Skip to content

Erich Mühsam zum Geburtstag

Erich Mühsam (Fotografie aus dem Jahr 1928, kurz vor seinem 50. Geburtstag)

Am heutigen 6. April 1878 in Berlin wurde der anarchistische Schriftsteller, Publizist und Antimilitarist Erich Mühsam geboren. Er war einer der bedeutendsten politischen Journalisten und Schriftsteller in der Weimarer Republik. Seine Teilnahme an der Münchner Räterepublik brachte ihm fünfzehn Jahre Festungshaft. Er blieb trotz der Haft ungebrochen und setzte seine journalistische Arbeit fort. Sein Leben und der Mord am ihm am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg sind kaum noch bekannt.

Sein nachfolgendes Gedicht "Mein Gemüt brennt heiß wie Kohle" stammt aus Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978, S. 22-23.

Mein Gemüt brennt heiß wie Kohle.

Könnt ich's doch durch Verse kühlen!

Ach, ich berst fast von Gefühlen,

doch mir fehlen die Symbole.

Weltschmerz, banne meine Nöte!

Weltschmerz, den so oft ich reimte.

Tückisch greint die abgefeimte,

schleimig-weinerliche Kröte.

Laster, die mich erdwärts leiten,

gebt mir Verse, zeigt mir Bilder!

Satan lacht und läßt nur wilder

Höllen mir vorüberreiten.

Helft denn ihr, soziale Tücken!

Mußt durch euch ich viel verzichten –“ –“

seid auch Spender! Laßt mich dichten!

Doch sie stechen nur wie Mücken.

In des Monds verfluchtem Scheine

such ich und im Alkohole; –“ –“

alles quält mich; doch Symbole,

ach, Symbole find ich keine.

Aus. Vorbei. –“ –“ Ich war ein Dichter. –“ –“

All mein Sehnen, all mein Hassen

ist vom Genius verlassen. –“ –“

Leben, zeig mir neue Lichter! ...

Mag mich denn die Liebe trösten,

Mutter meiner besten Schmerzen.

Strahlend stehn in tausend Kerzen

die Symbole, die erlösten.

cronjob