Münchener Stadtrat für Mumia Abu-Jamal!
28.10.2009: Die Mehrheit des Stadtrats in München hat in einer Resolution beschlossen, daß sich die Stadt München für ein neues, faires Gerichtsverfahren für Mumia Abu-Jamal und gegen die Todesstrafe einsetzen solle. In der Resolution wurde zudem darauf verwiesen, daß das damalige Verfahren gegen Mumia Abu-Jamal „eklatante Verfahrensmängel“ aufgewiesen habe, die „ofÂfenÂsichtÂlich auf rasÂsisÂtiÂsche HinÂterÂgrünÂde zuÂrückÂzuÂfühÂren sind“. Die Resolution wurde einhellig von allen Fraktionen des Münchener Stadtrats, mit Ausnahme der CSU, unterstützt.
Wir dokumentieren nachfolgend einen kurzen Bericht der Roten Hilfe München, den Resolutionstext sowie eine Presseerklärung des Linksparteistadtrats Orhan Akman.
Es wäre wünschenswert, wenn andere deutsche Kommunen diesem Münchener Vorbild folgten.
Bericht der Roten Hilfe München:
Münchner Stadträte fordern ein neues, faires Gerichtsverfahren für Mumia Abu-Jamal
Am MittÂwoch, den 28. OkÂtoÂber stand eine ReÂsoÂluÂtiÂon gegen die HinÂrichÂtung von Mumia als ersÂter TaÂgesÂordÂnungsÂpunkt auf der VollÂverÂsammÂlung des MünchÂner StadtÂrats. Zuvor hatÂten SPD, Die Linke, Grüne, Rosa Liste, FDP und ÖDP sich auf eine geÂmeinÂsaÂme ReÂsoÂluÂtiÂon geÂeiÂnigt.
Doch die CSU entÂdeckÂte irÂgendÂeiÂnen FormÂfehÂler, warum diese ReÂsoÂluÂtiÂon nicht auf der VollÂverÂsammÂlung verÂabÂschieÂdet werÂden kann. Nicht desÂtoÂtrotz wurde über eine StunÂde -“ z. T. sehr hefÂtig disÂkuÂtiert.
Nach 1,5 StunÂden wurde beÂschlosÂsen, daß die StadtÂräÂte, die die ReÂsoÂluÂtiÂon unÂterÂstütÂzen, nach der VollÂverÂsammÂlung diese unÂterÂschreiÂben solÂlen, was auch geÂschah.
Hier der Text der geÂmeinÂsaÂmen ReÂsoÂluÂtiÂon, der von den Abgeordneten der folgenden Fraktionen beschlossen wurde:
SPD-Fraktion, Bündnis 90/Die Grünen/Rosa Liste-Fraktion, FDP-Fraktion, Fraktion DIE LINKE.
ReÂsoÂluÂtiÂon anÂlässÂlich der VollÂverÂsammÂlung am 28. OkÂtoÂber 2009
Als KomÂmuÂne, die mit ÜberÂzeuÂgung rechtsÂstaatÂliÂchen GrundÂsätÂzen folgt und sich für eine geÂrechÂte und nachÂhalÂtiÂge EntÂwickÂlung enÂgaÂgiert, sieht MünÂchen die VerÂpflichÂtung, sich weltÂweit für den Schutz der MenÂschenÂrechÂte zu enÂgaÂgieÂren und nicht wegÂzuÂseÂhen, wenn staatÂliÂche ÜberÂgrifÂfe die MenÂschenÂwürÂde beÂeinÂträchÂtiÂgen. In dieÂsem Sinne hat sich die LanÂdesÂhauptÂstadt MünÂchen immer wieÂder für die weltÂweiÂte AbÂschafÂfung der ToÂdesÂstraÂfe einÂgeÂsetzt, insÂbeÂsonÂdeÂre im RahÂmen der InÂitiaÂtiÂve „StädÂte für das Leben -“ StädÂte gegen die ToÂdesÂstraÂfe“, an der sich mehÂreÂre HunÂdert GroßÂstädÂte aus allen KonÂtiÂnenÂten beÂteiÂliÂgen.
