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Rezension: "Analysen und Essays Extreme Rechte - Geschichtspolitik - Poststrukturalismus."

Buchcover
Alfred Schobert:

Analysen und Essays
Extreme Rechte - Geschichtspolitik - Poststrukturalismus


Der Band enthält 30 posthum veröffentlichte Texte, die zum selbständigen Denken - und Handeln - einladen.

Brecht bezeichnete jene Intellektuelle, die sich aus Pragmatismus an fetischisierten Sachzwängen orientierten und damit ihre politische Emanzipation aufgaben, als „Kopflanger“ der herrschenden Klasse. Bei der Betrachtung gegenwärtiger Debatten fällt auf, dass Brechts Beschreibung -“ nicht nur in Bezug auf Sloterdijk -“ aktuell ist. Mal abgesehen von der Frage, was Intellektuelle zu Intellektuellen macht, trifft sie jedoch nicht auf alle zu. Manche “Intellektuelle“ handeln wider vermeintlicher Wahrheiten, sprechen gewissermaßen gegen den Strich. Einer von ihnen war Alfred Schobert (1963-2006). Beim Unrast Verlag (Edition DISS) erschien kürzlich ein Sammelband von 30 ausgewählten Texten aus dem fulminanten Fundus von etwa 500 Veröffentlichungen Schoberts. Die Herausgeber Martin Dietzsch, Siegfried Jäger und Moshe Zuckermann wollten die Arbeiten zu den Themenbereichen Extreme Rechte, Geschichtspolitik und Poststrukturalismus einem breiteren Publikum zugänglich machen, „weil sie in Form und Inhalt mannigfache Denkanstöße für eine notwendige intellektuelle Debatte -“ nicht nur in Deutschland -“ zu geben versprechen“ (S. 5). Dies soll anhand einiger exemplarisch vorgestellter Analysen verdeutlicht werden, da -“ aus Platzgründen -“ leider nicht auf alle Arbeiten en détail eingegangen werden kann.

Schobert beschäftigt sich nicht nur mit der hiesigen extremen Rechten, sondern auch intensiv mit der in Frankreich. Im vorliegenden Buch finden sich mehrere Arbeiten, die sich mit der Nouvelle Droite um deren „Weltanschauungsbastler“ und „Interdiskursproduzenten“ Alain de Benoist befassen. Nicht nur bei diesen Analysen stehen immer die Texte -“ oder genauer: Diskursfragmente -“ der Untersuchten selbst im Mittelpunkt. Dabei richtet sich der kritische Blick stets über die vermeintlich klar abgesteckten Grenzen hinaus, wenn zum Beispiel die Allianzen zwischen rechten und angeblich linken Globalisierungsgegner_innen genauer beleuchtet werden. „Der Schlaf der Vernunft zeugt Ungeheuer“, wenn nicht notwendige theoretisch-analytische Unterscheidungen gezeigt werden (vgl. S. 57). Hier knüpft auch der Artikel „Nothing to worry about?“ an. Ein -“ nicht autorisiertes -“ Interview der National-Zeitung mit Noam Chomsky wird zum Anlass genommen, um der Frage auf den Grund zu gehen, was Chomsky so attraktiv für die extreme Rechte macht. Zum einen sei Chomskys Engagement gegen den US-„Imperialismus“ und Israels „Klientelpolitik“ anschlussfähig, zum anderen falle Chomsky immer wieder durch umstrittene Solidaritätsbekunden auf - so zum Beispiel für den Holocaust-Leugner Robert Faurisson (vgl. S. 116).

