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Aufruf: Streetparade und Rock gegen Rechts am 02.10.2010

Rock gegen Rechts!

Im Landkreis Ludwigsburg gibt es zunehmend Aktivitäten von organisierten und unorganisierten Neo-Nazis. Beispielhaft stehen dafür ein Angriff von Rechtsradikalen auf einen Migranten am letztjährigen Marktplatzfest, die verstärkten Aktivitäten der Anti-Antifa mit ihrem Aufruf zur Gewalt gegen linke Gruppen und Andersdenkende, sowie der Versuch mittels rechter Aufkleber, Plakaten und Schmierereien ihre menschenverachtende Gesinnung in der Stadt zu verbreiten. Dabei fühlen sich die aktiven Teile der rechten Szene mitunter durch die Wahlergebnisse der Bundestagswahl 2009 (2% wählten NPD, REP und DVU) bestärkt.

Vor allem in Krisenzeiten versuchen Neo-Nazis die zunehmende Verschlechterung der Lebensbedingungen breiter Teile der Bevölkerung mit unsozialen, rassistischen und völkischen Erklärungsansätzen und Forderungen zu beantworten. So zielen sie darauf ab, eine möglichst breite gesellschaftliche Verankerung zu erlangen.

Gerade jetzt wird es also immer wichtiger, die Gefahr von Rechts ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken und gegen Intoleranz und braunes Gedankengut aufzustehen.

Schon seit Langem findet dazu im Landkreis Ludwigsburg jährlich das gut bekannte Rock gegen Rechts und die dazugehörige bunte antifaschistische Demonstration statt. Mitte der 80er Jahre entstanden, war bisher Bietigheim der Austragungsort der Veranstaltung, bei welcher mehrere hundert Menschen jährlich ein Zeichen gegen Rechts gesetzt haben. Diese Kontinuität im Bereich antifaschistischer Kultur soll nun weiter fortgesetzt werden. Daher findet in Anlehnung an die Tradition des Bietigheimer Rock gegen Rechts Anfang Oktober diesen Jahres in Ludwigsburg eine Demonstration mit anschließendem Konzert im Rahmen von antifaschistischen Aktionswochen statt.

Kommt am 2. Oktober nach Ludwigsburg, um mit der antifaschistischen Demonstration und dem Rock gegen Rechts gemeinsam ein klares Zeichen gegen Nazis zu setzen!


Via: Rock gegen Rechts Ludwigsburg

Stuttgarter Antifaschisten in Untersuchungshaft

Seit dem 25. Juli sitzen zwei Stuttgarter Antifaschisten in Stuttgart-Stammheim in Untersuchungshaft. Sie sollen nach einer Auseinandersetzung mit einem Faschisten in räumlicher Nähe von der Polizei aufgegriffen worden sein und wurden anschließend unmittelbar in Untersuchungshaft genommen. Dem beteiligten Faschisten wurde im Laufe derAuseinandersetzung angeblich versucht, seine Gürteltasche zu entreißen, er trug jedoch keine schlimmeren Verletzungen davon.

Mit der unverhältnismäßig restriktiven Reaktion der Polizei auf diese kleine Handgreiflichkeit, wird einmal mehr deutlich wie viel den staatlichen Vollzugsstellen an der Kriminalisierung und Einschüchterung linker und antifaschistischer AktivistInnen liegt.

Bereits im Oktober letzten Jahres hielt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft einen Stuttgarter Antifaschisten und Vater einer 4 Monate alten Tochter einen Monat lang ohne jegliche Beweise in Untersuchungshaft, nur um ihn anschließend wieder gehen zu lassen. Im April diesen Jahres endete der skandalöse Indizienprozess gegen sieben Stuttgarter Antifaschisten, denen -“ ebenfalls ohne stichhaltige Beweise -“ die Beteiligung an einerAuseinandersetzung mit fünf NPD-Nazis zulasten gelegt wird, mi tBewährungsstrafen für alle Angeklagten.
In Anbetracht des bisherigen Vorgehens der Stuttgarter Staatsanwaltschaft gegen Antifaschisten muss wieder einmal festgestellt werden, dass das lange politische Engagement der beiden Aktivisten ausschlaggebend für ihre jetzige Haft ist. Während die Staatsanwaltschaft nun an möglichst abenteuerlichen Anklageschriften arbeitet, werden wir alles daran setzen, unsere Freunde und Genossen hinter Gittern zu unterstützen und den politischen Charakter ihrer Haft herauszustellen.

