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Wenn Du merkst, daß Dein Pferd tot ist: Steig ab.

Twitter. (Symbolfoto)
Twitter. (Symbolfoto)
Quelle: Museum of Veterinary Anatomy FMVZ USP
Lizenz: CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
Ich hatte neulich aus Gründen (1.,2.) meinen zunehmenden Widerwillen gegen Twitter verkündet. Auch wenn dort die Trolle und Nazis am lautesten keifen und meine Laune jedes Mal in den Keller tendiert, gibt es da natürlich auch jede Menge korrekter Menschen. Trotzdem: Nach 10 Jahren in dem "sozialen" Netzwerk wird es für mich Zeit, anderswo meine Fühler auszustrecken und dabei auch diverse Software auszuprobieren. Den ursprünglichen Beweggründen der Teilnahme bei Twitter und FaceBook entsprechen für mich heute am ehesten Mastodon und Diaspora, die nicht zentral wie die in Mordor, dem Reich Saurons angesiedelten, social kommerziellen Networks daher kommen, sondern notfalls in einer eigenen Instanz auf dem heimischen Server laufen können.

Als erstes war mir ein CLI wichtig, das ich per cronjob steuern kann, um meine von Twitter gewohnte tägliche Zeitansage auch auf Mastodon kundtun zu können tooten. Erste Wahl ist für mich - auch wenn der Name etwas einfallslos ist - toot.

Die jahrelange Twitter Präsenz hat auch dazu geführt, daß ich etwas eingerostet bin, was die Benutzeroberfläche betrifft. Die von Mastodon ist eher naja, wie das selige TeetDeck: Grausam. Jedoch bin ich durch einen Hinweis auf halcyon.anoxion.de gestoßen, der sich Webmäßig wie Twitter verhält.

Für GNU emacs gibt es einen Client mit dem sich vortrefflich tooten lässt und der selbst auf einem VT 420 Terminal läuft. Für Android nutze ich momentan AndStatus, da bin ich aber noch in der "Orientierungsphase" und probiere alle möglichen Clients aus. Der Vorteil bei AndStatus is, daß man neben Mastodon auch Twitter damit bedienen kann.

Ein wenig mehr zu Mastodon hat Don di Dislessia bei sich gebloggt. Zum Abschluss, wegen dem ganzen tooten:

Neulich, an irgendeinem Bahnhof in Paris, am Fahrkartenschalter:

"Two to Toulouse", fordert ein britischer Kunde. Der nächste verlangt:
"Two to Toulouse, too."
Darauf der Beamte: "Täterätätä..."

SCNR.

Ach, Twitter... Oder: Nachschlag.

Haha. Das Dokumentieren eines menschenverachtenden Tweets und des Verhaltens von Twitter dazu ist also problematisch, der eigentlich beanstandete Tweet selber nicht? Hallo, geht's noch?? Und dann auch noch vorsorglich als potentiell unsensible Inhalte twitternder Mensch kategortisiert? Mennoh! Ich mache dann mal wieder rüber zu Mastodon. Unter dem Strich führt das doch mal wieder vor, worum es bei Twitter im Grunde geht. Aber ich will mich nicht beschweren, das ist eben Capitalism, how it looks like.

Ach, Twitter... Oder: Ein kurzer Abgesang.

Screenshot
Was will man von einem kommerziellen Unternehmen wie Twitter auch groß erwarten? Ich hatte gestern das absolut menschenverachtende Posting des Users "@Deathmiane", in dem dieser das Foto des am 2. September 2015 bei Bodrum ertrunkenen Aylan Kurdi ziemlich ekelhaft mißbraucht, gemeldet. Das fanden bis jetzt über 300 Leute gut, 100 haben es retwittert fast 50 kommentiert. Die zu erwartende, lapidare Antwort von Twitter:
Hallo,

Wir haben deine Beschwerde zu @Deathmiane erhalten.

Wir haben den gemeldeten Inhalt untersucht und konnten keinen Verstoß gegen die Twitter Regeln (https://support.twitter.com/articles/18311) oder entsprechende Gesetze feststellen. Wir sind deswegen dazu nicht aktiv geworden.

Mit freundlichen Grüßen,

Twitter

Weitere Kommentare sind da wohl überflüssig. Und nein: Das ist nicht das erste Mal, daß Twitter derlei Auswürfe von Menschenhassern, Trollen, Nazis usw. zulässt. Und nochmals nein: ich bin absolut nicht dafür, Rechtsentscheidungen in die Hände von Privatunternehmen oder Privatleuten zu legen, sonst könnte ich ja noch auf den Gedanken kommen, es handle sich bei dem Tweet um einen Fall nach §189 StGB, der zudem von Twitter gedeckelt wird. Inzwischen wurde anscheinend auch Strafanzeige gegen den User gestellt. Erschreckend finde ich, daß zum Zeitpunkt des Bildschirmfotos weit über 250 über TwitterUser den Beitrag auch noch geliked haben.

Und abschließend daher nochmals Nein: der Tweet ist keine Satire, sondern eine Haßbotschaft allerunterster Schublade, die sich nur so nennt und sich damit gleichzeitig ihre Selbstrechtfertigung liefert.

Ich hoffe mal, freie Alternativen wie Mastodon drehen Twitter bei Gelegenheit mal den Hahn zu. Die Freundlichkeit, Offenheit und Respekt, die es in dessen Anfängen teilweise noch gab, ist dort schon lange nicht mehr vorhanden. Bis auf weiteres bin ich deswegen und aus Gründen nur noch dort anzutreffen.

Nachtrag: Twitter hat übrigens nochmal nachgetreten.
cronjob