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Kundgebung und Mahnwache: 20 Jahre nach dem Brandanschlag von Solingen

Kundgebung und Mahnwache:
20 Jahre nach dem Brandanschlag von Solingen
Wir wollen nicht vergessen,
Wir wollen nicht wegsehen,
Wir wollen nicht schweigen.


Am 29.05.2013 wollen wir mit einer Mahnwache an die Opfer des Brandanschlags in Solingen vor genau 20 Jahren gedenken. Damals setzten Neonazis das Haus von Familie Genc in Brand. Fünf Mitglieder wurden auf grausamste Art Opfer des ausländerfeindlichen Anschlags: Hülya Genc (9 Jahre), Gülistan Öztürk (12 Jahre), Hatice Genc (18 Jahre), Gürsün lnce (27 Jahre) und Saime Genc (4 Jahre). Der Anschlag von Solingen setzte Menschen in Deutschland und weltweit in Entsetzen. Nicht vergessen sind die landesweiten Protest- und Gedenkmärsche im Zeichen des Antifaschismus und Antirassismus. Die Täter des Anschlags wurden jedoch nur kurze Zeit später freigesprochen.

Für die Angehörigen der Opfer bleibt die Trauer und der Schmerz über den Tod ihrer Töchter, Schwester, Kusinen...

Wir begehen den 20.Jahrestag des Brandanschlags von Solingen. Rassistische Übergriffe und Morde sind heute noch allgegenwärtig. Gutgemeinte Appelle zur Ächtung von faschistischen und rassistischen Organisationen und deren Propaganda, halten Neonazis nicht davon ab, sich weiter zu organisieren, ihre menschenverachtende Meinungen und Ideologien zu verbreiten.

In den letzten 20 Jahren wurden 169 Menschen von Neonazis ermordet. Von 2000 - 2007 wurden 9 Migranten (davon 8 türkischer und 1 griechischer Herkunft) sowie eine Polizistin in Heilbronn Opfer eines systematisch durchgeführten Mordserie der Nationalsozialistischen Untergrundorganisation (NSU). Jahrelang wurden die Morde unter dem Begriff "Döner- Morde" bagatellisiert; eine Verbindung zu nationalistischen Kreisen immer wieder zurückgewiesen.

Inzwischen ist aber nicht mehr abzustreiten, dass sich die Naziterrorgruppe NSU unter den Augen des Verfassungsschutzes und seiner V-Leute herausgeildet hat und deutsche Behörden tief verstrickt sind. Die lückenlose Aufklärung der NSU-Morde und die strafrechtliche Verfolgung der Täter würden den Schmerz und die Trauer den Familien über den Verlust ihrer Angehörigen lindern. Doch der Kampf gegen Rechts braucht weitere Schritte:

• Schluss mit der Förderung neofaschistischer Strukturen durch V-Leute und Verfassungsschutz
• Verbot aller faschistischen und rassistischen Organisationen und deren Propaganda!
• Ende der Spaltungspolitik zwischen den Beschäftigten unterschiedlicher Herkunft!

Anlässlich des 20. Jahrestags des Brandanschlags von Solingen wollen wir mit einer Mahnwache den Opfern gedenken und gegen Rassismus und Nationalismus jeglicher Art protestieren.

Mittwoch, 29.Mai 2013, 16.00 Uhr
Schlossplatz, STUTTGART - Mitte
Kundgebung ab 17.00 Uhr, mit:
Bernhard Löffler (DGB Nordwurttemberg), Janka Kluge (VVN-BdA),
Ali Murat Gül (DIDF Stuttgart), Vertreter/in ver.di Bezirk Stuttgart,

„Solange nicht jeder Mensch auf dieser Erde ein menschenwürdiges Leben führen kann, darf die Idee des Sozialismus nicht begraben werden.“

Ilse Werner bei der Feier anlässlich Alfred Haussers 100. Geburtstag

Foto: Thomas Trueten

Ilse Werner ist am vergangenen Freitag Morgen gestorben. Sie hat sich ihr Leben lang für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA) eingesetzt. Sie war die Lebenspartnerin des Mitbegründers der VVN-BdA, Alfred Hausser.

Die Esslinger Kreisvereinigung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA) veröffentlichte auf ihrer Webseite die von Dieter Keller am 17. Mai 2013 gehaltene Trauerrede für Ilse Werner:

Danke Wilma Heuken für die gefühlvolle, musikalische Einleitung der Trauerfeier zur Feuerbestattung mit dem Lied „Brot und Rosen“ für Ilse Werner.

Brot und Rosen, dieses Lied ist entstanden im Jahre 1912 bei einem Streik von 14.000 Textilarbeiterinnen in den USA. Der Streik richtete sich gegen Hungerlöhne, Kinderarbeit und soziale Armut. Es symbolisiert: Wir brauchen Brot als Voraussetzung für ein Leben ohne Hunger und Armut. Darüber hinaus Rosen um ein besseres, selbst bestimmtes Leben führen zu können.

Brot und Rosen schmücken den Sarg unserer verstorbenen Genossin, Kommunistin, Kameradin der VVN/BdA, unserer Freundin und Cousine, Ilse Werner. Brot und Rosen umreißen auch das Lebenswerk von Ilse.