Dass es sich lohnt, losgetretene Debatten genauer nach der Entstehung -“ und dem Nichtgesagten -“ zu untersuchen, zeigt der Artikel „In der Mühle der binären Reduktion“. Die gezielten Missdeutungen einer Rede der indischen Aktivistin und Publizistin Arundhati Roy bei Mumbai Resistance 2004 werden nachgezeichnet, in der sie angeblich zum bewaffneten Widerstand im Irak gegen die USA aufgerufen haben soll. Es fällt auf, wie bürgerliche und sich als links definierende Medien zunächst voneinander abschreiben -“ und später, trotz besseren Wissens, deutliche Klarstellungen Roys ignorieren. Die scharfe Kritik des Autors richtet sich dabei nicht nur gegen Teile der Jungle World, sondern auch gegen Autoren der Jungen Welt. Da sowohl die Positionen der Befürworter_innen von Aktionen wie 10 Euro für den Widerstand im Irak, als auch linker Bellizismus abzulehnen sei, mahnt Schobert, sich dieser „idiotischen Alternativen“ zu entziehen (vgl. S. 102).

Einen aktuellen Bezug weist die Arbeit über Finkelsteins Holocaust-Industrie auf. Nach der kurzen aber präzisen Vorstellung der Thesen Finkelsteins kritisiert Schobert dessen dürftige Argumentation, die hinter Jahrzehnte währende Debatten zurückfalle. Das wird an der präzisen Rekapitulation der Diskussionen um die TV-Serie „Holocaust“ und Paul Celans Gedicht „Todesfuge“ verdeutlicht. Erst gegen Ende der Arbeit wird sich wieder dem „Titelthema“ Finkelstein gewidmet. Die Genealogie des Begriffs „Holocaust-Industrie“ zeigt, dass Finkelstein den Begriff offenbar von Holocaust-Leugner David Irving übernommen hat, der bereits im 1990 von einer gigantischen „Holocaust-Industrie“ fabuliert haben soll, spätestens aber 1993 in der Nazi-Fernseh-Show „Race and Reason“ davon sprach. Nicht nur deshalb sei Finkelstein -“ laut Schobert -“ „ein Koschermacher der neonazistischen Propagandaformel -šHolocaust-Industrie-˜“ (S. 260).

Ein weiterer Schwerpunkt in den Arbeiten Schoberts besteht im Aufdecken von Normalisierungsversuchen. Normalisierungen in dem Sinne, dass versucht werde, Deutschland nach der Vereinigung wieder als „ganz normale“ Nation darzustellen -“ die nun die Geschichte endlich ruhen lassen sollte, und sich nach der Wende wieder auf ihre Stärke rückbesinnen sollte. So etwa Martin Walser mit seiner „Friedenspreis-Rede“ 1998 . Diese wird von Schobert geschickt in den Kontext des Gesamtwerks Walsers gestellt, womit verdeutlicht wird, dass die umstrittene Rede Walsers nicht etwa ein Ausrutscher oder gar die Folge eines „Altersrechtsrucks“ war, sondern unmittelbar an frühere Aussagen anknüpft.

Schoberts Ausführungen zur Normalismus-Theorie von Jürgen Link bildet einen von drei Schwerpunkten des letzten Kapitels zu Poststrukturalismus. Die kritischen Auseinandersetzungen mit Link, Foucault und zur Rezeption der Schriften von Derrida eignen sich als Einführungen in wissenschaftliche Debatten. Insbesondere die Arbeiten zum Politischen bei Derrida sind hier besonders hervorzuheben. Gerade weil sich Derrida eiliger Positionierungen entziehe und lieber problematisiere, sei eine Auseinandersetzung mit dessen Werk sehr ergiebig. Statt dem Registrieren klarer politischer Frontverläufe suchten Derridas Lektüren auch nach dem, „was die Kontrahenten an problematischen Gemeinsamkeiten aufweisen, wo und wie sich Positionen austauschen und verkehren usw.“ (S. 377)

„Analysen und Essays“ regt zum Denken und -“ vor allem -“ Intervenieren an. Schobert selbst, der von den Herausgebern als „eingreifender Intellektueller im besten Sinne des Wortes“ gelobt wird (S. 5), war jahrelang wissenschaftlicher Mitarbeiter im Duisburger Insitut für Sprach- und Sozialforschung (DISS), darüber hinaus aber immer auch in anderen Gruppen und Gebieten aktiv. Nie orientierte er sich nur an wissenschaftlichem Fachpublikum.

