseres fortlaufend aktualisierten Dossiers zur faschistoiden Pseudogewerkschaft "Zentrum Automobil".

  • Polizeieinsätze in Stuttgart. Schluss mit Randale und Provokationen! Stuttgarter Nachrichten 1. Juni 2020
  • Demos am Pfingstwochenende bleiben friedlich, aber DGB-Haus wird besetzt regio-tv, 2. Juni 2020
  • Die Corona-Zeche. Kontext Wochenzeitung, 3. Juni 2020
  • Querdenken auf der Autobahn. Stuttgart: Zulauf zu "Coronademos" nimmt rapide ab. "Identitäre" provozieren. junge Welt 4. Juni 2020
  • Zum Sträßele hinaus. Aufruhr. Immer wieder Stuttgart: eine kleine Protestgeschichte der Schwabenmetropole. Der Freitag, 4. Juni 2020
  • "Schändlicher Angriff auf Stuttgarter Gewerkschaftshaus". Die Gruppe der Internationale Automobilarbeiterkoordination in Sindelfingen verurteilt den schändlichen Angriff auf das Gewerkschaftshaus in Stuttgart am letzten Samstag, den 30. Mai, auf das Schärfste. Ebenso die faschistische Behauptung, der „DGB hat mitgeschossen“. Rote Fahne News 4. Juni 2020
  • Über 200 Menschen solidarisierten sich mit dem DGB. Am gestrigen Freitag organisierte der DGB eine Kundgebung am Gewerkschaftshaus in Stuttgart. Über 200 Menschen solidarisierten sich vor dem Willi Bleicher-Haus mit dem Gewerkschaftsbund gegen die Faschisten. Rote Fahne News 6. Juni 2020
  • MLPD erklärt Solidarität mit dem DGB. Julia Scheller, Landesvorsitzende der MLPD Baden-Württemberg, schreibt an den DGB Baden-Württemberg. Rote Fahne News 8.6.2020
  • Mehr Gewalt bei Demos in Stuttgart? Die Stuttgarter Polizei befürchtet eine Zunahme radikaler Gewalt am Rande von Demonstrationen. Seit Mai hatte es bereits mehrere Vorfälle in der Landeshauptstadt gegeben - ein Mann liegt immer noch schwer verletzt im Krankenhaus. SWR 9. Juni 2020
  • Faschisten auf dem Gewerkschaftshaus.Identitäre besetzen mit Bengalos das Stuttgarter DGB-Haus, Antifas greifen einen rechten Gewerkschafter an, und Willi Bleicher dreht sich im Grabe um. Unser Autor findet klare Worte. Kontext Wochenzeitung 10.06.2020
  • Die größte Gefahr droht von Rechts. Die gefährlichsten Extremisten in Baden-Württemberg kommen aus dem politisch rechten Lager. Dieses Fazit zieht Innenminister Thomas Strobl (CDU) aus dem Jahresbericht des Verfassungsschutzes. Schwäbische, 15. Juni 2020
  • Morddrohung gegen Linke-Politiker soll von Ex-Parteifreund stammen. Die Welt, 17. Juni 2020
  • Arbeiter auf der rechten Spur. Die Spartengewerkschaft Zentrum Automobil fällt mit rechtsnationalen Positionen auf. Entwicklungen wie der Umbruch in der Autoindustrie haben der Arbeitnehmervertretung zu gesteigerter Bedeutung im Daimler-Konzern verholfen. personalwirtschaft.de 17. Juni 2020
  • Mainz"-Autor Anton Maegerle mit "Leuchtturm"-Preis 2020 ausgezeichnet. lifePR 19. Juni 2020
  • Polizeieinsatz auf der Baustelle in Stuttgart. Rechtsextreme Aktion beim Klinikum. Stuttgarter Nachrichten 29. Juni 2020
  • Angriff bei Corona-Demo: Razzia auch in Tübingen. In sieben Städten in Baden-Württemberg haben am Donnerstagmorgen in Zusammenhang mit Angriffen auf Teilnehmer einer Corona-Demonstration Razzien stattgefunden. Auch in Tübingen wurde durchsucht. Schwäbisches Tagblatt 02.Juli.2020
  • Großer Polizeieinsatz gegen linksautonome Szene. Stuttgarter Nachrichten, 02. Juli 2020
  • Razzien in linksautonomer Szene nach brutalem Angriff vor Stuttgarter Corona-Demo: 21-Jähriger verhaftet. Zeitungsverlag Waiblingen 2. Juli 2020