Liebe Trauergemeinde,
Ilse Werner am 7. Dezember 1927 in einem sozialdemokratisch orientierten Elternhaus geboren. Sie verstarb nach kurzer schwerer Krankheit am 10. Mai. Also an jenem Tag, wo vor 80 Jahren die Bücherverbrennungen in Deutschland stattfanden und zwei Tage wo vor 68 Jahren Deutschland vom Faschismus befreit wurde. Heute können Neonazis über Jahre unentdeckt, gedeckt wieder mordend durch Deutschland ziehen.

Als Kind und Jugendliche erlebte Ilse die Machtübertragung auf Hitler mit all seinen grausamen Folgen. Ihr Vater und einziger Bruder sind im Krieg nach offizieller Version „gefallen“. Ihre Schulzeit, acht Jahre Volksschule von 1934 – 1942. Ein Pflichtjahr und kaufmännische Lehre bei AEG erlebte sie im Faschismus und sie musste deren faschistische Ideologie und Propaganda über sich ergehen lassen.

Dies alles prägte das weitere Leben und Arbeit von Ilse nach Beendigung von Faschismus und Krieg.

Im Juli 1945 bekam sie übers Arbeitsamt, Arbeit bei der Rückführungsstelle für ehemalige politische Häftlinge. Dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann Hermann Werner kennen. Sie trat seit dieser Zeit dafür ein dass:

die faschistischen Verbrechen nicht verschwiegen, verdrängt oder gar ins Gegenteil verkehrt und die Opfer nicht vergessen werden. Dass die Opfer und ehemaligen Zwangsarbeiter Wiedergutmachung erhalten.
Sie bekämpfte leidenschaftlich faschistische, rassistische Ideen und Handlungen.

Das Kampffeld gegen Faschismus und Krieg war für Ilse Lebensmittelpunkt und Arbeitsschwerpunkt.

Die Würdigung von Ilse durch die VVN/BdA wird im Anschluss von der Bundesvorsitzenden Cornelia Kehrt vorgenommen.

Ilse Werner, das sind mehr als 60 Jahre Mitglied und aktiv in der kommunistischen Partei. Zunächst in der KPD, die ja heute noch widerrechtlich verboten ist, in die sie 1950 eintrat. Seit 1968 in der DKP, in der sie viele Funktionen inne hatte. Sie trat dafür ein, dass alle Menschen ohne Hunger, Not, Unterdrückung und Krieg leben können. Sie sah im kapitalistischen Profitstreben die Wurzel allen Übels und wollte eine Welt in der nicht das kapitalistische Profitprinzip, sondern die Menschen im Mittelpunkt aller Dinge stehen. Ihr Motto lautete:

„Solange nicht jeder Mensch auf dieser Erde ein menschenwürdiges Leben führen kann, darf die Idee des Sozialismus nicht begraben werden.“

Ilse Werner, das sind ebenso viele Jahre Engagement für Frieden, gegen Wiederaufrüstung und Remilitarisierung, Kampf gegen den Atomtod und gegen die Stationierung der US-amerikanischen Mittelstreckenraketen in Europa, gegen den Krieg in‚ Vietnam und bei den Ostermärschen. In den Anfangsjahren hat sie diese mit organisiert.

Ilse Werner, das sind ein Leben für die Rechte der Frauen. Insbesondere innerhalb der Naturfreundebewegung. 1956 wurde sie Mitglied der Naturfreunde. Von 1957 bis 1990 war sie 33 Jahre lang Leiterin der Stuttgarter Frauengruppe der Naturfreunde.

Ebenfalls 1956 wurde Ilse Werner Mitglied im „Clara Zetkin Waldheim“ Dort war sie in verschiedenen Funktionen unermüdlich aktiv. Sie wirkte für das Vermächtnis Clara Zetkins, ihr grosses Vorbild. Das Waldheim „Clara Zetkin“ wurde und war die zweite Heimat von Ilse.

Es war der große Wunsch von Ilse, dass wir uns nach Abschluss der Trauerfeier im Clara Zetkin Haus in Sillenbuch treffen. Dazu möchte ich Sie/Euch in ihrem Namen recht herzlich einladen. Dort werden und können weitere Nachrufe und Würdigungen für Ilse erfolgen.

In einem Nachruf auf Ilse Werner darf in keinem Fall fehlen, ihr unermüdliches, soziales Engagement. Davon zeugt ihre 67 jährige Mitgliedschaft in der Gewerkschaft. Ihre langjährige Tätigkeit als 2. Vorsitzende des VDK in Rohracker und ihre Mitarbeit im Krankenpflegeverein.

Über Jahre hinweg pflegte Ilse ihre schwerkranke Mutter. Mehr als drei Jahre fuhr sie jeden Tag ins Pflegeheim und half ihrer Mutter beim Überleben.

1950 mit 23 Jahren heiratete sie ihren Mann Herrmann Werner. Er verstarb 1975. Bis zu seinem Tode pflegte Ilse sieben Jahre lang ihren schwerkriegsgeschädigten Hermann.