Verdeutlicht werden die Verbindungen von [poststrukturalistischer] Theorie und [politischer] Praxis. Es werden nicht einfach vermeintliche Wahrheiten den aus Passivität bald eindösenden Rezipient_innen präsentiert, sondern aktives Lesen gefördert. Schobert kann als “spezifischer Intellektueller“ (Foucault) bezeichnet werden. Nach Foucault komme es nicht darauf an, die Wahrheit von jedem Machtsystem zu befreien, sondern die Macht der Wahrheit von den Formen der Hegemonie zu befreien, quasi die (sozialen, ökonomischen und institutionellen) Produktionsordnungen der Wahrheit zu verändern. Schobert gibt nicht einfach Beispiele für das Wahre und Gerechte und erklärt mit dem universellen Wissen aus erhöhter Position heraus den subalternen Rezipient_innen die Welt. Vielmehr zeigt er die Strukturen auf, fördert und fordert aktives Mitdenken bzw. -“handeln, spricht nicht einfach, sondern fordert zum Sprechen auf.

Erschienen bei Unrast Verlag (Edition DISS) 2009, 29,80 Euro.

Die Rezension wurde zuerst bei StattWeb veröffentlicht

Frauen in der Geschichte der CP/USA

Von Beginn an stand der Kampf zur Befreiung der Frau in enger Verbindung mit der Entwicklung der sozialistischen Bewegung. Der utopische Sozialist Charles Fourier erkannte, dass eine Gesellschaft dadurch beurteilt werden muss, welche Stellung die Frauen darin haben. Die Unterdrückung der Frau in Arbeit und im häuslichen Leben und die Heuchelei der bürgerlichen Moral wurden von Marx und Engels immer wieder in ihren Werken behandelt - nicht als etwas von Klassenkampf und der Ausbeutung der Arbeiterklasse durch das Kapital getrenntes, sondern als dessen fester Bestandteil. In einer Reihe von europäischen Ländern forderten revolutionäre Parteien wie die damals noch marxistische Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) trotz deren Verbot durch die Regierung Bismarcks das Frauenwahlrecht und weitere politische Rechte der Frauen. Damit stand sie im Gegensatz zu den meisten "liberalen" oder selbst ernannten "radikalen" Parteien, die aus Angst vor dem Verlust ihrer kapitalistischen Geldgeber und Stimmverlust bei ihrer männlichen Wählerschaft der Forderung nach politischen Rechten für die Frauen diffus bis ablehnend gegenüber standen.

Ella Reeve "Mother" Bloor
AktivistInnen für die Befreiung der Frau wurden ein Teil der sozialistischen Bewegung und Organisationen wie der syndikalistischen Industrial Workers of the World (IWW), schon bevor Frauen das Wahlrecht erlangten, und obwohl die Führer der Sozialistischen Partei Amerikas (SPA) das Ziel des Frauenwahlrechtes und der Rechte der Frauen hinten anstellten und der Unterstützung des Kampfes für die Bürgerrechte und der weiteren sozialen und wirtschaftlichen Befreiung der Afroamerikaner gegenüberstellten. Mit der Gründung der Communist Party / USA und der Entwicklung der kämpferischen Frauenbewegung nach 1919 wurden insbesondere Frauen und militante Afroamerikaner beider Geschlechter von der CP/USA in weit größerer Zahl angezogen, was zu einem Rückgang des Einflusses der Sozialistischen Partei und anderer Gruppen führte. Darunter waren bekannte Aktivistinnen wie das führende IWW Mitglied Elizabeth Gurley Flynn und die radikale Arbeiterin Ella Reeve "Mother" Bloor. Flynn, für die der Sänger Joe Hill sein "Rebel Girl" geschrieben hatte, war die berühmteste führende CP/USA Vertreterin der Zwischenkriegszeit. In der Zeit des "kalten Krieges" in den 1950er Jahren war sie politische Gefangene. 1961 wurde sie als erste Frau zur Vorsitzenden des Nationalkomitees der KP der USA gewählt. Als 1964 ein 14 Jahre andauernder Rechtsstreit um die Verweigerung der Ausgabe von Reisepässen gewonnen wurde, reiste Flynn in die Sowjetunion. Dort starb sie am 5. September 1964; sie erhielt ein Staatsbegräbnis auf dem Roten Platz. Ihr Leben ähnelt dem von Margaret Sanger - einer sozialistischen Vorkämpferin des Rechtes der Frauen zur Empfängnisverhütung vor und während des Ersten Weltkriegs - gerade auch in Bezug auf die Repression, die beide erfahren mussten. Sanger wurde eine der MitbegründerInnen von Planned Parenthood in der Nachkriegszeit. Zwischen beiden gab es jedoch entscheidende Unterschiede: Sanger blieb zwar progressiv, verband jedoch zusehends geschäftliche Interessen und Zusammenarbeit mit offenen Rassisten, neomalthusianischen Reaktionären, und anderen mehr oder weniger rassistischen Eugenikern die mit der Unterstützung der Legalisierung der Empfängnisverhütung den Wunsch verbanden, vor allem die Arbeiterklasse und Minderheiten zu begrenzen.

