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Medien als Beruf: Hänschen Müller als Reporter - "Bürgerjournalisten"

Schrecklich: Die Amateure kommen...” unter diesem Titel hatte ich am 7.10. in einem Blogbeitrag verschiedene Berichte zum Thema “Bürgerjournalismus” unter dem Blickwinkel der Haltung und der Frage der vielfgerühmten “Objektivitiät” der Medienschaffenden zusammengestellt. Mein Fazit war (und ist) daß die “Medienlandschaft eben nur nicht das Ergebnis der Arbeit von Medienschaffenden ist, sondern geprägt ist von Lobbyismus und weiteren Interessenskonflikten...”

Da das natürlich eine Binsenweisheit ist - die allerdings auch nicht von allen so gesehen wird - hier noch ein Verweis auf die Rubrik Branchen / Medien u. IT / Medien als Beruf, in der das Labournet zu diesem Thema neue Berichte zusammengestellt hat:

a) Sind Blogger Lohndrücker?

„Heute schon gebloggt? Die technischen Möglichkeiten des Internet und damit auch die Zahl der "Blogger" haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Die Tendenz ist weiterhin steigend. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sieht schon ein Heer von Billigjournalisten am Werk. Solche gewerkschaftlichen Sorgen sind nicht ganz unbegründet. Viele zu sogenannten Bürgerjournalisten" geadelte Blogger verlangen kein Honorar für ihre Fotos oder Texte -“ und fungieren so als Zulieferer für kostenfreies Rohmaterial. ...“

Artikel von Peter Nowak im Neuen Deutschland vom 20.10.2006

b) Die Amateure kommen - Bürgerjournalismus ist unter Medienprofis umstritten und legt zugleich Mängel des Medienbetriebes offen

„Journalisten als vierte Säule der Demokratie - die klassische Rolle dieses Berufes verblasst auch hierzulande in dem Maße, wie neue Medien bisher unbekannte Informationskanäle schaffen und die etablierte Presselandschaft verändern. Neben den klassischen Medien werden Informationen immer stärker über Internetforen verbreitet, die dokumentieren und kontrollieren. Doch auch unabhängig von den Auswirkungen dieser technischen Entwicklung hat sich das Selbstverständnis von Journalisten verändert, was wiederum den Trend zu alternativen Medien befördert...“
Artikel von Harald Neuber auf telepolis vom 05.10.2006


c) Initiative Qualität: „Bürgerreporter“ - ein Qualitätsrisiko


Die Initiative Qualität im Journalismus (IQ) warnt vor den Gefahren eines so genannten Bürgerjournalismus. Die flächendeckende Aufforderung an Leser und Zuschauer, in ihrem persönlichen Umfeld systematisch Informationen in Text und Bild für Veröffentlichungen zu beschaffen, birgt Gefahren und Risiken für die „Bürgerreporter“ selbst, für die Bürger und für die Qualität der Medien.
Presserklärung der DJU vom 29.09.2006

Schrecklich: Die Amateure kommen...

... Bürgerjournalismus ist unter Medienprofis umstritten und legt zugleich Mängel des Medienbetriebes offen. Artikel auf heise.de

Zur Pressemitteilung der Initiative Qualität im Journalismus

Nur die Ängste eines Berufsstandes, der um seine Pfründe fürchtet? Oder berechtigte Kritik an der Sensationsmache am Beispiel des "Bild - Leserreporters?"

Die Studie "Journalismus in Deutschland" unter Leitung des Hamburger Kommunikationswissenschaftlers Siegfried Weischenberg wies jüngst nach, dass sich fast 90 Prozent der professionellen Medienmacher nur noch als neutrale "Informationsdienstleister" sehen. Kaum ein Viertel der rund 1.500 Befragten betrachten sich weiterhin als Kontrolleure gesellschaftlicher (Fehl-)Entwicklungen. Noch weniger haben einen politischen Anspruch.

Quelle

Zum Glück gibt es also immerhin noch 10 Prozent Journalisten, die engagiert berichten und dabei auch Partei ergreifen. Die Mär von einer angeblichen "Neutralität" der Berichterstattung glaubt meist nur noch der, der noch nie im Focus derselben stand oder der nicht an die Möglichkeiten einer Meinungsmanipulation durch die Massenmedien glaubt. Die Erfahrungen mit dem "eingebetteten Journalismus" zum Beispiel im Zusammenhang mit den Kriegen im Irak, Libanon usw. sprechen allerdings eine andere Sprache...

Einen plausiblen politisch - ökonomischen Hintergrund für diese Entwicklungen liefert das Buch "Die soziale Struktur der Globalisierung. Ökologie, Ökonomie, Gesellschaft" von Bernd Hamm, Professor für Soziologie an der Universität Trier. Eine Besprechung dieses Buches gab es in der “Jungen Welt” vom 9. März 2006. (Nur im Onlineabo) Darin werden die zugrundeliegenden Konzentrationsbestrebungen ebenso wie die Manipulation der "öffentlichen Meinung" durch PR Agenturen und Massenmedien untersucht.