Solidarität mit den inhaftierten Antifas!
Freiheit für alle politischenGefangenen!


Quelle: Pressemitteilung des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Stuttgart und Region



Kein Büro von Rassist_innen in Berlin oder sonst irgendwo!

Mit der Parole „Kein Fußbreit den Rassist_innen! Weder in Berlin noch sonst irgendwo!“ waren die erfolgreichen Proteste gegen den Bundesparteitag der selbsternannten -šBürgerbewegung Pro Deutschland-˜ überschrieben. Unter derselben Prämisse ruft nun das Bündnis gemeinsam mit der Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf Dagmar Pohle gegen die für kommenden Donnerstag angekündigte Eröffnung des „Hauptstadtbüros“ von -šPro Deutschland-˜ vor dem Eingang Allee der Kosmonauten 28/ 28a auf.

Das Berliner Bündnis gegen -šPro Deutschland-˜ erklärt dazu:
Auch wenn sich jetzt der vollmundig angekündigte Umzug von -šPro Deutschland-˜ nach Berlin und die Suche nach einem repräsentativen Objekt mit ca. 400 m² Fläche in zentraler Lage als Flopp herausgestellt hat, werden wir Rassist_innen entgegentreten, egal wo sie sich in Berlin verkriechen. Begnügen muss sich Pro Deutschland derzeit mit 3 kleinen Räumen, insgesamt ca. 70 m² Fläche in der Nähe des S-Bahnhofes Springpfuhl im Gewerbe- und Industriegebiet an der Allee der Kosmonauten 28. Dieses gehört der Bau- und Bauland GmbH, für die die DIBAG Industriebau AG mit Sitz in München als Vermittlerin agiert. Ob die Wahl dieses Objekt mit der fehlenden finanziellen Unterstützung von Patrick Brinkmann zusammenhängt oder Ergebnis der Proteste gegen deren Bundesparteitag vom 17. Juli ist, bleibt offen. Möglich erscheint beides. Nach bestätigten Informationen ist die Anmietung der Räume schon vor Wochen von Manfred Rouhs, Bundesvorsitzendem von -šPro Deutschland-˜, privat erfolgt. Über eine Untervermietung an -šPro Deutschland-˜ soll jetzt die Eröffnung eines Büros erfolgen. Diese Vorgehensweise zur Verschleierung des wirklichen Mieters ist nicht neu. Ob hierbei eine arglistige Täuschung vorliegt, prüfen derzeit die Jurist_innen der DIBAG Industriebau AG, die nach Aussagen aus der Zweigstelle Berlin auch eine Kündigung des Mietvertrages erwägen.
Komplette Presseerklärung [pdf]


Das Berliner Bündnis gegen Rassist_innen und sogenannte Rechtspopulist_innen wird das Ergebnis dieser Prüfung nicht abwarten und ruft zu Protesten vor dem Eingang der Allee der Kosmonauten 28 [Stadtplan] am 19. August ab 09.00 Uhr auf.

Neben dem Protestaufruf für den 19. August ruft das Bündnis auch zu einem entschiedenen Protest gegen den geplanten Besuch des niederländischen „Rechtspopulisten“ Geert Wilders auf Einladung von -šPax Europa-˜ und -šPolitically Incorrect-˜ in Berlin am 02. Oktober auf. Das erste Vorbereitungstreffen des Bündnisses für diese Proteste wird am 30. August 2010 um 18.30 Uhr im Cafe Interkulturell, Geßlerstraße 11 in Schöneberg stattfinden.

Initiative „Kein Nazizentrum in Weiler und auch nicht sonst wo“ gegründet!

