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Gedenkt der verprügelten Werte!

Auf jedem Zeitungsblatt, in jeder Fernsehsendung muss man sich mehr anstrengen, um die handelnden Figuren auseinanderzuhalten. Da treten ja keineswegs nur Merkel und Mappus auf - die kennt man soweit. Immer öfter treten mehr oder weniger hoheitsvoll Wesen auf wie das "Lohnabstandsgebot". Oder stolz und entschieden rauscht unsere "christlich-jüdische" Vergangenheit vorbei. Die "Zivilgesellschaft" lässt sich von keinem Tisch vertreiben. Sie alle unangefochten und raumgreifend. Hinter diesen aber oft eine Gruppe, nie isoliert auftretend, immer eng aneinandergedrängt. So ungefähr wie ein paar Apostel nach Christi Verschwinden. "UNSERE WERTE". Richtige Wunden sieht man ihnen nicht an, aber sie schauen dauernd so verängstigt um sich, als kämen gleich ein paar um die Ecke, mit Dachlatten und schweren Schmiedehämmern. Um ihnen ein frühes Dämmerlein zu bescheren. Wer sind die bloß - die Werte, unsere Werte, und ihre oft benannten Feinde?

Wert - auf keinen Fall etwas plump Vorhandenes, wie ein Ziegelstein oder ein Kraut am Wegesrand. Zusammenschlagen kann man sie nicht wie einen Brocken Erde.

Am ehesten könnte man die Werte wohl als Wollungen ansehen. Als von allen Maßgeblichen angeforderte Willensanstrengungen oder wenigstens- Willensäußerungen. Als etwas, das von jedem verlangt werden kann, der sich unter uns breitmachen will. Also nicht nur Wollungen, sondern auch Sollungen.

In ihrer Gestalt als wohlanständige Forderungen laufen die Werte nirgends Gefahr. "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut". Welcher Buddhist, Muselman, Atheist und Christ der verschiedensten Ausrichtungen möchte da nicht zustimmen? Wenn es bei solcher angenehmen Allgemeinheit bleibt.

Geht es also bei den Gefährdungen der "WERTE" um die Erfüllung der Forderungen, die wir als "unsere Werte" an andere stellen. Bescheiden manchmal auch an uns selbst. Dass die Forderungen regelmäßig unerfüllt bleiben, ist mit der Fragestellung schon vorausgesetzt.

Werden Wesen anderer "Kulturkreise" (Seehofer) oder gar genetisch anfällige - Sarrazin - beschuldigt, unsere Werte zu schänden, so meinen die Ankläger offenbar, dass Muslime oder zusammenklumpende Russen die Forderungen der Werte undurchführbar machen. Während wir - die Eingeborenen unserer Kultur und Erben sie recht und schlecht erfüllen?

Wenn das nur kein Irrtum ist. So fordert etwa einer unserer "Werte" von uns, erst Kenntnisse über andere zu erwerben, bevor wir sie verurteilen. Zugleich reden wir mit geschwollenen und schöngeschwungenen Lippen - unangekränkelt von jedem Zweifel - vom "Islam" an sich. Tun dabei so, als wüssten wir nicht, dass zu dieser Glaubensrichtung außer Sunniten und Schiiten auch die Sufis gerechnet werden - oder die Alewiten. Die Sufis haben seit langer Zeit von den kriegerischen Traditioen anderer Gruppen sich entschieden abgewendet. Die Alewiten, die in unserer Gegend ein großes Zentrum in Offenburg unterhalten, haben sich die letzten zwanzig Jahre regelmäßig als Unterstützer linker Demonstrationen hervorgetan. Es gab in Offenburg 1. Mai's, die wären ohne Rede- und Tanzbeiträge der Alewiten endgültig im treuherzig Hergebrachten ersoffen.

Oder die "Scharia". Wenn wir Frau Schwarzer unvorsichtig lange zuhören, stellt die Scharia ein Hexeneinmaleins für eingefleischte Übeltäter dar. Vergessen wird bei solchen Gesamtverfluchungen, dass etwa auch die Regelungen des Zinsverbots Teil der Scharia sind. Kunstvoll umgehen Banken, die diesem Gebot folgen, die Abnahme eines Zinses. Dafür wird dann eine Form der Gewinnbeteiligung an gemeinsamen Geschäften eingesetzt. Das ändert natürlich den Kapitalismus kein bißchen - und es gibt sicher inzwischen Tabellen, mit denen man in DAX oder DOW JONES umrechnen kann. Nur - weh tun kann man mit dieser Methode auch nicht mehr als durch die - betont westliche - kapitalistische Gewinnsucht ohnedies geschieht. Dass Steinigen als Strafe für Ehebruch verurteilt gehört, versteht sich von selbst. Hat aber mit der Scharia nur wenig zu tun. Beweis dafür? Sie wird keineswegs in allen islamischen Ländern gefordert und vollzogen.

Fazit: Werte bekommen vor allem dadurch Beulen und Schrunden, dass - wir - ihre Bekenner sie selbst nicht befolgen. Dafür aber andere verdächtigen, dass sie bei Tag und Nacht an nichts denken, als "unsere" Werte zu würgen. Damit stünde allen Seehofers, Schwarzers und Sarrazins ein einfacher Tip zur Werterettung zur Verfügung: Kehre jeder vor seiner eigenen Tür.

Nichts frisst unsere "Werte" mehr an als die schleichende Heuchelei ihrer Verteidiger.