9 Jahre später starb ihr Lebensgefährte, Genosse und Widerstandskämpfer Alfred Lauterwasser.

1987 hat sie sich mit dem für uns unvergessenen Alfred Hausser liiert. 1999 bezogen sie gemeinsam ihre Wohnung. Der gemeinsame antifaschistische Kampf, die gemeinsame Tätigkeit bei der VVN brachte beiden persönliche Zuneigung und Glück. Aber auch Alfred wurde krank und bedurfte ihrer liebenvollen Pflege.

Wie Ilse diese persönlichen Rückschläge verkraftete und wie sie dies alles schaffen konnte ist bewundernswert und zeugt von der Kraft und Überzeugung dieser bewundernswerten Frau und Genossin.

Erst mit ihrem Einzug ins Augustinum auf dem Killesberg vor zwei Jahren hatte sie das Glück, dass sich andere um sie kümmerten. Wir hätten ihr gegönnt dass dies noch viele Jahre so anhält. Doch ihr
Tod lies das nicht mehr zu.

Die Gedenkfeier zum 100. Geburtstag von Alfred Hausser, organisiert von der VVN/BdA, war für Ilse wie sie in ihrer Neujahrsanzeige in der UZ der sozialistischen Wochenzeitung der DKP schrieb. „der Höhepunkt 2012 und hat (ihr) viel Kraft gegeben.“

Wie werte Trauergemeinde, soll man eine solche Frau charakterisieren?

Ilse hat sich selbst nie geschont. Sie war keine Mitläuferin, sondern stets aktiv und Antriebsmotor. Sie überzeugte, weil sie selbst von dem überzeugt war, was sie sagte und danach auch handelte. Dabei nahm sie kein Blatt vor den Mund. Sie war freundlich konnte aber auch resolut zugleich sein.

Ihr Wort hatte Gewicht. Auf sie war Verlass. Sie war konsequent, gründlich, genau, verantwortungsbewusst und die Zuverlässigkeit in Person. Sie war ein wandelndes Geschichtslexikon. Wenn sie aus dem eigenen Wissen heraus eine konkrete Frage nicht beantworten konnte, genügte ein Griff in ihr Ordnungssystem um die Frage zu beantworten. Darin war sie perfektionistisch.

Sie hatte drei große Feinde: Den Kapitalismus, als Ursache von Krieg, Faschismus und Hunger in der Welt. Das Chaos und die Unzuverlässigkeit. Wenn jemand oder irgendwas diesen ihren hohen Ansprüchen nicht entsprach, so konnte sie auch bruddeln. Ansonsten war sie immer sehr freundlich, herzlich, hilfbereit, humorvoll.

Sie feierte gerne. Nicht nur in ihrer damaligen Mietwohnung in Rohracker, sondern auch in den beiden Waldheimen und anderswo wurde manche auch spontane Fete mit ihr gefeirt. Von ihr initiert oder und auch organisiert. Dabei Arbeiter, Kampf und Wanderlieder gesungen.

Die bereits von mir erwähnte Neujahrsanzeige von Ilse in der UZ wird eingeleitet mit folgenden Zeilen von Louis Fürnberg:

Unser Leben ist nicht leicht zu tragen,
nur wer fest sein Herz in seinen Händen hält,
hat die Kraft zum Leben Ja zu sagen
und zum Kampf für eine neue Welt.

Ja Ilse, dein Leben, so schön es oft war, war nicht leicht zu tragen. Du hattest dein Herz in festen Händen und „die Kraft zum Leben Ja zu sagen und zum Kampf für eine neue Welt.“ Du warst Vorbild, eine großartigen Frau, Genossin und Kampfgefährtin. Dafür danke ich dir persönlich von ganzem Herzen. Ich bin überzeugt dies auch im Namen der gesamten Trauergemeinde zu tun.

Wenn zum Abschluss auf deinen ausdrücklichen Wunsch „Die Internationale“ erklingt, dann wird klar, du warst eine überzeugte Kommunistin und Internationalistin. In Zukunft müssen wir dieses Lied ohne deine kraftvolle Stimme singen. Aber wir versprechen dir, wir werden diesen Weg in deinem Sinne weiter gehen. In unseren Liedern, Herzen und Kämpfen wirst du weiter leben.

Für dich liebe Ilse als Zeichen meines Dankes zu Brot und Rosen, die Rote Nelke die unsere Kämpfe immer begleitet hat.

Solidarität mit der Refugee Liberation Bus Tour!

Der Esslinger Kreisverband der VVN-BdA solidarisierte sich mit der Refugee Liberation Bustour, die am vergangenen Samstag auch im Kreis Esslingen Halt machte:

Die Refugee Liberation Bus Tour ist ein Zusammenschluss von Flüchtlingen, die auf ihre menschenunwürdige Situation in Deutschland aufmerksam machen. Die Tour startete am 26. April und führt seitdem durch mehrere Städte in Baden Württemberg und Bayern. An den jeweiligen Sammelunterkünften kommt sie mit den dort untergebrachten Flüchtlingen direkt in Kontakt. Dabei erhalten diese die Chance, als Betroffen vor Ort zu Wort zu kommen und über die alltägliche Ausgrenzung und Diskriminierung, die ihnen hier wiederfährt, zu berichten. Ziel der Aktion ist es, den Alltag in den Unterkünften in der Öffentlichkeit zu skandalisieren und der Forderung nach einem menschenwürdigen Leben für Flüchtlinge Nachdruck zu verleihen.

