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Abdecker der Woche: Innenminister Friedrich

Innenminister Friedrich sieht in einem gestern ausgestrahlten ZDF Interview die flächendeckende und anlasslose Massenüberwachung durch die Verfassung abgedeckt. Nicht, dass mich das wundern würde, das aus seinem Mund zu hören. Frech ist das jedoch schon. Es wäre aber auch nicht das erste Mal, dass noch vorhandene bürgerlich demokratische Rechte abgegeben werden, siehe den Fall von Murat Kurnaz. Der damalige Chef des Bundeskanzleramtes und Beauftragter für die Nachrichtendienste Frank-Walter Steinmeier bestritt die Verantwortung der Regierung. So habe es "kein offizielles belastbares Angebot der Vereinigten Staaten gegeben und es bestehe kein Zusammenhang zwischen der Entscheidung, Kurnaz wegen Terrorismusverdachts nicht in die Bundesrepublik einreisen zu lassen, und seiner langen Haft in Guantánamo.[18] Wörtlich sagte er 2007: „Ich würde mich heute nicht anders entscheiden“ und „Man muss sich ja nur vorstellen, was geschehen würde, wenn es zu einem Anschlag gekommen wäre, und nachher stellte sich heraus: Wir hätten ihn verhindern können“.[19]" (WikiPedia) 

IM Friedrich ist da jedoch schon weiter, so kräht er völlig frei und unbeschwert von Fakten: "die NSA hat heute auch darauf hingewiesen, dass ihre Hinweise dazu geführt haben, dass weltweit 45 große Anschläge vermieden werden konnten; 25 davon in Europa. Fünf davon in Deutschland". 1Ausgerechnet die NSA, die sich ihre sogenannten "Beweise" wie alle anderen Geheimdienste notfalls selbst zusammenschraubt wird als glaubwürdige Institution herangezogen. Diese Methode ähnelt den Versuchen, dem deutschen Inlandsgeheimdienst "Verfassungschutz" irgendwelche Qualifikationen in Sachen "Schutz der Verfassung" zu unterstellen.

Ähnlich wie hier soll damit vertuscht werden, dass es genau diese Dienste sind, die wesentlich mitverantwortlich für die von ihnen beklagten Verbrechen sind und deren einzige Aufgabe darin besteht, damit kapitalistische Herrschafts- und Machtstrukturen unter allen Umständen aufrecht zu erhalten. Sie liefern sozusagen "hausgemachte" Vorwände zum Ausbau von Repressionsinstrumenten oder -gesetzen, die von den jeweiligen Regierungen dann auch postwendend umgesetzt werden.

Es ist zu hoffen, dass dem Interview die nötige Aufmerksamkeit vor allem einer größeren Masse der Bevölkerung zuteil wird und dass es nicht gelingt, die Kernlüge darin, dass es sich "um eine gezielte, äh, Durchsuchung von einer quantitätsmäßig begrenzten Anzahl, äh, von, äh, Kommunikations, äh, -strömen" handle, zu verankern. Dazu gehört jedoch auch, dem Überwachungsdruck nicht nachzugeben und mit der verbreiteten Märchen, es könne einem nichts passieren, solange man sich nichts zuschulden kommen ließe, Schluss zu machen.



Mehr bei netzpolitik.org, via monstropolis.

O-Ton Friedrich, siehe Transkript des Interviews

nachschLAg: Ein unvollständiger Wochenrückblick

LATEINAMERIKA
Das Spionage-Netzwerk der USA, das durch den Whistleblower Edward Snowden aufgedeckt wurde, breitet sich über ganz Lateinamerika aus. Dies berichtete die brasilianische Zeitung O Globo am Dienstag in einem Beitrag, an dem auch der Journalist Glenn Greenwald von der britischen Tageszeitung The Guardian beteiligt war.

Bisher haben vier lateinamerikanische Länder Edward Snowden Asyl angeboten.

