(Nicht nur) für die Kleinen: Käpt'n Blaubär und die braunen Säcke
Käpt'n Blaubär erzählt bei den Mitternachtsspitzen, wie er einmal einige braune Säcke an der Oder vergessen hat...
Käpt'n Blaubär erzählt bei den Mitternachtsspitzen, wie er einmal einige braune Säcke an der Oder vergessen hat...
Als Reaktion auf die niedergebrannte geplante Flüchtlingsunterkunft in Unterweissach gab es am Samstag 29.08.2015 eine Kundgebung am Obstmarkt in Backnang. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen Rechts -“ Zusammen für Vielfalt“ hatten engagierte Menschen aus Backnang, vom Juze Backnang und von unserer Initiative Rems-Murr Nazifrei! zu einer Kundgebung aufgerufen. Dem folgten etwa 350 Menschen. Tim Haller der Sprecher der Initiative meint dazu: „Wir sind überwältigt, dass so viele Leute gekommen sind. Das war ein starkes gemeinsames Zeichen gegen Rechts und für Vielfalt“.
Auch das Spektrum der Anwesenden war unterschiedlich und sehr breit was z.B. Altersklassen, Herkunft und viele weitere Dinge anbelangt. Sie alle einte der Wille gemeinsam gegen Rechts und für Vielfalt Flagge zu zeigen. So bunt wie die das Bild auf dem Obstmarkt, so vielseitig war auch die Zusammenstellung der Redebeiträge. Dadurch wurde deutlich wie vielschichtig die Ursachen rechter Gewalt sind und wie eine notwendige Reaktion dagegen aussehen sollte. Auch die Situation der Flüchtlinge wurde umfassend beleuchtet. Von parteitaktischen Schachzüge oder Zuspitzungen wurden die Gekommen wie gewünscht verschont.
Kurz vor Ende flogen die verteilten bunten Luftballone gleichzeitig nach oben. So wurde die Vielfalt und der gemeinsame Wille zu Handeln abschließend symbolisiert.
Nachdem die Kundgebung beendet war ergab sich spontan noch ein abschließedes deutliches Zeichen. Denn 200 Menschen zogen in einem Demonstrationszug durch die Innenstadt Richtung Bahnhof.
Tim Haller der Sprecher der Initiative zieht folgendes Fazit: „Das war ein erfolgreicher Tag, denn nicht nur die überwältigende Zahl war ein klares Zeichen für Vielfalt. Auch die gekommenen Menschen und die Informationen, Aktionen und Reden war facettenreich. Daran wollen wir anknüpfen und unser Engagement intensivieren. Wir bleiben dran, damit im Rems-Murr-Kreis rechte Gewalt keinen Platz hat. Die Hetze soll nicht gegen eine solidarische positive Stimmung ankommen. Weitere Aktionen der Art werden sicherlich folgen. Wir hoffen da weiterhin auf breite Unterstützung.“
Quelle: Pressemitteilung der Initiative Rems-Murr-Nazifrei!
Am Montagmorgen ist in Weissach im Tal (Rems-Murr Kreis) ein geplantes Heim für Flüchtlinge in Brand geraten. Zum Glück wurde durch den Brand niemand verletzt, Flüchtlinge sollten erst im Dezember in das Haus einziehen.
Nicht ohne Grund befürchten AntifaschistInnen, dass es sich bei dem Brand im Nachbarkreis um eine rassistisch motivierte Tat handeln könnte. In der letzten Zeit haben sich die Anschläge auf geplante und bewohnte Asylbewerberheime im ganzen Bundesgebiet gehäuft. Nur einen Tag nach Weissach brannte in Nauen (Berlin-Brandenburg) ein weiteres geplantes Flüchtlingsheim ab, in Leipzig gab es einen weiteren Brandanschlag in der Nacht zu Mittwoch, in Berlin brannte gestern direkt neben zwei Flüchtlingsunterkünften eine Turnhalle ab.
Auch wenn die Brandursache bislang noch unklar ist fordert die VVN-BdA deshalb eine schnelle, umfassende und vollständige Aufklärung der Brandursachen und - im Falle einer rassistisch motivierten Tag - eine Bestrafung der Täter.
Kanzlerin Merkel brauchte mehrere Tage, um sich nebulös zu den faschistischen Übergriffen im sächsischen Heidenau zu äußern.
In ihrem am gleichen Tag mit dem französischen Ministerpräsidenten Hollande geführten Gespräch zur „gerechten Verteilung“ von Flüchtlingen fiel allerdings kein Wort zu Deutschland als Nummer Drei auf dem Rüstungsweltmarkt, was direkt verantwortlich ist für Fluchtursachen.
