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Demonstration am 2. November: Naziterror und Rassismus bekämpfen! Verfassungsschutz auflösen!

Wir dokumentieren den Aufruf zu den Demonstrationen in Heilbronn und Schwäbisch Hall am 2. und 16. November:

Naziterror und Rassismus bekämpfen!
Verfassungsschutz auflösen!


Im November 2013 jährt sich das Auffliegen der faschistischen Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) zum zweiten Mal. Die aus rechten Strukturen stammenden Mörder sind jahrelang durch die BRD gezogen und haben zum Teil unter den Augen staatlicher Geheimdienste neun Menschen türkischer, kurdischer und griechischer Herkunft getötet und mit mindestens zwei Bombenanschlägen viele weitere verletzt. Das Motiv der Täter war ein tiefsitzender rassistischer Hass auf Migrantinnen und Migranten, der in aller Brutalität in einem die Opfer verhöhnenden Bekennervideo dokumentiert ist. Was die NSU- Faschisten im April 2007 nach Heilbronn auf die Theresienwiese führte und weshalb sie dort eine Polizistin erschossen, ist bis heute ungeklärt.

Die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt: Eine konsequente Aufklärung über den NSU und insbesondere dessen Verstrickung mit deutschen Geheimdiensten und Behörden findet von offizieller Seite nur schleppend statt. In den parlamentarischen Untersuchungsausschüssen wird gelogen und beschönigt, es wurden Akten vernichtet, zurückgehalten und manipuliert und strukturelle Probleme als individuelles Versagen von Einzelpersonen dargestellt.

Weitestgehend ausgeblendet wird auch der ideologische Hintergrund, vor dem die Mörder des NSU agieren konnten -“ wie übrigens die gesamte Naziszene und bereits andere rechtsterroristische Gruppen zuvor. Denn der den Taten zu Grunde liegende Rassismus ist kein Randphänomen, sondern ein Problem aus der sogenannten gesellschaftlichen Mitte. Migrantinnen und Migranten sind in der BRD täglich von Stigmatisierung, Ausgrenzung und Kriminalisierung betroffen. Flüchtlinge sind von Abschiebung bedroht und durch Sondergesetze und bürokratische Schikanen wird ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erschwert. Die polizeilichen Ermittlungen in den vom NSU begangenen Morden an Migranten wurden jahrelang unter dem Vorzeichen „organisierter ausländischer Kriminalität“ geführt. Zahlreiche Medien griffen dies auf und berichteten von den „Döner- Morden“. Ein rechter Hintergrund der Taten wurde kategorisch ausgeschlossen, stattdessen wurden die Familien der Ermordeten überwacht und unter Generalverdacht gestellt. Auch nach dem Polizistenmord in Heilbronn wurde offen mit rassistischen Stereotypen ermittelt. Vor allem Sinti und Roma gerieten ins Visier und waren zum Teil von massiven Repressionen und medialer Hetze betroffen. In einem Bericht des baden- württembergischen LKAs ist trotz ergebnisloser Ermittlungen noch im Jahr 2010 mehrfach von „Zigeunern“ und „Sippen“ die Rede, die sich zufällig in der Nähe des Heilbronner Tatorts aufgehalten hätten.