KUBA
Die mit dem VI. Parteitag 2011 eingeleitete und auf fünf Jahre angelegte Aktualisierung des wirtschaftlichen Modells des Landes geht langsam in ihre zweite, entscheidende Phase über.

VENEZUELA
Neuer Leiter der Behörde für Verbraucherschutz in Venezuela sagt Spekulation den Kampf an. Nach Korruptionsfällen wird die Behörde neu organisiert.

Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro hat erstmals in der Geschichte des südamerikanischen Landes eine Frau zur Verteidigungsministerin ernannt.


Ein Gemeinschaftsprojekt von Einfach Übel und redblog. Ausgabe vom 12. Juli 2013.

"In der Fixigkeit war ich dir immer über..." (Onkel Bräsig)

Karikatur: Carlos Latuff
In Ägypten können wir dem zweiten Versuch zuschauen, Regierungsstärke zu beweisen. Der erste Versuch war bekanntlich misslungen, weil die Militärs nicht vor ihrem Putsch überlegt hatten, wen sie als Schutzschirm ihrer Herrschaft zum Ministerpräsidenten einsetzen sollten. Der im Westen sehr angesehene Baraday wurde sofort von einem Koalitionspartner abgelehnt und entsprechend schnell zurückgezogen. Er soll jetzt als Vize die Aufsicht führen, damit nicht alle Besitzstände der Armee in Angriff genommen werden.

Hierauf nun die zweite Taktik: Schnelligkeit. Wir kennen das nur aus der Antwort des Onkels Bräsig auf dem Totenbett an seinen Freund Havemann: "In der Schnelligkeit war ich dir immer über". Im Kopf des Reuter-Lesers zeichnete sich freilich sofort die zweite Hälfte des Dialogs ab: "In der Richtigkeit freilich, Havemann,hattest Du immer die besseren Ergebnisse".

Bräsig führt in Gedanken aus, was seit Napoleon das Kennzeichen der Sieger war: sie hatten die Blitzentwürfe und führten sie durch.

Genau so jetzt in Ägypten: erst Verfassungsänderung, dann Wahlen zum Unterhaus, schließlich freudiges Wählen des wirklichen Präsidenten. Und alles wird gut!

Das Rezept klappt am Anfang immer. Da die zerstrittenen Gruppen dem nichts entgegenzusetzen haben, triumphiert der Glanz der Schnelligkeit. Der Blitzschlag des Genies.

Die erste Folge wird sein, dass die "Brüder" sich nur in der Widersetzlichkeit einen können, nicht aber in einer einheitlichen Willensbildung. Die westliche Presse wird sie weiterhin als die Trottel kennzeichnen müssen, die der Zeit nicht folgen. Gewisse besonders zum Widerstand bereite Gruppen werden wohl dem -durch Gerichte bestätigten- Verbot unterliegen. Sie werden trotz aller Segenssprüche des Militärs einfach weggesperrt.

Wie sieht die Rechnung aber auf längere Sicht aus? Napoleon gelang es zweifellos, Massen an sich zu binden. Solange er siegte. Nur dass dieses Gemeinschaftsgefühl nicht einem ewigen Frankreich galt, auch sonst keinem Ewigen. Sondern dass es einem Gefühl diente, das einzig dem Sonnenjüngling in seinen Siegen galt. Solange dieses Siege eben dauerten.

Das auf Ägypten bezogen! Es wird kein dauerhaftes Gefühl der Gemeinschaft geben, wenn es nicht durch einen Gott zusamengehalten wird: den KRIEG! Ohne den Armeevorstoß - wie dem Nassers - wird es das nicht geben können. Diese Aussicht aber würde den USA sicher am wenigsten passen. Von Israel ganz zu schweigen.

Ergebnis also auf lange Sicht: Onkel Bräsig hat Recht. Aber nur sehr kurzfristig.