Claudia Jones
Frauen wie die in West Indien geborene und in Harlem aktive Claudia Jones wurde in den 1930er Jahren führend in dem nach den Grassroots Prinzip aufgebauten CP/USA Jugendorganisationen und später in der CP/USA selber. Die 1999 verstorbene mexikanisch-amerikanische Aktivistin Emma Tenayuca war Streikführerin im Landarbeiterstreik bei der Southern Pecan Shelling Company und wurde "Pasionaria de Texas"  im San Antonio Ende der 1930er Jahre genannt.

Trotz dem auch in der CP/USA existierenden männlichen Chauvinismus war die Partei die einzige politische Partei, die das Problem des männlichen Chauvinismus erkannt und versucht hat zu bekämpfen. In diesem Sinne wurde bereits vor dem I. Weltkrieg in den sozialistischen und feministischen Bewegungen die Auseinandersetzung mit diesem Denkmuster geführt. Zeitweise waren diese Bewegungen Verbündete, obwohl es oft erhebliche Differenzen über die Frage des Verhältnisses von bürgerlichem und proletarischem Feminismus gab. Während viele revolutionäre Feministinnen die Zusammenarbeit als Ausverkauf der sozialistischen Meinungsführerschaft in der Frage des Kampfes um gleiche Rechte von Frauen und Männern kritisierten, befürchteten andere Strömungen die Überbewertung der Frage zu Lasten der Gewinnung der Arbeiterklasse an sich.

Die CP/USA überbrückte diese Unterschiede. Zwar nicht mit vollem Erfolg aber in stärkerem Maße als jede andere Gruppe. Innerhalb der proletarischen Frauenbewegung war die Zahl der mit der militanten CP/USA verbundenen Frauen, die führende Rollen in den Gewerkschaften erkämpften, prozentual höher als die Zahl der organisierten männlichen CP/USA Mitglieder. Und das, obwohl dies schwierig war, da die zunehmenden Auswirkungen der antikommunistischen Politik in den USA bedeutete, dass die Zugehörigkeit zur CP/USA eher zu Repressionen denn zur Anerkennung führte. Das zeigt das Beispiel der in dem widersprüchlichen Dokumentarfilm "Union Maids", erzählten Geschichte von drei in der Arbeitslosenbewegung im Jahr 1930 aktiven Frauen, wobei aber "vergessen" wird zu erwähnen, dass alle drei CP/USA Aktivistinnen waren. Ein Ergebnis der heute noch lähmenden Wirkung der antikommunistischen Unterdrückung in der McCarthy Ära. In Wirklichkeit war jedoch die systematische Unterstützung dieser Kämpfe durch die Partei nicht unbedeutend. In dem Dokumentarfilm wurden die drei Frauen gebeten anzugeben, was sie über den Sozialismus gedacht haben und was er für sie bedeutet. Dies ist zwar gut gemacht, das Verständnis der Frauen und ihre Vorstellungen über die Rechte der Frauen, über Rassismus, Sexismus und Sozialismus werden jedoch weitgehend wiedergegeben, ohne die Rolle der CP/USA auch nur zu erwähnen.