Am 18. Mai machte die Tour einen Halt in Esslingen und Göppingen. In Esslingen ist seit einiger Zeit Stimmungsmache gegen Flüchtlinge von rechtsgerichteten Gruppen und Parteien zu beobachten. Im vergangen Jahr wandte sich der Ortsverband der CDU in einer Pressemitteilung gegen die Aufnahme von Flüchtlingen in Altbach und begründete dies durch deren angebliches „Gefahrenpotential“, vor dem sich die Bürger und Bürgerinnen fürchten würden. Diese Gefahr glaubten im März diesen Jahres in Folge einer tödlichen Auseinandersetzung vor dem Asylbewerberheim in Kirchheim/Teck offenbar Neonazis bestätigt. Dabei griffen sie die von der CDU geschürte Angst der Bevölkerung auf und nutzten diese Steilvorlage, um alle Flüchtlinge über einen Kamm zu scheren und in Flugblättern als „kriminelle Ausländer“ zu diskreditieren. Auch in Göppingen, dem zweiten Stopp der Tour, scheinen Flüchtlinge wenig willkommen. Am 10. April schilderte die Neue Württembergische Zeitung, wie der Sozialausschuss bei den einzelnen Städten im Kreis Göppingen regelrecht um die Schaffung neuer Plätze für Asylbewerber betteln muss. Zudem verbreiten dort die selbsternannten „Autonomen Nationalisten Göppingen“, eine der aktivsten Neonazigruppen in Süddeutschland, seit Jahren weitestgehend ungestört ihre fremdenfeindliche Propaganda und schrecken auch nicht vor Gewalt gegen Andersdenkende und MigrantInnen zurück. Gegen sie gerichteter Protest wurde in der Vergangenheit oftmals von Stadt, Polizei und bürgerlichen Parteien, allen voran der CDU, diffamiert und unterdrückt.

Die Refugee Liberation Bus Tour wurde bei ihren bisherigen Zwischenhalten immer wieder mit staatlicher Repression konfrontiert.

In Offenburg wurde ein von der Ausländerbehörde verhängtes Hausverbot gegen die AktivistInnen durch Polizeigewalt und mehrere zwischenzeitliche Festnahmen umgesetzt. Auch in Mannheim kam es zu Angriffen durch die Polizei und in Heilbronn sollten Auflagen die Betretung eines Sammellagers verbieten. Die Aktionen der Flüchtlinge scheinen den staatlichen Institutionen und Behörden ein Dorn im Auge zu sein. Die Dokumentation ihres Alltags, der unter anderem das Leben in viel zu kleinen Unterkünften, die Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit durch die Residenzpflicht und permanente Kontrollen und Sondergesetze gegen sie umfasst, ist offenbar nicht erwünscht.

Dass die Flüchtlinge sich politisch austauschen und organisieren, um sich gegen die Zumutungen zu wehren, denen sie der deutsche Staat tagtäglich aussetzt, soll zur Not auch mit Gewalt verhindert werden.

Wir solidarisieren uns hiermit mit den AktivistInnen der Refugee Liberation Bus Tour und allen Flüchtlingen weltweit. Die Forderung nach einem selbstbestimmten, freiheitlichen Leben ist ein Anliegen, für das weiter gekämpft werden muss und wird. Wir verurteilen die Kriminalisierungsversuche und die rassistische Polizeigewalt, mit der gegen die Bus Tour seit ihrem Beginn vorgegangen wird. Den rechten Hetzern, die solcher Unterdrückung den politischen Rückhalt liefern, werden wir uns auch in Zukunft aktiv entgegenstellen.

Refugees Welcome - in Esslingen, Göppingen und überall auf der Welt!

Stuttgart: Nachruf auf Ilse Werner

Ilse Werner bei der Feier anlässlich Alfred Haussers 100. Geburtstag

Foto: Thomas Trueten
Ilse Werner ist am vergangenen Freitag Morgen gestorben. Sie hat sich ihr Leben lang für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA) eingesetzt. Sie war die Lebenspartnerin des Mitbegründers der VVN-BdA, Alfred Hausser. Cornelia Kerth erklärt in einem Nachruf für die Bundesvereinigung der VVN-BdA:

Am 10. Mai ist unsere Kameradin Ilse Werner in ihrer Heimatstadt Stuttgart gestorben.

Wir alle kannten sie nicht nur als Lebensgefährtin unseres unvergessenen Alfred Hausser, sondern als aktive Antifaschistin und Streiterin für eine neue Welt des Friedens und der Freiheit, die seit früher Jugend der VVN, später der VVN-BdA eng verbunden war.