Ein Problem besteht zusätzlich in der Frage, ob die 60 % der Journalisten die laut der Studie "Kritik üben an Missständen" wollen - bei allem subjektivem Anspruch - dies auch tatsächlich tun _können_. Das wird jeder persönlich entscheiden müssen, sofern es ihm möglich ist. "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing..."

Das hängt damit zusammen, dass die Medienlandschaft eben nur nicht das Ergebnis der Arbeit von Medienschaffenden ist, sondern geprägt ist von Lobbyismus und weiteren Interessenskonflikten:

"Nun rühmen sich die USA, die freiesten Medien der Welt zu haben -“ und in der Tat erinnert man sich anerkennend der wichtigen Rolle, die z.B. die Washington Post bei der Aufdeckung des Watergate-Skandals gespielt hat. Aber gegenwärtig ist man eher erstaunt, weshalb angesichts der zahlreichen und schwerwiegenden Verfehlungen der Bush-Regierung nicht eine größere kritische Öffentlichkeit protestiert und für ein Amtsenthebungsverfahren zu gewinnen ist. Die Wahlfälschung vom November 2000 wurde monatelang in den wichtigen Medien verschwiegen, den zahlreichen unbeantworteten Fragen rund um die Anschläge des 11. September 2001 wird nicht nachgegangen; das Downing-Street-Memorandum, von der Londoner Times Anfang Mai 2005 veröffentlicht, wird heruntergespielt; in diesem Geheimpapier, verfaßt im Sommer 2002, legte die Regierung Blair die Strategie fest, mit der der bereits beschlossene Irak-Krieg vor der eigenen Bevölkerung und der Weltöffentlichkeit legitimiert werden sollte. Übrigens scheinen sich auch deutsche Medien, allen voran Der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung, auffallend wenig für die oben angeführten Vorfälle in den USA zu interessieren und sich für eine Bush-freundliche Haltung entschieden zu haben."

(jw, 9.3.2006)

Praktisch erfahren die Menschen das durch eine auffällige Einseitigkeit in der Medienberichterstattung, die eineseits eine gewisse Übereinstimmung mit den politischen Interessenssphären der USA aufweist, wenn zum Beispiel über ganze Kontinente / Länder wie Afrika, Süd- Lateinamerika, den pazifischen Raum, aber auch nationale, regionale oder lokale Ereignisse monatelang kaum, oder aber "gefärbt" berichtet wird. Gerade das ist ja auch eine Triebfeder für den im Heise Bericht angeführten "Bürgerjournalismus", Blogs usw.

Das unterstreicht auch die anfangs zitierte Studie:
"Journalisten sollen und wollen vor allem informieren und orientieren. Dabei versperren offenbar die eigenen Kollegen und die anderen Medien mit ihrer Eigenlogik den Blick auf die Welt. Die nervöse Berliner Luft und das rote Licht der Fernsehkameras haben eine journalistische Pseudoelite hervorgebracht, die durch Stimmungsmache aus der Rolle fällt und dazu beiträgt, dass die politische Kommunikation zum Gemischtwarenladen von Opportunisten verkommt. Sie sollte ihre Selbstdarstellung, deren Nachbereitung jetzt zum Nahkampf von Dünnhäutern eskaliert, durch berufliche Selbstreflexion kontrollieren. Die große Mehrheit der Journalistinnen und Journalisten hat diesen aktuellen Leidensdruck zum Glück nicht."

"Schrecklich: Die Amateure kommen..." vollständig lesen

nadir-soli-party am 7.10.2006

Party für nadir am 7.10.2006 ab 21.30h im Störtebeker und Buttclub! Mit xrfarflight, in den Katakomben mit amei.se, steppin warrior und weitereren Gästen! Im Buttclub Cocktails, optische Aufheller und Laberzone.

Die Zeiten des "freien Internets" sind vorbei (das war eh nur ein Mythos). Publikationen im www werden inzwischen nicht mehr nur von staatlicher Seite angegangen. Mehr und mehr zivilrechtliche Klagen und Unterlassungserklärungen werden gegen nadir.org erhoben. Prominenter Fall ist das Deutsche Rote Kreuz, das mehrere linke Projekte, darunter nadir, wegen der Verbreitung des Symbols der Demosanis belangen will - angeblich bestehe Verwechselungsgefahr. Am 13.10. wird vorm Landgericht Hamburg in der Sache verhandelt.
Nadir ist auf Eure Kohle angewiesen, um weiterhin Eure Inhalte publizieren zu können: also kommt zur Party und Trinkt für linke Inhalte im www!

Störtebeker, Bernhard-Nocht-Str. 16,
Buttclub, St.Pauli-Hafenstrasse 126,
St. Pauli
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