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Erst die Schwester, dann die Schrippe, dann icke - Filou bleibt!

Foto: heba / Umbruch Bildarchiv Berlin
Rund 300 Kreuzbergerinnen protestierten am 12. Februar für ihre Kiezbäckerei Filou. Seit über 15 Jahren ist das Filou beliebter Treffpunkt für die Anwohnerinnen. Nun haben die beiden Londoner Eigentümer der Immobilie, Charles Skinner und David Evans, dem Familienbetrieb überraschend zu Ende Juli 2017 gekündigt. Das Filou passe nicht mehr in „das Konzept des Kiezes“, die Räumlichkeiten sähen nicht mehr gut aus und es wäre das 4-fache der heutigen Miete erzielbar. Das sorgt für Aufruhr im Reichekiez. Eine Anwohnerinitiative „GloReiche“ hat sich gebildet. Gemeinsam mit den Betreibern des Filou fordern sie die Rücknahme der Kündigung.

Das Filou zahlt heute 1.085,00 € für 76 qm, umgerechnet 14,28 € pro Quadratmeter. Die Eigentümer träumen von einem Erlös der 57,11 €/qm entspricht. Bei allen Gesprächen die vor der Kündigung geführt worden sind, hatten Charles Skinner und David Evans immer zugesagt , dass sie das Filou auch weiterhin und langfristig als Mieter behalten wollen. Auch in einer E-Mail der Hausverwaltung Nikolay Immobilien vom September 2015 wird dies noch versichert. Eine Beendigung des Mietverhältnisses stand nie zur Diskussion.

Die Organisation der Kundgebung hatte die GloReiche übernommen. Im Vorfeld hatten sie Transparente gemalt, eine Mit-Mach-Postkartenaktion „Kündigung zurücknehmen“ ins Leben gerufen und Gespräche mit Vertretern aus der Politik geführt. Es gab viel Unterstützung aus dem Kiez. Neben Redebeiträgen der Initiativen Bizim Kiez, Zwangsräumung verhindern, Lause bleibt, Unser Block bleibt, Kiezversammlung Friedrichshain Nordkiez und der Betreiberin von Bantelmann Betriebe Berlin sorgte der Rapper Beatyov mit einem eigens auf das Filou angepassten Rap für gute Stimmung. Das Filou steuerte heiße Getränke, warme Suppen und leckere Blätterteigtaschen zur Kundgebung bei.
Sogar die Londoner Eigentümer wurden gegenüber gesichtet. Die lautstarke Botschaft des Protestes dürfte sie erreicht haben: diese Bäckerei wird nicht sang- und klanglos aus dem Straßenbild verschwinden - Filou bleibt!

Zur Bilderserie beim Umbruch Bildarchiv Berlin

Weitere Informationen:

Berlin: Zwangsräumung in der Schwedenstrasse im Wedding

Entmietet und mit allem Hab und Gut obdachlos auf der Straße...

Foto: Oliver Feldhaus / Umbruch Bildarchiv
Etwa 50 Menschen blockierten am frühen Morgen des 8. Februar 2017 den Eingang zu einer Wohnung in der Schwedenstraße 11a im Wedding. Sie solidarisierten sich so mit dem Mieter P., der zwangsgeräumt werden sollte. P. wohnte seit 1. Januar 2007 in der Wohnung und hatte bis Mai 2012 keine Mietschulden. Aufgrund von Versäumnissen des Bezirksamtes und des Jobcenters kam es dann aber zu Mietrückständen.

Die Gerichtsvollzieherin zeigte sich überrascht von dem unerwarteten Widerstand und forderte polizeiliche Unterstützung an. Die Polizei rückte mit 10 Wannen an. Aber erst mit mehrstündiger Verspätung und nur mit Hilfe des großen Polizeiaufgebotes konnte die Zwangsräumung doch noch durchgesetzt werden. P. stand schließlich bei Minusgraden mit nur zwei Rucksäcken und einem kleinen Koffer obdachlos vor seiner Tür, bevor die Wohnung leergeräumt wurde.

Das Recht auf Eigentum wurde wieder einmal mit polizeilicher Gewalt durchgesetzt.

Das Bündnis gegen Zwangsräumungen lässt sich davon nicht einschüchtern und ruft zur Ausweitung der Blockadeaktionen aus:

"Ob Rot-Schwarz oder RotRotGrün oder sonstige Farbenspiele: die Berliner Mietenpolitik macht die Polizei. Allerdings bei 22 Räumungen pro Tag mit 10 Wannen im Einsatz würde ihnen ziemlich schnell die Puste ausgehen. Deshalb gilt weiterhin: Zwangsräumungen blockieren, sabotieren, verhindern!"

Zur Fotoserie beim Berliner Umbruch Bildarchiv.

Weitere Infos beim Bündnis gegen Zwangsräumungen

Weitere Informationen:
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