Ilse ist 1927 geboren, erlebte ihre Schulzeit im „Dritten Reich“. Nach dem anschließenden Pflichtjahr trat sie eine kaufmännische Lehre bei der Firma AEG an, die bei der Befreiung endete; gleichzeitig endete ihre Beschäftigung. Ein sozialdemokratischer Freund ihres Vaters, dem sie bei einer Gewerkschaftskundgebung von ihrer Arbeitslosigkeit erzählte, schickte sie mit seiner Empfehlung zum Leiter des damaligen Arbeitsamtes. So kam sie zur "Rückführungsstelle für ehemalige politische Häftlinge“, einem Vorläufer der VVN. In dieser Zeit entstanden lebenslange Freundschaften. Dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann, Hermann Werner kennen. Hermann Werner war einer der jüngsten Verfolgten in Stuttgart.

Als Hermann Werner starb, übernahm Ilse als seine Witwe seine Mitgliedschaft, und nicht nur das: Nachdem sie einige Jahre wegen der Pflege ihres Mannes nicht gearbeitet hatte, ist sie im Januar 1976 wieder in das Landesbüro der VVN-BdA zurückgekehrt. Der damalige Geschäftsführer Fritz Besnecker und Alfred Hausser konnten sie dafür gewinnen. Als Alfreds Sekretärin unterstützte sie seit damals seine Arbeit für die sozialen Interessen der ehemals Verfolgten.

Der Kampf um die Entschädigung wurde auch für Ilse zur Lebensaufgabe. Noch viele Jahre nach dem offiziellen Eintritt in den „Ruhestand“, kam sie mit Alfred täglich für einige Stunden in das Stuttgarter Büro, wo in den 1990er Jahren hunderte von Anfragen ehemaliger Zwangsarbeiter_innen, vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion, bearbeitet werden mussten. Selbst im Urlaub gab es kein Ruhen: Jeden Morgen verbrachte sie mindestens eine Stunde mit Alfred beim Diktat -“ und sei es auf dem Balkon.

Ihr zweites großes Anliegen war die finanzielle Sicherung der VVN-BdA. Die Kassierung der Mitglieder und das Einwerben von Spenden lagen ihr sehr am Herzen und dabei hatte sie durchaus große Erfolge. Nicht selten spendete Ilse selbst größere Beträge, die zur Realisierung eines Vorhabens fehlten, ohne jedoch ihren Namen zu nennen.

Als Alfred Hausser zu Beginn der 1990er Jahre die Verantwortung für die weitere Existenz und organisatorische Umgestaltung der VVN-BdA übernahm, stand sie ihm zur Seite. Auf vielen Sitzungen begleitete sie ihn und wir lernten Ilse so als kluge und warmherzige Kameradin kennen, deren Beitrag für das gute Arbeitsklima gerade auch bei vielen inhaltlichen Diskussionen gar nicht hoch genug geschätzt werden konnte. Wir sind froh, dass sie noch an unserer Veranstaltung zum 100. Geburtstag von Alfred teilnehmen konnte und darin eine Anerkennung ihrer gemeinsamen Arbeit sah.

Neben der VVN-BdA war Ilse Werner noch in vielen anderen Organisationen und Vereinen aktiv: bei den Naturfreunden, in der DKP, im Waldheim Sillenbuch (Clara-Zetkin-Haus) und beim VdK. Überall hat sie bleibende Spuren hinterlassen.

Wir werden an Ilse denken, als Kameradin, als mütterliche Freundin, als großartige Frau.

Cornelia Kerth

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes -“ Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA)

Bundesvereinigung

Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin

Tel.: +49 (0)30-29784174, Fax: +49 (0)30-29784179

E-Mail: bundesbuero@vvn-bda.de

www.vvn-bda.de

Via VVN-BdA Kreis Esslingen

Wetzel: Überraschende Deutung der NSU - und ihrer staatlichen Deckung

BuchcoverAls erster hat Wolf Wetzel einen überzeugenden Überblick gegeben über die NSU- und vor allem über die Deckung sämtlicher verschiedenster Polizei-und Verfassungsschutzstellen unter sämtlichen Regierungsverhältnissen.

Zum einen weist er im längsten Kapitel seiner kleinen Abhandlung nach, wie oft und wie leicht die Verfassungsschützer sich der Gruppe hätten versichern können, wenn sie nur gewollt hätten.

Fazit also: Keine Panne. Kein Mißgeschick. Es muss Absicht gewesen sein.

Die Frage stellt sich dann: Warum? Hier stellt Wetzel seine überraschende These auf: der deutsche Rassismus hat sich seit den letzten Jahrzehnten umgedreht. Handelte es sich zu den Zeiten von Pforzheim-Becker und ähnlichen noch um die Abwehr der ankommenden Flüchtlinge, hat sich das Anliegen heute gedreht. Es geht um die Niederhaltung derjenigen "Ausländer", die schon hierzulande sich eingemeindet haben. Sie sollen mit allen Mitteln -auch solchen des Totschlags und Mordes- niedergehalten werden.

Das immerhin würde die Gesamttendenz des Machtapparats der Republik erklären. Damit hätte sich eine Absage der Republik an die Prinzipien des traditionellen Rechtsstaats geäußert, die aber nicht im traditionellen Sinn der Sache faschistisch genannt werden kann.

In diesem Sinn die überraschende Drehung in der Erzählung des Sachverhalts selber. Demnach hätte die Polizei die zwei Haupttäter erlegt. Die verbleibende Zeugin hätte für ihr Leben gefürchtet, sei aber nach einer viertägigen Irrfahrt von den Behörden ohne Hoffnung auf Exil hinterlassen worden. Und hätte demnach sich der Polizei gestellt.