Dass rassistische Ideologie und rechtes Gedankengut auch in Behördenkreisen zu finden sind, zeigt die im vergangenen Jahr öffentlich bekannt gewordene zeitweise Mitgliedschaft mehrerer baden- württembergischer Polizisten in europäischen Ablegern des „Ku Klux Klan“ (KKK). Gegründet und aufgebaut wurde eine dieser „Klan“- Gruppen von einem Nazi, der zuletzt in Heilbronn lebte. Mittlerweile ist bekannt, dass dieser „Ku Klux Klan“- Führer etwa sieben Jahre lang V- Mann des baden-württembergischen Verfassungsschutzes war und im Jahr 2002 von einem Mitarbeiter des Verfassungsschutzes vor einer Verfolgung durch die Sicherheitsbehörden gewarnt wurde. Beispielhaft für die Verflechtung zwischen Behörden, organisierten Rassisten und den Mördern des NSU ist auch der Neonazi mit dem Decknamen „Corelli“, der zugleich Mitglied im Schwäbisch Haller „Ku Klux Klan“ und V- Mann des Verfassungsschutzes war und als Kontaktperson auf einer Liste des NSU- Terroristen Uwe Mundlos stand.
Unter den aus der Naziszene rekrutierten staatlichen Mitarbeitern finden sich außerdem ein Informant des Berliner LKAs, der dem direkten NSU- Unterstützerkreis zugerechnet wird und ein V- Mann des Verfassungsschutzes, der die Nazigruppe „Thüringer Heimatschutz“ mit aufbaute und jahrelang in Kochersteinsfeld bei Heilbronn ein Haus besaß. Die deutschen Geheimdienste haben sich nicht nur als unfähig erwiesen, faschistische und rassistische Strukturen und das von ihnen ausgehende Gewaltpotential richtig einzuschätzen und zu bekämpfen. Sie sind außerdem in einem Ausmaß mit Teilen der Nazi- Szene und den Mördern des NSU verstrickt, das bisher nur erahnt werden kann. Der Verfassungsschutz wurde in den 1950er Jahren als antikommunistisches Instrument unter der Beteiligung zahlreicher ehemaliger Angehöriger der Gestapo und weiterer NS- Organisationen aufgebaut. In dieser Tradition war er mit verantwortlich für die Verfolgung von linken und sozialen Bewegungen. In den 1950er Jahren wurden KommunistInnen, SozialistInnen und ehemalige antifaschistische WiderstandskämpferInnen, die sich politisch engagierten, überwacht und verfolgt- oftmals auf der Grundlage von Informationen des Verfassungsschutzes. Alleine im Zuge der vom Verfassungsschutz unterstützten Berufsverbote gegen Linke in den 1970er Jahren wurden über 1,5 Millionen Menschen überprüft und ausgehorcht.

Bis heute setzt der Verfassungsschutz mit seiner „Extremismus“- Doktrin Nazis und AntifaschistInnen gleich und verstellt den Blick auf den Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft. Während die ehemaligen Mitglieder des „Ku Klux Klan“ weiterhin als Polizeibeamte in Baden- Württemberg im Dienst sind, werden AntifaschistInnen kriminalisiert und mit massiven Repressionen überzogen. Dies zeigte auch der 1.Mai 2011: beim Naziaufmarsch in Heilbronn wurde das Versammlungsrecht für AntifaschistInnen außer Kraft gesetzt und hunderte NazigegnerInnen wurden eingekesselt.

Der Verfassungsschutz ist als Mittel im Kampf gegen rechte Ideologie und militante Nazis nicht zu gebrauchen- auch nicht in einer „modernisierten“ Form und schon gar nicht mit erweiterten Befugnissen und als Teil eines autoritären Sicherheitsstaates, der immer wieder auch gegen linke und antifaschistische Bewegungen vorgeht. Wir verlangen jedoch, dass das Grundgesetz umgesetzt wird. Dort heisst es in Artikel 9: „Vereinigungen deren Zwecke oder deren Tätigkeiten (...) sich gegen den Gedanken der Völkerverständigung richten, sind verboten.“ Das Engagement gegen Faschismus und Rassismus ist aber vor allem die Aufgabe der Zivilgesellschaft. Dazu gehört die Stärkung antifaschistischer und antirassistischer Aufklärungs- und Bildungsangebote und Strukturen und Bündnisse, das Ende rassistischer Sonderbehandlung und Abschiebepolitik und ein aktives Eingreifen gegen Aktionen und Aufmärsche der Nazis statt wegzuschauen und zu verharmlosen.

Nur so können die Netzwerke zerschlagen werden, aus denen auch die Mörder des NSU hervorgingen.

Verfassungsschutz auflösen!
Konsequente Aufklärung der Verstrickung von Geheimdiensten und Polizeibehörden!
Für eine solidarische Gesellschaft ohne rassistische Sondergesetze und Schikanen!
Für einen aktiven Antifaschismus!
Engagiert euch im Alltag gegen Rassismus und unterstützt Initiativen gegen Nazis!
Kommt zu den Aktionen in Heilbronn und Schwäbisch Hall!

Unterstützende Organisationen:

- AK Antifa Mannheim
- Antifaschistische Aktion Heilbronn
- Antifaschistische Aktion Kreis Ludwigsburg
- Antifaschistische Aktion Lörrach
- Antifaschistische Aktion (Aufbau) Rastatt-Baden Baden
- Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart
- Antifaschistische Aktion (Aufbau) Tübingen
- Antifaschistische Aktion (O) Villingen-Schwenningen
- Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart & Region (AABS)
- Antifaschistische Initiative Heidelberg (AIHD)
- Antifaschistische Initiative Leonberg
- Antifaschistische Jugend Kaiserslautern
- Antifaschistische Aktion Heilbronn
- Antifaschistische Aktion Kreis Ludwigsburg
- Antifaschistische Aktion Lörrach
- Antifaschistische Aktion (Aufbau) Rastatt-Baden Baden
- Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart
- Antifaschistische Aktion (Aufbau) Tübingen
- Antifaschistische Aktion (O) Villingen-Schwenningen
- Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart & Region (AABS)
- Antifaschistische Initiative Heidelberg (AIHD)
- Antifaschistische Initiative Leonberg
- Antifaschistische Jugend Kaiserslautern
- Antifaschistische Jugend Ludwigshafen/Mannheim
- Antifaschistische Linke Bühl-Achern (ALBA)
- Antifaschistische Linke Freiburg (ALFR)
- Antikapitalistische Linke München
- ATIK-Konföderation der Arbeiter aus der Türkei in Europa
- Autonome Antifa Heidenheim
- Autonome Antifa Karlsruhe
- Autonome Antifa Schwäbisch Hall
- Bündnis 90/ Die Grünen Kreisverband Heilbronn
- CENI- Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.v. Baden-Württemberg
- Club Alpha 60 Schwäbisch Hall
- DIDF- Jugend Baden- Württemberg
- Die Linke Heilbronn
- Die Linke Schwäbisch Gmünd
- Die Linke Schwäbisch Hall
- Die Linke Stuttgart
- DKP Baden- Württemberg
- DKP Schwäbisch Hall/ Kommunisten Hohenlohe
- Dritte Welt Laden Schwäbisch Hall
- Ganz anders [HN]
- Grüne Jugend Heilbronn
- Grüne Jugend Baden- Württemberg
- IG Metall Vertrauenskörperleitung bei Huber Packaging
- Initiative “Rems Murr nazifrei!-
- Interventionistische Linke Karlsruhe
- Kritisches Kollektiv / Interventionistische Linke (iL) Rhein-Neckar
- Offenes Antifatreffen Freiburg & Region
- Organisierte Linke Heilbronn (OL)
- Özgürlük ve Dayanisma Almanya/Freihet und Solidarität
- RASH Stuttgart
- REBELL HN
- Revolutionäre Aktion Stuttgart
- Revolutionäre Linke Heilbronn
- Rote Aktion Mannheim
- TATORT Kurdistan
- TKP Baden- Württemberg
- ver.di Betriebsgruppe Sonnenhof
- ver.di Jugend
- ver.di Jugend Heilbronn-Neckar-Franken
- ver.di Ortsverein Schwäbisch Hall
- VVN-BdA Baden Württemberg
- VVN-BdA Kreisvereinigung Esslingen
- VVN-BdA Kreisvereinigung Karlsruhe
- VVN-BdA Kreisvereinigung Schwäbisch Hall
- Weiler schaut hin! e.V.
- YDG- Neue Demokratische Jugend
- YEK-KOM Föderation kurdischer Vereine in Deutschland
- Young Struggle
- YXK- Verband der Studierenden aus Kurdistan e.V.
- Zukunftsforum Stuttgarter Gewerkschaften

Unterstützende Einzelpersonen:

Yusuf As, Mitglied im Bundesgeschäftsführenden Vorstand der DIDF- Jugend
Jakob Becker, Gewerkschaftssekretär
Volker Bohn, Kreisvorstand Die Linke Heilbronn
Rüdiger Bresien , Gewerkschaftssekretär
Heinz Deininger
Jan Duschek, Gewerkschaftssekretär
Jochen Dürr, Landessprecher VVN Baden- Württemberg
Arne Gailing, Gewerkschaftssekretär
Siegfried Hubele, Betriebsratsvorsitzender, Ortsvorstandsmitglied IG Metall
Katharina Kaupp, Gewerkschaftssekretärin
Jessica Messinger, Grüne Jugend Baden- Württemberg
Eva Muszar, Landessprecherin Grüne Jugend Baden- Württemberg
Johannes Müllerschön, Kreisvorstand Die Linke Heilbronn und Kreisrat
Thomas Müssig, Gewerkschaftssekretär
Jürgen Patzelt, Kreisvorstand Die Linke Heilbronn
Ulrich Schneider, Bündnis 90/Die Grünen, Sprecher Kreisvorstand Heilbronn
Florian Vollert, Kreisvorstand Die Linke Heilbronn
Sandro Witt, Gewerkschaftssekretär, Vorsitzender DGB Jena/ Saale-Holzlandkreis

Samstag, 2. November 2013 | 13.00 Uhr | Theresienwiese Heilbronn | Überregionale Demonstration
Samstag, 16. November 2013 | 11.00 Uhr | Nähe Bonhoefferplatz | Demonstration

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