Emma Tenayuca
Wesentliche Teile der Geschichte der Frauen in und aus der CP/USA müssen noch geschrieben und bewusst gemacht werden. Dazu gehört auch der Kampf um das nationale Gesundheitssystem, die Vollbeschäftigungspolitik, die juristische und tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter. Aber es kann einiges über den Beitrag der kommunistischen Bewegung im Kampf zur Gleichstellung der Geschlechter gesagt werden und über die negativen Auswirkungen der antikommunistischen Ideologie und Politik. Diese führte nicht nur zu einer Schwächung im Kampf für die Rechte der Frauen, sondern untergrub auch andere wesentliche Kämpfe.

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg spielten in der kommunistischen Gewerkschaft "United Electrical Workers Union (UE)" die CP/USA Sympathisantinnen eine entscheidende Rolle. Sie erkämpften den ersten Tarifvertrag, in denen Frauen eine höhere Lohnerhöhung erhielten als die Männer. Dieser Versuch, die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern etwas aufzupeppen, ist ein frühes praktisches Beispiel für das, was Jahrzehnte später als "Affirmative Action" gekennzeichnet wurde. Als die Arbeiterbewegung anwuchs - vor allem auch dadurch, dass Millionen von Frauen Arbeiterinnen wurden und gezwungen waren, in der Rüstungsproduktion zu arbeiten - versuchten die kommunistisch orientierten Frauen, die sich in den Industriegewerkschaften organisierten, sich vor allem auch für die Frauenrechte in den Fabriken einzusetzen. Sie kämpften gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz. Ein Bundesgesetz für öffentliche Kindertagesstätten und Rechtsvorschriften im Dienstleistungsgewerbe sowie verbesserte soziale Unterstützung wurde das erste seiner Art. Es wurde von der konservativen Oppositionskoalition im Kongress allerdings derartig verstümmelt, dass es sich in der Praxis mehr als Alibifunktion eignete.

CP/USA Sympathisantinnen waren als Ehefrauen der Soldaten in den Militärstützpunkten in den USA organisiert, wo die große Mehrheit der 15 Millionen Armeeangehörigen stationiert war, auch die sogenannten Zivilbereiche. Beide kämpfen gegen die Geschlechtertrennung im militärischen Bereich ebenso wie gegen die rassistische Gewalt: Vor allem auf den Militärstützpunkten in den Südlichen Bundesstaaten war die gesetzliche Rassentrennung in Kraft.

Sie spielten weiterhin eine führende Rolle im Kampf für die Rechte der Arbeiterschaft, gegen Rassismus und für den Frieden während der Nachkriegs-Ära des Kalten Krieges - in mancher Hinsicht eine noch größere Rolle, da der Erfolg der Säuberungen und der "schwarzen Listen" und entgegen den in den "Bill of Rights" festgelegten "unveräußerlichen Grundrechten" erschreckend viele Menschen von der Wahrnehmung ihrer Rechte auf freie Meinungsäußerung, Versammlungs- und Koalitionsfreiheit ausschlossen. Kommunistische Frauen spielten eine wichtige Rolle bei der Organisierung der Frauenstreiks für den Frieden in den 1960er Jahren und der "Coalition of Labor Union Women (CLUW)" in den 1970er Jahren. Und das obwohl der inzwischen institutionalisierte McCarthyismus diesen und anderen Organisationen gegenüber eine Art "Mantel des Schweigens" Politik durchführte. Ältere Frauen wie Mary Licht, die ich über die Geschichtskommission der CP/USA kennenlernte und die fast 50 Jahre lang im Süden unter großen persönlichen Gefahren an der Verteidigung der Scottsboro Nine teilnahm, widmete den Rest ihres Lebens für die Verteidigung und Entwicklung der CP/USA. Frauen wie Dorothy Burnham, eine afroamerikanische Intellektuelle und Gelehrte, hatten wichtige Führungspositionen in der CP/USA. Im Jahr 1968 stellte die CP/USA, nach fast drei Jahrzehnten der Unterdrückung - was international als Verfolgung beurteilt wurde -“ mit Charlene Mitchell die erste Präsidentschaftskandidatin. Und dies zu einem Zeitpunkt, wo eine Kandidatur zur Präsidentschaft von "Drittparteien" egal ob links oder rechts, praktisch unbekannt war.

