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Auf die Straße

Fotografien von David Schommer aus Frankfurt über die Studierendenproteste 2006

Eröffnung: Fr 11.9., 20 Uhr, mit Film-Ausschnitten von Martin Keßler "Neue Wut" und "Kick it like Frankreich", mit David Schommer und mit Blue Flower (Musik)

Öffnungszeiten: Mi, Do: 19-21 Uhr, Sa: 11-14 Uhr und nach Vereinbarung

Der Ankündigungstext:

„Autobahn in Frankfurt blockiert“, „Studentenproteste lösen Verkehrschaos in Frankfurt aus“, „Hunderte Studenten nach Blockaden festgenommen“, „Versaut uns nicht die WM!“, „Studentenproteste eskalieren“, „Bahnhof lahm gelegt“, „Studierende besetzen Ministerium“ -“ So oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen der Presseberichte über den studentischen Widerstand zur geplanten Einführung von Studiengebühren.

Auch wenn die Studiengebühren in Hessen letzendlich im hessischen Landtag durch einen Mehrheitsbeschluss von SPD, den Grünen und der Linkspartei wieder abgeschafft wurden, darf dabei nicht die Rolle der vielen StudentInnen vergessen werden, die sich an den vielfältigen Protestaktionen beteiligt hatten. Das Wahlversprechen der drei Parteien, dass durch die Zurücknahme des Gesetzes eingelöst wurde, ist nicht ein bloßer Ausdruck des guten Willens jener Parteien, sondern der politisch-sozialen Kräfteverhältnisse, die in diesem Bundesland herrschen. Die Studierenden haben sich gewehrt und ihre Forderungen haben Eingang in die Parteipolitik gefunden.

Der Fotograf David Schommer, selbst Studierender der Soziologie, begleitete die Proteste 2006 mit seiner Kamera. Die Ausstellung vermittelt einen Eindruck in die bunten Formen des Protestes. Gleichzeitig zeigen die Photos mit erschreckender Deutlichkeit, in welcher Weise der staatliche Apparat auf den Widerstand der Studierenden antwortete: Mit einem Überaufgebot von hochgerüsteter Polizei, mit Gewalt und Festnahmen.

David Schommer wurde 1984 in Frankfurt geboren. Mit zehn Jahren emigrierte er mit seiner Familie nach Zimbabwe. Zurück in Frankfurt begann er im Jahr 2005 Soziologie zu studieren. Die Proteste der hessischen Studierenden gegen die Einführung von Studiengebühren im Jahr 2006 brachten ihn zum aktiven Protest und zur Fotografie. Aus der Notwendigkeit heraus die Berichterstattung der Mainstream-Medien kritisch zu ergänzen wuchs eine Leidenschaft für engagierte Fotografie.

Mit seiner Fotografie möchte David Schommer soziale Kämpfe dokumentieren und durch die festgehaltenen Momente an einer Dekonstruktion von Machtverhältnissen mitwirken. Gleichzeitig widmet er sich in einer theoretischen Auseinandersetzung der Analyse diskriminierender Momente in der Bildgestaltung.


Mehr dazu: Arbeiterfotografie

"Uns geht's noch viel zu gut!"

Den von "BILD" & Co forcierten Spruch hört man gerade bei Lohnabhängigen viel zu oft. Das Motiv dieser Spitzenerzeugnisse des Qualitätsjournalismus ist eigentlich durchsichtig - Ruhigstellung, Zersetzung, Irreführen usw. Und warum? Der Minister des Innern, Herr von Puttkamer, machte den berühmten Ausspruch: „In jedem Streik lauert die Hydra der Revolution“. Der Mann hatte seine Gründe für diese berechtigte Vermutung. Bis dahin ist es schon noch ein bisschen hin. Aber: mit der These es müsse "alles noch schlimmer werden", bevor es so weit ist wird gedanklich schon der Verzicht der Sprücheklopfer eingeleitet. Es stellt sich die Frage, ob man nach dem Motto: "Da kannst Du eh' nichts machen, es ist ja Krise." deshalb nichts machen kann und weiter in die "BILD" glotzen muss? Sind die Leute deshalb einfach nur blöd? Wie ist eigentlich die Lage wirklich? Löhne und Gehälter in Deutschland - die Nachhinker:

Das Krasseste zuerst im ach so gleichberechtigten Deutschland als interaktive Grafik: Lohnungleichheit bei Männern und Frauen.

Mit der Unternehmerlyrik "Nachgerechnet: So viel kosten die Pläne der Linken" in der "Rheinischen Post" setzt sich Wolfgang Lieb in den Nachdenkseiten auseinander: "Der schlichte Zusammenhang „Löhne runter -“ Beschäftigung rauf“ mag das Denken eines einzelnen Unternehmers bestimmen und einzelwirtschaftlich tendenziell vielleicht eine gewisse Plausibilität haben, in einer gesamten Wirtschaft hängen jedoch Angebot und Nachfrage insgesamt voneinander ab. Die Zusammenhänge sind also etwas komplizierter als uns vorgegaukelt wird, und deswegen ist es ziemlich einfältig, den Arbeitsmarkt mit dem Kartoffelmarkt gleichzusetzen.(...)"

Der Artikel von Werner Balsen und Stefan Bauer in der FR vom 09.09.2009 vergleicht die Löhne und Gehälter: „Beim Lohn- und Gehaltszuwachs sieht es für die Arbeiter und Angestellten in Deutschland eher mau aus: Verglichen mit ihren Kolleginnen und Kollegen in den anderen EU-Staaten lagen sie im vergangenen Jahr mit einem durchschnittlichen Reallohnzuwachs von 0,1 Prozent im unteren Drittel der 27 Mitgliedstaaten und deutlich unterhalb des EU-Mittels von 1,3 Prozent. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie der in Dublin beheimateten EU-Körperschaft für die Verbesserung der Lebens- und  Arbeitsbedingungen (Eurofounds)...“

Siehe dazu “Pay developments -“ 2008- - die Studie der Eurofound-™s European Industrial Relations Observatory (EIRO)(englisch, pdf)

Einkommenskluft schwächt Wirtschaft: „Eine zentrale Ursache der Weltwirtschaftskrise ist die rasante Zunahme der Einkommensungleichheit in vielen Ländern, auch in Deutschland. Ohne eine neue Verteilungspolitik bleibt die Wirtschaft weiterhin anfällig für Krisen...“ Böckler Impuls Ausgabe 13/2009 (pdf)

Siehe dazu: „Von der Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise (III): Die Rolle der Ungleichheit“

„Eine zentrale Ursache der Krise, die in der öffentlichen Debatte noch wenig Beachtung findet, ist die rasante Zunahme der Einkommensungleichheit in vielen Industrieländern, aber auch in einigen Schwellenländern (IMK 2009). In den USA haben viele Privathaushalte -“ unterstützt durch ein dereguliertes Finanzsystem -“ auf stagnierende Realeinkommen mit einer immer ausgedehnteren Kreditaufnahme reagiert. Nur so konnte der private Konsum über Jahre hinweg zur tragenden Stütze des Wirtschaftswachstums in den USA werden. Anders in Deutschland...“ IMK Report Nr. 41 vom September 2009 (pdf)

Quellen: teilweise via LabourNet
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