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S21: Parkfunk am Donnerstag

Park Funk 99.2 MHz sendet am Donnerstag 05.01.12, 16 bis 17 Uhr:

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Am Donnerstag, 12.01.12 7-10 Uhr, 11-13 Uhr, 16-17 Uhr
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Park Funk – Die wunderbare Welt des Widerstands. Es geht um mehr als einen Bahnhof … unser Morgenrot kommt nicht nach einer durchgeschlafenen Nacht. Infos aus der politischen, sozialen und kulturellen Bewegung gegen Stuttgart 21, garniert mit Musik, jeden vierten Dienstag im Monat von 20 bis 21 Uhr im Freien Radio für Stuttgart. Antenne 99.2 MHz, Kabelnetz 102.1 MHz, Livestream.

Götz Aly: Kehre zurück! Alles vergeben!

"Kehre zurück! Alles vergeben!" Mit solchen Anzeigen unter Kennwort sollen vor dem ersten Weltkrieg Knaben zurückgelockt worden sein, die unterwegs zur Fremdenlegion waren.

Nachdem eine berechtigte Kritik an Götz Alys letztem - seiner Antisemitismuserklärung - in der FR erschienen war, ließ Aly seine Kolumne zornig im Stich. Nun scheint es zur wechselseitigen Verzeihung gekommen sein zwischen Journal und Journalist. Jedenfalls schreibt Ali wieder an gewohnter Stelle.

Allerdings was? Schon der Titel verrät: Er tritt auf derselben Stelle. "Hass-Subjekt Unternehmer". Die These: Die Zwickauer Mörder hätten - eine verbreitete Stimmung aufnehmend - ihren Hass gegen erfolgreiche Kleinunternehmer ausgelebt. Zur Stützung werden zwei Verklärungen angebracht: es hätte sich um überaus erfolgreiche Kleinkapitalisten gehandelt. Und wörtlich um solche, die zu stolz waren, "sich aufs Herumbetteln in den Sozialämtern zu verlegen", sie "vertrauten der eigenen Kraft,gründeten ihre kleine, jedoch selbstbestimmte Existenz".

Vielleicht hätten sie aber ganz gerne Unterstützung angenommen, wenn nur einer sie angeboten hätte. Darauf kommen solche Ruhmredner der Armen, aber Einfachen nie.

Götz Aly kommt nur durch maßloses Psychologisieren zu seinen Effekten. Jede Abschiebung muss begründet werden im Hass eines Abschiebers. Der Hass verkleidet als NEID. Kompliziertere Verhülltechniken des Seelischen kennt er nicht. Fremdenhass muss etwas sein wie unüberwindliches Triebleben. Jeder Abschieber ein geheimer Jack the Ripper. Der endlich mal sein Korkenzieher-Messer arbeiten lassen kann.

Mit bösem Blick ließen sich freilich auch die Zwickauer als Freischaffende verstehen, auch wenn sie Anschubshilfen von oben zunächst dankend annahmen. Am Ende halfen sie sich durch selbstbewusstes Vorsprechen bei Sparkassen und Banken doch selbst weiter. Wäre nicht etwas dazwischen gekommen, sie hätten nach Brechts Zuspruch ohne weiteres den Weg vom Einbruch in eine Bank zur Gründung einer Bank gefunden.

Wenn es schon auf verbreitete nationale Eigenheiten in Deutschland und Österreich ankommen soll, dann wäre vor allem das Beamtentum nicht zu vergessen. Dies als eines der wirkungsvollsten Rezepte, um Gewissensbisse, aber auch verbliebene positive Gefühlsreste wegzudrücken. "Ich habe ja gar nichts gegen Zigeuner- aber die Vorschrift- und die Vorgesetzten - und der Diensteid..." So etwas hat gewirkt und wirkt weiter.

Oder möchte irgendeiner dem Abschubsbeamten wirklich Neid unterstellen, der einen "Zigeuner" gerade zum Flughafen begleitet, um ihn mittellos nach Kosovo abtransportieren zu lassen?

Die Zwickauer waren aber keine Beamten? Die nicht, wohl aber ihre Schutzpatrone in den diversen V-Ämtern. Und die - ganz vergleichbar den Kollegen der STASI - duldeten bei ihren Anbefohlenen manches,was keineswegs den offiziellen Zielsetzungen diente. Dazu mussten sie weder einer ausgearbeiteten rechten noch einer linken Gesinnung folgen. Hauptsache: der eigene Laden brummte. Die eigenen Leute behielten die Aufsicht über alles, was geschah. Das Beispiel STASI zeigt: Staatsgesinnung kann am Ende zur Staatszerstörung führen.