Betty Friedan
Der Einfluss der politischen Parteien und sozialen Bewegungen macht sich auf vielen Ebenen bemerkbar. Betty Friedan zum Beispiel, stammte aus einer bürgerlichen jüdischen amerikanischen Familie in Illinois, die ein Elite Frauencollege während des Zweiten Weltkriegs besuchte, und ihre Diplomarbeit in Berkeley machte. Dort machte sie mit einer Vielzahl von politischen Kämpfen, an denen sich CP AktivistInnen beteiligte, die Bekanntschaft. Später arbeitete sie dann für die linke Federated Press. Diese versucht, das Medium für die Arbeiterklasse zu sein, wie die Associated Press das der kapitalistischen ist. Friedan schrieb später für die UE News und unterstützte die Progressive Party im Jahr 1948. Betty Friedan wuchs in einer politisch linken Bewegung und Kultur auf, in der die CP/USA die führende Rolle spielte. Obwohl die Unterdrückung der Nachkriegszeit ihre Karriere als linke Journalistin beendete, fuhr sie fort zu versuchen, für Publikationen von Frauen zu schreiben - sie fühlte sich in der erzwungenen Rolle einer Hausfrau unwohl.

Die ungelösten Fragen und Widersprüche des männlichen Chauvinismus in der CP/USA brachen während der Frühphase des Kalten Krieges wieder auf. In der Partei wurde diskutiert, wie die Repression versuchte das, was der französische Philosoph Jean Paul Sartre einen "Ring aus Feuer zwischen Kommunisten und die Mitbürger" aufzubauen. Betty Friedan, die 1960 an "The Feminine Mystique" ("Der Weiblichkeitswahn oder die Befreiung der Frau") arbeitete,  spielte eine wesentliche Rolle bei der Verständigung darüber, was später in der sozialistischen und kommunistischen Kreisen "die Frauenfrage" genannt wurde. Obwohl sie mit ihrer politischen Vergangenheit nicht hausieren ging, wurde sie eine Berühmtheit. Sie richtete sich mit ihrem Feminismus vor allem an die Frauen, die nach der College Ausbildung mit ihrem Leben als Hausfrau frustriert waren, weil diese Arbeit im öffentlichen Bewusstsein sowohl unbezahlt als auch unterbewertet war. Friedan war entgegen Vertretern anderer feministischer Strömungen der Ansicht, die Emanzipation der Frauen solle nicht gegen die Männer, sondern vielmehr mit den Männern durchgesetzt werden.

Ihre Arbeit sollte gesehen werden als eine Analyse und Widerstand gegen die Ideologien der Unterdrückung. Der Kampf gegen diese Unterdrückung war eine Grundlage für die politische Aktivität der kommunistischen Bewegung in der Zeit, als sie politisch aktiv wurde. Man kann in ihrer späteren Arbeit als Begründerin der "National Organization for Women (NOW)" auch einen Schwerpunkt auf dem Aufbau breiter und offener Organisationen sehen, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der "normalen" Kanäle agierten. Sie sprach sich sowohl für Lobbyarbeit für Veränderungen in der Gesetzgebung als auch für die Organisierung von Massenprotesten, um solche Veränderungen voranzutreiben aus sowie für Aktivitäten, um diese auch künftig fortentwickeln zu können. Diese Art der strategischen und taktischen Perspektive charakterisiert auch die Arbeit der kommunistischen Partei und die ungleich größere linke Bewegung, welche beide die motivierende Kraft in ihrer Jugend waren.