Die ToÂdesÂstraÂfe ist ein barÂbaÂriÂscher, die MenÂschenÂwürÂde missÂachÂtenÂder Akt staatÂliÂcher GeÂwalt. Sie wird dann zum Mord, wenn die SchuldÂfraÂge nicht einÂdeuÂtig geÂklärt ist, wie dies im Fall von Mumia Abu-JaÂmal der Fall ist. Der afro-ameÂriÂkaÂniÂsche JourÂnaÂlist und BürÂgerÂrechtÂler sitzt seit über 27 JahÂren in der ToÂdesÂzelÂle in den VerÂeiÂnigÂten StaaÂten, weil er anÂgebÂlich einen weiÂßen PoÂliÂzisÂten erÂschosÂsen haben soll. Abu-JaÂmal beÂteuÂert seitÂher seine UnÂschuld, und MenÂschenÂrechtsÂorÂgaÂniÂsaÂtioÂnen haben eklaÂtanÂte VerÂfahÂrensÂmänÂgel im daÂmaÂliÂgen GeÂrichtsÂproÂzess aufÂgeÂdeckt, die ofÂfenÂsichtÂlich auf rasÂsisÂtiÂsche HinÂterÂgrünÂde zuÂrückÂzuÂfühÂren sind.
Wir schlieÂßen uns daher der weltÂweiÂten SoÂliÂdaÂriÂtätsÂkamÂpaÂgne an und forÂdern ein neues, faiÂres GeÂrichtsÂverÂfahÂren für Mumia Abu-JaÂmal. Die VerÂeiÂnigÂten StaaÂten von AmeÂriÂka sind zu Recht stolz auf die älÂtesÂte deÂmoÂkraÂtiÂsche VerÂfasÂsung der Welt mit der GaÂranÂtie gleiÂcher RechÂte für Alle. Diese VorÂbildÂfunkÂtiÂon verÂpflichÂtet aber zu einer äuÂßerst sorgÂfälÂtiÂgen und huÂmaÂnen WürÂdiÂgung in jedem einÂzelÂnen Fall. Der RechtsÂgrundÂsatz „in dubio pro reo“ (im ZweiÂfel für den AnÂgeÂklagÂten) muss naÂtürÂlich in ganz beÂsonÂdeÂrem Maße bei der VerÂhänÂgung der ToÂdesÂstraÂfe gelÂten.
DarÂüber hinÂaus forÂdert der MünchÂner StadtÂrat selbstÂverÂständÂlich weiÂterÂhin eine vollÂstänÂdiÂge AbÂschafÂfung der ToÂdesÂstraÂfe. BeÂsonÂders in beÂfreunÂdeÂten StaaÂten wie den USA ist diese EntÂscheiÂdung längst überÂfälÂlig.
Zur Resolution Münchner Stadträte vom 28.10.2009 zur Unterstützung des afro-amerikanischen Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal erklärt der Stadtrat der LINKEN, Orhan Akman:
Seit 27 Jahren sitzt der afro-amerikanische Journalist und Bürgerrechtler, Mumia Abu-Jamal, in der Todeszelle. Menschenrechtsorganisationen haben gravierende, rassistisch motivierte Verfahrensmängel aufgedeckt, die zu seiner Verurteilung geführt haben. Das Leben von Mumia Abu-Jamals ist durch den Antrag der Staatsanwaltschaft von Pennsylvania auf Wiedereinsetzung des Hinrichtungsbefehls akut bedroht.
Ich bin glücklich und erleichtert, dass sich Münchner Stadträte über viele politische Grenzen hinweg zu einem Bündnis für das Leben des Bürgerrechtlers Abu-Jamal und damit zur Verteidigung der Menschenrechte zusammengefunden haben.
Die einhellige Unterstützung unserer Initiative durch SPD, Grüne/Rosa Liste, FDP und ÖDP gibt mir Hoffnung, dass die weltweiten Proteste weitere Unterstützung finden werden und so eine Exekution verhindert werden kann. „Im Zweifel für den Angeklagten“ ist ein elementares, rechtsstaatliches Prinzip, dies gilt umso mehr bei Vollstreckung der Todesstrafe.
Die Ablehnung der Resolution durch die CSU ist erschütternd. Mindestens das Gebot der christlichen Nächstenliebe hätte die CSU dazu bewegen sollen, diese Geste demokratischer Tugend und Achtung vor den Menschenrechten zu leisten. Die CSU wird ihr diesbezügliches Versagen mit ihrem Gewissen vereinbaren müssen.
Orhan Akman
Stadtrat der LINKEN.