  • Nach Angriff bei Corona-Demo: Festnahme bei Razzien in Baden-Württemberg. Ein Daimler-Betriebsrat wurde Mitte Mai am Rande einer Corona-Demonstration in Stuttgart lebensgefährlich verletzt. Nun ist bei einer Razzia ein Verdächtiger festgenommen worden. SWR, 2. Juli 2020
  • Razzien nach Angriff auf Daimler-Betriebsrat: Was das "Zentrum Automobil" mit dem Rems-Murr-Kreis verbindet. Zeitungsverlag Waiblingen 2. Juli 2020
  • Zugriff in Ludwigsburg nach Angriff bei Corona-Demo. Polizei fasst Tatverdächtigen wegen versuchtem Tötungsdelikt. Die Polizei ermittelt neun Tatverdächtige im Fall des Angriffs auf ein Mitglied von Zentrum Automobil. Am Donnerstag klicken in Ludwigsburg die Handschellen für einen Mann, dem versuchter Totschlag vorgeworfen wird. Stuttgarter Zeitung, 02. Juli 2020
  • Antifaschistische Solidaritätskundgebung in Stuttgart angekündigt. Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen, DNA-Entnahmen und Verhaftung. Beobachternews 2. Juli 2020
  • Nach Razzien in Stuttgart: Antifaschisten bekunden Solidarität mit Tatverdächtigen. Nachdem die Polizei am Morgen neun Wohnungen wegen Landfriedensbruch und eine zusätzlich wegen versuchten Totschlags durchsucht hat, hat eine Antifa-Gruppe am Rotebühlplatz demonstriert. Stuttgarter Zeitung, 02. Juli 2020
  • Nach Angriff am Rande der Corona-Demos: Mitarbeiter von Linken-Abgeordnetem bei Razzia durchsucht. Die Polizei hat neun Tatverdächtige im Fall der Attacke gegen Mitglieder der Gewerkschaft Zentrum Automobil am Rande der Corona-Demos ermittelt. Ein 21-Jähriger aus Ludwigsburg kam in Untersuchungshaft, unter den Verdächtigen ist auch der Mitarbeiter eines Politikers. Stuttgarter Zeitung 02. Juli 2020
  • Ludwigsburger nach Gewalttat bei Corona-Demo festgenommen. Ludwigsburger Kreiszeitung, 2. Juli 2020
  • Festnahme und Hausdurchsuchungen auch in Karlsruher Antifa-Szene. Nach einer lebensgefährlichen Attacke auf einen rechten Daimler-Betriebsrat in Stuttgart haben Polizisten am Donnerstag einen 21-jährigen Antifa-Aktivisten festgenommen. Bei acht weiteren Beschuldigten kam es zu Hausdurchsuchungen -“ unter anderem in Karlsruhe. Das Landesamt für Verfassungsschutz warnt vor einer steigenden Gewaltbereitschaft der Linksextremisten in Baden-Württemberg. BNN, 3. Juli 2020
  • Razzia in linksextremer Szene. Gezielt sollen Demonstranten gegen Corona-Regeln angegriffen worden sein / Strobl: "Wir kriegen euch!" / Verfassungsschutz sieht eine wachsende Gewaltbereitschaft. Badische Zeitung, 3. Juli 2020
  • Nach Angriff auf Demo in Stuttgart: Antifaschisten im Visier. Polizei durchsucht Wohnungen von Nazigegnern nach Angriff auf Rechte junge Welt 4. Juli 2020
  • Razzien bei Linken: Hausprojekt in Tübingen war ein Ziel der polizeilichen Durchsuchungen in Baden-Württemberg. Neues Deutschland 5. Juli 2020
  • Repression gegen Recherche. Hausdurchsuchung bei IMI-AutorInnen, Informationsstelle Militarisierung, 7. Juli 2020
  • Chakren maximal geöffnet. Kontext Wochenzeitung, 8. Juli 2020
  • Spotify wird wegen rechter Streaming-Angebote kritisiert. Insbesondere ein Podcast, dessen Produzenten vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingeordnet werden, setzt dem weltoffenen Image des Unternehmens zu. "jetzt", 14. Juli 2020
  • Der des Landfriedensbruchs beschuldigte Tübinger war nachweislich nicht am Tatort. Staatsanwaltschaft rudert zurück, Beobachternews 14. Juli 2020
  • Attacke bei Corona-Demo: Abgeordnete lehnen U-Ausschuss ab. RTL, 15. Juli 2020