Diese Fassung wird viele überraschen. Immerhin- gegenüber den sonstigen Phantasien der bürgerlichen Blätter- ist diese Fassung keineswegs unglaubhafter.

Der innere Grund für die plötzliche Attacke eines Teils des Staatsapparats: Der -nicht in den Rahmen passende- Anschlag gegen eine Polizistin. Der Polizei hätte es zunehmend gestunken ,ihre Angehörigen opfern zu müssen -ausgerechnet für die höheren Prinzipien des Verfassungsschutzes.

Soweit die Sache kriminologisch klar. Nur: der Mord an der Polizistin in Heilbronn lag sechs Jahre zurück. Wieso hat dieser Teil des Staatsapparats erst nach so langer Zeit zugeschlagen? Nur ein nochmaliger Bankraub nach so vielen sollte kaum ausreichen.

Soviel zum Nachbearbeiten eines auf jeden Fall überzeugenden und nachdrücklichen Entwurfs zur Kennzeichnung der Lage.

Buch, 132 Seiten

ISBN 978-3-89771-537-0

Weitere Informationen
Eyes Wide Shut
Texte, Bilder und paradoxe Utopien

Ilse Werner lebt nicht mehr

Ilse Werner bei der Feier anlässlich Alfred Haussers 100. Geburtstag

Foto: Thomas Trueten
Ilse Werner ist am gestrigen Freitag Morgen gestorben. Sie hat sich ihr Leben lang für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA) eingesetzt. Sie war die Lebenspartnerin des Mitbegründers der VVN-BdA, Alfred Hausser.

Die VVN-BdA Esslingen erinnert mit einem Interview von Paul Bauer an sie.

Ilse Werner, Stuttgart -
Klar die kenn ich, das ist doch ...

von Paul Bauer

  • Die freundliche Kameradin vom Landesbüro, immer bereit einem mit Rat und Tat weiterzuhelfen
  • Die Frau von der LDK, die die Mitgliedsbücher kontrolliert und wehe "die Beitragsmärkle" fehlen
  • Mit der hab ich auch schon öfters telefoniert
  • Die Kameradin, die Neueintritte bearbeitet
  • Die Lebensgefärtin von Alfred Hausser

So oder ähnlich könnten die Antworten ausfallen, wenn man nach Ilse Werner fragt. Kaum einer auf Kreis- Landes- und Bundesebene, der nicht schon einmal mit Ilse zu tun hatte. Doch die wenigsten unserer Mitglieder wissen, daß Ilse über 31 Jahre, also fast ihr gesamtes Arbeitsleben, für die VVN-BdA haupt- und ehrenamtlich tätig war. Grund genug, da mal genauer nachzufragen:

Ilse, wie kommt ein junges Mädchen von 18 Jahren dazu, eine Stelle bei der VVN anzunehmen?
Ich bin 1927 geboren, also in der Zeit des Nationalsozialismus zur Schule gegangen. Nach der Schulzeit und dem Pflichtjahr trat ich eine kaufmännische Lehre bei der Firma AEG an, die bei der Befreiung endete und zugleich meine Entlassung war.Es war reiner Zufall, dass ich bei der ersten Gewerkschaftskundgebung in Stuttgart einen sozialdemokratischen Freund meines Vaters traf, der, nach dem ich ihn von meiner Arbeits-losigkeit informierte, mich mit seiner Empfehlung zum Leiter des damaligen Arbeitsamtes schickte. Dieser lies sich die offenen Stellen bringen, es waren ca. vier Kärtchen und beim durchblättern sagte er dann zu mir "Rückführungsstelle für ehemalige politische Häftlinge, das wäre doch was für Sie!" Ich hatte natürlich keine Ahnung was mich da erwarten würde, und noch viel weniger davon, dass dieser Schritt mein ganzes späteres Leben prägen würde. Durch die Arbeit bei der Rückführungstelle lernte ich viele Kameradinnen und Kameraden aus dem Widerstand gegen das Naziregime kennen. Mein Respekt und die Achtung vor diesen Menschen wurde täglich grösser. In dieser Zeit entstanden Freundschaften die bis heute währen. Damals lernte ich auch meinen späteren Ehemann, Hermann Werner kennen. Hermann Werner war einer der jüngsten Verfolgten in Stuttgart.

Was war dein Aufgabenbereich?
Seitenlange Erlebnissberichte mußten zu Papier gebracht werden. Die Schreibmaschine lief heiss! Alles mußte registriert und geprüft werden, wer nicht bekannt war, mußte Zeugen benennen, um seine Verfolgung durch das Naziregime zu dokumentieren u.s.w.. Nach der Befreiung vom Faschismus, galt es ausserdem den oftmals vor dem Nichts stehenden Verfolgten, in vielen Lebenslagen beizustehen, sei es bei der Beschaffung von Wohnraum, Möbel bis hin zur ärztlichen Betreuung. Über die Süddeutsche Ärzte- und Sanitätshilfe wurden Hilfsgüter aus der Schweiz verteilt, da war einfach alles gefragt, von Butter und Kartoffeln bis zu Töpfen oder ein Köfferle.