Mahnwache in Weiler © Roland Hägele
Am vergangenen Mittwoch, 11.08.2010, fand in der Schorndorfer Manufaktur das erste Bündnistreffen zur Diskussion und Planung der Kampagne gegen die "Linde" in Weiler und die organisierte Naziszene in der Region statt. Hierzu aufgerufen hatten „Weiler schaut hin! e.V.“ und die „Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart“. Dabei wurde die Initiative unter dem Arbeitstitel „Kein Nazizentrum in Weiler und auch nicht sonst wo“ gegründet. Man will gemeinsam mit allen demokratischen, antifaschistischen Organisation und Einzelpersonen aus der Region im Laufe des Jahres deutliche Zeichen für ein Zusammenleben ohne Rassismus und Nazihetze setzen und gemeinsam öffentlichen Druck gegen das NPD-Haus „Linde“ in Weiler aufbauen. Die Teilnehmer waren der Meinung, dass es höchste Zeit wäre, gegen die NPD-Präsenz im Rems-Murr Kreis etwas entgegenzusetzen und erste Schritte, hin zu einer langfristig angelegten, gemeinsamen antifaschistischen Arbeit in der Region zu gehen. Im Herbst sollen verschiedene Aktion, wie z.B. eine Demonstration und eine größere Kulturveranstaltung, durchgeführt werden.

Das nächste Treffen der Initiative findet am Mittwoch, 25.08.2010, 19 Uhr, in der Manufaktur (Hammerschlag 8, 73614 Schorndorf) statt, bei dem alle antifaschistischen Menschen willkommen sind.

Quelle: Pressemitteilung

Gerda Taro - eine Stuttgarterin im Spanischen Bürgerkrieg. Teil 3

Republikanische Milizionärin bei Schießübungen. Foto: Gerda Taro 1936, Quelle: WikiMedia
Vor hundert Jahren, am 1.August 1910, wurde Gerda Taro in Stuttgart geboren. Der nachfolgende Teil 2 der historisch-fiktiven Reportage zeichnet wichtige Stationen ihres Lebenswegs nach unter Verwendung von Motiven aus den Arbeiten von Irme Schaber, Gustav Regler, Juan Eduardo Zuniga, George Orwell, Friedrich Schlotterbeck, Gabriel Garcia Narezo und anderen. Teil 1 erschien am 5. August, darin wurde ihr Lebensweg von ihrer Geburt am 1. August 1910 in Stuttgart bis zum 5. August 1936, ihrer gemeinsamen Ankunft mit Robert Capa in Barcelona behandelt. Teil 2 erschien am 7. August. Darin wurde ihr Lebensweg beginnend mit ihrer und Robert Capa's Ankunft in Barcelona dargestellt.

4. Station: Madrid, März 1939

Miguel verbrennt alle Schriftstücke, die „gefährlich“ werden könnten, wenn die Franco -“ Faschisten sie bei ihm fänden: politische Ausweise, Passierscheine, Kontrollblätter, lauter Papiere, die zu Asche werden, in der ein Zeitabschnitt endet. Die Verteidigung von Madrid ist zusammengebrochen, der Einmarsch der Franco -“ Truppen nur noch eine Frage vo wenigen Tagen, vielleicht nur Stunden.

In seiner Brieftasche findet er ein Photo, er erinnert sich nicht, wer es ihm gegeben hatte, es ist im Kleinformat 6x9 mit abgestoßenen Rändern doch die Frau ist gut zu erkennen. Er erinnert sich an die Gruppe von Ausländern, die in der Eingangshalle des Hotels Florida versammelt waren, an die Frau, die sich aus der Gruppe an ihn wandte und um einen Bleistift bat und dabei die Hand ausstreckte, als wäre sie sich sicher, dass er ihn ihr geben würde, und als sie ihn nahm, nickte sie zum Dank mit dem Kopf. Sie war blond und trug das Haar kurz.