Die Beziehungen zwischen Kommunisten und Feministinnen in den 1950er und 1960er Jahren waren komplex, in der Regel fand jedoch eine manchmal auch widersprüchliche Zusammenarbeit statt, die jedoch komplizierter als die zwischen Sozialisten und Feministinnen in der zeit vor dem Ersten Weltkrieg wurde. Die ideologische Zwangsjacke - die Politik des Kalten Krieges -  die alle Amerikaner einzufangen begann, machte es oft schwer diese Beziehungen und gemeinsame Interessen zu erkennen und zu verstehen. Das ist jedoch wichtig, wenn sowohl die Erfolge als auch die Misserfolge der Vergangenheit als Leitlinien für die aktuellen Kämpfe dienen sollen.

Angela Davis
Angela Davis hatte einen ganz anderen Weg als Betty Friedan eingeschlagen. Als afroamerikanische Intellektuelle und Gelehrte wuchs Davis in der politischen Kultur der Nachkriegslinken und der CP/USA auf, aus denen Friedan sich zurückzog. Sie wurde CP/USA Mitglied und Förderer der Black Panther Party, Lehrerin für Philosophie und eine politische Gefangene, deren Freispruch in den frühen 1970er Jahren ein Sieg über eine ganze Generation politischer Repression war. Sie war und ist Aktivistin gegen rassistische und politische Unterdrückung, für eine umfassende Reform des Strafrechts und für die volle Einbeziehung der Afroamerikaner und alle anderen Minderheiten in eine pluralistische, demokratische amerikanische Kultur. Obwohl Angela Davis später die CP/USA verließ, tat sie dies in einer nicht polemischen Art und Weise. Im Gegensatz zu einigen anderen gab sie sich und ihren Namen niemals für antikommunistische Aktivitäten her. Davis wurde für eine ganze Generation eine international bekannte Persönlichkeit durch ihre Mitgliedschaft und ihre führende Rolle in der CP/USA. In ihren auch international beachteten Büchern über die Kämpfe in den USA gegen Rassismus, Chauvinismus, Imperialismus und Krieg reflektiert sie auch die internationalistische Sicht der CP/USA über diese Kämpfe mit den Volksbewegungen auf der ganzen Welt.

Man kann die Liste der Leistungen der mit der CP/USA und kommunistischen Bewegung verbundenen Frauen fortsetzen mit deren Rolle in zahlreichen anderen Volksbewegungen und Kämpfen, wie Anne Braden und Meridel LeSueur und die vielen Jimmy Higgins Aktivisten, die in US-Städten wie Jersey City / New Jersey Rechte für Mieter, Mietenkontrolle gegen Wohnungsbesitzer und ihre politischen Diener durchkämpfen, Kampagnen zur Gewinnung von Stadträten für die Verabschiedung einer allgemeinen Krankenversicherung, die Einführung von atomwaffenfreien Zonen und nukleare Abrüstung, den Abzug der amerikanischen Truppen aus dem Irak und der Verwendung der Milliarden, die heute in die Rüstungshaushalt und Krieg investiert werden um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen und vieles mehr. Obwohl die Gleichstellung der Geschlechter in den USA und auch in vielen Organisationen fortgeschritten aber noch nicht abgeschlossen ist, ist das bislang erreichte für die CP/USA ein guter Erfolg. Um auch die langfristigen Kämpfe und Errungenschaften der in der CP/USA angeschlossenen Frauen zu sichern ist auch weiterhin die Unterstützung der CP/USA ein unverzichtbarer Beitrag zum Erfolg der Kampagnen zur Befreiung der Frauen. Sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft.

Quelle: Eigene Übersetzung und Bearbeitung des Beitrags "Frauen in der Geschichte der CP / USA" von Norman Markowitz

Fotos: WikiMedia

Mumia Abu-Jamal: Der 1. Mai inmitten globaler Verwüstung

Seite 1 der Botschaft von Mumia
Der 1. Mai inmitten globaler Verwüstung

von Mumia Abu-Jamal 1, 31.03.2010

Während sich der 1. Mai nähert - ein Tag, der seit über einem Jahrhundert als Symbol der Stärke der Arbeiter gefeiert wird - scheint er sich zum Symbol des Zerfalls zu wandeln.

