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Ein Buch für die einsame Insel in zwei Übersetzungen. Und zwei weitere Bücher.

Vordergrund: Hanser Ausgabe auf Dünndruckpapier
Hintergrund: Die illustrierte Ausgabe vom 2001 Verlag
Für mich gibt es kaum ein poetischeres Werk als Moby-Dick oder der Wal, dem wohl bekanntesten Roman von Herman Melville. (Besonders ans Herz legen möchte ich aber auch Bartleby der Schreiber, seine wie ich meine, beste Erzählung und dem Moby-Dick Vorläufer Weißjacke oder Die Welt auf einem Kriegsschiff).

"Kapitel 1

SCHEMEN

Nennt mich Ismael. Ein paar Jahre ist's her -unwichtig, wie lang genau-, da hatte ich wenig bis gar kein Geld im Beutel, und an Land reizte mich nichts Besonderes, und so dacht ich mir, ich wollt ein wenig herumsegeln und mir den wässerigen Teil der Welt besehen. Das ist so meine Art, mir die Milzsucht zu vertreiben und den Kreislauf in Schwung zu bringen. Immer wenn ich merke, daß ich um den Mund herum grimmig werde; immer wenn in meiner Seele nasser, niesliger November herrscht; immer wenn ich merke, daß ich vor Sarglagern stehen bleibe und jedem Leichenzug hinter hertrotte, der mir begegnet; und besonders immer dann,wenn meine schwarze Galle so sehr überhand nimmt, daß nur starke moralische Grundsätze mich davon abhalten können, mit Vorsatz auf die Straße zu treten und den Leuten mit Bedacht die Hüte vom Kopf zu hauen - dann ist es höchste Zeit für mich, so bald ich kann auf See zu kommen. Das ist mein Ersatz für Pistole und Kugel. Mit einer stoischen Sentenz stürzt Cato sich in sein Schwert; ich gehe still an Bord. Daran ist nichts Überraschendes. Von Zeit zu Zeit hegen fast alle Menschen, ob sie-™s wissen oder nicht, in etwa dieselben Gefühle für das Weltmeer wie ich.
Dort liegt nun eure Inselstadt der Manhattos, umgürtet mit Kais wie die Inseln im Indischen Meere mit Korallenriffen - der Handel umgibt sie mit seiner Brandung. Nach rechts und nach links führen euch die Straßen zum Wasser. (...)"

Herman Melville, Moby-Dick oder der Wal, Seite 33. Aus der Neuübersetzung von Michael Jendis, erschienen 2001 im Carl Hanser Verlag

Erich Mühsam zum 139. Geburtstag

Erich Mühsam (Fotografie aus dem Jahr 1928, kurz vor seinem 50. Geburtstag)

Am heutigen 6. April 1878 wurde in Berlin der anarchistische Schriftsteller, Publizist und Antimilitarist Erich Mühsam geboren. Er war einer der bedeutendsten politischen Journalisten und Schriftsteller in der Weimarer Republik. Seine Teilnahme an der Münchner Räterepublik brachte ihm fünfzehn Jahre Festungshaft. Er blieb trotz der Haft ungebrochen und setzte seine journalistische Arbeit fort. Sein Leben und der Mord am ihm am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg sind kaum noch bekannt.

Sein nachfolgendes Gedicht "Und wieder tritt das Leben mir" stammt aus: Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978, S. 32-33

Und wieder tritt das Leben mir

mit vorgestelltem Fuß entgegen,

und wieder reißt des Zufalls Gier

vom Munde mir mein Häppchen Segen.

Und wieder ist der Weg verbaut,

den meine Hände wühlend schufen.

Zum hohen Ziel, das ich geschaut,

weist mich kein Pfad, gehn keine Stufen.

Gott liebt den Menschen nicht, der frei

hinaufsteigt zu den Zukunftspforten.

Die Häscher seiner Polizei,

des Schicksals, lauern allerorten.

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