Er erinnert sich, dass sie eine Kamera dabei hatte. Einmal sah er, wie sie diese aus dem Lederfutteral zog, den Deckel öffnete, eine Filmrolle einlegte und den Auslöser betätigte, während sie mit der Hand das Objektiv abdeckte, und das alles ganz schnell. Er sah die schlanken Finger, die sich mit der Geschicklichkeit bewegten, die er tausendmal an Händen von Frauen beobachtet hatte, die nähten; bei den Frauen war das Nähen Tradition, etwas vom Laden und Benutzen eines Fotoapparats sehr Verschiedenes. Er erinnert sich an die Diskussion mit einem Journalisten von Ahora, der in unsicherem Französisch behauptete, dass die Fotografie als Dokument etwas Ärmliches sei, da sie nur einen Augenblick einer unermesslichen Wirklichkeit wiedergebe, die sich immerzu verändere.

Mit energischem Tonfall widersprach sie, dass das Fotografieren nicht ein rein mechanischer Akt sei; es brauche ein ausgebildetes Bewusstsein, um das auszuwählen, was man einfangen müsse, und dass das Geschehene nach Jahren des Vergessens nur noch eine unscharfe Erinnerung sei, aber eines Tages diese Fotografien dazu dienen müssten, die Rohheit und die Grausamkeit dieser blutigen Jahre zu verurteilen.

Diese unerwarteten Erinnerungen waren so klar, dass Miguel einige Minuten inne hielt und in der Konzentration auf jene Szenen zu Boden blickte. Ja, sie hieß Gerda, ihr Name war Gerda Taro.
Wie aus einem Traum erwachend, wendet sich Miguel an einen seiner Kameraden: „Hör mal, erinnerst du dich an eine ausländische  Fotografin, die in den Kampfzonen war?“
„Eine Frau, eine Fotografin?“
„Sie war an verschiedenen Frontabschnitten, glaube ich.
„An den Fronten? Ja, eine Gerda, die Deutsche war, ich glaube, sie war in Brunete, und dort wurde sie getötet.“
„Sie wurde getötet?“
„Ja, während eines Luftangriffs der Legion Condor, wenn es die ist, die du meinst.“
„Sie ist während der Offensive bei Brunete gestorben?“

Er wandte den Blick ab und ließ ihn umherschweifen, als suche er etwas, um seine Müdigkeit und seine Überraschung über die vernommene Nachricht zu lindern, aber um ihn war nur feuchte Kälte.

Und Miguel begann seinen Weg durch die Ruinen von Madrid.

Epilog

Aber Miguels Weg und der seiner Kameraden führt immer weiter:

Paris, 24. August 1944
Guadalajara, Brunete, Madrid, Teruel, Ebro, Guernica, Santander, Belchite - so lauten die Aufschriften auf den Seitenwänden der gepanzerten Kettenfahrzeuge, die als erste nach Paris eindringen, um die Stadt zu befreien. Es sind die Namen der großen Schlachten des spanischen Bürgerkriegs. Amado Granell, Bamba, Martin Bernal, Fabregas, Montoyo, Moreno heißen die Männer, die in diesen Fahrzeugen sitzen - es sind Spanienkämpfer, jetzt Angehörige der neunten Kompanie der zweiten französischen Panzerdivision, der "Nueve", der spanischen Kompanie.

Nimes, 24. August 1944

An der Spitze der Parade aus Anlass der Befreiung Nimes marschieren deutsche und österreichische Antifaschisten, ehemals Kämpfer der Internationalen Brigaden in Spanien, heute Mitglieder der Brigaden "Montaigne" und "Bir-Hakeim" der französischen Partisanenbewegung, dem Maquis.
Otto Kühne ist ihr Kommandant. Von Mai 1937 bis August 1938 kämpfte er in Spanien in den Reihen der XI. Internationalen Brigade als Brigadekommisar. Seit 1943 helfen die ehemaligen Spanienkämpfer bei der Ausbildung von Sabotagetrupps der französischen Widerstandsbewegung. 1944 sind bis zu 200 000 Widerstandskämpfer im Rücken der deutschen Wehrmacht aktiv, Otto Kühne kommandiert eine Gruppe von 2700 Kämpfern. Um ihren Mut zu würdigen, marschieren sie an der Spitze der Parade. Otto Kühne wird erster Stadtkommandant von Nimes.

