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Veranstaltung zu Gentech-Zulassungsverfahren: "Heimspiel der Industrie"

Werner Müller beim Vortrag
Foto: Wolfgang Wiebecke
Unter dem Titel "Gentech-Zulassungsverfahren: Heimspiel der Industrie" fand am 21. 11. in Wuppertal eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung statt.

DI Werner Müller (Global 2000, Wien) beleuchtete vor über 90 Teilnehmerinnen/Teilnehmern die Praktiken der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Gemeinsam mit attac Wuppertal und dem Paritätischen Bildungswerk hatten 10 Organisationen zu dem Abend eingeladen, 21 weitere bildeten einen bundesweiten Unterstützerkreis. Zu der Veranstaltung waren engagierte Mitglieder vieler der beteiligten Gruppen gekommen, sowie zahlreiche weitere interessierte Mitbürgerinnen und -bürger nicht nur aus Wuppertal und benachbarten Städten, sondern z. B. auch aus der Eifel und aus Kassel. In seinem Vortrag verglich Müller die Vorgänge im Rahmen der Gentechnik-Zulassungen der EFSA mit einer unfairen Sportveranstaltung, bei der massive Rechtsverletzungen und wissenschaftlich nicht begründbare Willkür zur Norm geworden sind. In der angeregten Diskussion kamen aus dem Publikum zahlreiche und vielfältige Fragen und Beiträge.

Alle Anwesenden waren darüber einig, dass diese Vorgänge der Zulassung und des Anbaus Gentechnisch Veränderter Pflanzen umgehend beendet werden muss, und die Diskreditierung gentechnik-kritischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der gesetzlich gewährleisteten Freiheit der Forschung und Lehre nicht vereinbar ist.

Kurze Zusammenfassung des Vortrags:
Müller legte eingangs anhand der Beispiele von DDT, Methylbromid und dem recht modernen Pestizid Vinclozolin, drei heute verbotenen Substanzen, dar, dass Wissenschaftler zwangsläufig Fehler in der Risikobewertung machen. Da gentechnisch veränderte Pflanzen bzw. ihre synthetischen Gene aus der Umwelt nicht mehr zurückholbar sind, und somit jede Fehleinschätzung unwiderruflich und unumkehrbar die Umwelt und folgende Generationen belastet, ist die Zulassung von gentechnisch veränderten Organismen mit dem Vorsorgeprinzip und dem Menschenverstand unvereinbar.

Im folgenden benannte er Missstände, die er in Bezug zu einem sportlichen Ereignis stellte:

• KEINE Abschätzung von Langzeitrisiken (730 Tage - Test) 1 : 0 für die Industrie
• KEINE Abschätzung von Effekten auf zukünftige Generationen 2 : 0 für die Industrie
• KEINE Abschätzung von kumulativen toxischen Wirkungen 3 : 0 für die Industrie
• Es werden die gesetzlichen Anforderungen an eine Fall zu Fall Analyse nicht umgesetzt. 4 : 0 für die Industrie
• Die Unsicherheiten müssten in der Risikoabschätzung ausdrücklich analysiert werden 5 : 0 für die Industrie
• Alle signifikanten Effekte werden zugunsten der Biotechfirmen verharmlost. 6 : 0 für die Industrie
• In vielen Fällen übernimmt EFSA die Schlussfolgerungen der Herstellerfirmen eins zu eins 7 : 0 für die Industrie
• Es gibt keine mehrjährigen Studien an Regenwürmern, Asseln, Schmetterlingen etc. 8 : 0 für die Industrie
• Es gibt keine Tritrophischen Studien (Effekte über die Nahrungskette) 9 : 0 für die Industrie
• Wissenschaftliche Einwendungen von Mitgliedsstaaten wie z.B. Österreich oder Italien werden von der EFSA unbegründet abgelehnt. ("Keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse") 10 : 0 für die Industrie
• EFSA macht Werbung für die Industrie 11 : 0 für die Industrie
• Die Konsumentinnen und Konsumenten haben de facto keine Mitsprache-Möglichkeit 12 : 0 für die Industrie

In der Diskussion klärte er auf Anfrage die Anwesenden u. a. auch darüber auf, dass die Befürworter der GVO auch von der längst widerlegten Annahme ausgehen, dass 98 % des Genoms "Müll" wären. Eine Annahme, die massiv gegen den Hausverstand spricht.
Außerdem wurde darüber gesprochen, mit welch radikalen Mitteln gentechnik-kritische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgegrenzt werden.

Von dem Vortrag wurden ein Podcast und ein Film mitgeschnitten, die Präsentationsdatei wird demnächst auf der Internetseite von Werner Müller, zu finden sein und steht auch hier in mehreren Versionen zur Verfügung.

Quelle: Presserklärung
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