Lotta #52 erschienen

Die antifaschistische Fachzeitschrift LOTTA ist mit ihrer zweiundfünfzigsten Ausgabe erschienen. Schwerpunktthema ist dieses Mal:

"Drinnen" oder "Draussen" Der Mythos Ausstieg aus der extremen Rechten

Außerdem in dieser Ausgabe:

• Die "Alternative für Deutschland"
• Die "Identitäre Bewegung" in Deutschland
• Der "Fordstreik" 1973
• Interview zur Keupstrasse

U.v.m.

Die "Lotta" ist zum Einzelpreis von 3 Euro oder im Abo zu beziehen:

"LOTTA"
Am Förderturm 27
46049 Oberhausen

Zur Webseite

nachschLAg: Ein unvollständiger Wochenrückblick

BOLIVIEN
In der Nacht zum Mittwoch verweigerten Frankreich, Spanien, Portugal und Italien offenbar auf Druck Washingtons dem Flugzeug des bolivianischen Präsidenten Evo Morales die Überflugrechte, so daß es in Wien notlanden mußte. Lateinamerikanische Regierungschefs reagierten empört.

CHILE
Am Sonntag gewann Michelle Bachelet mit überwältigender Mehrheit die Vorwahlen des Oppositionsbündnisses. Mit etwas über 73 Prozent setzte sie sich klar gegen ihre Konkurrenten -“ den Unabhängigen Andrés Velasco, den Christdemokraten Claudio Orrego und den von der Radikalen Partei unterstützten José Antonio Gómez durch.

ECUADOR
Medienberichten zufolge ist in der ecuadorianischen Botschaft in London eine Wanze entdeckt worden. In der Geschäftsstelle von Botschafterin Ana Albán hätten Sicherheitsmitarbeiter ein versteckte Mikrofon entdeckt, teilte der Außenminister Ricardo Patiño in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito mit.

Private Medienunternehmen sehen durch neues Mediengesetz Pressefreiheit gefährdet. Soziale Bewegungen feiern "Recht auf Kommunikation"

KOLUMBIEN
In Kolumbien haben sich die beiden Guerillagruppen Farc und ELN angenähert. Nach einem "Gipfeltreffen der Kommandanten" unterstützt die Farc jetzt auch öffentlich die Forderung der ELN nach einem Platz am Verhandlungstisch bei den Friedensgesprächen mit der Regierung.

KUBA
Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Kubas (PCC) hat personelle Veränderungen beschlossen. Die bekannteste Personalie ist der frühere Parlamentspräsident Ricardo Alarcón, der nun aus dem ZK ausscheidet.

Seit Jahren streiten sich die USA, Kuba und die EU um die Verwendung des Namens "Havana Club". Nun hat sich die WTO eingeschaltet.

VENEZUELA
Der Präsident des staatlichen venezolanischen Erdölunternehmens PdVSA, Rafael Ramírez, hat den transnationalen kanadischen Ölkonzern Pacific Rubiales beschuldigt, offen gegen die Regierung des südamerikanisches Landes zu konspirieren und rechtsgerichtete Kräfte zu finanzieren.

Ein Gemeinschaftsprojekt von Einfach Übel und redblog. Ausgabe vom 5. Juli 2013

Solidarität gegen verschärfte Haftbedingungen von Mumia Abu-Jamal!

Am 25. Juni 2013 fand in Philadelphia eine gerichtliche Anhörung über Mumia Abu-Jamals Verurteilung zu Lebenslänglich ohne Bewährung im Jahr 2012 statt. Er und seine Verteidigung protestierten dagegen, 2012 nicht rechtzeitig von Richterin Dembe über dieses Urteil informiert worden zu sein. Das nahm Mumia und seiner Verteidigung damals die Möglichkeit, selbst anwesend zu sein und eigene Stellungnahmen abzugeben. Gleichzeitig fand eine Solidaritätskundgebung mit Mumia vor dem Gebäude statt. Das gerichtliche Ergebnis dieser Anhörung wurde noch nicht veröffentlicht.