Mailand, 24.April 1945
Seit dem frühen Morgen führt Giovanni Pesce seine Gruppo d`azione patriottica (Patriotische Aktionsgruppe) zum Kampf gegen die faschistischen Besatzer. Giovannis Familie emigrierte vor Jahren nach Frankreich, er arbeitete schon als Junge im Bergwerk. Als er gerade 17 Jahre alt war,brach der spanische Bürgerkrieg aus. Er wechselte über die Grenze und schloss sich den Internationalen Brigaden an. In der Garibaldi-Brigade kämpfte er drei Jahre auf der Seite der Republik. 1940 kehrte er nach Italien zurück.

Nach den Aktionen der GAP-Einheiten beginnt am 25.April der Generalstreik in Mailand, in den folgenden Tagen kommen in Lastwagen die Partisanen aus den Bergen. Als die amerikanischen Truppen am 29.4. die Stadt erreichen, ist Mailand schon in den Händen der Partisanen.

Athen, 30. / 31. Mai 1941
In der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1941 klettern Manolis Glezos und Apostopolos Santas, zwei Studenten, auf die Akropolis und reißen die Hakenkreuzfahne herunter. Diese Aktion wird zum Symbol der griechischen Verweigerung  der Unterwerfung. Im September 1941 wird die Nationale Befreiungsfront EAM gegründet und deren bewaffneter Arm ELAS. 1942 meldet die Wehrmacht, die ELAS habe an der einzigen Eisenbahnverbindung von Thessaloniki nach Athen 170 Sprengungen vorgenommen. Über diese Verbindung läuft 80 Prozent des Nachschubs für das Afrikakorps Erwin Rommels.

Ende 1942 kündigt die Besatzungsmacht die Zwangsverpflichtung zum Arbeitsdienst in Deutschland an. Von 24. Februar bis 5. März 1943 beteiligen sich zehntausende an Streiks und Demonstrationen und die Besatzer werden gezwungen die Zwangsverpflichtung rückgängig zu machen - ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der deutschen Besatzung während des 2. Weltkriegs. Am 12. Juni 1943 streiken in Athen die Straßenbahnfahrer. Der Streik wird von den Faschisten niedergeschlagen und 50 Straßenbahner zum Tode verurteilt. Darauf tritt am 25. Juni ganz Athen in den Generalstreik, die Straßenbahner werden nicht hingerichtet. Ende 1944 ist die ELAS  eine der kampfstärksten Partisanenarmeen des 2. Weltkriegs. Unter ihnen griechische Spanienkämpfer aus der 15. Internationalen Brigade, dem Dimitrov-Bataillon.

Am 2. November 1944 befreit die ELAS Griechenland.

22. Juni 1941
Im Wald von Brezovica in der Nähe der kroatischen Stadt Sisak wird die erste Partisaneneinheit Jugoslawiens gegründet. Innerhalb weniger Jahre entsteht daraus die jugoslawische Volksbefreiungsarmee mit 400 000 aktiven Partisanen. Befehligt werden  die vier Abteilungen dieser Armee von Spanienkämpfern. Ihr Oberkommandierender ist Josip Broz - bekannt als Tito - Organisator der "Geheimen Eisenbahn", durch die osteuropäische Freiwillige für die Internationalen Brigaden von Paris aus illegal nach Spanien geschleust wurden und zeitweilig Kommandeur des Dimitrov-Bataillons der 15. Internationalen Brigade.
Am 20. Oktober 1944 befreien die Partisanen, zusammen mit der Roten Armee, Belgrad. 

Miguel und seine Kameraden hatten nie aufgehört zu kämpfen, sie brachten ihre politischen und militärischen Erfahrungen aus Spanien in die Widerstandsbewegungen der jeweiligen Länder ein und trugen so dazu bei, dass letztlich der Faschismus in Europa zerschlagen werden konnte.

Über 40 Teilnehmer bei der Infoveranstaltung von "Weiler schaut hin! e.V." zum Nazizentrum

Mahnwache in Weiler © Roland Hägele
Am vergangenen Mittwoch, 28.07.2010, fand im Vereinsheim des TV Weiler eine Infoveranstaltung von Weiler schaut hin! e.V. unter dem Motto „Kein Nazizentrum in Weiler! Was will die NPD?“ statt, bei der über 40 Menschen teilnahmen.