Rezension: "Das Mädchen mit der Leica" von Helena Janeczek

Gerda Taro im Juli 1937. Foto: Wikimedia
Ein Roman über das Leben von Gerda Taro war überfällig, ist das Leben dieser lang Vergessenen doch prallvoll und von hoher Geschwindigkeit.

Ein Roman ist eine Fiktion, Gerda Taro hat aber ein reales Leben gelebt.
Wie löst der Roman dieses Problem ?

Er beschreibt ihr Leben aus dem Blickwinkel der Erinnerungen dreier Weggefährten, die ihr nahestanden:
Willy Chardack, Ruth Cerf und Georg Kuritzkes -“ allesamt aus ihrem Leipziger Freundeskreis, antifaschistisch gesinnt, teils im Widerstand gegen die Nazidiktatur aktiv und alle emigrierten nach Paris.

Diese Herangehensweise ist auf den ersten Blick bestechend, ermöglicht sie doch verschiedene Facetten ihrer Persönlichkeit zu beleuchten.
Dieser hoffnungsvolle Ansatz geht aber im Roman immer mehr verloren.
Der Leser erwartet eben diese verschiedenen Facetten ihrer Persönlichkeit, in allen Betrachtungen schleicht sich aber eine gewisse Eindimensionalität ein:
Gerda Taro ist immer charmant, schlagfertig, emanzipiert, wirkt auf Männer etc.

Das ist sicher alles richtig, der Einfluss der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen ihrer Zeit auf ihre Persönlichkeit gerät darüber aber immer mehr zur Nebensächlichkeit.

Das ist umso erstaunlicher, war die Zeit ihrer kurzen Lebensspanne doch voll von politischen und gesellschaftlichen Ausbrüchen, Polarisierungen, großen Massenbewegungen, denen Gerda Taro keineswegs passiv gegenüber stand.
Vielmehr ergriff sie entschlossen Partei im Kampf gegen den Nazifaschismus, für die französische Volksfront, für das republikanische Spanien.

Die Autorin kann das natürlich nicht ignorieren, aber man merkt an vielen Stellen einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Unwillen, diese Seite von Gerda Taro zur Kenntnis zu nehmen.

Es gibt mehrere Stellen, an denen dieser Unwillen zum Ausdruck kommt.

Gerda Taro war im März 1933 im antifaschistischen Widerstand in Leipzig aktiv, genau wie ihre Brüder, die spektakuläre Flugblattaktionen durchführten.
Nach einer dieser Aktionen führte die SA Massenverhaftungen durch, und weil sie Gerdas Brüder nicht antraf, wurde kurzerhand Gerda mitgenommen.
In der Gemeinschaftszelle der Frauenabteilung des Leipziger Frauengefängnisses avancierte sie schnell zum Liebling der Gefangenengruppe.
Eines Nachts hörten die Frauen die Schreie der Gefolterten aus der Männerabteilung. Gerda betätigte daraufhin einen Klingelknopf in ihrer Zelle als Form des Protestes, die Klingel schrillte durch das Haus.

„Kaum zu glauben, dass es sich tatsächlich so zugetragen hatte, doch die Schilderungen einer Leipziger Mitgefangenen und all jener, die Gerda in Spanien kennengelernt hatten, bestätigen dies.“ heißt es im Roman dazu ( S. 148).
Unausgesprochen steht im Raum „aber so war sie doch eigentlich gar nicht ..“

Robert Capa, Mai 1936. Foto: Gerda Taro Quelle: WikiMedia
Diese „Entpolitisierung“ der Gerda Taro und ihres Partners Robert Capa nimmt z.T. groteske Züge an:

Ausgehend von einem faschistischen Putschversuch entwickelte sich 1936 in der französischen Arbeiterklasse eine mächtige Einheitsbewegung, die im Wahlsieg der Volksfront (einem Zusammenschluss verschiedener linker Parteien) ihren parlamentarischen Ausdruck fand.
In der Folge breitete sich eine Streikwelle in Frankreich aus, die in zahlreichen Betriebsbesetzungen gipfelte.
Nicht nur die Renault-Arbeiter besetzten „ihre“ Fabriken, sondern z.B. auch die Verkäuferinnen des großen Kaufhauses Galeries Lafayette ihre Arbeitsstelle.
„Robert Capa und Gerda Taro waren keine distanzierten Beobachter. Sie teilten die Hoffnung auf einen Wahlsieg der Front Populaire, und sie waren bewegt von den imposanten Arbeiteraufmärschen in den Pariser Strassen (...) Sie verstanden sich als Teil dieser antifaschistischen Bewegung.“ (Irme Schaber: Gerta Taro -“ Fotoreporterin im Spanischen Bürgerkrieg, 1994, S.94).
Am 1.Mai 1936 z.B. postierte sich Capa mitten auf der Strasse, um den endlosen Demonstrationszug zu fotografieren.