„Schockierte“ Reaktionen, salbungsvolle Reden, Aufforderung zu Zivilcourage seitens diverser Politiker und die Äußerung Kanzlerin Merkels bei ihrem Besuch der Flüchtlingsunterkunft in Heidenau, dass jeder Mensch mit Würde behandelt werden müsse -“ das klingt wie Hohn in den Ohren der AntifaschistInnen, die sich am vergangenen Wochenende schützend vor die Flüchtlinge in Heidenau stellten und dabei von der Polizei mit Schlagstock- und Pfeffersprayeinsätzen brutal angegriffen wurden. Ganz im Gegensatz zu den Zuständen an den Tagen davor, als sich in Heidenau bis zu 600 Nazis austoben durften, ohne dass auch nur einer von ihnen dafür belangt worden wäre.
Das ist die politische Botschaft, die Rassisten, Faschisten, und „besorgte Bürger“ zu ihrem menschenverachtenden Handeln ermutigt. Die Hasskommentare und Hetze im Internet, auf Stammtischen, in der Öffentlichkeit nehmen immer brutalere Formen an und führen längst zu handfester Gewalt gegen Flüchtlinge wie Übergriffe, Brandanschläge ...
Die VVN-BdA sagt: Es reicht! Antifaschismus ist und bleibt Handarbeit!
Wir unterstützen deshalb die für Samstag, 29. August 11 Uhr geplante Kundgebung am Obstmarkt in Backnang. Diese wird von der Initiative Rems-Murr Nazifrei, dem JuZe Backnang und einigen Backnanger BürgerInnen organisiert. Damit werden wir gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Rassismus setzen!
Quelle: Erklärung der VVN-BdA Kreisvereinigung Esslingen zum Brand des geplanten Flüchtlingsheimes in Weissach im Tal, 27.08.2015
An jedem Tag ereignen sich in Deutschland Anschläge gegen Flüchtlingsunterkünfte: Das Problem heißt Rassismus
Über 200 Angriffe auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte wurden allein im ersten Halbjahr 2015 vom bundesdeutschen Innenministerium gezählt. Das bedeutet, dass in diesem Jahr in Deutschland jeden Tag Anschläge gegen Flüchtlingsunterkünfte verübt wurden.
Mit großer Sorge beobachten wir, dass die weit verbreitete öffentliche Stimmung gegen Geflüchtete auch durch Äußerungen bundesdeutscher Politikerinnen begünstigt wird. Hier ist zum Beispiel Horst Seehofer zu nennen, der unlängst von „massenhaftem Asylmissbrauch“ sprach. Mit dem Vorschlag separater „Auffanglager“, mit den Forderungen, weitere Balkanstaaten zu „sicheren Drittländern“ zu erklären, Personenkontrollen an innereuropäischen Grenzen wieder einzuführen und „Einreisesperren für Ausgewiesene“ zu erzwingen und mit der Sachleistungsdiskussion wird der Auffassung Vorschub geleistet, es seien die Flüchtlinge selbst, die eine rassistisch aufgeladene Stimmung provozierten. All dies erinnert uns fatal an die Zustände in Deutschland in den frühen 1990er Jahren -“ auch wenn wir durchaus Unterschiede bemerken.
Damals schlossen sich die bundesdeutschen Medien nahezu durchgängig an einen rassistisch aufgeladenen Diskurs an und befeuerten diesen. Dies ist heute in dieser Breite nicht der Fall. Jedoch ist in den Medien auch derzeit von „Ansturm“ und „Flüchtlingsströmen“ die Rede. Nahezu ein Konsens ist die angebliche „Überschreitung der Belastungsgrenze“. Die hohe Zahl der Flüchtlinge erzeuge einen Staatsnotstand. Die Bilder, die damit hervorgerufen werden, sind dazu geeignet, die Situation zu verschärfen und Menschen als bedrohliche Massen wahrzunehmen. Auch ist es eine unverantwortliche Verharmlosung, wenn rassistische Protagonistinnen als „Asylgegner“ oder „Asylkritiker“ und rassistische Angriffe als „Protest“ bezeichnet werden. Mehrheitlich schließen sich die Medien auch heute den Vorstellungen der Politik an, wenn sie z.B. eine Beschleunigung der Asylverfahren fordern, da andernfalls die Stimmung in der Bevölkerung zu „kippen“ drohe, wobei mit „Beschleunigung“ oftmals euphemistisch ein weiterer Abbau von Rechtsstaatlichkeit in Asylverfahren bezeichnet wird. Nicht zu übersehen ist aber auch, dass sich viele Medien bemühen, einer eskalierenden rassistischen Aufladung des Diskurses entgegenzusteuern, indem offen rassistische Äußerungen kritisiert und zurückgewiesen werden.