Nach der Begrüßung und einem kurzen Vortrag über die Entstehungsgeschichte und die Arbeit des Vereins durch einen Sprecher von Weiler schaut hin! e.V. referierte Jochen Dürr -“ Landessprecher der VVN-BdA - Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, über die aktuelle Situation im Großraum Stuttgart. Er berichtete über die personelle Aufstellung und die Ziele von NPD-Funktionären und legte Zusammenhänge zu rechtextremistischen Terrorstrukturen dar.

Es folgte eine Ansprache eines Sprechers der „Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart“, in der über die Zusammenarbeit mit „Weiler schaut hin!“ und über die NPD in Baden-Württemberg berichtet wurde.

Im Anschluss daran kam es zu einer lebhaften Diskussion, die mit dem Ergebnis endete, dass man gemeinsam mit allen demokratischen, antifaschistischen Organisation und Einzelpersonen aus der Region im Laufe des Jahres deutliche Zeichen für ein Zusammenleben ohne Rassismus und Nazihetze setzen und gemeinsam öffentlichen Druck gegen das NPD-Haus „Linde“ in Weiler aufbauen will. Man war der Meinung, dass es fast drei Jahre nach der letzten größeren antifaschistischen Demonstration in Weiler höchste Zeit wäre, erneut ein klares und deutliches Zeichen gegen die NPD-Präsenz im Rems-Murr Kreis zu setzen und erste Schritte, hin zu einer langfristig angelegten, gemeinsamen antifaschistischen Arbeit in der Region zu gehen.

Hierzu wird ein erstes Bündnistreffen zur Diskussion und Planung der Kampagne gegen die "Linde" in Weiler und die organisierte Naziszene in der Region stattfinden, bei der alle antifaschistischen Menschen willkommen sind. Bei diesem Treffen sollen weitere Aktionsschwerpunkte für den Herbst dieses Jahres geplant werden.

Erstes Bündnistreffen am
Mittwoch 11. August, 2010, 19:00 Uhr,
Club Manufaktur e.V. - www.club-manufaktur.de
Hammerschlag 8 , 73614 Schorndorf

Gerda Taro - eine Stuttgarterin im Spanischen Bürgerkrieg. Teil 1

Gerda Taro im Juli 1937. Foto: Wikimedia
Vor hundert Jahren, am 1.August 1910, wurde Gerda Taro in Stuttgart geboren. Die nachfolgende historisch-fiktive Reportage zeichnet wichtige Stationen ihres Lebenswegs nach unter Verwendung von Motiven aus den Arbeiten von Irme Schaber, Gustav Regler, Juan Eduardo Zuniga, George Orwell, Friedrich Schlotterbeck, Gabriel Garcia Narezo und anderen.

Gerda Taro: Die Stuttgarter Jahre

Eintrag auf dem Stuttgarter Standesamt vom 5. August 1910, vorgenommen durch die Hebamme Maria Bucher:

"Am 1.August 1910 wurde nachmittags um zwölfeinhalb Uhr ein Mädchen geboren. Das Kind hat seinen Namen noch nicht erhalten."


Vier Wochen später:

"Gerta soll sie heißen."


Gerta Pohorylle, Kind des jüdischen Kaufmanns Heinrich Pohorylle und seiner Frau Gisela, beide aus Galizien, wird in unruhigen Zeiten geboren. An ihrem vierten Geburtstag, am 1. August 1914 beginnt der erste Weltkrieg. Die Familie lebt im Hinterhaus Alexanderstr. 170 a, der Vater betreibt eine Eierhandlung am Marienplatz. 1917 wird Gerta in die Königin-Charlotte Realschule, die erste städtische höhere Mädchenschule, eingeschult. Sie macht erste Erfahrungen mit Antisemitismus, spaltet ihr familiäres Leben ab vom öffentlichen. Gerda ist eine gute Schülerin. Aber wenn sie zu spät zum Unterricht erscheint, präsentiert sie den Lehrern selbstgefertigte Entschuldigungsschreiben - mit gefälschter Unterschrift und der doppeldeutigen Formulierung "Meine Tochter Gerda leidet unter Schwindel".