Während das ökonomische System Beben, Nachbeben und Erschütterungen durchläuft, sind sozialer und kommunaler Wohlstand an Banken und Konzerne verschleudert worden. Millionäre erhalten Finanzhilfen, während ArbeiterInnen bestenfalls die Qual von Lohnkürzungen ertragen mussten, im schlimmsten Fall auch Massenentlassungen. Auf dieser arbeiterInnenfeindlichen Grundlage saniert sich die Wirtschaft.

Marx und Engels haben zu Recht festgestellt, dass der Staat nicht mehr als als das ausführende Komitee der Bourgeoisie ist 2. Warum auch sonst gießen die Wirtschaftsmächte der Welt ohne irgend eine Nachfrage Milliarden in Konzernkassen, während sie Almosen an ArbeiterInnen und deren Familien verteilen, fast wie Münzen in den Hut eines Bettlers?

Der 1. Mai begann in Amerika während der schicksalhaften Vorgänge des Haymarket Aufstandes im 19. Jahrhundert, als ArbeiterInnen für die 40-Stundenwoche und eine Abschaffung der Kinderarbeit kämpften.

Noch immer steht der 1. Mai für den Kampf der Arbeitenden in Amerika, Europa, Afrika und Asien gegen die staatliche und kapitalistische Unterdrückung und Gier.

Im wesentlichen ist der Kapitalismus in einer schweren Krise. Die wahnsinnigen Kriege als auch der sehr reale Anstieg der Vetternwirtschaft spiegeln diese Krise wider. Wenn die Milliarden Arbeitenden die Welt verändern wollen, müssen sie sich über die falschen Barrieren hinweg die Hände reichen, um eine neue und bessere Welt zu errichten, in der Leben und Freiheit kostbarer sind als der Profit.

Dass ist nicht nur möglich, das ist notwendig!

Seite 2 der Botschaft von Mumia
Danke. Ona Move!

Genosse Mumia

Originalbeitrag als MP3 Datei - via Prison Radio Projekt San Francisco:

Der 1. Mai inmitten globaler Verwüstung


Anmerkungen:

Mumia Abu-Jamal wurde am 24. April 1954 unter dem Namen Wesley Cook in Philadelphia geboren. Er wuchs in den „Projects“, städtischen Wohnbausiedlungen für Schwarze, Arme und sozial Benachteiligte auf und wurde bereits früh mit dem Rassismus der US-amerikanischen Gesellschaft konfrontiert. Anfang 1969 gehörte er zu den Mitgründern der Black Panther Party in Philadelphia. Nach seiner Schul- und Collegezeit arbeitete Mumia Abu-Jamal bis zu seiner Verhaftung und Mordanklage im Dezember 1981 als progressiver Radiojournalist und berichtete über Themen wie Wohnungsnot, Polizeibrutalität und den fortgesetzten Krieg der Stadt Philadelphia gegen die radikalökologische Organisation MOVE.

Er ist seit Mai 1983 in den Todestrakten des Bundesstaates Pennsylvania inhaftiert und kämpft bis heute für die Aufhebung seines Urteils, einen neuen Prozess und seine Freilassung. Er hat seine journalistische Tätigkeit auch im Gefängnis fortgesetzt und ist Verfasser mehrerer Bücher und vieler Hunderter Kolumnen zu historischen und aktuellen Fragen. Er ist verheiratet mit Wadiya Jamal und hat zwei Söhne, eine Tochter und mehrere Enkel.

Sofortige Freiheit für Mumia Abu-Jamal!


Marx/Engels - Manifest der kommunistischen Partei 1848: "Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuss, der die gemeinschaftliche Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet."

Homepage von Mumias Verteidigung

Petition: Mumia Abu-Jamal und die globale Abschaffung der Todesstrafe
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