Kannst du kurz schildern wie die politischen und sozialen Verhältnisse zu dieser Zeit im " Ländle" waren?
In dieser Zeit, wo es buchstäblich an allem fehlte, entstanden sog. "Arbeitsausschüsse", dort haben sich die Verfolgten engagiert, weil sie das Vertrauen der Bevölkerung besassen. In jener Zeit waren Antifaschisten gefragt und wurden an vielen Orten als Bürgermeister, Landräte und sogar als Minister eingesetzt. Im März 1947 haben dann 68 Vertreter von den Verfolgten, aus allen vier Besatzungszonen, in Frankfurt die VVN als gesamtdeutsche Organisation der Widerstandskämpfer und Opfer des Faschismus gegründet. Am 17.Mai 1947 erfolgte die Gründung der VVN für das ehem. Land Württ.-Baden in Stuttgart. Kurze Zeit später kam es zur Gründung der Landesleitung der VVN, in der franz. Zone und mit Bildung des Landes Baden - Württemberg, entstand 1951 der gemeinsame Landesverband der VVN. In dieser Nachkriegsphase war die politische Tätigkeit unserer Organisation auf die Bestrafung und Entfernung der belasteten Nazis aus den Öffentlichen Ämtern orientiert.

Am 1. 10. 1975 wurdest du Mitglied in der VVN-BdA. Was waren deine Beweggründe in die Organisation einzutreten?
Ich hätte es schon 1945 getan, aber das ging ja damals noch nicht, dazu sage ich aber später noch etwas. Mein Ehemann ist im September 1975 verstorben. Als seine Witwe habe ich dann sozusagen, seine Mitgliedschaft sofort übernommen und nicht nur das, nach längerer Arbeitspause, bedingt durch die Pflege meines Mannes, bin ich im Januar 1976 wieder in das Landesbüro der VVN-BdA zurückgekehrt. Der damalige Geschäftsführer Fritz Besnecker und Alfred Hausser haben mich wieder geholt. - Übrigens, die Möbel und die Tapeten waren immer noch die gleichen wie 1950! Doch nun zurück zu deiner Frage, warum ich erst 1975 in die VVN-BdA eingetreten bin. Im Zuge der Studentenbewegung Ende der 60er Jahre änderte sich das politische Klima in der BRD. Junge bzw nicht direkt von der Nazizeit betroffene Menschen interessierten sich zunehmend für die Arbeit der VVN, die bis zu diesem Zeitpunkt eine reine Verfolgtenorganisation war. Auf dem Bundeskongress in Oberhausen im Jahre 1971 öffnete sich die VVN für diesen Interessentenkreis und änderte Satzung und Name in "Vereinigung der Verfolgten des Naziregime - Bund der Antifaschisten", so war es nun auch mir und vielen anderen Menschen möglich, Mitglied in unserer Organisation zu werden.

Mitte der 90er Jahre kam es in Baden-Württemberg zur Gründung von VVN - Jugend- gruppen. Was würdest du einem jungen Menschen antworten wenn er oder sie dich fragen würde: Antifaschismus - Ist das nicht schon längst überholt? Ist das überhaupt noch zeitgemäß?
Aber natürlich! Solange die Nazizeit in unserer Gesellschaft nicht aufgearbeitet ist, kann Antifaschismus gar nicht überholt sein. Im Gegenteil, unsere Organisation ist heute wieder bei den Aufgaben aus der Gründerzeit: NIE WIEDER FASCHISMUS - NIE WIEDER KRIEG! Die Frauen und Männer des Widerstandes, die Opfer des Faschismus hoffen auf die Jugend, damit ihr Vermächtnis nicht in Vergessenheit gerät. Dass nicht einfach ein Schlußstrich unter dieses schreckliche Kapitel unserer jüngeren Geschichte gezogen wird. Das heist im Klartext: Die Jugend ist die Zukunft der VVN-Bund der Antifaschisten. Mein Wunsch ist, daß viele Jugendgruppen zusammenfinden, die antifaschistische Arbeit weiterführen und dabei auch Spaß und Freude haben.

Ilse, du bist zum Jahresende 2001 nach 31-jähriger haupt- und ehrenamtlicher Arbeit aus dem Landesbüro in Stuttgart ausgeschieden. Wie fühlst du dich nun?
Ich betrachte dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Es ist schön, wenn um 6.30 der Wecker nicht mehr rasselt und man endlich auch mal Zeit für sich selbst hat. Aber es tut auch weh, dass meine Arbeit jetzt weitgehend durch den Computer ersetzt wird, denn der hat kein Herz!

Ilse, ich danke dir für das Gespräch.