Nach einem einjährigen Aufenthalt in einem Schweizer Mädchenpensionat besucht sie ab 1928 die höhere Handelsschule in der Rotebühlstr. Gerda geniesst die sogenannten "Goldenen Zwanziger Jahre". Sie spielt Tennis auf der Waldau, geht zu den Spielen der Stuttgarter Kickers, tanzt im Excelsior, einer Tanzbar im Friedrichsbau, und im Kunstgebäude. Kleider,Schmuck, Kosmetik, Tanzen und Schallplatten sind ihre Leidenschaft.

Mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise nehmen die "Goldenen Zwanziger" ein jähes Ende: Millionen werden arbeitslos, Massenelend breitet sich aus.

Fikive Begegnung in Leipzig. Gerda Taro trifft Friedrich Schlotterbeck.

Anfang August 1929 zieht die Familie nach Leipzig. Gerda bekommt Kontakt zu sozialistischen und kommunistischen Kreisen. Einer ihrer vielen Verehrer - Georg Kuritzkes - beeinflusst sie nachhaltig. Gerda, die sich nie für Politik interessiert hatte, wird ein politischer Mensch. Die immer härter werdenden Auseinandersetzungen - Streiks, Erwerbslosendemonstrationen, die von der Polizei auseinander geknüppelt werden und das Erstarken der Nazis - bilden dafür den Nährboden.

Georg Kuritzkes ist Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands Deutschlands - kurz KJVD. Dieser veranstaltet an Ostern 1930 seinen Reichsjugendtag in Leipzig.

Für den Abend nach der großen Abschlusskundgebung auf dem Augustusplatz vor dem neuen Theater haben sich Georg und Gerda in einer Arbeiterkneipe im Leipziger Norden mit Friedrich Schlotterbeck verabredet. Schlotterbeck, mit Jahrgang 1909 nur wenig älter als Gerda, kommt aus ihrer Heimatstadt Stuttgart. Dort ist er Sekretär des KJVD Württemberg.

Gerda, die an der Kundgebung nicht teilgenommen hat, bestürmt ihn mit Fragen:
" Frieder, was war los auf dem Augustusplatz? Stimmt es, dass die Polizei geschossen hat ?"
Schlotterbeck:
"Ja, no paß amol uff, die Sach war so: Thälmann sprach. An den Masten vor dem Theater glitten rote Fahnen hoch. Grund für die Polizei, aus dem Grimmaischen Steinweg auf den großen Platz zu stürmen. Dort stand die illegale Jungfront. Zwei Polizeioffiziere entsicherten die Pistolen. Schüsse peitschten  über den Platz. Thälmann horchte auf, sprach weiter, beschwörend, die unruhig gewordenen Jugendlichen festhaltend. Am Grimmaischen Steinweg lagen Tote und Verwundete. Anschließend demonstrierten wir durch unbekannte Straßen. Die Polizei umlauerte uns,stürzte sich prügelnd und tretend in unsere Schlussreihen. Auf dem Bürgersteig lag ein umgestürzter Kübelwagen."

Die Toten waren die Berliner Jungarbeiter Otto Dyba und Gustav Zahnke. Zahnke wurde trotz seiner schweren Schussverletzung zunächst ins Leipziger Polizeipräsidium verfrachtet und erst später in ein Krankenhaus, dort erlag er am 25. April 1930 seinen Verletzungen.

Während sich Georg und Gerda, aufgewühlt durch das Gehörte, auf dem Heimweg machen , besteigt Schlotterbeck mit seinen Jungkommunisten die LKWs, die sich auf den langen Rückweg nach Stuttgart machen. Unter geschickter Umgehung zahlreicher Polizeikontrollen erreichen sie schließlich den Stuttgarter Marktplatz, wo Schlotterbeck vor einer schon seit Stunden wartenden Menschenmenge über die Leipziger Ereignisse berichtet. Am anderen Morgen wird er auf der Straße verhaftet.

