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Buchpräsentation: Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern

Eine Veranstaltung mit den HerausgeberInnen

Dienstag, 22. Januar 2013, 19:00 bis 21:00 Uhr
Gewerkschaftshaus Stuttgart, Raum 245. Willi-Bleicher-Str. 20,
70174 Stuttgart

Referent/in: Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Veranstalter: ver.di-Bezirk Stuttgart

Anmeldebedingungen: Eintritt frei. Anmeldung nicht erforderlich.

Mehr als 67 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus liegt seit Dezember 2012 nun endlich die erste grundlegende Untersuchung über die Gestapo in Württemberg und Hohenzollern vor. Die Neuerscheinung behandelt das Geschehen am Hauptsitz der Politischen Polizei beziehungsweise der Stapoleitstelle Stuttgart im ehemaligen „Hotel Silber“, aber auch an den zahlreichen übers Land verteilten Außendienststellen, von denen manche längst dem Vergessen überantwortet wurden. Ebenso die verschiedenen Haftstätten (Schutzhaftlager, Polizeigefängnis, Arbeitserziehungslager...), an die man bisher nicht überall erinnert werden wollte.

Der umfangreichste Teil des Buches spürt der gegnergruppenspezifischen Verfolgung nach und veranschaulicht das Vorgehen der Gestapo gegen politische GegnerInnen aus dem linken Spektrum; Georg Elser; MitstreiterInnen der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“; Repräsentanten der katholischen und evangelischen Kirche; Zeugen Jehovas; die jüdische Bevölkerung; Homosexuelle; sogenannte „Asoziale“; Swing-Jugend sowie ausländische ZwangsarbeiterInnen.
Weitere Einblicke in die Thematik bieten Beiträge über die geheimen Referate der Gestapo und über den Auslandseinsatz von Gestapo-Angehörigen aus Württemberg und Hohenzollern.

Am Ende des über 400 Seiten umfassenden Bandes führt der Weg in die bundesrepublikanische Geschichte. Er verfolgt die Spur der ehemals bei der Gestapo Beschäftigten und stellt die Frage nach dem Umgang mit den TäterInnen.

kritisch-lesen.de Nr. 25: "Alternative Kinderbücher"

Der Markt an Kinderbüchern ist riesig. Dennoch stehen Menschen, für die die Infragestellung gesellschaftlicher Normen und die Destabilisierung bestehender Macht- und Herrschaftsverhältnisse wichtig sind, auf der Suche nach Kinderbüchern nicht selten ratlos vor den Regalen. Vielfach werden in Kinderbüchern Normen reproduziert und nur beschränkt Alternativen zu herrschenden Identifikationsangeboten sichtbar. Aber es gibt auch mutige Versuche, Bücher für jüngere Menschen zu schreiben, die dazu einladen Normen zu hinterfragen, die sich an „schwere“ Themen wagen und die dazu ermutigen, unkonventionelle Wege zu gehen. Nicht selten setzen diese Bücher auf gemeinsames Lesen von Kindern und Erwachsenen, um über das Dargestellte und darüber hinaus ins Gespräch zu kommen.

Der Berliner NoNo-Verlag ist bisher durch zwei explizit nichtnormative Kinderbücher in Erscheinung getreten, die wir uns genauer angeschaut haben. Es würdigen zum einen Joke Janssen in Intersektionen schreiben und zum anderen Laura Janßen und Martin Brandt in Nicht schwerelos durchs All jeweils diese ersten beiden Versuche, arbeiten aber auch offen ihre Kritik daran heraus. Wie in diesen ersten beiden Büchern sind Familien und deren vielfältige Formen auch Gegenstand in „Du gehörst dazu“, das Katja Musafiri in Selbstverständlich vielfältig für uns besprochen hat. Berit Wolter lobt anschließend in ihrer Rezension Coole Mädchen die unproblematisierte Darstellung von Homosexualität und die Auseinandersetzung der Protagonistin mit ihrer negativen Gefühlswelt. Es folgt die Rezension Als die Ente stirbt von Andrea und Nora Strübe, in der nicht nur mit der herkömmlichen Textform bei kritisch-lesen.de gebrochen wird, sondern auch mit dem Tabu, über den Tod zu sprechen. Abschließend bespricht Martin Brandt in seiner Rezension Um die Ecke gedacht das vor kurzem erschienene wortkritische ABC-Buch „machtWORTE!“.

Da wir in unserer Ausgabe nur einen kleinen Ausschnitt alternativer Kinderbücher bieten können, empfehlen wir auf folgenden Kinderbuchlisten selber fündig zu werden: Bücherliste zu unterschiedlichen Lebensrealitäten des Projekts „Gemeinsam für Akzeptanz“ sowie die Buchempfehlungen von Kinderwelten zu vorurteilsbewussten Kinderbüchern.

Außerhalb unseres Schwerpunkts finden sich in dieser Ausgabe vier weitere Rezensionen. Sebastian Kalicha zeichnet anhand der Biografie von Magda und André Trocmé die Geschichte des christlichen Widerstands gegen Nazideutschland und das Vichy-Regime rund um den französischen Ort Le Chambon-sur-Lignon nach. Von (r)echten Kerlen und hegemonialer Männlichkeit spricht Peps Perdu in ihrer Rezension zu einem Sammelband, der die Rechtsextremismusforschung um Ansätze Kritischer Männlichkeitsforschung ergänzen will. „Die Beschneidungsdebatte bedeutet eine neue Eskalationsebene des Diskurses der ,Integration'“ schreiben die Herausgeber_innen des Buches „Interventionen gegen die deutsche ,Beschneidungsdebatte'“. Koray Yılmaz-Günay stellt in seiner Rezension heraus, dass es bei dieser Debatte eben nicht nur um medizinische Eingriffe an Jungen geht, sondern immer auch um einen Verhandlungsrahmen innerhalb eines gesamtgesellschaftlichen Kontext, der eben auch auf verschiedenen Machtstrukturen beruht, die dieses Buch zu benennen weiß. Abschließend beschreibt Adi Quarti Kommunismen anhand des im letzten Jahr erschienenen Sammelbandes Die Idee des Kommunismus I. Ob aktuelle kommunistische Theorien und Praxen nun endlich der herrschenden gesellschaftlichen Ordnung eine gelebte Alternative präsentieren, lässt unser Rezensent offen, „einen ausgezeichneten Überblick über den (Zu)Stand der Theorie“ liefert ihm der Band aber allemal.

Und noch ein kleiner Hinweis: seit Dezember gibt es kritisch-lesen.de auch zum Hören. Um 16:00 Uhr jeden zweiten Dienstag des Monats sendet Radio Z – das freie Radio aus Nürnberg – im Magazin für Kultur und Politik „Stoffwechsel“ Rezensionen aus unserer jeweils aktuellen Ausgabe. Für alle, die den Sender nicht empfangen können, aber nicht auf den Hörgenuss verzichten wollen, empfehlen wir das Archiv von freie-radios.net. Dort sind alle kritisch-lesen.de-Sendungen zu finden.

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