Biographische Daten: Ilse Werner

  • Ilse Werner, geb. Steinle, am 7.12.1927 in Stuttgart geboren
  • Besuch der Volksschule von 1934 bis 1942 Pflichtjahr und kaufmännische Lehre bis 1945 bei AEG, Stuttgart
  • Ab 15.7.1945 beschäftigt bei der Rückführungsstelle für ehemalige politische Häftlinge
  • Ab 1948 Sekretärin von Alfred Hausser
  • 1950 - 1956 KPD
  • 1957 - 1967 selbstständige Sachbearbeiterin bei der Hamburg-Mannheimer Versicherung
  • 1968 - 1975 Pflege des schwerst kriegsbesschädigten Ehemannes
  • 1976 - 2001 haupt- und ehrenamtliche Tätigkeit im VVN-BdA Landesbüro, hauptsächlich für Wiedergutmachung, später Mitgliederverwaltung, Beitragseinzug und Entschädigung für Zwangsarbeit.
  • Neben der VVN-BdA ist und war Ilse Werner noch in vielen anderen Organisationen und Vereinen aktiv: bei den Naturfreunden (33 Jahre Leiterin der ersten Stuttgarter Frauengruppe), in der DKP für Orgarbeit, im Waldheim Sillenbuch (Wirtschaftsdienst und 40 Jahre als Revisorin), beim VdK im Stadtteil Schriftführerin, ...

 

Quelle: VVN-BdA Baden Württemberg.

Buchtipp: Wetzel, Wolf: Der NSU-VS-Komplex

Buchcover13 Jahre blieb der Nationalsozialistische Untergrund/NSU unentdeckt. Neun Morde wurden begangen, neun Mal verschoben die Behörden verschiedener Bundesländer die Mordhintergründe ins ›ausländische Milieu‹. Neun Mal will man keine ›heiße Spur‹ gehabt haben. Dennoch legte man alle neun Morde in die Blutspur des ›organisierten Verbrechens‹.

Nachdem die Existenz der NSU nicht mehr zu leugnen war, reihte sich eine Panne an die andere. Dass in allen Behörden Beweise verschwinden, Akten verheimlicht, Falschaussagen gemacht, ganze Aktenberge geschreddert werden, beweist, dass weder ›Behördenwirrwar‹ noch ›Kommunikationschaos‹ herrsch(t)en, sondern der gemeinsame Wille, unter allen Umständen zu verhindern, dass etwas ans Licht kommt, was den bisherigen Erklärungen widersprechen würde. Eine Spurensuche.

Wolf Wetzel war Autor der ehemaligen autonomen L.U.P.U.S.- Gruppe, die seit 1986 autonome Theorie mit praktischen Fragen des Alltags verband.

Buch, 132 Seiten

ISBN 978-3-89771-537-0

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Eyes Wide Shut
Texte, Bilder und paradoxe Utopien

München: Was der NSU Prozess uns sicher nicht verrät!

Demonstration zum Auftakt des NSU Prozesses am 14. April in München

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Morgen also soll der große Tag beginnen. Viele erhoffen, dass dann alles geklärt wird. Wieso haben der Staatsschutz so viele Jahre die Falschen verdächtigt? Und warum? Und was ist mit den Unterstützern passiert, die es nachweislich gegeben haben muss. Oder glaubt einer, man fährt von Nürnberg nach Hamburg, findet dort einen einsamen "Feind", den man erschießt, bekommt die Räder für der Rückweg zum Bus gestellt und fährt wieder heim? Es müssen ganze Netze voller Zuträger gewesen sein.

Davon wird alles nach Möglichkeit verschwiegen werden. Und warum? Weil der Strafprozess sich um die Schuld der Vorhandenen zu kümmern hat. Und alle Fragen abzuweisen verstehen wird, die sich auf Hintergründe beziehen werden. Das nicht aus persönlichem Übelwollen des vorsitzenden Richters, sondern aus der Struktur des Rechts. Wenn jemand fragt, warum von allen Mittätern nur gerade vier aufgeboten wurden,so wird die Antwort sicher immer neu und immer wieder lauten: Sollten wir die vier Täter und eine Hauptverantwortliche laufen lassen, bis wir alle gefunden haben? Wir weiden uns an denen, die wir bekommen haben.
Insofern werden wir- günstige Fälle nicht gerechnet - nach zwei Jahren Prozessverlauf nicht wesentlich schlauer dastehen als eben jetzt- da der Prozess begonnen hat.

Jemand könnte freilich fragen, ob nicht Emile Zola in einem ähnlichen Prozess im neunzehnten Jahrhundert - gegen Dreyfus - nicht doch entscheidendes herausbekommen hat. Obwohl in dem Punkt das französische Recht sich kaum wesentlich vom Deutschen unterscheidet. Antwort: Es setzte nur einen Regierungswechsel voraus- plus einer ungeheuren Massenbewegung plus dem Einsatz von Zola, den niemand vorausgesehen hatte. Wo ist etwas davon hierzulande zu spüren?

Kundgebung zum Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg

8. Mai

Kundgebung zum

Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg

am Mahnmal für die Opfer des Faschismus

Stuttgart, Stauffenbergplatz am Alten Schloss / Karlsplatz

17.45 Uhr

mit:

  • Phillipp Vollrath, DGB Kreisvorsitzender Stuttgart
  • Janka Kluge, Landessprecherin der VVN-Bund der Antifaschisten
  • Vertreter/in des Sozialen Zentrums Lilo Herrmann
  • Lieder zur Gitarre von Werner Grimm

 

Via VVN-BdA Esslingen

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