Sachsenheim: Mitglieder des Freundschafts- und Solidaritätsvereins e.V. unter ausländerfeindlichen Parolen überfallen und zusammengeschlagen

Folgende Pressemitteilung des Freundschafts- und Solidaritätsvereins e.V. zu einem offensichtlich rassistisch motivierten Überfall in Sachsenheim bei Ludwigsburg veröffentlichen wir gerne:

Der Freundschafts- und Solidaritätsverein e.V. Stuttgart arbeitet seit vielen Jahrzehnten für das friedliche Zusammenleben Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur. Unsere Mitglieder engagieren sich bewusst in Deutschland für ein besseres Zusammenleben, für Verständnis, in sozialen und gesellschaftlichen Belangen.

Wir sind empört, dass es in der Nacht des 20.9.2010 in Sachsenheim zu einem ausländerfeindlichen Überfall auf Mitglieder unseres Vereins und andere junge Menschen verschiedener Nationalität unter Rufen wie „Geht doch in Euer Land zurück!“ gekommen ist. Beide Mitglieder unseres Vereins, die dort überfallen wurden, sind deutsche Staatsbürger. Ihr Zuhause ist hier und deshalb arbeiten sie auch hier für ein besseres Zusammenleben.

Empört sind wir auch darüber, dass die Polizei die Opfer wie Täter behandelt. Wir fordern eine schonungslose und faire Aufklärung des ausländerfeindlichen Überfalls. Wir fordern alle auf, diesen Fall bekannt zu machen, Solidarität zu üben und sich für ein friedliches Zusammenleben einzusetzen. Wir rufen auch alle dazu auf, die in Sachsenheim und Umgebung selbst Opfer rechtsorientierter Übergriffe geworden sind oder von weiteren rechtsorientierten Übergriffen in dieser Gegend berichten können mit uns in Kontakt zu treten.

Es folgt ein Bericht eines der Betroffenen über die Ereignisse in Sachsenheim in der Nacht vom 19. September auf den 20. September 2010:

Bericht von Emin N.: (Der Name wurde aus Sorge um die Sicherheit des Betreffenden verändert)

Am Samstag, dem 19.9.2010, ging ich mit Freunden verschiedener Nationalität zum Weinfest in Sachsenheim. Gegen Mitternacht, als ich gerade mein Glas Wein auf einem Tisch abstellte, kam eine Gruppe vorbei und eine der Personen ergriff provokativ mein Glas und ging damit weg. Als ich folgte und mein Glas zurückholte, wurde ich als „Scheißtürke“, „Scheißpack“ und „Scheißausländer“ beschimpft. Ebenso wurde ich angeschrien: „Geh doch zurück in Dein Land!“ Es kam zu einer kleinen Rangelei, die ich beendete, indem ich mit einem Freund weg ging und diese Personen stehen ließ.

Nachdem sich die Lage beruhigt hatte, trat ich mit 2 Freunden den Heimweg an. Ungefähr 150 m vom Fest entfernt an der Aral-Tankstelle in Sachsenheim sahen wir eine Gruppe von mehr als 10 Personen. Leider entdeckten wir zu spät, dass darunter auch die Personen waren, die uns bereits zuvor auf dem Fest verbal angegriffen und beleidigt hatten. Offensichtlich hatten diese inzwischen Verstärkung herbei geholt und einen Überfall geplant. Auch diesmal wurden wir beleidigt und einer meiner Begleiter erhielt plötzlich einen Schlag. Dann fiel die ganze Gruppe über uns her und wir waren gezwungen uns zu wehren. Ich erhielt einen Schlag auf den Kiefer, wobei ich einen Schneidezahn verlor, zwei untere Zähne abbrachen, ich Platzwunden an oberer und unterer Lippe erlitt, mir eine Schnittwunde in der rechten Hand zuzog und bewusstlos zu Boden ging. Als ich wieder zu Bewusstsein kam, war der Angriff in vollem Gang und ich hörte Rufe: „Jetzt machen wir den hin.“ Ich kam wieder auf die Füße und floh mit meinen Freunden. Während unserer Flucht sahen wir, dass drei glatzköpfige Skinheads zu der Gruppe stießen, um sie bei ihrem Angriff auf uns zu unterstützen.

Zuhause erst bemerkte ich, dass ich blutüberströmt war. Ich ließ mich daraufhin im Krankenhaus in Ludwigsburg behandeln und begab mich anschließend zur Polizeistation in Vaihingen/ Enz, um Anzeige zu erstatten. Dort wurde mir eröffnet, dass bereits Anzeigen gegen mich vorliegen. Auf der Polizeistation in Sachsenheim am Donnerstag bei meiner Aussage zu der Anzeige, wurde mir erklärt, dass man mir nicht glaube. Wie ich mit zwei Freunden eine Gruppe von mehr als zehn Personen angegriffen haben soll, darauf wollte der bearbeitende Polizist jedoch nicht eingehen.

Da die Täter sowohl meine Anschrift als auch meinen Arbeitsplatz kennen, bin ich seither nicht sicher, ob ich nicht wieder angegriffen werde.

Wir fordern alle auf, diesen Fall bekannt zu machen, Solidarität zu üben und sich für ein friedliches Zusammenleben einzusetzen. Wir rufen dringend alle dazu auf, die in Sachsenheim und Umgebung selbst Opfer rechtsorientierter Übergriffe geworden sind oder von weiteren rechtsorientierten Übergriffen in dieser Gegend berichten können mit uns in Kontakt zu treten.

Freundschafts- und Solidaritätsverein Stuttgart e.V.
Helfergasse 5, 70372 Stuttgart
Tel.: 0711/870 18 49 oder 07331 210 270
E-Mail: dost-der@gmx.de
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