Im Roman dagegen ist das bestimmende Thema von Capas und Taros Teilnahme an der Mai-Demonstration, dass sie ihre Künstler-Pseudonyme (Capa hieß eigentlich Andre Friedmann, Taro Gerta Pohorylle) dem Freundeskreis präsentieren.(S.122/123).

Die Maidemontration („rote Prozession“ S.122) gerät zum belanglosen Hintergrundrauschen.

Republikanische Milizionärin bei Schießübungen. Foto: Gerda Taro 1936, Quelle: WikiMedia
Als Ende Mai die Betriebsbesetzungen begannen, fuhr Capa nach Renault-Billancourt, machte Bilder von der besetzten Fabrik und der ersten Nacht, die die Streikenden neben ihren Maschinen verbrachten.
„Auch Gerta Taro dürfte sich, angesteckt von der fröhlichen Stimmung und den Hoffnungen der Streikenden, in Produktionshallen und Maschinenräumen umgesehen haben.“(Irme Schaber,1994, S.95)

Im Roman aber hat sie in der Zeit eine Abtreibung und der Generalstreik spielt nur insofern eine Rolle, dass die Flics (französische Polizisten) mit dem Generalstreik beschäftigt waren und sie sich gleich ein Taxi gönnen konnte, nicht wie das letzte Mal (S.151).
Und Capa „ (...) wird heilfroh gewesen sein, dass er sich unter die Arbeiter mischen konnte, die sich im Renault-Werk verschanzt hatten und die streikenden Verkäuferinnen der Galeries Lafayette fotografieren durfte, statt sich mit weiblichen Körperstellen befassen zu müssen, die er unter diesen Umständen noch nie berührt hatte.“(S.152)

Diese Unterstellung wird nicht weniger gehässig dadurch, dass die Autorin sie Ruth Cerf, Gerdas bester Freundin in den Mund legt.

Ob Gerda Taro überhaupt eine Abtreibung -“ oder gar zwei, wie angedeutet wird -“ hatte, ist fraglich.

Die Autorin hat dabei eine Unschärfe von Gerdas Biographin Irme Schaber genutzt.
Wird in der Biographie von 1994 noch von dem allgemeinen Problem der Abtreibungen im exilantischen Milieu gesprochen (Irme Schaber,1994,S.89) ist in der Biographie von 2013 aus Taros Abtreibung eine Tatsache geworden (Irme Schaber: Gerda Taro- Fotoreporterin -“ Mit Robert Capa im Spanischen Bürgerkrieg, 2013, S.88).

Ausweislich der Anmerkungen zumindest, hat sich die Quellenlage aber nicht verändert.


Die Persönlichkeit des Individuums als Ensemble gesellschaftlicher Verhältnisse, als Ergebnis des „Spannungsfelds zwischen eigener Erfahrung und Öffentlichkeit“ (Irme Schaber, 2013, S. 10) zu gestalten gelingt dem Roman nur sehr unvollständig.

Schade.

Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Berlin Verlag (2. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3827013984
ISBN-13: 978-3827013989
Originaltitel: La ragazza con la Leica

Leserinformation:
Die historisch fiktive Reportage zeichnet wesentliche Stationen ihres Lebenswegs nach:
Gerda Taro - eine Stuttgarterin im Spanischen Bürgerkrieg. Teil 1, Teil 2 und Teil 3

k9 - combatiente zeigt: Albert Camus - Die Pest

Ein Drama aus dem Jahr 1992 von Luis Puenzo - 142 min. original französisch mit dt. untertiteln

Die Handlung dreht sich um den Ausbruch einer Pestepidemie in einer Hafenstadt in Südamerika in den 90ern. Während das Militär die Stadt verbarrikadiert, die meisten Einwohner fliehen wollen, bleibt ein idealistischer Arzt vor Ort, weil er hofft, den Kranken helfen zu können, er nimmt den Kampf gegen die tödliche Seuche auf, die die Stadt zum Gefängnis macht.

Albert Camus konzipierte seinen 1947 erschienenen Klassiker als eine Allegorie auf den Zweiten Weltkrieg. Nicht zu vergessen bei der Parallelisierung zur Gegenwart allerdings, daß dieser Roman direkt nach dem Krieg geschrieben wurde, die Pest eine Allegorie auf die deutschen Besatzer, die „braune Pest“, gewesen ist.

combatiente zeigt geschichtsbewußt:

filme aus aktivem widerstand & revolutionären kämpfen

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