PS: Enzensberger stützt sich auf entsprechende Erfahrungsgrundlagen. Die geringen des einsamen Schreibers. Nur weil er mit achtzig noch kleinere Essays beim Zentralorgan SPIEGEL einreichen kann, sieht er sich befugt, Ratschläge für alle zu erteilen. Es geht diesesmal um Altersbezüge. Enzensbergers Vorschlag: "Abschaffung aller gesetzlichen und korporativ vereinbarten Altersgrenzen -und- Rückkehr zur Vertragsfreiheit". (SPIEGEL 1/2012 - print, S.107 - "Summe der Entgeltpunkte")

Die zwei Denker sollten sich zusammentun!

Das enge Weltbild des Christoph Röckerath: Schöne Bilder und Propaganda - Zur ZDF-Doku Insel aus einer anderen Zeit

Foto: redblog
Das ZDF schickte einen seiner USA-Korepondenten auf die andere Seite des Golfes von Mexiko, nach Kuba. Christoph Röckerath zeigt schön Bilder von der karibischen Insel. Sobald es jedoch politisch wird, zeigt sich sein einen Blick aus dem engen Weltbild eines oberlehrerhaften Europäers.

Am deutlichsten wird dieser Blick, als Röckerath über die Zigarrenfabrik H. Upmann berichtet. Interessanterweise wird eben jene Szene nicht in der Doku gezeigt, sie lief vorab in den heute-Nachrichten zur Bewerbung der Dokumentation. Es habe sich nichts geändert bei der Herstellung der Zigarren. Wirklich nicht? Wie sieht es aus mit höhren Löhnen und den sozialen Sicherheiten, die die Arbeiter dank der Revolution erhalten haben? Kein Wort dazu von Christoph Röckerath. Statt dessen heißt es weiter, die Arbeiter würden die ganze Zeit von einer Vorleserin indokrtiniert, die ihnen politische Propaganda aus einer Arbeiterzeitung vorlesen würde. Jeder, der schon einmal in einer Zigarrenfabrik war, weiss, dass diese Vorleserinnen und Vorleser nicht "nur" "Propaganda" vorlesen, sondern alles mögliche. Aus Zeitungen, Zeitschriften, Romanen...

Aber dies paßt wohl nicht in das Weltbild eines Christoph Röckerath.

Mehr als einmal erklärt Röckerath, dass der Sozialismus keine Lösung sei. Pauschal wird dieser immer wieder abfällig erwähnt. Es fehlen jeglich Zusammenhänge mit politischen Entwicklungen, insbesondere in Bezug auf die Politik der USA.

Auch die Mär, den CUC, den peso convertible, würden nur Touristen besitzen, läßt sich in Cuba an jeder Ecke sehen. Die quinze, den fünfzehnten Geburtstag kubanischer Mädchen, den Röckerath in seiner Doku zeigt, wäre ohne einen einzigen CUC sicherlich nicht zu veranstalten, so aufwendig wie sie war.

Auch der Hinweis, dass Cubaner erst "seit kurzer Zeit" selbstsständig arbeiten können ist zweifelhaft. Es liegt wohl im Auge des Betrachters, welche Zeitspanne man als Grundlade nimmt, um eine "kurze Zeit" zu definieren. Bereits seit Anfang der neunziger Jahre können CubanerInnen auf eigene Rechnung arbeiten. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Änderungen in Gesetzen und Vorschriften, so dass die Zahl derer auch schwankte. Ein kleines Privatrestaurant zu betreiben ist bereits seit den neunziger Jahren möglich. In letzter Zeit änderte sich diesbezüglich jedoch, dann heute diese Restaurants mehr als zwölf Sitzplätze haben dürfen.

Natürlich gibt es auch in der cubanischen Gellschaft und Wirtschaft Probleme, keine Frage. Um diese Probleme jedoch darzustellen und zu verstehen, bedarf es einer Einordnung in politische Zusammenhänge.

Mehr als schöne Bilder hatten Christoph Röckerath und das ZDF nicht zu bieten. Aber so ist das wohl, wenn man nur einseitig sieht.

Zuerst veröffentlicht bei redblog
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