Mumia selbst unterliegt derzeit verschärften Haftbedingungen. Seine Telefonate werden seit ca. 2 Wochen verhindert und ein bereits angemeldeter Kontaktbesuch mit seinem ältesten Sohn Jamal Hart wurde verboten. Wir bitten euch alle, bei den zuständigen Behörden im SCI Mahanoy Gefängnis mit der Forderung anzurufen, zu faxen oder oder zu mailen, damit diese Schikane sofort eingestellt werden – die Welt wacht über die Sicherheit und Unversehrtheit von Mumia, solange er noch im Gefängnis festgehalten wird.

John E. Wetzel
Secretary
PA Department of Corrections
1920 Technology Pkwy
Mechanicsburg, PA 17050
Phone: 001 – 717-728-2573
Fax: 001- 717-728-0312
Email: ra-contactdoc@pa.gov


Via Information des Free Mumia Bündnisses Berlin

Update 6.7.2013: Mumia mit Haftverschärfung drangsaliert

"Was kann der 4. Juli dem amerikanischen Sklaven schon bedeuten."

"Diejenigen, die gerne behaupten für die Freiheit zu sein und dennoch jeden Aufruhr ablehnen, sind Menschen, die das Getreide ernten wollen, ohne den Boden zu pflügen. Sie wollen Regen ohne Blitz und Donner. Sie wollen den Ozean ohne das erschreckende Brüllen seiner Wellen.
Die Macht gibt nichts ohne Forderungen. Gut möglich, dass die Menschen nicht alles bekommen, wofür sie bezahlt haben - aber sie bezahlen für alles, was sie bekommen."


Frederick Douglass, 1857

Ägypten: Putsch bleibt Putsch!

Mit zwei Maßnahmen zeigten die USA, wer die Macht hat. Weiterhin - und über alles Gerede weg. Einmal mit der Überflugssperre für ungefähr alle Gebiete, die der Präsident Morales überfliegen sollte. Weil er vielleicht den großen Sünder Snowden bei sich untergebracht hätte.

Der andere Schritt: Dem Militär Ägyptens wurde erlaubt, den gewählten Präsidenten Mursi abzusetzen. Zugleich mit der nur in europäischen Ohren schizophrenen Warnung: Kein Militärputsch! Sonst sofort eine Milliarde Dollars weg.

Die europäische Presse ist weitgehend beruhigt. Eingreifen des Militärs - jawohl! Wenn nur die Ruhe wieder einkehrt.

Die Wahrheit in Ehren: Es war ein Putsch. Nach allen Merkmalen. Das Militär rückt ein - setzt den legitimen Machthaber ab - und regiert selbst. Mit einem Pseudopräsidenten aus der Hinterhand. Die Feinheit dieses Mal: das Volk jubelte. Allerdings wie lange?

Das Malheur Mursis war schließlich: er litt unter der Devisenverknappung wie alle ringsum. Preiserhöhungen! Benzinknappheit! Keine Touristen! Nur - hat schon jemand von einem Militärregime gehört, das das besser machen konnte? Vor allem, wenn diesem Militärregime ca. 40 Prozent des Nationaleigentums gehören. Also wird es in weiteren zwei Jahren wieder zum gleichen Aufstand führen. Diesesmal wie das vorige - gegen die Militärs.

Was sagt das uns? Über alles Friedensgeschwätz hinaus gilt wie ehedem: Der Ami ist unser Feind. Nur nicht in den damals oft dümmlichen Formen: Jeder Amerikaner steht uns wesensbedingt entgegen. Richtig muss es heißen: Jeder US - Bürger, der sich den Maximen seiner Regierung unterwirft, ist zwangsläufig Gegner einer universellen demokratischen Regierung durch alle. In dieser Form freilich muss es Norm allen Verhaltens sein.

Eines Verhaltens, das die Verkettung mit dem Atlantismus jeder Art endlich abwirft. Wie schwer das unter den gegebenen Umständen auch fallen mag.

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