Drei Jahre später, am 19. März 1933, wird auch Gerda verhaftet.

Gerda im Widerstand


30. Januar 1933: Hitler wird Reichskanzler.
Als am 27. Februar der Reichstag brennt, wird das von den Nazis als Vorwand genutzt, um die antifaschistische Opposition mit einer riesigen Verhaftungs- und Repressionswelle zu überziehen.
Allein in Preußen werden innerhalb von zwei Wochen mehr als zehntausend Personen verhaftet.

Georg Kuritzkes erinnert sich:
"Unter dieser Angst begann eine neue Situation. In der Situation musste man politisch aktiv werden, zeigen, daß man da war. Und da ist der Sas, dieser Musiklehrer, mit ihr - sind überall in den Dörfern um Leipzig herum, auf dem Motorrad gefahren und haben geheim gedruckte Manifeste gegen die Nazis verteilt und an die Wände geklebt."

Der Widerstand in Sachsen entwickelt sich - nach Berlin - zum zweitgrößten in Deutschland. Die Leipziger Jugendlichen melden sich  mit couragierten und ideenreichen Aktionen zu Wort.
Unter ihnen sind auch Gerdas Brüder, Oskar und Karl: "Vom Dach des Kaufhauses, in dem sie arbeiteten, ließen sie Flugblätter auf die Straße wedeln. Das war im März 1933, die ganze Stadt sprach davon. Sofort verdächtigte  die Polizei die Pohorylle-Brüder, die konnten jedoch untertauchen", berichtet Georg Kuritzkes.

Bei der Hausdurchsuchung am Abend des 18. März verhaftet die SA deshalb an ihrer statt kurzer Hand Gerda. Sie spielt bei den Verhören die an Politik völlig uninteressierte, ahnungslose, charmante junge Dame. Daß Gerda aber nicht nur das "kleine, hübsche Ding" ist, beobachtet ihre Mitgefangene Herta H., als sie eines Nachts schreckliche Schreie aus der Männerabteilung hören:

"Wir sitzen im Dunkeln aufgerichtet auf unseren Matrazen, lautlos, ganz wach und mit klopfendem Herzen: Da unten prügelt die Gestapo unsere Kameraden.`Klingeln wir` sagte Gerta. An der Tür ist eine Klingel , die wir nicht benutzen dürfen. Sie klingt schrill durch das ganze Haus. Wir klingeln Sturm, bis sich Gepolter und Schimpfen unsrer Tür nähert."  Ihr Protest war im ganzen Haus zu hören.

Nach siebzehn Tagen Untersuchungshaft wird Gerda entlassen, sie hat niemanden belastet oder gefährdet.

Gerda im Exil.

Als Gerda im Spätherbst 1933 in der französischen Hauptstadt ankommt, ist Paris, neben der Cote d`Azur, bereits eines der kulturellen und politischen Zentren der deutschen Emigration. Für Gerda, die sich erst als Sekretärin,später mit wechselnden Gelegenheitsarbeiten mehr schlecht als recht durchschlägt, spielt sich ein wichtiger Teil ihres Lebens in den Pariser Cafes ab: Hier treffen sich die Emigranten, hier wird kommuniziert und diskutiert.

Im September 1934 lernt Gerda den ungarischen Fotografen Andre Friedmann kennen und wird bald darauf seine Schülerin in der Fotografie. Aus der Arbeitsbeziehung wird eine intensive Liebesbeziehung, die zwar im Lauf der Zeit durch andere Beziehungen von Gerda unterbrochen wird. Aber die Bindung zueinander bleibt immer bestehen. Für Friedmann ist Gerda die Liebe seines Lebens.

Ihre Arbeitstage sind lang und hart. Die Zeitungsredaktionen zahlen oft erst nach Wochen. Filme und Fotomaterial sind vorzufinanzieren. Irgendwann zu dieser Zeit nehmen die beiden andere Namen an: Aus Andre Friedmann wird so Robert Capa - und aus Gerta Pohorylle Gerda Taro.

Am 5. August 1936 kommen Gerda Taro und Robert Capa in Barcelona an.
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