Im Hinblick auf die deutsche Wirtschaft wird die derzeitige Situation widersprüchlich beurteilt. So stellte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn Anfang des Jahres gegenüber der FAZ Einwanderung als Verlustgeschäft für die deutsche Wirtschaft dar. In einer Klarstellung ruderte er dann in einem Spiegel-Online-Interview zurück: Migration sei wichtig für die Rentenproblematik und den Arbeitsmarkt -“ aber nur, wenn nicht zu viele Geringqualifizierte kämen, die der Sozialstaat als „subventionierte Billiglöhner“ ins Land locke. Das sei teuer und verschärfe die sozialen Probleme. Er fordert deswegen eine hinreichend qualifizierte Migration aus EU-fernen Drittländern.
Auf diese Weise werden die Menschen, die zurzeit nach Deutschland kommen in zwei Gruppen unterteilt: -šnützlich für unsere Gesellschaft-˜ und -šschädlich für unsere Gesellschaft-˜. Deutschland formuliert einen Anspruch auf „nützliche Einwanderer“ und damit diese möglichst wenige Ansprüche an Deutschland formulieren können, sollten sie besser aus EU-fernen Drittländern kommen -“ und natürlich „hinreichend qualifiziert“ sein.
Die Entwicklung der extremen Rechten, die wir seit nunmehr 28 Jahren in unserem Institut beobachten und analysieren, lässt uns die augenblickliche Situation als im wahrsten Sinne des Wortes „brandgefährlich“ erleben.
So fertigten Neonazis der Kleinstpartei „Der III. Weg“ im März 2015 eine interaktive Landkarte an, auf der bundesweit über 2000 Flüchtlingsunterkünfte eingetragen wurden. „Der III. Weg“ ist eine Organisation, die sich nach dem Verbot militanter neonazistischer Kameradschaften gründete und inzwischen in etlichen Bundesländern aktiv ist. Wir werten diese Karte als eine Veröffentlichung potentieller Anschlagsziele. Im Rahmen ihrer Kampagne gegen Flüchtlinge wurde von dieser Partei eine Broschüre veröffentlicht, die eine Anleitung erhält, wie Neonazis, getarnt als Bürgerinitiativen, gegen Flüchtlingsunterkünfte vorgehen sollen, um die Stimmung innerhalb der Bevölkerung gegen Flüchtlinge anzuheizen. Vor diesem Hintergrund ist es alarmierend, dass Pegida auch nach fast einem Jahr regelmäßig mit mehreren tausend Menschen in Dresden aufmarschiert. Das Kalkül der extremen Rechten scheint aufzugehen.
In unseren Studien zum alltäglichen Rassismus haben wir festgestellt, dass rassistische Einstellungen nicht zwingend daran gebunden sind, ob es viele oder wenige Migrantinnen in einer Region gibt. Vielmehr zeigen rassistische Einstellungen das Bestreben, die eigene Vormachtstellung zu erhalten und zu sichern. Deshalb gilt heute wie in den 1990er Jahren auch: Das Problem heißt Rassismus.
Während Geflüchtete durch rassistische Agitationen bedroht werden, grenzt ihre „Unterbringung“ an eine humanitäre Katastrophe. Mitten in einem der reichsten Länder der Welt werden Zeltstädte oder Container errichtet, aus zahlreichen Unterkünften wird berichtet, dass den Geflüchteten nicht ausreichend Nahrung, Wasser und Hygieneartikel zur Verfügung gestellt werden und die Menschenrechte auf Gesundheit und Privatsphäre außer Kraft gesetzt sind. Wer solch einen künstlichen Notstand erzeugt, ist mitverantwortlich für die Taten der rechtsterroristischen Brandstifter.
Statt die Rechte von Geflüchteten noch weiter einzuschränken, muss es um den wirksamen Schutz von Flüchtlingen gehen. Deshalb sollten sich sowohl die zivilgesellschaftlichen wie auch die institutionellen Kräfte darauf konzentrieren, jedwede Angriffe auf Flüchtlinge und ihre Unterkünfte zu verhindern und die Würde des Menschen zu achten.
Quelle: Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung e.V.
Gestern zeigten wir in unserer Reihe Blogkino den Film "Die Schlacht um Algier" aus dem Jahr 1966. Heute dazu eine Dokumentation, wie Frankreich die dort gemachten "Erfahrungen" weiter nutzte und weiter gab.
Eine unbedingte Leseempfehlung, die Kuchenbäckerin reißt die Fresse auf. Und zwar richtig: "(...) Wer „die Tribute von Panem“ kennt, der hat gelernt: Das einzige, was noch stärker ist als Angst, ist Hoffnung. Und diese Menschen haben nur noch eine: Uns. Wir sitzen hier in unserem Reichtum, die Hintern fett gefressen und pöbeln, wie schlecht es uns geht. Wohnung zu klein, Fernseher eh. Auto zu alt, Frau zu dick, Schwanz zu kurz. Diese Menschen wollen nichts von uns! Und selbst WENN, täte es uns wirklich so unglaublich weh? (...)"